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Veröffentlicht am 09.12.2024

Hochemotionale Geschichte - lesenswert!

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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Rebecca Yarros ist bei Fantasylesern durch "Fourth Wing" und "Iron Flame" ja keine Unbekannte. Da ich dieses Genre nicht lese, war ich gespannt auf ihren Roman "Alles, was ich geben kann", der ebenfalls ...

Rebecca Yarros ist bei Fantasylesern durch "Fourth Wing" und "Iron Flame" ja keine Unbekannte. Da ich dieses Genre nicht lese, war ich gespannt auf ihren Roman "Alles, was ich geben kann", der ebenfalls sehr gelobt wird. Und was soll ich sagen? Ich weine eigentlich fast nie bei Büchern, die ich lese, aber hier hatte ich doch ein paar Mal wirklich Tränchen in den Augen. Boah, was für eine emotionale Geschichte!

Schon bei den ersten Seiten hatte ich das Gefühl hier etwas Besonderes in Händen zu halten. Ella ist mit ihren 25 Jahren Alleinerzieherin der sechsjährigen Zwillinge Maisie und Colt. Durch den frühen Tod ihrer Eltern und Großmutter, hat sie außer ihren Kindern nur noch ihren Bruder Ryan. Dieser ist wie ihr Vater Soldat in einer Spezialeinheit und laufend in geheimer Mission unterwegs.
Inmitten Colorados Bergen leitet sie mit Freunden ihrer Großmutter ein Ferienressort und Hotel, welches sie vererbt bekommen hat. Ella lebt für ihre Kinder und das Ressort. Mit ihrem Bruder Ryan hält sie Kontakt durch Briefe. Eines Tages schlägt er ihr vor, seinem besten Freund "Chaos" ebenfalls zu schreiben, der keine Familie hat. Ella willigt ein und es entwickelt sich eine wunderbare Brieffreundschaft, bei der beide ihre Ängste und Träume teilen. Bald fühlen sie eine tiefe Verbundenheit zueinander und wollen sich kennenlernen. Doch dann bekommt Ella die Nachricht von Ryans Tod und auch von "Chaos" hört sie nie wieder. Einige Monate später steht der Soldat Beckett und sein Hund Havoc vor Ellas Tür. Er soll auf Wunsch von Ryan sich um dessen Schwester kümmern und ihr beistehen...

Rebecca Yarros hat in ihrem Roman mehrere sensible Themen aufgegriffen, die manche Leser sicher triggern. Es geht um Trauer, Verlust, eine schwere Krankheit, Tod, Folter...manches wird nur kurz erwähnt, manches begleitet uns eine längere Zeit durch die Geschichte.

Die Autorin hat diese Geschichte feinfühlig und emotional geschrieben. Sie wird abwechselnd aus der Sicht von Ella und Beckett erzählt. Einmal angefangen, konnte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen und habe mich, obwohl ich Parallel-Leserin bin, nur noch "Alles, was ich geben kann" gewidmet.
Trotz der vielen Dramen wirkt der Roman nicht kitschig, sondern bleibt trotz der vielen Schicksalsschläge authentisch. Was man der Geschichte negativ ankreiden kann ist, dass es gefühlt zu viele für eine einzige Person waren. Das schuldet auch den halben Punkt Abzug bei meiner Bewertung. Es gibt sicher Menschen, bei denen man denkt, es kann einfach nicht noch schlimmer werden und trotzdem schlägt das Schicksal wieder zu. Für eine erst 25jährige Frau war mir das allerdings too much. Trotzdem leidet man mit Ella und den Kindern einfach mit. Sie ist eine wunderbare und starke Frau, die ihr Schicksal immer wieder zu meistern scheint. Was ihr und auch Beckett fehlt ist Vertrauen.
Beckett ist zu gut für diese Welt und er ist die Art von Mensch, den man gerne an seiner Seite haben möchte, wenn es einem schlecht geht. Doch auch er hat seine Geheimnisse...
Die Briefe, die Ella und Chaos austauschen, bilden den roten Faden rund um den Rest der Handlung. Sie stehen jeweils am Kapitelanfang.

Das Ende des Romans hat mich emotional sehr berührt, auch wenn ich denke, dass die Autorin damit noch einen Ticken zu viel an Schmerz und Drama hinzugefügt hat. Auf jeden Fall hat sie es aber geschafft, mich nach Jahren bei einem Buch zu Tränen zu rühren.


