Liebe geht durch den Magen
Der Pfeiler der GerechtigkeitDie ist bereits mein dritter historischer Roman der Autorin, die in diesem Genre unter dem Pseudonym Johanna von Wild veröffentlicht.
Wir befinden uns diesmal im 16. Jahrhundert in Würzburg, wo der 13jährige ...
Die ist bereits mein dritter historischer Roman der Autorin, die in diesem Genre unter dem Pseudonym Johanna von Wild veröffentlicht.
Wir befinden uns diesmal im 16. Jahrhundert in Würzburg, wo der 13jährige Simon als Sohn des Steinmetz Gebhard Reber lebt. Als dieser stirbt, muss er seinen Wunsch in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, ad acta legen. Seine Mutter verkauft das Haus und heiratet den Bäckermeister Melchior, um die Kinder durchzubringen. Doch Melchior verprasst das Erbe von Simon und sein Sohn Wulf ist voller Neid zerfressen. Er macht Simon das Leben schwer, der von Melchior wie ein Knecht behandelt wird. Statt kunstvoll den Stein zu behauen, muss er Brote backen und sich mit Wulf auseinandersetzen, der ihm immer wieder Fallen stellt, die zur Folge haben, dass er vom Stiefvaters geschlagen wird. Als er sich in die Apothekertochter Julia verliebt, bäckt er ihr einen süßen Zopf, der jedoch irrtümlich an den neuen Fürstbischof Julius Echter gerät. Dieser erinnert ihn an das Brot, das er als Kind zuhause von der Magd bekommen hat, wenn er Kummer hatte. Sie nannte es Seelenbrot, weil es mit Liebe gebacken war. Doch wer den Zopf wirklich gebacken hat, erfährt Julius erst Jahre später, denn Simon gerät in Gefahr undverlässt Würzburg. Er wird nach Venedig geschickt, wo er bei der Familie Tardelli seine Lehre weiterführen darf.
In Venedig erkennt Zuckerbäcker Francesco Tardelli sehr schnell die Begabung von Simon. Er beginnt immer kunstvollere Gebäckstücke und Torten herzustellen und wird ein gefragter Zuckerbäcker. Doch Simon kann Würzburg und Julia nicht vergessen und kehrt nach einigen Jahren als Meister seines Fachs zurück, wo auch der Fürstbischof Julius Echter auf ihn aufmerksam wird. Wulf hat seinen Hass auf Simon in dieser Zeit allerdings weiter genährt und versucht ihm zu schaden, wo er nur kann....
Die Autorin verknüpft auf geschickte Weise das (fiktive) Leben von Simon Reber mit dem (historisch belegten) des Fürstbischofs Julius Echter. Während Simon in Venedig die Kunst der Zuckerbäckerei erlernt und die Pest über die Lagunenstadt hereinbricht, bemüht sich Julius um den Bau einer Universität und eines Hospitals für die ärmere Bevölkerung. Wir erhalten tolle Einblicke in die damaligen Lebensumstände, dem Religionskonflikt, sowie den Gebräuchen der Zünfte. Lebendiger Geschichtsunterricht, der einem an die Seiten fesselt.
Nachdem mich "Der Getreue des Herzogs" nicht ganz so überzeugen konnte, wie "Die Erleuchtung der Welt", ist der neue historische Roman von Johanna von Wild wieder absolut gelungen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und habe mit Simon mitgefiebert und mich über all die Ungerechtigkeiten ihm gegenüber geärgert.
Der Spannungsbogen ist ansteigend. Man kann die Geschichte kaum aus der Hand legen. Nur zum Ende hin gibt es noch einen Vorfall, der mir etwas "too much" war und der nicht unbedingt hätte so sein müssen - aber das ist Geschmackssache.
Schreibstil:
Johanna von Wild schreibt sehr bildgewaltig und atmosphärisch. Man taucht beim Lesen direkt in die Zeit ein und hat die Örtlichkeiten bildlich vor Augen. Die Autorin hat wieder sehr intensiv recherchiert und die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Figuren sind lebendig und nicht immer schwarz-weiß gezeichnet. Sie haben Ecken und Kanten. Die Handlung ist aus verschiedenen Sichtweisen und Erzählsträngen aufgebaut und fügt sich zum Ende zu einem Ganzen zusammen.
Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis, am Ende werden die historisch belegten Personen gelistet und es gibt auch eine Zeittafel. Im Inneren des Buchumschlages befindet sich die historische Abbildung der fürstlichen Residenz.
Dem Gmeiner Verlag muss ich gratulieren, denn das Cover passt hervorragend zu den Vorgängerromanen und hat sofort Wiedererkennungswert.
Fazit:
Ein packender historischer Roman aus dem 16. jahrhundert, der Spannung und Unterhaltng garantiert. Überraschende Wendungen, facettenreiche Figuren und ein interessanter Blick zurück in die Zeit des 16. Jahrhunderts ergeben wieder einen tollen historischen Roman der Autorin, der ich sicher "treu bleiben" werde. Ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch.