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Veröffentlicht am 11.04.2021

Fehlende Erinnerungen

Bernsteinsommer
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Der neue Roman von Anne Barns führt uns nach Hanau, Frankfurt und an die Ostsee. Und ich freue mich, dass das Cover des neuen Buches wieder an die alten anknüpft, die ich viel ansprechender finde, als ...

Der neue Roman von Anne Barns führt uns nach Hanau, Frankfurt und an die Ostsee. Und ich freue mich, dass das Cover des neuen Buches wieder an die alten anknüpft, die ich viel ansprechender finde, als diese Neuauflagen.

Christina Sander liebt ihren Beruf als Konditorin und ist stolze Besitzerin eines Cafés. Zu ihrem Leidwesen ist daraus ein kleines Bistro geworden, um überleben zu können. Auch privat läuft es nicht gerade rosig. Die Scheidung von ihrem Noch-Ehemann läuft noch und ihr dementer Vater, der in einem Pflegeheim untergebracht wurde, bereitet ihrer Mutter und ihr ebenfalls Sorgen. Da kommt ein Wasserrohrbruch im Café noch hinzu und die Ankündigung des Mieters, er wolle das gesamte Haus renovieren. Das Café muss für einige Wochen schließen. Diese Auszeit nutzt Christina, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. In dieser kommt seit kurzem auch Lukas vor, ein ehemaliger Kollege ihres Vaters. Doch ist sie schon bereit für eine neue Liebe?

Eines Tages fragt ihr Vater Christina nach seinen Malkreiden mit denen er früher gemalt hat. Bei der Suche im Arbeitszimmer fallen Christina Zeichnungen in die Hände, die nicht von ihrem Vater stammen können. Die Initialen "GS" und die Jahreszahl 1929" weisen auf jemanden aus ihrer Familie hin. Eines weiß Christina aber sicher - eine Zeichnung ihres Vaters ist das Ölbild des Kreidefelsen auf Rügen nicht. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt nachzuforschen.
Im Prolog und in kleinen Rückblenden erfahren wir dann auch mehr über die geheimnisvolle "GS", die alles andere als ein erfülltes Leben hatte. Ihre Vergangenheit kam mir dabei ein bisschen zu kurz.

Das Thema Demenz hat die Autorin sehr gefühlvoll und sensibel in ihren Roman miteinbezogen. Es beherrscht nicht die Geschichte, zeigt aber trotzdem auf, wie sehr sich Menschen durch diese Krankheit verändern und wie sich die Angehörigen dabei fühlen, wenn sie immer weniger im Leben von Demenzkranken eine Rolle spielen. Manche Entwicklungen machten mich sehr nachdenklich und traurig, vorallem weil meine Mutter in ihren letzten Jahrem auch an Alzheimer erkrankte.

Die Schicksalsschläge, die Christine durchmachen muss, lösen sich allerdings meiner Meinung etwas zu schnell und zu leicht auf. Auf der anderen Seite wird den Lesern das Gefühl gegeben, dass man auch aus schlechten Zeiten immer wieder etwas Gutes herausholen kann.
Obwohl der Roman zwar die zu erwartenden Wohlfühlmomente erfüllte, plätscherte er grötenteils ohne Höhen und Tiefen dahin. Dies habe ich bereits im letzten Roman "Eisblumenwinter" kritisiert. Im Gegensatz zu ihrem letzten Buch hat mich die Autorin in "Bernsteinsommer" aber mit dem schwierigen Thema Demenz überzeugen können. Sie beschreibt die Krankheit sehr einfühlsam, denn Alzheimer ist nicht "Honig im Kopf", wie manche glauben möchten.