Fazit:
Eine sehr berührende und hochemotionale Geschichte mit Tiefgang. Den halben Punkt Abzug gibt es für fast zu viel Schicksalsschläge für eine junge Frau. Haltet die Taschentücher bereit!

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Veröffentlicht am 08.12.2024

Für mich hatte Band 2 auch noch genug Luft nach oben

Aschezeichen
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Nachdem mich der erste Band "Glutspur" von Katrine Engberg noch nicht ganz überzeugen konnte, wollte ich es dennoch mit "Aschezeichen" versuchen.
Liv Jensen ist weiterhin Privatdetektivin und bekommt einen ...

Nachdem mich der erste Band "Glutspur" von Katrine Engberg noch nicht ganz überzeugen konnte, wollte ich es dennoch mit "Aschezeichen" versuchen.
Liv Jensen ist weiterhin Privatdetektivin und bekommt einen mysteriösen neuen Fall. Auf der dänischen Insel Vorsø wird ein Mann mit aufgeschnittener Kehle in seinem Zelt gefunden. Von seinen halbwüchsigen Kindern fehlt jede Spur. Eigentlich ist die Insel für die Öffentlichkeit gesperrt und steht unter Naturschutz. Umso dubioser ist es, dass der Mann iranisch-dänischer Abstammung, mit seinem Sohn und seiner Tochter auf Vorsø übernachtet hat. Falls die beiden Jugendlichen den Täter gesehen haben, schweben sie in großer Gefahr....

Liv beginnt im Umkreis des Toten zu ermitteln. Ihre erste Spur führt in das Auffanglager Sandholm, in dem Tami Ansari nach seiner Flucht aus dem Iran gelebt hat. Bald entdeckt Liv, dass ihr Nachbar Nami der Cousin des Verstorbenen ist, zu dem er aber seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Er scheint das Bindeglied im Krimi zum Toten und zum Thema Auffanglager und Flüchtling zu sein. Doch Nima kann Liv nicht wirklich helfen...

Wie schon im ersten Band erzählt Katrine Engberg auch diesmal wieder aus drei Perspektiven und zwar aus der Sicht von Liv, Hannah und Nima, was mich etwas verwundert hat. Hannah und Nima sind eigentlich Nebenfiguren, denn Liv ist bei Hannah zur Untermiete und Nima ist der Nachbar mit der Mechanikerwerkstätte. Nima bekommt hier jedoch einen Bezug zum Ermordeten, aber Hannah finde ich als dritten Erzählstrang völlig überflüssig.
Es dauert auch diesmal etwas, bis ich in die Handlung gefunden habe, auch wenn der Beginn mit dem Toten auf der Insel mich sofort gefesselt hat. Danach lässt die Spannung aber wieder nach. Ich hatte, trotz der soliden Ermittlungsarbeit von Liv, oftmals das Gefühl auf der Stelle zu treten.
Das Leben im Auffanglager wird in Rückblicken ins Jahr 1990 beschrieben. Die Zustände im Lager und die oftmals lange Wartezeit auf die Aufnahmegenehmigung bringt Unruhe in die Menschen, die sich in Dänemark eine neue Heimat erhoffen. Die Träume und Hoffnungen des damals erst 15-jährigen Tami werden sehr bildhaft dargestellt. Diese Abschnitte haben mir sehr gut gefallen.

Die Handlung ist komplex und geschickt konstruiert und es gibt auch einige interessante Wendungen, die mehr Schwung in den eher ruhigen Kriminalroman bringen. Trotzdem hätte mehr Spannung nicht geschadet.
Das Ende hat mir gut gefallen, denn Liv liefert eine richtig coole Situation, die mich zum Schmunzeln gebracht hat.


Fazit:
Leider hat auch "Aschenzeichen" noch Luft nach oben. Ich kann nur wenige Verbesserungen im Vergleich zum ersten Band erkennen und bin mir unsicher, ob ich hier weiterlesen werde.

