Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2020

Kann ich empfehlen

Rache an der Riviera
0

Mit Luca Ferraro bin ich diesen Monat nach Italien gereist. Doch statt "Dolce far niente" überrascht der Autor gleich auf den ersten Seiten mit einem grausamen Fund. Im Genueser Aquarium werden im Piranhas ...

Mit Luca Ferraro bin ich diesen Monat nach Italien gereist. Doch statt "Dolce far niente" überrascht der Autor gleich auf den ersten Seiten mit einem grausamen Fund. Im Genueser Aquarium werden im Piranhas Becken die wenigen Überreste eines Menschen gefunden. Als Johann Sorbello, deutsch-italienischer Gerichtsmediziner, ein Foto der toten Frau sieht, wirkt er verstört. Die Tote ähnelt einem Opfer aus seiner Vergangenheit. Zusätzlich findet er bei der Sezierung Olivenöl in der Lunge der Toten, was den Mord noch mysteriöser macht.
Das Verhältnis zur hiesigen Polizei, aber vorallem zu Commissario Moreno, ist alles andere als gut. Johann lässt der Fall hingegen keine Ruhe. Er stellt gemeinsam mit Enza, der besten Freundin der Toten, Nachforschungen an und stößt bald auf einen Verdächtigen: Toni, den Verlobten der Toten. Doch dieser ist spurlos verschwunden....

Dies ist mein erstes Buch des Autors und ich bin wirklich begeistert vom komplexen Aufbau der Geschichte. Habt ihr auch Angst vor diesen kleinen Fischen, den Piranhas, die in Sekundenschnelle das Fleisch von deinem Finger knabbern können? Und dann erst eine ganzer Mensch im Piranha Becken....brrr. Sicherlich eine Herausforderung für Gerichtsmediziner Johann Sorbello aus den wenigen Überresten eine genaue Todesursache zu finden. Sebello ist ein außergewöhnlicher "Ermittler", der sich in die Liste von Journalisten, Friedhofsgärtner, Gefängnisärzten und Feldjägern in meiner Bibliothek einreiht. Und ich muss zugeben, dass ich diese Krimis und Thriller oftmals den echten Ermittlern vorziehe.
Der Fall ist fesselnd und man rätselt als Leser gerne mit. Der Autor legt gekonnt falsche Fährten und hält den Spannungsbogen mit überraschenden Wendungen oben.

Die Geschichte ist düster, obwohl sie im sonnigen Süden spielt. Die zusätzlichen Informationen betreffend des Olivenöls, wie auch der leider gängigen "Pantscherei", fand ich sehr interessant. Die Charaktere sind interessant und facettenreich. Sie entwicklen sich weiter. Gut gefallen haben mir auch die Einschübe aus einer anderen Perspektive....die Sicht des Mörders? Als Leser weiß man nicht, um wen es sich handelt. Jedoch wird damit die Spannung erhöht.
Ebenso erfahren wir von Zwistigkeiten zwischen einzelnen Familien, die zurück bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges reichen. Erst am Ende gelingt es Sorbella die Puzzlestücke zusammenzusetzen und in einem gelungenen Showdown den Mörder zu überführen.
Das Buch ist vor einigen Jahren im Selbstverlag erschienen und nun nochmals bei emons neu veröffentlicht worden.

Schreibstil:
Luca Ferraro schreibt fesselnd, komplex und bildhaft. Er erzählt aus verschiedenen Sichtweisen und lässt uns verschiedene Gedankengänge seiner Figuren miterleben. Zusätzlich gibt es ansprechende und bildhafte Beschreibungen der Schauplätze.
Über den Kapiteln steht der Wochentag oder welche Tageszeit man gerade hat. So hat man einen kleinen Überblick über das Geschehen.

