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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2021

Das Leben leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Bewertung: 3 1/2 Sterne

Matt Haig's neuer Roman hat bereits bei einigen Lesern auf You Tube und Instagram Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen doch ganz schön auseinander. Trotzdem finde ich die Idee, ...

Bewertung: 3 1/2 Sterne

Matt Haig's neuer Roman hat bereits bei einigen Lesern auf You Tube und Instagram Wellen geschlagen. Die Meinungen gehen doch ganz schön auseinander. Trotzdem finde ich die Idee, die der Autor hier verwendet hat, faszinierend.
Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die sich irgendwann in ihrem Leben gefragt hat, wie es wohl ausgesehen hätte, wenn ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt anders entschieden und einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Matt Haig geht dieser Frage nach...

Nora leidet seit einer Ewigkeit an Depressionen und ist am Tiefpunkt hres Lebens angekommen. Sie ist einsam, der Job ist weg und ihre Katze tot. Mit ihrem Bruder ist sie zerstritten, die Mutter verstorben, der Vater neu verheiratet und der Kontakt zu ihm fast abgebrochen. So beschließt sie sich aus lauter Verzweiflung und Einsamkeit das Leben zu nehmen. Nora landet in der Mitternachtsbibliothek, wo sie Mrs. Elm, ihre ehemalige Schulbibliothekarin, bereits erwartet. Im Reich zwischen Leben und Tod kann sie zwischen viele Facetten ihres Lebens auswählen. Es sind Paralleluniversen, die sie einfach "anprobieren" kann, wie ein neues Kleid. Nun hat Nora die Möglichkeit all diese verpassten Leben auszuprobieren und sich für eines zu entscheiden. Sie lernt mit der Zeit, dass sie ihr Leben selbst gestalten und nicht die Erwartungen der anderen erfüllen muss. Bis dahin ist es aber ein langer Weg und nicht sicher, ob Nora dies erkennt und die Möglichkeit erhält, diese Chance zu nutzen.

Die Grundidee ist fantastisch. Die Figuren selbst fand ich teilweise allerdings etwas flach. Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass wir einige davon nur bruchstückenhaft in verschiedenen Leben kennenlernen oder von einem Charakter verschiedene Bilder erhalten, denn jede Figur, die öfters vorkommt, führt im Parallelleben ein anderes Leben. Nora hätte viele Möglichkeiten als Leistungsschwimmerin, Musikerin, Gletscherforscherin gehabt - keine alltäglichen Berufe. Und trotzdem hat sie immer wieder diesen Weg verlassen und findet sich am Ende ihres Lebens nutzlos und einsam.

Die verschiedenen Leben, die Nora ausprobiert, sind oftmals viel zu kurz beschrieben. Kaum hat man sich eingefunden, ist man wieder in der Bibliothek gelandet und sie muss ein anderes Leben wählen. Dadurch kommt man Nora nicht wirklich näher. Was ich ebenfalls nicht ganz verstehen kann ist, dass Nora keinerlei Kenntnisse von ihrem Beruf und ihren Freunden hat, wenn sie in dieses ausgewählte Leben kommt. Sie muss sich erst schlau machen und ist verwirrt. Wie soll sie deshalb wissen, ob dieses Leben zu ihr passt?
Hier hätte der Autor einiges besser machen können. Mir hätte es wesentlich besser gefallen, wenn Nora nur wenige Leben ausprobiert hätte, diese aber umso intensiver. So blieb mir Nora etwas fremd und ich konnte nicht wirklich mit ihr mitfühlen, was auf den ersten Seiten noch ganz anders war.

Sehr viel mehr möchte ich eigentlich auch gar nicht mehr verraten...es ist bereits verwirrend genug. Ganz überzeugen konnte mich die Geschichte nicht. Wenn man aber die Augen bei einigen Dingen zudrückt, wie zum Beispiel die eher lasche Umgangsform mit der Krankheit Depression des Autors - was sehr verwundert, da er selbst daran leidet - dann kann man die Geschichte sehr mögen. Sie regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Ich denke, man sollte den Roman nicht zu ernst nehmen, vorallem betreffend der Depression. Es ist eine Geschichte mit mystischen Touch und kein Sachbuch! Das sollte man sich vor Augen halten, dann kann man den Roman auch genießen. Ein Highlight war es trotzdem nicht, aber eine nette Story, mit der man die Möglichkeit hat zu überlegen, wie man sich selbst entschieden hätte.