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Veröffentlicht am 06.12.2024

Wenig Nähcafé und sehr unrealistische Handlung

Das kleine Nähcafé am Fluss
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Diesen Wohlfühlroman habe ich über Lovelybooks für eine Leserunde gewonnen. Ich freute mich auf eine nette Geschichte mit viel Lokalkolorit, einen Nähladen und eine süße Liebesgeschichte. Bekommen habe ...

Diesen Wohlfühlroman habe ich über Lovelybooks für eine Leserunde gewonnen. Ich freute mich auf eine nette Geschichte mit viel Lokalkolorit, einen Nähladen und eine süße Liebesgeschichte. Bekommen habe ich allerdings einen sehr überzeichneten und unrealistischen Roman mit wenig Nähcontent und einer Liebesgeschichte, die ich nicht spüren konnte.

Eigentlich will Maura nur zur Beerdigung ihrer Tante Hettie und das Haus mit dem angeschlossenen Nähcafé, welches sie vererbt bekommen hat, so schnell wie möglich verkaufen. Doch dass sich dies nicht so einfach gestaltet, wird sehr bald klar - denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!

Zu Beginn hatte ich bereits ein paar Probleme mit Maura warm zu werden, was sich aber im Laufe des Romans wieder legte. Dennoch fand ich ihren Charakter sehr widersprüchlich. Auf den ersten Seiten lernten wir Maura als eine taffe und nicht gerade sympathische Powerfrau kennen. Kaum in Rockenbrook angekommen, wird sie eine schüchterne "Maus", die sich so ziemlich alles gefallen lässt. Sicherlich spielt auch ihre Vergangenheit eine Rolle, die sie damals aus dem Dorf in der Nähe von Hamburg vertrieben und bis heute nicht wirklich hinter sich gelassen hat. Trotzdem sind seitdem 20 Jahre vergangen und aus der schüchternen 18jährigen Maura wurde eine eher kühle Karrierefrau, die sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Deshalb kann ich diese Charakterwandlung absolut nicht nachvollziehen.

Was mir allerdings gefallen hat, waren die Rückblicke in Mauras Vergangenheit und warum sie bei Tante Hettie aufgewachsen ist. Auch Quist, der Sohn von Maura, ist ein sympathischer junger Mann. Er ist aufgeschlossen und sehr reif für sein Alter.

Das Dorfleben wird mehr oder weniger realistisch, wenn auch etwas überspitzt, dargestellt. Ich wohne selbst in einem 2000 Seelen Dorf und weiß wovon ich rede. Deshalb fand ich auch die Figur des Bürgermeisters so dermaßen überzeichnet, dass es mir manchmal zu viel wurde. Ich bezweifle Grundstückspekulationen nicht wirklich an, aber die Art, wie hier vorgegangen wird, ist belästigend und fast erpresserisch. Bürgermeister Tossens Handlungen wirken für mich fast ins Lächerliche gezogen...

Leider kommt das im Titel, wie auch im Klappentext angegebene Nähcafé etwas kurz. Es hat aber eine heimelige Atmosphäre geschaffen, wenn davon die Rede war. Auch das Setting war sehr bildhaft beschrieben.

Das Ende wurde mir dann fast ein bisschen zu schnell abgehandelt, wobei die Geheimnisse eigentlich alle schon lange vorher ersichtlich waren. Für mich waren sie auf jeden Fall keine Überraschungen mehr. Trotzdem gab es nach dem Zuklappen der letzten Seite noch viele offene Fragen, die sich auf den weiteren Verlauf der Protagonisten beziehen. Diese scheinen aber im kommenden zweiten Band beantwortet zu werden.

Ich werde hier nicht mehr weiterlesen, aber lässt euch davon nicht abschrecken, denn fast alle in der Leserunde hat dieser Roman sehr gut gefallen. Vielleicht war es für mich einfach nicht der richtige Zeitpunkt...

Fazit:
Für mich ist dieser Roman leider zu überzogen und realitätsfern. Auch das Nähcafé kam viel zu kurz und die Charakterwandlung der Hauptfigur fand ich überhaupt nicht nachvollziehbar. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Zauberhafter Inselwinter auf Sylt

Inselwinter auf Sylt
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Der Beginn hat mich etwas an meine - ebenfalls weltreisende Tochter erinnert - denn auch Isa, die Hauptprotagonistin dieses fünften Bandes ist eine Weltenbummlerin. Zur Zeit ist Isa aber zuhause bei ihrer ...