Fazit:
Ein spannender und komplexer Krimi mit einem schlüssigen Ende und einem etwas anderen Thema. Absolut gelungen! Ich werde auf jeden Fall die weiteren Bücher des Autors verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2020

Trotz Bücherbus und Bücherliebe konnte es mich nicht überzeugen

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
0

Was für eine nette Idee, die sich Jenny Colgan für ihr neuerstes Buch ausgesucht hat. Eine buchverrückte Hauptprotagonistin und ein Bücherbus, der Nachschub in die entferntesten Winkel Schottlands bringt. ...

Was für eine nette Idee, die sich Jenny Colgan für ihr neuerstes Buch ausgesucht hat. Eine buchverrückte Hauptprotagonistin und ein Bücherbus, der Nachschub in die entferntesten Winkel Schottlands bringt. Jeder, der wie ich Bücher liebt, kommt daran kaum vorbei. Erwartet habe ich eine buchige Wohlfühlgeschichte, die ich einerseits auch bekommen habe. Jedoch gibt es für mich doch so einige Kritikpunkte.
Doch worum gehts?
Die schüchterne Nina hat ihren geliebten Job in der Bibliothek in Birmingham verloren. Nun steht sie vor der schweren Entscheidung, wie ihr weiteres Leben aussehen soll. Auf jeden Fall sollen Bücher darin vorkommen und eine kleine Idee schwirrt ihr bereits im Kopf herum: ein fahrender Bücherbus, der auch Nichtleser von Büchern überzeugen soll. Allerdings steht das einzige in Frage kommende Gefährt in Kirrinfief in Schottland. Und so beweist Nina Mut und macht sich auf nach Schottland...

Die Idee mit der fahrenden Buchhandlung fand ich gelungen. Ninas Idee ihre Liebe zu Büchern auch anderen Menschen vermitteln zu wollen, ist genial. Jenny Colgan bringt die Liebe ihrer Protagonistin zu den Büchern sehr lebendig und mit viel Gefühl zum Ausdruck. Auch die landschaftlichen Beschreibungen sind bildgewaltig, wie auch die der schottischen Männer. Gefallen hat mir auch die Idee mit dem Bücherbaum oder die Beschreibung des Mittsommerfestes.
Die erste Hälfte hat so in etwa meine Erwartungen erfüllt, doch dann kam die zweite Hälfte...und hier hat mich die Geschichte im Stich gelassen. Nicht mehr Bücher stehen im Vordergrund, sondern Ninas Selbstfindung und die Liebe. Ersteres fand ich gut dargestellt, zweiteres nicht. Das dramatische Liebeschaos wirkte für mich unglaubwürdig. Nina wechselt von der einen Schwärmerei zur nächsten, ohne dass man als Leser das Knistern oder die plötzlich aufkommende Liebe einem Mann gegenüber, der nur mürrisch ist und kaum mit ihr redet, nachempfinden könnte. Es kamen keinerlei Gefühle bei mir an. Auch die Gedanken von Surindras, Ninas Freundin, die sich immer nur um die muskulösen, bärtigen Schotten und Sex drehte, nervte mich mit der Zeit.

Die Charaktere sind mir ebenfalls etwas fern geblieben. Den Figuren fehlt es, meiner Meinung nach, an Tiefe. Zu Beginn habe ich mich gefragt, ob Stadtmenschen wirklich so eine naive Vorstellung vom Landleben haben? Vorallem zu Beginn musste ich oftmals den Kopf schütteln. Doch gut - es ist nur eine Geschichte und Nina ist ein etwas anderer Charakter ;) Gefallen hat mir allerdings ihre Suche nach Identität und Glück. Als Mensch entwickelt sich Nina bis zum Ende der Geschichte enorm weiter, auch wenn ich sie nicht wirklich verstehen konnte.
Zusätzlich plätschert die Geschichte so vor sich hin. Mir fehlte es an Ereignissen, Höhen und Tiefen. Die Liebesgeschichte hinterließ ebenfalls keinen wirklichen Eindruck.
Die erste Hälfte fand ich noch ganz gut, aber ab der Hälfte ging mir nicht nur Nina ziemlich auf die Nerven, sondern auch das unglaubwürdige Liebeschaos samt Ex.
Bisher kann ich von der Autorin eigentlich nur den ersten Band der kleinen Bäckerei am Strandweg empfehlen, den ich sehr mochte. Die nachfolgenden Bände waren schon nicht mehr meins und die zweite Reihe um die Sommerküche habe ich gleich gelassen. Mit dem Thema Bücher bei ihrer neuen Reihe wollte ich der Autorin eine weitere Chance geben, doch das wird wohl eher nichts mehr...