Sehr schön fand ich auch das Wiedersehen mit einigen Figuren aus den anderen Büchern der Autorin, wie Thea, Annie und ihre Enkelinnen Katharina, Pia und Jana. Der titelgebende "Bernsteinsommer", der Christina nach Rügen und nach Hiddensee führt, findet leider erst im letzten Drittel statt. Die stimmungsvollen Landschaftsbilder der Ostseeinseln und die Leckereien, die wieder gebacken werden, erfüllen schlussendlich alle Leser-Erwartungen. Auch das Familiengeheimnis um die geheimnisvollen Initialen "GS" wird aufgeklärt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und kurzweilig und die Charaktere sehr liebevoll gezeichnet. Mit Liljana hat Christina eine herzensgute Freudin gefunden, die ihr in allen Lebenslagen hilft. Ihre Direktheit mochte ich sehr. Lukas ist ein netter Kerl und schon sehr lange in Christina verliebt. Trotzdem fehlten mir an ihm Ecken und Kanten. Christinas Mutter ist eine sehr sympathische Frau, die sowohl für ihre Tochter, als auch ihren kranken Mann eine große Stüze ist. Sie weiß allerdings auch, wann sie loslassen und wieder ein eigenes Leben führen muss.
Nicht zu vergessen sind die leckeren Rezepte am Ende der Geschichte und die Erwähnung der "Hiddenseer Malweiber" im Nachwort/Danksagung.

Fazit:
Ein herzerwärmender Wohlfühlroman über Familie und Freundschaft, der aber auch einige schweren Themen beinhaltet. Trotzdem bleibt die Geschichte zuckersüß und vieles löste sich für mich zu schnell in Wohlgefallen auf. Wer Anne Barns kennt, findet sie auch in "Bernsteinsommer" wieder, wobei ich schon bessere, aber auch schon schwächere Romane von ihr gelesen habe. Ich vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf anderen Plattformern gerne auf 4 Sterne aufrunde.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Mir fehlt hier jegliches Kinoflair

Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast
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Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit den ersten Teil der Reihe gelesen habe, fand ich sehr schnell in die Geschichte, die am Ende des ersten Bandes sehr abrupt endet. Band zwei schließt nahtlos an den ...

Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit den ersten Teil der Reihe gelesen habe, fand ich sehr schnell in die Geschichte, die am Ende des ersten Bandes sehr abrupt endet. Band zwei schließt nahtlos an den Vorgänger an.

Leider konnte mich auch der zweite Band nicht wirklich überzeugen. Das lag vorallem an Lili, mit der ich große Schwierigkeiten hatte. Was war bitte aus der selbstbewussten und erfolgreichen Cutterin aus Teil 1 geworden? Ich erkannte sie kaum wieder. Unsicher, voller Zweifel und total fremdbestimmt lässt sie alles über sich ergehen. Der "Nebel im Kopf", der sie seit dem Unfall vor fünf Jahren begleitet, wird immer wieder als Ausrede benutzt, statt sich endlich den Dingen zu stellen. Nach fünf Jahren sollte sie ihr Leben doch endlich in den Griff bekommen, auch wenn Frauen zu dieser Zeit weder ein Bankkonto besitzen, noch arbeiten durften, wenn ihr Mann damit nicht einverstanden war. Schwager Paul und Halbschwester Hilde nutzen Lilis Situation noch mehr aus, ebenso wie Lilis Ehemann Albert. Doch dann trift sie den Journalisten John Fontaine wieder, der damals mit ihr im Unfallauto saß......

Intrigen und Enthüllungen bringen etwas Spannung in die Geschichte, die mir trotzallem zu sehr Liebesgeschichte war und zu wenig Filmflair in den Roman brachte. Das titelgebende Kino scheint überhaupt nicht mehr auf. Es wurde zu einem Tanzclub umgebaut, in dem Lilis Mann Albert auftritt. Deshalb frage ich mich, wieso es, sowohl als Übertitel für die Trilogie, als auch für den Untertitel "Der Filmpalast" herhalten darf? Ja, es geht auch um einen Filmdreh mit der international gefeierten Schauspielerin Thea von Mittendorff, die aus ihrem Exil kommend wieder nach Deutschland einreist. Ihre Rolle in ihrem neuen Film birgt jedoch noch einige Überraschungen für die Diva, denn es gibt nur zwei Personen, die wissen, was damals vor sieben Jahren in den Babelsberger Filmstudios passiert ist.....