Der Beginn hat mich etwas an meine - ebenfalls weltreisende Tochter erinnert - denn auch Isa, die Hauptprotagonistin dieses fünften Bandes ist eine Weltenbummlerin. Zur Zeit ist Isa aber zuhause bei ihrer Mutter im Allgäu und wälzt schon wieder Pläne für die nächste Flugreise. Als sie jedoch eine sehr unangenehme Begegnung hat, packt sie schon mal die Koffer. Doch nach einem Anruf ihrer Schwester Lene steigt sie in den Zug nach Sylt, wo Lene ein traditionsreiches Hotel führt. Am Bahnsteig stößt sie etwas unsanft mit den spießigen Lars zusammen, einem Immobilienmakler. Dieser ist das genaue Gegenteil von Isa und obwohl die Beiden wohl unter anderen Umständen kein Wort miteinander gewechselt hätten, unterhalten sie sich während der gesamten Zugfahrt bis zur Überfahrt nach Sylt sehr gut. Bei Lene angekommen, merkt Isa jedoch schnell, dass Lars auf der Insel ziemlich starker Gegenwind entgegenschlägt. Der schnöselige Immobilienmakler steht auch auf Lenes "schwarzer Liste", was ihn für Isa umso interessanter macht. Natürlich kommt es zu einigen Differenzen zwischen den Schwestern und die besinnliche Vorweihnachtszeit erhält einen kleinen Dämpfer...

Der Einstieg in den Roman hat mir sehr gut gefallen. Man ist sofort mitten in der Geschichte und ich bin mit Isa und Lars nach Sylt gefahren. Die Beschreibungen der Insel, der sympathischen Inselbewohner und deren Eigenheiten, fand ich bezaubernd dargestellt. Auch die winterliche Stimmung hat die Autorin perfekt eingefangen.

Allerdings hat es bei mir etwas gedauert, bis ich Lars liebenswert fand. Hinter dem strukturierten und wenig abenteuerlustigen Typen, der sich mit Statussymbolen hinter "seinem wahren Ich versteckt", steckt doch ein sehr liebenswerter Mensch, der Isa etwas erdet. Von ihr lernt er hingegen etwas über seinen Tellerrand zu schauen und mehr spontan zu handeln.
Mit Isa konnte ich mich etwas besser identifizieren. Ihr bedeuten Geld und Macht nichts. Sie hat jede Menge gesehen und weiß, was im Leben wirklich wichtig ist. Trotzdem flieht auch sie vor etwas, das sie hinter ihrer fröhlichen Fassade verbirgt.
Beide Figuren sind sympathische Charaktere, die mit ihrer Vergangenheit hadern. Sowohl Isa, als auch Lars haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und helfen sich mit der Zeit gegenseitig.

Die Slow Burn Liebesgeschichte hat mir gut gefallen. Und im letzten Teil des Romans überrascht uns die Autorin noch mit einem ganz besonderen Twist, mit der ich nicht gerechnet habe.

Die Botschaft, dass man immer einen zweiten Blick riskieren und nicht einfach nach dem Äußeren oder auf irgendwelche Gerüchte hören sollte, hat Julia K. Rodeit sehr gut vermittelt.
Auch der Winterzauber auf Sylt wird perfekt eingefangen. Die Vorweihnachtszeit spürt man durch die Zeilen. Am liebsten hätte ich gemeinsam mit Isa Friesentee ausprobiert. Ich selbst, als Kaffeeliebhaber, werde wohl eher beim Kaffee bleiben, aber die Beschreibung der richtigen Zubereitung fand ich sehr interessant.

Fazit:
Ein wunderschöner winterlicher Roman, der einem beim Lesen die Insel Sylt näher bringt. Dazu noch eine bezaubernde Slow Burn Romance und ein bisschen Weihnachtszauber. Schönes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Emotionaler Jugendroman um Trauerbewältigung

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
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Ein weiteres Buch, welches ich mit der lieben Caroline vom YouTube Kanal "Marie's Salon de livre" im November gemeinsam gelesen habe. Diesmal ist es ein Jugendbuch und das Thema war nicht unbedingt ein ...

