Ein neuer Anfang
Nordlichtträume am FjordOftmals ist es wichtig in welcher Lesestimmung man sich gerade befindet, wie man eine Geschichte schlussendlich bewertet. Bei "Nordlichtträume am Ford" war der Zeitpunkt für mich perfekt, denn meine Tochter ...
Oftmals ist es wichtig in welcher Lesestimmung man sich gerade befindet, wie man eine Geschichte schlussendlich bewertet. Bei "Nordlichtträume am Ford" war der Zeitpunkt für mich perfekt, denn meine Tochter befand sich zur selben Zeit, als ich die Geschichte las, in Lappland. Der Roman beginnt zwar im Sommer und geht erst später auf Weihnachten zu, aber bringt das winterliche Gefühle in der zweiten Hälfte sehr gut rüber. Während ich also von Nordlichtern las, bekam ich zeitgleich wunderschöne Fotos auf meine Handy, die mir meine Tochter aus dem schwedischen und norwegeischen Lappland schickte. So gefiel mir die Lektüre gleich viel mehr.
Unsere Hauptprotagonistin Annabelle lebt in Hamburg, ist schwanger von einem One-Night-Stand und antwortet nach der Trennung von ihrem Freund und dem Verlust ihres Jobs auf eine Internetanzeige. In einem abgelegenen Hof in Elvasund, Norwegen, wird eine Hilfe gesucht. Die Marketingexpertin wünscht sich erstmal Ruhe und eine Auszeit. Der ziemlich kühle Empfang in Norwegen verunsichert sie allerdings sehr, denn die Besitzerin des Hofes weiß von keiner Anzeige und möchte keine Hilfe. Trotzdem bleibt Annabell nach der langen Autofahrt ertsmals auf dem Hof bei Berit und hilft aus. Besonders angetan hat es ihr die alte Spinnerei der Familie, die jedoch stillgelegt ist. Berits Mann wollte sie restaurieren und als Museum für die Allgemeinheit öffnen. Auch der pensionierte Tierarzt Thorbjörn, der mit Berit befreundet ist, versucht sie schon seit einiger Zeit zu überreden, der Genossenschaft beizutreten und die Spinnerei für Touristen zu öffnen. Für Annabell genau das Richtige... außerdem ist da noch Schäfer Bjarne, der ihr nicht aus dem Kopf geht. Doch sie trägt das Kind eines anderen unter ihrem Herzen....
Zusätzlich kann sich Annabell nicht mit ihrer Zukunft als Mutter identifizieren.Schon als Kind war sie die meiste Zeit auf sich alleine gestellt und nun befürchtet sie, dass sie ihrem Kind keine Mutterliebe entgegenbringen kann, da sie diese selbst nie kennengelernt hat. Bei Annabelle brauchte ich ein bisschen länger um mit ihr warm zu werden....
Auch Bjarne hat seit seiner Kindheit Probleme wegen seiner Stotterei. Von den Mitschülern verspottet und vom eigenen Vater nicht akzeptiert, hat er auch noch heute Schwierigkeiten mit der Sprache. Trotz seines Sprachfehlers ist er ein herzensguter und aufrichtiger junger Mann. Er hat mir besonders gut gefallen und die größte Entwicklung durchgemacht.
Julie Larsen hat ihren Figuren Leben eingehaucht. Neben den beiden Hauptprotagonisten, die beide ihr Päckchen zu tragen haben, sind auch die Nebenfiguren gut gezeichnet. Birte, die mürrische Hofbesitzerin, die das Herz am rechten Fleck hat, ihre Tochter Camilla und deren Kinder Linnea und Liam, sowie der lebenslustige Tierarzt Thorbjörn und Bjarnes Freund Ole.
Die Geschichte mit Annabelle und Bjarne beginnt langsam und plätschert leider an manchen Stellen vor sich hin. Es fehlte mir etwas an Spannung. Bemängeln muss ich auch noch, dass Annabelle in zwei Wochen super norwegisch spricht und es dann vor Ort perfektionieren möchte. Ich kenne niemanden, der in zwei Wochen eine Sprache spricht, die er vor Ort anwenden kann und nur mehr perfektionieren muss...
Die Landschaftsbeschreibungen der Naturschönheiten wurden von der Autorin sehr bildgewaltig beschrieben. Zusätzlich mit den Fotos meiner Tochter bekam ich großes Fernweh. Auch Sitten und Bräuche wurden immer wieder miteinbezogen und besonders süß sind die Szenen mit dem Lämmchen Loki.
Fazit:
Alles in allem eine nette Lektüre, die an manchen Stellen etwas zu sehr vor sich hin plätschert. Hingegen konnten mich die wunderschön dargestellten Landschaftsbeschreibungen und das norwegische Flair vollkommen überzeugen. Ein lockerer Roman, der vorallem Reiselust weckt, aber keine Weihnachtsgeschichte, wie das Cover vielleicht vermuten lässt.