Den nostalgischen Charme der 1950iger Jahre konnte die Autorin wieder sehr gut einfangen. Auch die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet. Wir treffen viele Figuren aus dem Vorgängerband wieder.
Die Wohnungsnot und die Kriegsschäden in Hamburg werden wieder sehr bildhaft beschrieben. Viele Menschen leben einquartiert bei anderen Familien, wie auch Lili und Albert. Das Trümmergrundstück ihrer Eltern erweckt jedoch die Begierde ihres Schwagers und ihrer Halbschwester Hilde. Durch Intrigen versucht er die Hälfte des Hauses Lili abspenstig zu machen. Auch die Beziehung zu Albert wird immer angespannter und als verheiratete Frau ist sie von ihm abhängig. Er trifft die alle Entscheidungen. Lili wird erst munter, als er ihr verbietet zu arbeiten....doch da sind wir schon wieder im letzten Teil des Buches angelangt. Und für mich steht damit auch fest, dass ich den dritten Teil nicht mehr lesen werde.
Die drei Sterne vergebe ich vorallem für die bildhafte und authentische Beschreibung der damaligen Zeit und der wunderbar eingefangen Atmosphäre. Die Story selbst konnte mich allerdings nicht überzeugen.

Fazit:
Leider konnte mich der zweite Teil noch weniger überzeugen, als schon Teil Eins. Damit ist für mich klar, dass ich den Abschlussband nicht mehr lesen werde. Mir fehlt es an Spannung, an Kinoflair und an einer Protagonistin, die mich überzeugen konnte. Schade!

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Mord auf der Thalia

Dampfer ab Triest
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Günter Neuwirth entführt uns mit seinem neuen historischen Roman zurück ins Jahr 1907. Österreich-Ungarn unter Kaiser Franz Josef hat mit Triest seinen Zugang zum Meer und die Hafenstadt erlebt einen großen ...

Günter Neuwirth entführt uns mit seinem neuen historischen Roman zurück ins Jahr 1907. Österreich-Ungarn unter Kaiser Franz Josef hat mit Triest seinen Zugang zum Meer und die Hafenstadt erlebt einen großen Aufschwung. Im Hafen liegt die "Thalia", das erste Dampfvergnügungsschiff. Das umgebaute Linienschiff soll erstmals zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt aufbrechen. Nachdem im Hafen ein Attentat auf Graf Maximilian von Urbanau verübt wurde, dessen Leben aber verschont geblieben ist, soll der 1. Polizeikommandant Bruno Zabini als Schiffsbauingenieur der Lloyd aufs Schiff geschleust werden. Er soll für den Schutz des Grafen und seiner Tochter, Komtess Carolina Sylvia von Urbanau, sorgen. Unter den gut betuchten und illustren Passagieren aus den gehobenen Gesellschaftsschichten muss sich auch der Täter befinden....

Günter Neuwirth hat mit "Dampfer ab Triest" ein perfektes historischen Sittengemälde geschaffen. Zu Beginn findet man ein Personenregister, das den Einstieg etwas erleichtert.
Die der Zeit angepasste und detaillierte Sprache führt den Leser direkt zurück in die k.und k. Zeit der Donaumonarchie. Eine ähnlich "leicht antiquierte Schreibweise" habe ich zuletzt bei Uta Seeburgs historischen Roman "Der falsche Preuße" genossen. Dadurch wirkt der Roman noch authentischer und sehr atmosphärisch.
Die illustren Gäste auf dem Dampfer machen es Bruno Zabini nicht unbedingt leichter. Das Leben an Bord ist ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaft und er fühlt sich reichlich fehl am Platz. Einzig sein Charme, der bei den Frauen überaus gut ankommt, lässt ihn gesellschaftlich nicht deplaziert wirken. Die zahlreichen Figuren sind vielschichtig und bieten jede Menge Unterhaltungswert.
Da ist zum Beispiel die überaus neugierige Reiseschriftstellerin Theres Wundrak, eine bereits sehr emanzipierte Frau, die alles hinterfragt und ihm ziemlich bald auf die Schliche kommt. Die Komtess macht es ihm ebenfalls nicht leicht sie zu überwachen. Carolina hat ihren Liebhaber ein Schiffsticket bezahlt, damit er ebenfalls an Bord gehen kann. Der arme Theatherkünstler wäre wohl nicht wirklich im Sinne des Herrn Papa. Aber auch der Graf selbst ist nicht erfreut über die Bespitzelung durch einen Inspector. Er ist sich der Gefahr in der er schwebt nicht bewusst...