Fazit:
Eine sehr interessante Grundidee. Die Umsetzung hat mir gut, aber nicht zu 100% Prozent gefallen. Die Abläufe waren nicht immer ganz rund und Nora blieb mir wegen der zu vielen Leben und der zu kurzen Zeit, die sie dort verbracht hat, zu fern. Trotzdem kann man die mystische Geschichte lieben, wenn man die Krankheit Depression hier nicht zu ernst nimmt. Es ist eine Geschichte mit fiktionalen Elementen und kein (Sach-)Buch über Depression. Das sollte man sich immer vor Augen halten!

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Ein Wohlfühlbuch mit Tiefgang und auch ernsten Tönen

Der Wind singt unser Lied
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In Meike Werkmeisters neuen Roman "Der Wind singt unser Lied" treffen wir auf eine altbekannte Figur aus dem letzten Buch: Toni, die Weltenbummlerin, die damals mit Maria die Welt unsicher gemacht hat, ...

In Meike Werkmeisters neuen Roman "Der Wind singt unser Lied" treffen wir auf eine altbekannte Figur aus dem letzten Buch: Toni, die Weltenbummlerin, die damals mit Maria die Welt unsicher gemacht hat, bevor Maria in ihre Heimat Norderney zurückgekehrt ist.
Toni, das Surfer Girl, hat St.Peter-Ording den Rücken gekehrt. Sie genießt gerade ihr Leben in Costa Rica, als ein etwas komischer Anruf ihres Vaters sie aus dem Gleichgewicht bringt. Sie hat das Gefühl, dass zuhause irgendetwas nicht in Ordnung ist und packt ihren Rucksack. Für ein paar Tage möchte sie beim Ferienhof ihrer Eltern vorbeischauen und die Lage sondieren. Doch Toni bemerkt ziemlich schnell, dass ihre Schwester Caro und ihr Vater ihr etwas verheimlichen. Zusätzlich erinnert sie ihr Zuhause an ihre erste große Liebe, die damals Ausgangspunkt ihrer Flucht in die weite Welt war. Nun scheint es, als müsste Toni sich ihren Ängsten stellen und nicht bei den ersten Schwierigkeiten das Weite suchen. Sie muss mit der Vergangenheit abschließen und endlich ihren Platz im Leben finden, doch das ist leichter gesagt als getan.

"Der Wind singt unser Lied" ist ein Liebesroman, aber einer an das Leben und die Familie. Sie steht im Mittelpunkt. Es ist aber auch ein Wohlfühlroman, den es zu Beginn allerdings ein bisschen an Leichtigkeit fehlt, denn es häufen sich die Schwierigkeiten. Meike Werkmeister spricht einige ernste Themen an, was mir sehr gut gefallen hat. Vorallem aber müssen nicht nur Toni, sondern auch die anderen Familienmitglieder lernen nicht immer alles totzuschweigen, sondern endlich über ihre Probleme zu sprechen. Die einen flüchten, die anderen laden sich alles auf ihre Schultern, um schließlich zusammenzubrechen.
Aber es gibt auch einen Funken Liebe auf den 464 Seiten, die sich zart anbahnt und sehr realistisch beschrieben wird. Genauso mag ich das.

Wie schon bei "Sterne sieht man nur im Dunklen", wo die Kreativität der Hauptprotagonistin durch ihre wunderbaren Postkartensprüche und Zeichnungen dargestellt werden, sind es diesmal die Musik und die Songtexte, die Toni komponiert. Sie ist ein Freigeist und

"Manchmal muss man eine neue Richtung einschlagen, damit aus Gegenwind Rückenwind wird"

Auch die anderen Figuren sind authentisch und sympathisch dargestellt, auch wenn manche von ihnen oftmals etwas seltsam agieren. Sie alle haben Ecken und Kanten und eine eigene Persönlichkeit. Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich Mads, Tonis Neffen. Auch der Ferienhof der Familie wird sehr anschaulich beschrieben und man bekommt beim Lust diesen ebenfalls zu besuchen.
Die drei Romane sind nur lose zusammenhängend und kann man gut auch einzeln lesen.

Schreibstil:
Meike Werkmeister schreibt sehr bildhaft und atmosphärisch. Ich habe mit Toni mitgelitten und mich gefragt, was ihre Familie ihr verheimlicht.
Die anschaulichen Beschreibungen der Landschaft mochte ich sehr und es hat sich trotz Wind und kühleren Wassertemperturen Urlaubsfeeling eingestellt, obwohl ich noch nie an der Nordsee war.