Ein weiteres Buch, welches ich mit der lieben Caroline vom YouTube Kanal "Marie's Salon de livre" im November gemeinsam gelesen habe. Diesmal ist es ein Jugendbuch und das Thema war nicht unbedingt ein Leichtes.
Der 17jährige Asher hat seine Mutter vor zwölf Monate, drei Wochen und einem Tag verloren. Sie wurde bei einem Autounfall getötet, als sie für ihn neue Fußballschuhe kaufen wollte. Seitdem quält ihn nicht nur die endlose Trauer, sondern auch Schuldgefühle. Der betrunkene Fahrer des Sattelschleppers, der das Auto seiner Mutter gerammt und zertrümmert hat, wurde vom Gericht frei gesprochen, was Asher nur umso wütender macht. Die Trauer frisst ihn auf und es erscheint ihm unmöglich in den normalen Alltag zurückzukehren. Zurück blieben außerdem sein Vater und die vierjährige Schwester Chloe. Trotzdem fühlt sich Asher alleine und die Angst, dass seiner kleinen Schwester etwas passieren könnte, wächst umso mehr. Das Urvertrauen, dass man ewig lebt, ist verschwunden und wird durch Angst ersetzt. Ashers Vater schickt ihn deshalb in eine Trauergruppe. Asher landet jedoch in einer Seniorengruppe. Dort lernt er Henry kennen, der seine Frau verloren hat und ebenfalls nicht wieder ins Leben zurückfindet. Zusätzlich schließt sich Asher einer zweiten Trauergruppe in seinem Alter an. Dort trifft er auf Sloane, die ihren Vater an den Krebs verloren hat und Will, dessen kleiner Bruder ebenfalls am Krebs verstorben ist. Asher schmiedet den Plan, sich an den Fahrer des Sattelschleppers zu rächen und ihn zu töten. Er plant eine Reise nach Memphis und wird von Henry, Sloane und Will begleitet, die keine Ahnung haben, was Asher vor hat. Und so begeben sich die vier, gemeinsam mit der Urne von Henrys Frau Evelyne, auf einen Roadtrip quer durch die USA....

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn Probleme hatte in die Geschichte zu kommen. Die Sätze sind teilweise sehr lang und es gibt sehr viele Wiederholungen. Manche dienen aber auch dazu Ashers Trauer wirklich begreiflich zu machen. Wir bekommen seine Gedanken schonungslos vorgesetzt und sind immer dabei, wenn er zur Trauertherapie geht. Mich zog die Handlung jedoch richtig hinab, bis etwas Humor in die Geschichte kommt, als der Roadtrip beginnt. Bis dahin spürt man allerdings keinerlei Optimismus und versinkt in die schier endlose Trauer von Asher und seinen Freunden.

„Akzeptiere, dass das Leben nur rückwärts verstanden werden kann, leben muss man es aber vorwärts.“ (S. 333, frei nach Søren Kierkegaard)

Dabei gelingt es aber der Autorin wahnsinnig gut, diese Verzweiflung darzustellen. In jugendlicher Sprache und mit der Aussage, dass jeder anders trauert und alles erlaubt ist, gibt sie ihren Lesern Hoffnung, denn jede Trauer ist individuell. Sie hat kein Ablaufdatum, sondern verändert sich.

Der Vergleich von trauernden Menschen mit einem Löwenzahn, der sich einen Riss durch den Beton sucht und langsam ans Licht findet, während andere unter dem Beton vergraben bleiben, fand ich großartig und berührend.

Als der eigentliche Roadtrip beginnt, schlägt die Stimmung etwas um. Die lange Reise lässt die Vier zusammenwachsen und einen Weg aus der Trauer finden. Dies geht eher langsam vonstatten, ist aber sehr authentisch dargestellt. Dabei muss man das eine oder andere Mal auch richtig schmunzeln.
Nur zum Ende hin, fand ich die Geschichte dann doch etwas zu überspitzt.

Der Roman hat Jugendliche als Zielpublikum, ist jedoch auch für Erwachsene sehr gut geeignet. Denn irgendwann kommt jeder zu diesem Punkt, wo er einen geliebten Menschen verliert.

Fazit:
Ein hochemotionaler Jugendroman, der aber auch für Erwachsene gut geeignet ist und viel über Trauerbewältigung erzählt. Denn diese ist individuell und hat kein fixes Ablaufdatum.

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