Der Autor amüsierte mich des öfteren mit interessanten Tischgesellschaften und sehr eigenwilligen Damen. Bruno ist ein sehr moderner Mann, der sich den neuesten Kriminaltechniken widmet. Er hat stets sein Köfferchen dabei, mit dem er Fingerabdrücke nehmen kann. Damals eine Revolution! Ebenso setzt er sich dafür ein, dass am Tatort fotografiert und keine handschriftliche Skizze angefertigt wird. Auch der Emanzipation der Frau steht er offen gegenüber, doch selbst heiraten möchte er nicht. Er liebt seine "Gspusi's" mit verheirateten Frauen.
Die farbenprächtigen Beschreibungen der Schauplätze und die unbekannten Ortsnamen haben mich neugierig gemacht. Nur bei Pola und Konstantinopel wusste ich, dass sich das istrische Pula und das türkische Istanbul dahinter verbirgt. Bei Smyrna, Mykene und Argos musste ich googeln...
Auch die politischen Hintergründe des damaligen Vielvölkerstaates und die bereits leicht brodelnde Stimmung unter den Menschen ist spürbar.

Durch die sehr detaillierten Personen- und Landschaftsbeschreibungen, den politischen Hintergründen und die Probleme des Vielvölkerstaates, kam der eigentliche Krimi ein bisschen zu kurz. Ihm fehlte es in der Mitte ein bisschen an Spannung, was der Autor jedoch mit einem überraschenden Finale wettgemacht hat.

Am Ende schreibt Günter Neuwirth in einem längeren Nachwort über die historischen Hintergründe, über die Bedeutung Triests, der Schifffahrt und dem Begründer der Kriminalistik, Hans Gross.

Fazit:
Ein sehr atmosphärischer historischer Krimi, der das Flair der Donaumonarchie und der gesellschaftlichen Standesdünkel perfekt übermittelt. Durch den sehr detaillierten Schreibstil hat der Krimi kleine Längen, hat mich aber trotzdem sehr gut unterhalten. Ich hoffe, es wird noch weitere Fälle für Inspector Bruno Zabini geben.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Der fünfte Fall für Toni Sanftleben - spannend wie gewohnt

Finstere Havel
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Der neue Havel Krimi von Tim Pieper "Finstere Havel" ist bereits der fünfte Band rund um Hauptkommissar Toni Sanftleben. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse zu den Vorgängerbänden lesen.

Gleich ...

Der neue Havel Krimi von Tim Pieper "Finstere Havel" ist bereits der fünfte Band rund um Hauptkommissar Toni Sanftleben. Man kann diesen Band auch ohne Vorkenntnisse zu den Vorgängerbänden lesen.

Gleich zu Beginn wird man mit dem Unfalltod einer jungen Frau konfrontiert, die mit ihrem Auto aus der Havel geborgen wird. Die Tote, Melanie Berndt, war angeschnallt und die Türen waren verschlossen. War es Selbstmord? Ein Unfall oder gar Mord?
Die Biologin war hochsensibel und suchte oftmals die Einsamkeit. Sie verbrachte viel Zeit am Ufer der Havel oder betrachtete den nächtlichen Sternenhimmel. Melanie steckte mitten in einer Scheidung und kämpfte um ihre Tochter, die beim Noch-Ehemann lebt. Beruflich ist sie auf der Überholspur, wenn sie nicht gerade gesundheitlich angeschlagen ist oder zu Alkohol greift. Ihr Chef, Professor Wendschneider, hält trotzdem viel auf seine Angestellte, die sich besonders für den Naturschutz einsetzt. Ihr Nachbar, ein arbeitsloser Mechaniker, ist aber gerade aus diesem Grund gar nicht gut auf Melanie zu sprechen