Fazit:
Ein warmherziger Familienroman mit Tiefgang, der sich einigen Themen wie Verlust, Trauer und Krankheit widmet, aber auch mit besonderen Wohlfühlmomente punkten kann. Bis sich alle Familienmitglieder endlich finden, müssen noch einige Hürden genommen werden. Ich hatte wunderbare Lesestunden und empfehle den Roman sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Welche Familie ist die Richtige?

Geteilte Träume
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Ingke ist gerade achzehn Jahre alt und steht kurz vor ihrem Abitur, als ihre Mutter Maren an Krebs erkrankt. Durch eine mögliche Stammzellenspende möchte sie ihr helfen und erfährt dabei, dass sie nicht ...

Ingke ist gerade achzehn Jahre alt und steht kurz vor ihrem Abitur, als ihre Mutter Maren an Krebs erkrankt. Durch eine mögliche Stammzellenspende möchte sie ihr helfen und erfährt dabei, dass sie nicht die leibliche Tochter sein kann. Maren und ihr Mann Kalle haben Ingke als Baby adoptiert. Für das junge Mädchen bricht eine Welt zusammen. Sie möchtse wissen woher sie kommt und wer ihre Eltern sind.

In letzter Zeit habe ich so einige Bücher gelesen, die sich mit dem Mauerbau oder dem Mauerfall befassen. Hier sind wir drei Jahre nach dem Mauerfall angesiedelt, aber werden durch Erzählungen in die Vergangenheit zurückversetzt. Die Vorgehensweise der Autorin fand ich allerdings etwas ungewöhnlich. Die befragten Figuren erklären Ingke nicht in kurzen Sätzen was Sache ist, sondern schweifen zu detailiert ab und senden sie danach zum nächsten Familienmitglied. Ich hätte an Ingkes Stelle diese Geduld nicht gehabt....
Es sind oftmals tragische Ereignisse die das junge Mädchen zu hören bekommt, haben aber insgesamt überhaupt nichts mit ihrer Suche nach Antworten betreffend ihrer Herkunft zu tun. Sie geben viel mehr einen Einblick in die Lebensumstände der Menschen in der DDR und lassen den Leser einen Blick auf die historischen und politischen Gegebenheiten werfen. Zusätzlich belastet Ingke auch die Frage ihrer Abstammung und zu welcher Familie sie jetzt eigentlich gehört ?

Die vielen Einzelschicksale verwirren zu Beginn, auch wenn man als Leser mit der Zeit die Familienmitglieder besser kennenlernt. Die eigentliche Hauptprotagonistin geht dabei im ersten Drittel jedoch völlig verloren.
Zusätzlich habe ich begonnen mich etwas bei den allzulangen und ausschweifenden Erzählungen zu langweilen. Nach dem ersten Drittel, das mich noch nicht wirklich mitreißen konnte, fand ich dann doch besser in die Geschichte. Ulla Mothes hat zwar ihre spezielle Art der Rückblenden beibelassen, aber es waren nur mehr die wichtigsten Figuren, die auch zur Auflösung von Ingkes Fragen beitragen konnten im Mittelpunkt: ihre leibliche Mutter Petra und deren Vater Bernhard, sowie ihre Adoptiveltern. In diesem Teil des Buches konnte ich mich besser einfühlen und fand auch die Handlung viel spannender. Das Ende fand ich dann etwas zu harmonisch und zu schnell gelöst, was ein bisschen unglaubwürdig wirkt, vorallem weil es das ganz Buch über doch genügend Schicksalsschläge gab.

Die vielen Charaktere machten es mir schwer diese besser kennenzulernen und mit ihnen mitzufühlen, obwohl sie oftmals ergreifende Geschichten aus ihrem Leben erzählten. Ihnen fehlte es an Authentizität. Einzig in Petra konnte ich mich noch am ehesten einfühlen, obwohl sie oftmals auch sehr unreif reagiert. Sie kann nicht über ihren Schatten springen und den Verlust ihres Kindes verarbeiten. Ingke ist in meinen Augen ein noch etwas unbedarftes Mädchen, das mit der gesamten Situation volkommen überfordert ist. Die schwere Krankheit ihrer Mutti und die Offenbarung, dass sie adoptiert wurde, sind aber auch in kurzer Zeit starker Tobak. Sie ist unsicher, reagiert oftmals über und zweifelt an sich und der Welt. Sie bekommt immer mehr das Gefühl sich zwischen den beiden Müttern entscheiden zu müssen...