Fazit:
Ein leichtes und süßes Buch, das mir allerdings kaum in Erinnerung bleiben wird. Der "Wohlfühlroman" war mir zu oberflächlich, die Charaktere zu blass und gewöhnungsbedürftig. Band 2 werde ich mir schenken und lieber zu einem anderen Buch greifen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.06.2020

Interessanter erster Teil rund um das Juliusspital und die Medizin

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
0

Würzburg 1850. Viviane Winkelmann ist die Tochter eines angesehenen Bankiers. Die aufgeweckte junge Frau soll mit einem Sohn aus gutem Hause verheiratet werden, doch ihr Herz gehört Steinmetz Paul. Als ...

Würzburg 1850. Viviane Winkelmann ist die Tochter eines angesehenen Bankiers. Die aufgeweckte junge Frau soll mit einem Sohn aus gutem Hause verheiratet werden, doch ihr Herz gehört Steinmetz Paul. Als sie von ihm ein Kind erwartet, schicken sie ihre Eltern ins Kloster. Dort soll der Säugling nach der Geburt zur Adoption freigegeben werden. Doch Viviana träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit Paul und ihrer kleinen Tochter Ella und flieht. Daraufhin verstoßen sie ihre Eltern. Fortan lebt sie in der Pleich, dem Armenviertel der Stadt. In der Apotheke neben dem Juliusspital erhält sie die Chance als "Helfnerin" zu arbeiten. Dort entdeckt sie ihr Interesse für die Heilkunde und Medizin....

Romane über Medizin und Frauen, die in früherer Zeit gerne Ärztin geworden wären oder eine der ersten praktizierenden Ärztinnen waren, gibt es momentan sehr viele. Hebammen und Krankenschwestern tummeln sich in den Bücherregalen....auch in meinen. Dabei habe ich schon einge sehr spannende Geschichten gefunden, die mir gut gefallen haben. Natürlich gibt es auch durchschnittliche Romane zum Thema, doch der erste Band der Schwestern Claudia und Nadja Beinert über das Juliusspitals gehört nicht dazu.
Wir begleiten unsere anfangs naive Hauptprotagonistin, die sich von der verwöhnten Bankierstochter zur alleinstehenden Mutter eines unehelichen Kindes wandelt, plötzlich Verantwortung übernimmt und schlussendlich zu einer mutigen jungen Frau wird, die für mehr Frauenrechte kämpft. Dieser Wandel wird von den beiden Autorinnen sehr spannend und deatilliert beschrieben. Ihre Liebe zur Medizin und der Kampf für Frauen ein Studium zu ermöglichen wird fesselnd erzählt. Das große Vorbild von Viviana ist Dorothea Erxleben, die erste Ärztin, die bereits im 18. Jahrhundert promovierte. Doch 1850 sieht die Welt wieder anders aus und Frauen sind nichths anderes als Anhängsel der Männer, die sich vorwiegend um den Ehemann und den gesellschaftlichen Status widmen sollen. Die meisten Männer wollen keine Frauen in ihren Reihen, denn ihrer Meinung nach sind sie weder geistig in der Verfassung sich zu bilden (!), noch körperlich dem Mann ebenbürtig. Um ein Studium als Frau zu erhalten, muss sie ein Abitur haben, doch diese Möglichkeit gabe es für Mädchen im Königlichen Bayern zu dieser Zeit nicht.