Neben der persönlichen Sichtweise von Toni gibt es auch immer wieder Einschübe, die aus der Sicht der toten Melanie Brandt geschildert werden. Die junge Frau war Biologin und hat sich besonders für den Naturschutz eingesetzt. Ein großes Flussprojekt hat ihre letzten Wochen viel Zeit in Anspruch genommen. Und doch scheint sie ein Geheimnis und Schuld auf sich geladen zu haben...

Tim Pieper hat diesmal so einige Themen in seinen aktuellen Krimi verpackt: Naturschutz, Stalking, Hochsensibilität, Erpressung. Je mehr die Ermittler über die Tote erfahren, umso zahlreicher werden die Ungereimtheiten. Lange tappen Toni und sein Team im Dunkeln. Der Autor lässt uns wieder direkt an den Ermittlungen teilhaben. Dabei streut er geschickt überraschende Wendungen ein und lässt den Leser mitraten.

In diesem Band wird es auch etwas privater. Toni und Caren sind nun ein Paar und er hat seine Vergangenheit hinter sich gelassen. In seinem Team scheinen ebenfalls Frühlingsgefühle ausgebrochen zu sein. Gesa versucht sich weiblicher zu kleiden und kommt plötzlich mit Make Up ins Büro und auch Phong schaut plötzlich mehr auf sein Äußeres. Bahnt sich etwa hier etwas an?

Schreibstil:
Der Schreibstil ist gewohnt einnehmend, bildhaft und flüssig. Die Charaktere sind vielschichtig und überraschen den Leser das eine oder andere Mal. Besonders Phong ist am Ende förmlich über sich hinausgewachsen.
Tim Pieper versteht es die einmalige Flusslandschaft rund um die Havel sehr bildgewaltig darzustellen. Als Österreichein ist mir das Flachland nicht wirklich bekannt. Durch die anschaulichen Beschreibungen kann auch ich mir ein gutes Bild der Landschaft machen.

Fazit:
Wie schon Band 1 - 4 konnte mich auch der fünfte Band rund um Toni Sanftleben wieder überzeugen, auch wenn ich den Vorgängerband etwas lieber mochte. Eine tolle Krimireihe mit viel Lokalkolorit und Spannung. Wer sie noch nicht kennt, sollte zugreifen!

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ein finsteres Dorf

Finsterdorf
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Was habe ich mich gefreut, dass ich einen neuen Autor kennen lernen darf, der noch dazu nicht weit weg von mir wohnt. Zusätzlich spielt die Geschichte im Krimi ebenso in meiner Umgebung...zwar schon etwas ...

Was habe ich mich gefreut, dass ich einen neuen Autor kennen lernen darf, der noch dazu nicht weit weg von mir wohnt. Zusätzlich spielt die Geschichte im Krimi ebenso in meiner Umgebung...zwar schon etwas "weiter" weg, aber der Bezirk Scheibbs, in dem hier das (fiktive) schaurige Dorf Schandau liegt, ist nur 15 km entfernt....