Obwohl ich zu Beginn doch einige Schwierigkeiten hatte in die Geschichte zu finden, war es nach der Hälfte spannend zu lesen und ich wollte unbedingt wissen wie es ausgeht. Allerdings muss ich auch sagen, dass "Geteilte Träume" an die anderen Romane zu diesem Thema, die ich bereits gelesen habe, leider nicht herankommt.

Fazit:
Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten mit den vielen Figuren und Einzelgeschichten. Danach fand ich in die Handlung, jedoch habe ich bereits einige andere und bessere Bücher zu diesem Thema gelesen.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Magische Geschichte, die überzeugt

Kleine Wunder um Mitternacht
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Ich hatte bei einer exklusiven Bloggeraktion Glück und habe als Vorab-Leseexemplar "Kleine Wunder um Mitternacht" von Keigo Higashino gewonnen. Auf Instagram könnt ihr auch mein Foto und eine kleine Beschreibung ...

Ich hatte bei einer exklusiven Bloggeraktion Glück und habe als Vorab-Leseexemplar "Kleine Wunder um Mitternacht" von Keigo Higashino gewonnen. Auf Instagram könnt ihr auch mein Foto und eine kleine Beschreibung dazu finden.

Ich war sehr neugierig auf diesen Roman, der mein erster des Autors ist. Normaler Weise schreibt Keigo Higashino Kriminalromane. "Kleine Wunder um Mitternacht" ist sein erster Roman abseits des Krimi-Genres und absolut gelungen.
Drei jugendliche Kleinkriminelle sind nach einem Raubzug auf der Flucht. Der gestohlene Wagen lässt sie im Stich, als Shotu auf die Idee kommt in einem ehemaligen Gemischtwarenladen Unterschlupf zu suchen und die nacht dort zu verbringen. Atsuya, Shotu und Kohei stellen jedoch bald fest, dass in diesem verlassen Haus etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann, als ein Brief durch den Türschlitz geworfen wird und sie keine Person weggehen sehen. In einer alten Zeitschrift aus den 1970igern, die sie im Inneren des Gemischtwarenladens finden, gibt es einen Bericht über den ehemaligen Inhaber Yuji Namija. Dieser wurde eine Art Kummerkasten, als er auf einem Schild im Laden Hilfe anbot. Aus den Anfangs kaum ernstzunehmenden Fragen von Kindern werden diese zunehmens ernsterer Natur. Deshalb entschließt sich Yuji seine Antworten in den Milchkasten zu hinterlegen und kann sich bald von Hilfesuchenden nicht mehr retten.

Atsuya, Shotu und Kohei lesen den Brief, der während ihrer Anwesenheit durch den Briefschlitz gefallen ist und beginnen darauf zu antworten. Doch kaum haben sie die Antwort in den Milchkasten gelegt, kommt ein weiterer Brief hereingesegelt. Sie wissen nicht, dass sie dabei sind, das Leben einzelner Menschen zu unterschiedlicher Zeiten zu beeinflussen. Haben mich die Zeitsprünge anfangs noch etwas verwirrt, hatte ich sehr schnell keinerlei Probleme mehr damit.
Der Roman besteht aus fünf weiteren Geschichten, in denen sich alle an Yuji Namija wenden und um Hilfe bitten. Zuerst dachte ich, es seien einzelne Kurzgeschichten, doch schon bald wird klar, dass alle irgendwie zusammenhängen und sich am Ende der Kreis schließt. Neben den einzelnen Schicksalen spielen auch die Beatles oder die Olympischen Sommerspiele in Russland 1980 eine größere Rolle, was dem Roman noch mehr Authenizität verleiht.
Welche Rolle dabei Kohei, Shotu und Atsuya spielen und wie sich ihr Leben durch diese wundersame Nacht im alten Gemischwarenladen verändern wird, erzählt Keigo Higashino in dieser wunderbaren und magischen Geschichte. Ihm gelingt es Wunder und Phänomene sehr realistsch zu beschreiben, so dass es auch mir als Nicht-Fantasyleser sehr gut gefallen hat.

Schreibstil:
Higashino schreibt sehr einfühlsam und leicht poetisch. Die Figuren sind sehr lebendig beschrieben. Vorallem in die Charaktere, die in ihren Briefen um Hilfe bitten, konnte ich mich sehr gut hineinfühlen. Aber auch die drei Jugendlichen, die ein ganz besonderes Abenteuer erwartet, fand ich richtig gut gezeichnet.


Fazit:
Eine herzerwärmende und etwas fantastische Geschichte, in der man sich ausgeprochen wohl fühlt und an kleine Wunder zu glauben beginnt. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für diesen zauberhaften Roman!

