Nicht schlecht, aber es gibt bessere Bücher zum Thema, die nicht so an der Oberfläche bleiben
Der schwarze WinterDer Krieg ist endlich zu Ende, doch die deutsche Bevölkerung hungert. Der strenge Winter und der Mangel an Nahrung, sowie allem Lebensnotwendigen, zermürbt die Menschen. Die Schwestern Silke und Rosemarie ...
Der Krieg ist endlich zu Ende, doch die deutsche Bevölkerung hungert. Der strenge Winter und der Mangel an Nahrung, sowie allem Lebensnotwendigen, zermürbt die Menschen. Die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf sind seit ihrer Flucht aus dem Osten als Zwangsarbeiter bei einer Bauernfamilie einquartiert. Das Ehepaar lässt die Frauen schwer arbeiten und ist mit dem Essen geizig. Als der Bauer Rosemarie an die Wäsche geht, flüchten die beiden Schwestern. Sie wollen nach Hamburg, wo sie ihre jüngste Schwester vermuten, die in ein Heim gesteckt wurde. Trotz der schlechten Versorgungslage in der ausgebrannten Hansestadt lassen sie sich nicht von ihrem Plan abbringen. Flüchtlinge werden von der britischen Besatzungsmacht nicht mehr aufgenommen und ohne Bezugsscheine gibt es keine Nahrungmittel. Die Begegnung mit dem Schwarzmarkthändler Egon Tönnes verhilft Silke und Rosemarie zu einem Schlafplatz. Ohne Essensmarken sind auch sie gezwungen am Schwarzmartk zu dealen. Durch die Hilfe von Mila bekommt Rosemarie immer mehr Einblick ins Geschäft, während Silke bei Hans Meister Hilfe erhält. Er ist einer der Größen im Schwarzmarkthandel und außerdem mit dem britischen Offizier Allan Wright befreundet. Hans verschafft Silke eine Lizenz für einen Barbetrieb, wo ausschließlich britische Soldaten Gäste sind. Silke ziert sich zuerst, da sie sich zu fein dafür hält, doch um zu Überleben nimmt sie diese Hilfe doch noch an. Als sie immer mehr Erfolg mit dem Barbetrieb haben, sind die Neider bald zur Stelle und schrecken auch vor Mordanschlägen nicht zurück...
Die Geschichte ist ein Mix aus Nachkriegskrimi und Romanze. Sie lässt sich flüssig lesen, aber bleibt schlussendlich nur eine von vielen. Der Beginn ist interessant erzählt und der Schreibstil der Autorin angenehm zu lesen. Man hofft für die Schwestern, dass sie in Hamburg eine neue Heimat finden. Die zerbombte Hansestadt und der Schwarzmarkthandel wird bildhaft dargestellt. Doch umso länger die Geschichte voranschritt, umso oberflächlicher wirkte sie auf mich.
Die Autorin hat meiner Meinung nach etwas zu viele Themen aufgegriffen, die in der Folge teilweise im Sand verlaufen. Ein Beispiel ist der Strang um die jüngste Schwester von Silke und Rosemarie, die sie im Heim finden und allerlei Missstände aufdecken. Für mich wurde die Problemlösung zu schnell bewältigt und wirkte unglaubwürdig. Auch bei einigen anderen Themen passiert ähnliches. Kaum kam Spannung auf, löste sich das Problem auch schon in Luft auf.
Den Widersacher von Hans Meister und den Schwestern enttarnte ich leider zu schnell.
Die Figuren blieben mir teilweise auch zu blass. Die Autorin hat mit Silke zwar eine etwas andere Protagonistin erschaffen, da sie früher eine Anhängerin von Hitler war, aber ihre Kehrtwende nahm ich ihr nicht wirklich ab. So wirklich angefreundet habe ich mich Silke nicht.
Rosemarie ist das komplette Gegenteil von ihrer Schwester. Sie hat ein sonniges Gemüt und ist um einiges jünger als ihre ältere Schwester. Sie liebt Musik, fällt durch ihre natürliche Schönheit (Achtung Klischee) auf und kommt bei den Mitmenschen gut an. Sie ist kämpferisch, aber auch naiv.
Die Beziehung der Schwestern ist eher konfliktbeladen, aber wenn es hart auf hart kommt, trennt die beiden niemand. Auch der sympathische britische Soldat, der laufend seine Kompetenz überschreitet und sich für Hans und Silke stark macht, bleibt eher blass. Die Romanzen sorgen zusätzlich für ein etwas verkitschtes Ende.
Ein Roman, der mir zu viele angeschnittene Themen hatte, die zu oberflächlich behandelt wurden.
Fazit:
Alles im allem ist die Geschichte nicht schlecht und wer noch nicht so viel in diesem Genre gelesen hat, dem wird sie bestimmt gefallen. Ich habe aber schon so viele bessere Bücher über die Nachkriegszeit gelesen, dass mir "Der schwarze Winter" eher nicht im Gedächtnis bleiben wird.