Peter Glanninger hat mich von der ersten Seite an überzeugt. Es geht richtig spannend und gruselig los, wobei ich nach dem Beenden das Wort Thriller statt Krimi passender finden würde. In "Finsterdorf" spielt zwar auch Polizeiarbeit eine große Rolle, die den Krimis vorbehalten wird, aber an Grusel und auch einigen Brutalitäten wird nicht gespart.
Thomas Radek vom Landeskriminalamt St. Pölten wird in den kleinen niederösterreichischen Ort Schandau im Bezirk Scheibbs geschickt. Er soll sich das mysteriöse Verschwinden und Wiederauftauchen einer jungen Frau vor Ort näher ansehen. Zusätzlich wird im Polizeibericht auch von Satanismus gesprochen. Seinen Kollegen ist diese merkwüdige Geschichte nur einen Lacher wert, die die zuständige Polizistin von der Polizeiinspektion Gresten an das LKA weitergeleitet hat. Thomas Radek ist aber froh endlich von der Schreibtischarbeit loszukommen und macht sich auf den Weg.
Radek stößt in Schandau jedoch auf eine Mauer des Schweigens. Die Vorkommnisse im Ort kommen ihm jedoch seltsam vor, denn die Menschen sind ängstlich und die Atmosphäre wirkt bedrohlich. Alle Einwohner wirken verstört und niemand wagt es offen mit ihm zu sprechen. Umso neugierer wird Radek und er hört schließlich doch noch von einigen merkwürdigen Vorgängen. Unter den Dorfbewohnern häufen sich die Verletzungen, wie Knochenbrüche. Außerdem war bereits eine weitere junge Frau einmal eine Woche verschwunden und sitzt seit ihrer Rückkehr in der Psychatrie.
Über dem Ort im Tal thront "der Baron", der größte Arbeitgeber der Region, der noch im letzten Jahrhundert stecken geblieben zu sein scheint. Er sieht die Einwohner "seines" Ortes als seine Untergebenen an. Auch Radek spürt bald seine korrupten Machenschachten und sein Netz bis in die höchsten Kreise....auch in Polizeikreise. Doch steckt hinter dem Verschwinden von Bernadette wirklich der Baron oder gibt es eine Gruppe von Menschen vor Ort, die sich einer satanischen Sekte angeschlossen haben?

Der Einstieg ins Buch ist heftig! Eine junge Frau aus dem Ort, Bernadette, wird entführt und in einem Kellerverließ gefoltert und festgehalten. Nach einer Woche kommt sie wieder frei und ist schwer traumatisiert. Danach flacht die Spannung etwas ab, denn Landeskriminalbeamter Thomas Radek sondiert erst einnmal die Lage in Schandau. Gemeinsam mit ihm rätseln wir was in dem Ort eigentlich vorgeht. Wovor haben die Menschen so große Angst, dass sie sogar Misshandlungen und Erpressung über sich ergehen lassen?
Zu Beginn ist man als Leser genauso ratlos, wie Radek. Erst nach und nach scheinen sich mehr und mehr Puzzlesteine zusammenzufügen. Das Gefüge der Dorfgemeinschaft ist nicht zu unterschätzen, denn viele sind voneiander abhängig. Überraschende Wendungen und die Spannung, die sich auf hohem Niveau hält, lassen den Leser trotz einiger kleinen überspitzten Figuren an der Geschichte kleben.

Geschickt und mit einem gewissen Gruselfaktor treibt Peter Glanninger die Aufklärung voran und erlaubt es dem Leser immer einen Schritt voraus zu sein. Obwohl mir doch relativ bald klar war, wer hinter all den Machenschaften steckt, ebbt der Spannungsbogen nicht ab und erst zum Ende hin erfährt man, ob man wirklich richtig vermutet hat. Dieses enthält ebenfalls noch eine kleine Überraschung bereit.

Peter Glanninger, der selbst Polizeibeamter war, hat mich mit seinen Krimi-Debüt tatsächlich umgehauen. Man merkt, dass er weiß wovon er in seinem Buch schreibt und versteht die mysteriöse Atmosphäre im Dorf perfekt darzustellen. Man spürt richtig die Angst der Einwohner und bekommt leichte Gänsehaut, wenn man gemeinsam mit Thomas Radek durch Schandau spaziert.
Die Figuren sind authentisch und gut gezeichnet. Den Ermittler Thomas Radek habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Sehr gerne würde ich noch mehr Fälle mit ihm lesen und empfehle diesen Krimi/Thriller sehr gerne weiter!

Fazit:
Finsterdorf ist ein sehr atmosphärischer Krimi mit Gruselfaktor, der in meiner Gegend spielt. Nicht nur einige bekannte Locations, sondern auch die düstere Stimmung, hat mich richtig gefesselt. Ein spannender Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Leseempfehlung!

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