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Erinnerungslücke

Was wir sehen, wenn wir lieben
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Die Autorin kenne ich bereits von den Romanen "Alles, was wir liebten" und "Wenn gestern unser Morgen wäre", die bei Tinte und Feder erschienen sind. Ihr neues Buch wurde nun im Rowohlt Verlag veröffentlicht. ...

Die Autorin kenne ich bereits von den Romanen "Alles, was wir liebten" und "Wenn gestern unser Morgen wäre", die bei Tinte und Feder erschienen sind. Ihr neues Buch wurde nun im Rowohlt Verlag veröffentlicht. Ich mag ihre Romane sehr gerne, die Liebegeschichten ohne Kitsch sind und immer ein ernsteres Thema ansprechen.

Von der ersten Seite an war ich wieder mitten im Geschehen. Teresa ist Tätowiererin und trifft im Prolog auf ihren Jugendschwarm Henry, für den auch ihre Schwester Celine schwärmte. Sie verabredet sich für später auf eine Tasse Kaffee, um mit ihm über alte Zeiten zu quatschen. Doch dann erwacht Teresa in einem Rettungswagen. Sie ist nach einem Discobesuch schwer gestürzt und scheint auch einige Pillen eingeworfen zu haben. Ihre letzte Erinnerung ist jedoch das Treffen mit Henry - doch seitdem sind fünf Jahre vergangen. Fünf Jahre, an die sich Teresa nicht erinnern kann. Fünf Jahre, in deren sie anscheinend ein ganz andere Mensch geworden ist. Warum arbeitet sie nicht mehr in ihrem geliebten Beruf als Tätowiererin, sondern ist Galeristin? Wie kam sie zu dieser schicken, aber leblosen Wohnung? Und wer ist der Mann, der dort unter der Dusche steht?

Teresa ist ein sehr sympathischer Charakter und man fragt sich als Leser von Beginn an, was passiert ist, dass sich ihr Leben in den letzten fünf Jahren so verändert hat. Die Beziehung zu ihren beiden älteren Schwestern ist eigenartig und ihre Eltern, die sich scheiden lassen wollten, sind wieder zusammen. Mit Hilfe von Orten und Dingen möchte Teresa ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, doch das stellt sich als gar nicht so einfach heraus. Außerdem hat sie das Gefühl, dass ihre Familie ihr etwas verheimlicht.
Ihre Verwirrtheit und dieses Gefühl der Hilflosigkeit hat die Autorin ganz wunderbar umgesetzt. In Rückblenden erfahren wir in kleinen Häppchen wie Teresa damals getickt hat und wie unterschiedlich ihr heutiges Ich zu ihrem ehemaligen ist. Henry ist anfangs etwas überfordert, als Teresa seine Nähe sucht und wissen möchte, was nach ihrem Date passiert ist. Sie hat doch noch immer das Gefühl, dass Henry ihre große Liebe ist. In weiteren Rückblenden aus Henrys Sicht kommt man dem Grund etwas näher.
Je mehr man über Teresas Vergangenheit erfährt, umso angespannter wurde ich beim Lesen. Langsam keimte in mir ein schrecklicher Verdacht auf, den die Autorin noch zu toppen wusste. Es gibt sehr viele Auf und Abs auf Teresas Suche nach sich selbst, die Kristina Moninger ganz wunderbar und mit viel Tiefgang erzählt.
Wie schon die beiden anderen Romane der Autorin, konnte mich auch "Was wir sehen, wenn wir lieben" begeistern.
Ich kann den Roman wärmstens empfehlen!

Schreibstil:
Der Schreibstil ist wunderbar einfühlsam, warmherzig und bildhaft. Man hat das Gefühl eine Freundin von teresa zu sein und mitten in der Geschichte zu stecken. Ich konnte ihre Gefühle spüren und mit ihr lachen und weinen.
Die Charaktere sind bis hin zu den Nebenfiguren sehr vielschichtig und haben Ecken und Kanten.
Trotz vieler trauriger Stellen kommt auch der Humor im Roman nicht zu kurz. Kristina Moninger hat hier genau die richtige Dosis gefunden.

Fazit:
In Kristina Moningers neuem Roman steckt eine wunderbare Geschichte mit Tiefgang. Wie gewohnt ist auch die Liebesgeschichte weder kitschig noch gefühlsduselig, sondern mitten aus dem Leben gegriffen. Ein Roman für schöne Lesestunden mit einer tollen Message!

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