Die medizinischen Ansätze haben Claudia & Nadja Beinert sehr anschaulich und detailliert ausgearbeitet. Der damalige Klinikalltag und der Stand der Forschung, aber auch der Unterschied zwischen Arm und Reich sind hervorragend beschrieben. Zu dieser Zeit war das Juliusspital in Würzburg, der heute weitaus bekannteren Berliner Charité, überlegen. In allen universitären Fachbereichen wurden bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Rudolf Virchov forschte damals ebenfalls noch in Würzburg, wo er die Cellular-Pathologie entdeckte, die den Glauben an die Vier-Säfte-Lehre ablöste. Auch vor detaillierte Leichensezierungen nehmen die beiden Autorinnen nicht Abstand. Gut, dass ich so viele Thriller gelesen habe, wo ich bereits öfters mit ähnlichen Passagen konfontriert wurde.

Charaktere und Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr detailliert und teilweise auch mit medizinischen Fachausdrücken gefüllt. Deswegen kommen ab und zu einige kleine Längen auf. Doch er ist auch sehr bildhaft und fesselnd.
Die Figuren sind bis in die Nebencharakter lebendig und authentisch gezeichnet. Viviana entwickelt sich zu einer selbstbewussten Frau, die nicht so schnell aufgibt und für ihre Träume lebt. Sie besitzt Mut und Stärke.
Neben Rudolf Virchov sind weitere historische Persönlichkeiten in den Roman eingeflossen. Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis und am Ende ein Nachwort der beiden Autorinnen. Der Roman ist in drei Teile: Mit Herz, mit Verstand und mit Gefühl, aufgeteilt.

Fazit:
Ein interessanter Start in diese Reihe rund um das Juliusspital, der mit Vivianas Enkelin Henrike und der Erfindung der Röntgenstrahlen im August fortgesetzt wird. Für Leserinnen, die auch die Charité von Ulrike Schweikert oder Helene Sommerfelds Trilogie "Die Ärztin" mochten. Ich empfehle den Roman gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2020

Schatten und Licht

Fräulein Gold: Schatten und Licht
0

Anne Stern ist für mich keine unbekannte Autorin, denn ich kenne sie bereits durch ihre Bücher, die sie als Selfpublisher veröffentlicht hat. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass der Rowohlt Verlag ...

Anne Stern ist für mich keine unbekannte Autorin, denn ich kenne sie bereits durch ihre Bücher, die sie als Selfpublisher veröffentlicht hat. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass der Rowohlt Verlag ihre Fräulein Gold Reihe ins Verlagsprogrgamm genommen hat. Die Geschichte ist eine Mischung aus historischem Roman und historischem Krimi mit einem kleinen Schuss Liebe.

Im Auftakt dieser Reihe begeben wir uns nach Berlin ins Jahr 1922, wo Hulda Gold im Elendsviertel Bülowbogen im Stadtteil Schönberg als Hebamme tätig ist. Es ist eine politisch sehr unruhige Zeit und die Inflation hat die Menschen im Griff. Die Zeit ist schnelllebig und die Kluft zwischen Arm und Reich groß.
Hulda ist nicht nur bei Geburten anwesend, sondern versucht bereits zuvor eine Bindung zu den schwangeren Frauen aufzubauen. Als sich eine ihrer Patientinnen um ihre verschwundene Nachbarin Rita sorgt, bittet sie die Hebamme nachzuforschen. Hulda findet heraus, dass Rita aus dem Landwehrkanal gefischt wurde und der Fall bereits als Selbstmord abgestempelt wird. Daraufhin versucht sie auf eigene Faust zu recherchieren.
Dabei kommt sie Hauptkommissar Karl North in die Quere, den sie für unfähig hält. Dieser ist zusehens genervt von Huldas Einmischerei, die sie immer wieder in große Gefahr bringt.
Generell ist das Duo Hebamme und Kriminalkommissar als Ermittler mal etwas Neues. Es ist eine Mischung aus der Hebammensaga von Linda Winterberg und den Krimis von Volker Kutscher um Gideon Rath. Aber eigentlich sollte man keine Vergleiche anstellen, denn Anne Stern hat mit Hulda Gold etwas Neuartiges kreiiert.

Kommissar Karl North fand ich ebenfalls sehr interessant. Aufgewachsen als Waisenkind in einem Heim hat er seinen Weg gemacht. Doch die Vergangenheit hat er noch nicht richtig abgeschüttelt. Der Mordfall um die Prostituierte Rita bringt ihn deshalb an seine Grenzen. Gleichzeitig wirkt er aber unnahbar und nicht unbedingt vertrauenswürdig.

Hulda ist eine sehr eigensinnige und unerschrockene junge Frau, die mit 26 Jahren bereits als alte Jungfer gilt. Sie hat eine Beziehung hinter sich, mit der sie noch nicht wirklich abgeschlossen hat. Zusätzlich steckt sie gerne ihre Nase in Dinge, die sie nichts angehen und sie immer wieder in Schwierigkeiten bringen. Sie hat ein Herz für die Armen und unterstützt die Frauen in den heruntergekommen Mietskasernen, wo sie nur kann. Zusätzlich bekommt man als Leser einen guten Eindruck von Huldas Arbeit als Hebamme.
Beide Charaktere sind sehr gut eingefangen und haben Ecken und Kanten.

Anne Stern schreibt sehr mitreißend und detailiert. Die Schauplätze sind sehr bildhaft und lebendig beschrieben. Obwohl ich noch nie in Berlin war hatte ich immer ein Bild vor Augen und begleitete Hulda auf ihren Wegen.
Das Aufkommen der Nationalsozialisten wird ebenso erwähnt, wie die Kluft zwischen den Hebammen und den Gynäkologen in den Krankenhäusern.
Das informative Nachwort am Ende des Romans rundet die Geschichte perfekt ab.

Fazit:
Ein gelungener Auftakt mit einem ungewöhnlichen Ermittlerpärchen, das in Berlin der 1920iger Jahre den Tod einer Prostituierten aufzuklären versucht. Ich bin shcon sehr auf die Nachfolgebände gespannt, die im Oktober dieses Jahres und im April 2021 erscheinen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2020

Hat mich wieder völlig in die Welt von Panem katapultiert

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
0

Wer hat nicht voller Spannung auf das neue Buch von Suzanne Collins zu ihrer Panem Trilogie gewartet? Ich denke viele, viele Leser, die wie ich, die Trilogie geliebt haben. Die Angst vor einer Enttäuschung ...

Wer hat nicht voller Spannung auf das neue Buch von Suzanne Collins zu ihrer Panem Trilogie gewartet? Ich denke viele, viele Leser, die wie ich, die Trilogie geliebt haben. Die Angst vor einer Enttäuschung war groß, aber die ist meiner Meinung wirklich nicht angebracht. Ich war fasziniert von den Ideen und dem Aufbau rund um die Hungerspiele, die damals noch in den Kinderschuhen steckten.

Wir sind bei den 10. Hungerspielen nach dem großen Krieg. Das Kapitol ist als Sieger hervorgegangen, jedoch leiden die Menschen noch immer an den Folgen. Der junge Coriolanus Snow stammt aus einer hochangesehen Familie, doch auch er, seine Großmutter und seine Kousine Tigris leiden Hunger und Not. Umso wichtiger erscheint ihm sein Ziel: das Stipendium für die Aufnahme ans College, das ihnen wieder mehr Ansehen und Geld bringen soll. Als ausgezeichneter Schüler hat er die Chance als Mentor für einen Tribut bei den 10. Hungerspielen zu glänzen und das Stipendium zu erhalten. Ihm wird ausgerechnet ein Mädchen, Lucy Gray Baird aus Distrikt 12, zugewiesen und Coriolanus sieht seine Chancen schwinden. Doch ein Snow landet immer oben....

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Ich war gespannt auf den jungen Snow und wie viele Ähnlichkeiten er bereits mit dem grausamen Spielemacher aus den 74. Hungerspielen hat. Suzanne Collins zeichnet von ihm ein Bild, das ihn doch weit sympathischer macht, als man glaubt. Manche seiner Gedanken konnte ich sogar gut nachvollziehen. Er ist ein intelligenter junger Mann, der weiß, wie man seine Vorteile geschickt nutzen kann. Erst mit der Zeit entdeckt man immer mehr Züge an ihm, die uns an den Snow erinnern, der er in der Trilogie war.

Auch die anderen Charaktere, wie Snows Tribut Lucy Gray oder Sejanus Plinth, sein Freund, sind lebendig gezeichnet. Mit Dr. Gaul hat Collins einen absolut kranken Charakter erschaffen, der mir regelmäßig Gänsehaut beschert hat. Sie ist eine würdige Lehrerin für den späteren Snow.

Die zehnten Hungerspiele stehen noch am Anfang und sind gänzlich anders, als wir sie aus der Trilogie kennen. Man schaut diesmal hinter die Kulissen. Die Arena gleicht kaum der, die wir kennen. Die Beschreibung erinnerte mich eher an ein Fußballstadion. Die Tribute werden ebenfalls noch ganz anders behandelt und schaffen es gesundheitlich oftmals gar nicht bis zum Beginn der Hungerspiele. Aber mehr will ich nicht verraten...

Viele Dinge, die man aus der Trilogie kennt, ergeben nun Sinn oder zeigen auf, wie es dazu gekommen ist. Ich war wirklich beeindruckt von Collins grandiosem Aufbau, der mit diesem Prequel Fragen beantwortet, die man sich oftmals gar nicht gestellt hat. Sie nimmt Bezug auf die Spotttölpel, wie auch auf den Namen Katniss. Immer wieder fallen auch Nachnamen, die einem bekannt vorkommen und in der Trilogie ebenfalls auftauchen. Die Moral spielt hier ebenfalls eine größere Rolle.

Die Autorin schildert die Ereignisse diesmal in der personalen Erzählweise, d.h. sie beschreibt das Ganze aus der Perspektive einer einzelnen oder mehreren Personen. Man fliegt durch die 600 Seiten, die mit überraschenden Wendungen einige Spannung in die Geschichte bringen. Kurz nach der Hälfte gibt es meines Erachtens einige Zeit kleinere Längen, die jedoch in einem dramatischen Finale enden. Die vielen Liedtexte waren ebenfalls nicht unbedingt meins, obwohl ich sonst alles rund um Musik sehr gerne mag und sonst immer zu Büchern mit dem Thema Musik greife.


Man sollte auf jeden Fall vorher die Trilogie gelesen haben, bevor man Panem X zur Hand nimmt.

Collins hat hier nicht mit Muss ein Prequel erschaffen, wie man es oftmals bei anderen Reihen vorgesetzt bekommt. Für mich ist es eine wunderbare Ergänzung, die mich zurück in die Welt von Panem katapultiert hat. Die Geschichte kommt zwar nicht ganz an die Trilogie heran, hat mir aber wunderbare Lesestuden gebracht. Ich habe diese Lesezeit sehr genossen und würde mich über eine weitere Fortsetzung zu Panem X freuen - denke aber nicht wirklich, dass wir nochmals sagen dürfen: Lasst die Spiele beginnen!

Fazit:

Ich bin positiv überrascht und finde die Geschichte des jungen Coriolanus Snow und die Anfänge der Hungerspiele absolut gelungen. Collins hat mit dieser Vorgeschichte viele Bezüge hergestellt und sie in eine spannende Geschichte verpackt, die mich wieder in die Welt von Panem katapultiert hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere