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Veröffentlicht am 09.05.2020

Lässt mich zwiegespalten zurück

Echo der Kirschblüten
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Der 19jährige Amanaki träumt davon sein Zuhause in Tahiti zu verlassen, Er möchte mit seinem Katamaran die Welt entdecken und sich seinen Traum erfüllen.
Der Roman beginnt mit seinem Aufbrauch. Es ist ...

Der 19jährige Amanaki träumt davon sein Zuhause in Tahiti zu verlassen, Er möchte mit seinem Katamaran die Welt entdecken und sich seinen Traum erfüllen.
Der Roman beginnt mit seinem Aufbrauch. Es ist mitten in der Nacht und Amanaki verlässt sein Zuhause ohne seinen Eltern und seiner Schwester Bescheid zu sagen. Nach dem Verlassen des Hafens entdeckt er einen kleinen blauen Saphirlori auf seinem Katamaran. Der Vogel ist verletzt und kann nicht mehr fliegen. Amanaki nennt ihn Ari. Er wird zu seinem wichtigsten Begleiter auf seiner Reise über den Ozean. Sein Weg führt ihn von Tahiti zu den Cook-Inseln und nach Neuseeland, wo er längere Zeit bleibt. Während das Segel seines Katamaran repariert wird, lernt er Ruby kennen. Sie ist fast zehn Jahre älter als Amanaki und eigentlich eine sehr fröhliche und offene junge Frau. Doch ein schwerer Schicksalschlag hat sie komplett aus der Bahn geworfen. Sie nimmt Amanakis Vorschlag an gemeinsam weiter zu reisen und ihm ihre Heimat zu zeigen. Ihr großer Traum ist die Kirschblüte in Japan zu sehen. Doch zuerst begeben sich die beiden auf einen Roadtrip durch die Nordinsel Neuseelands bevor es übers Meer nach Japan geht...

Die Geschichte wird im Präsens und aus drei Sichtweisen aus der Ich-Persepktive erzählt und zwar aus der von Amanaki, Ruby und Isamu. Letzterer ist ein Yakuza, ein Mitglied einer japanischen kriminellen Organisation ähnlich der Madfia, die Schutzgelder erpressen. Er soll wohl das Gegenteil von Amanaki darstellen, der ein gutgläubiger Mensch ist und bei jeder Person, die er trifft eine bleibende Erinnerung hinterlässt. Für mich war allerdings der Strang um Isamu unnötig und die Szene, als die beiden schlussendlich aufeinandertreffen, viel zu kurz und nichtsagend. Viel bewegender fand ich Amanakis Reaktion auf eine Aktion, die Isamu einem anderen Menschen zugefügt hatte.
Der junge Mann ist ein fröhlicher und offener Mensch. Er macht sich Gedanken über den Sinn des Lebens und philosophiert auch die ganzen 239 darüber. Das ist oftmals sehr einnehmend und die tiefsinnigen Aussagen machen das Lesen zu einem wunderbaren Erlebnis. Trotzdem konnte ich dem erst neunzehnjährigen Burschen seine Weisheit und philosophische Ader, die an Lebensweisheit erinnert, nicht abnehmen. Für mich hatten seine Gedanken und Handlungen etwas Weises, das man in seinem Alter nicht oder nur sehr begrenzt haben kann. Man erhält diese Art von Weisheit erst mit dem Alter und seinen eigenen Erfahrungen, die man gemacht hat. Deswegen konnte mich der Roman auch nicht wirklich überzeugen.

Generell kam der titelgebende Teil, nämlich die Kirschblüte in Japan, viel zu kurz. Ebenso wie Amanakis Familie, die im letzten Viertel des Romans sein Tagebuch erhalten und sich erst seine Schwester, als es ihr zwei Jahre später zufällig in die Hände fällt, auf die Suche nach Amanaki macht.

Gefallen hat mir die Freundschaft zwischen Ruby und Amanki und wie Ruby schließlich Frieden findet. Auch die Rolle des kleinen blauen Saphirlori ist ganz wunderbar in der Geschichte eingefangen. Ari erobert sicher jedes Leserherz.
Die blauen Federn des Vogels sind auch am Cover zu bewundern. Am Beginn des Romans befindet sich eine Karte des Gebietes von der Südsee bis nach Japan, für alle Leser, die genau wissen möchten, wie die Route von Amanaki ausgesehen hat.

Fazit:
Der Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite lässt er sich gut lesen und hat einige wunderbare Sequenzen. Auf der anderen Seite waren es mir oftmals zu unglaubwürdige Szenen oder Verhaltensweisen des Protagonisten. Den Strang um Isamu fand ich ebenfalls zu ausschweifend.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Woglfühlroman zum Abtauchen

Kirschkuchen am Meer
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Der neue Sommerroman von Anne Barns alias Andrea Russo passt perfekt, um sich in diesen schwierigen Zeiten etwas abzulenken und wenigstens in Gedanken auf Urlaub zu gehen.
Besonders als ich zwei sehr beklemmende ...

Der neue Sommerroman von Anne Barns alias Andrea Russo passt perfekt, um sich in diesen schwierigen Zeiten etwas abzulenken und wenigstens in Gedanken auf Urlaub zu gehen.
Besonders als ich zwei sehr beklemmende Romane parallel gelesen habe, brauchte ich Abwechslung und dafür passt "Kirschkuchen am Meer" einfach perfekt!

Zuerst lernen wir Marie kennen, die nach Abbruch ihres Studium als Drogistin arbeitet. Ihr wurde erst eine Beförderung als Filialleiterin angeboten, doch ihr Herz schlägt fürs Kuchen backen. Zusätzlich wäre der neue Job weiter entfernt und sie müsste umziehen. Die Beziehung zu ihrem Freund Marc ist jedoch seit einiger Zeit etwas angegriffen, da käme ein Umzug nicht wirklich recht. Seit einem Burn Out ist er arbeitslos und steckt in einer Sinnkrise. Zusätzlich wirft die überraschende Nachricht vom Tod ihres Vaters Enno Marie aus dem Gleichgewicht. Seit der Scheidung von ihrer Mutter hatte sie und ihre ältere Schwester Lena kaum mehr Kontakt zu ihm. Das lag vorwiegend an seiner neuen Frau Ilonka, genannt "die Hexe". Trotzdem nimmt der plötzliche Tod ihres Vaters Marie richtig mit. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Oma reist sie nach Hooksiel, um an der Seebestattung teilzunehmen. Die hochschwangere Lena muss leider zuhause bleiben, ebenso wie Maries Freund Marc, der ein Vorstellungsgespräch hat. Das Power-Trio trifft nicht nur auf die verhasste Ilonka und ihren Sohn Hannes, sondern auf eine unbekannte Frau mit kurzen roten Haaren, die weinend das Schiff verlässt, aber für Marie eine Tasche mit Erinnerungen da lässt. Bevor Marie sie ansprechen kann, ist sie verschwunden....

Von Beginn an war ich mitten im Geschehen und bin mit dem "Dreimädlerhaus" Richtung Norden gefahren. Zuerst zur Seebestattung, danach nach Norderney und Juist, wo wir auch auf altbekannte Figuren aus "Apfelkuchen am Meer" treffen. Marie, die unbedingt wissen will, wer die rothaarige Frau ist, beginnt nachzuforschen. Im Laufe ihrer Recherchen erfährt sie nicht nur mehr über ihre Familie, sondern auch über sich selbst. In Maries Erinnerung ist ihr Vater bis zur Scheidung ein toller Mann, der mit ihr zusammen Kirschen pflückte und den allerbesten Kirschenröster gemacht hat. Die ältere Lena hat hingegen die Schwierigkeiten der Eltern bereits mitbekommen. Marie versucht durch ihre Suche den Vater besser kennenzulernen und etwas mehr über sich selbst zu erfahren, denn sie stellt nicht nur ihre Bezieung in Frage, sondern macht sich auch Gedanken über ihren beruflichen Werdegang.

Familienzusammenhalt wird bei den vier Powerfrauen groß geschrieben. Außerdem wird wieder gebacken, was das Zeug hält. Ich hatte den herrliche Duft frischgebackener Kuchen in der Nase. Hungrig sollte man beim Lesen definitiv nicht sein! Schon ohne knurrenden Magen bekommt man Lust auf Süßes - vorallem, wenn man wie ich ein Zuckergoscherl ist!
Aber auch die bildhaften Landschaftsbeschreibungen, die meine Sehnsucht nach Urlaub weckten und das Inselflair haben mich sofort wieder gepackt und sehnsüchtig seufzen lassen.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Marie ist eine mutige junge Frau, deren große Liebe das Backen ist. Lena ist Maries engste Vertraute, die Oma ein Energiebündel voller Lebenslust. Marc hingegen ist voller Selbstzweifel und ich wusste nicht so recht, was ich von ihm halten soll. Ilonka ist die sprichwörtliche böse Stiefmutter und Hannes steht ihr an Berechnung in nichts nach. Die Inselbewohner neben Merle, die in "Apelkuchen am Meer" unsere Hauptprotagonistin war, sind liebenswürdig und voller Herzenswärme. Vorallem Matthias und Thomas aus der Kaffeerösterei "Bittersüß", aber auch Annie und Jutta werden bald zu guten Freunden.

Schreibstil:
Ich liebe den bildhaften und lebendigen Schreibstil der Autorin, deren Wohlfühlromane mich in eine andere Welt abtauchen lassen. Die atmosphärische und bildhafte Landschaftsbeschreibung sorgt auch in ihrem neuen Roman für das nötige Lokalkolorit.Teils witizge Dialoge sorgen für Humor in der emotionalen Geschichte.
Auch diesmal gibt es am Ende wieder leckere Rezepte, die auch im Roman eine Rolle spielten.

Fazit:
Ein warmherziger Wohlfühlroman, den man auf keinen Fall hungrig lesen sollte. Eine Geschichte zum Abtauchen und um etwas Meerluft zu schnuppern, wenn auch nur in buchiger Form. Eine leichte Sommerlektüre mit schönen Momenten, die auch einige ernstere Töne anschlägt.

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Lebendige Zeitgeschichte

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Im dritten Band der Thalheim Schwestern befinden wir uns nun im Jahre 1958 und wir knüpfen direkt an das Ende des Vorgängerbandes an. Das Thalheim Küken Florentine, die mit dem Modehaus schon von klein ...

Im dritten Band der Thalheim Schwestern befinden wir uns nun im Jahre 1958 und wir knüpfen direkt an das Ende des Vorgängerbandes an. Das Thalheim Küken Florentine, die mit dem Modehaus schon von klein auf nichts am Hut hat, kehrt aus Paris zurück. Ihre Welt ist die Kunst und ihr großer Wunsch endlich in Berlin an der Kunsthochschule aufgenommen zu werden. Erst recht, seit sie in Paris die Werke der großen Künstler kennengelernt hat. Ihr kämpferischer Geist und ihre Willenstärke helfen ihr dabei ihr Ziel zu erreichen. Doch mit Rufus Lindberg hat sie einen Professor, der ihr das Leben schwer macht und sie in tiefe Zweifel stürzt....

Brigitte Riebe hat diese Zeit einfach großartig festgehalten. Deutschland ist im Unschwung. Der Osten und der Westen verändern sich und driften immer mehr auseinander. Dazwischen die Thalheims, die sich um ihre Verwandten im Osten sorgen und durch das Ausreiseverbot aus der DDR den Großteil ihrer Verkäuferinnen verlieren. Mittendrin Flori, die die besondere Gabe der Synästhesie besitzt und Farben hören kann. Doch als die privaten Probleme immer mehr werden, hört sie nur mehr eine Dissonanz und ihre Bilder werden immer dunkler.
Während Rike sich weiterhin um das Kaufhaus Thalheim kümmert und Silvie nach wie vor ihre Sendung "Stimmen" bei RIAS hat, erhalten diesmal auch wieder einige Nebenfiguren, die wir bereits aus den Vorgängerbänden kennen, eine größere Rolle. Aber auch neue Charaktere wie Benka oder Theo kommen in diesem Band hinzu. Durch Benka findet Flori Gefallen an der Fotografie und begleitet ihn sogar nach Hamburg, um für den OTTO Katalog zu fotografieren.
Lange dreht sich die Geschichte vorallem um Flori und ihre Kunst, sowie den Familienangelegenheiten der Thalheims. Dabei findet auch die Bekanntschaft der Familie mit der Frau von Willy Brandt, Rut Brandt, Erwähnung, die noch eine wichtige Rolle spielen wird. Miterleben durfte ich auch ein Konzert von Marlene Dietrich, die später auch bei Silvies Radiosendung zu Gast sein wird und die Berliner in zwei Lager teilte. Von den einen umjubelt, wird sie von den anderen gehasst. Zusätzlich durfte ich Flori zum Kellerkonzert der damals noch unbekannten Beatles begleiten und mit Franzi einige ihrer Filmkollegen kennenlernen.

Mit Floris Leidenschaft für die Fotografie und dem Bau der Mauer findet der Roman einen weiteren Fixpunkt. Hautnah durfte ich miterleben, wie die ersten Ausreiseverbote entstehen, die Lage immer prekärer wird und der Beginn des Mauerbaus startet. Die Ängste der Einwohner Berlins, sowie die Unausprechlichkeit dieses Vorgehens bereitete mir Magendrücken, vorallem weil wir wissen, wie es mit der Geschichte Deutuschlands weiterging. Der Glaube der Menschen, die Teilung Deutschlands würde entweder nicht stattfinden oder nicht lange anhalten, sowie die Hoffnung auf Willie Brandt erwies sich als Irrtum und hat viele Menschen in tiefste Verzweiflung gestürzt.
Das Buch endet mit dem Besuch John F. Kennedys in Berlin und seinem legendären Satz: "Ich bin ein Berliner".

Am Ende befindet sich wieder eine Zeittabelle mit den wichtigsten zeitgeschichtlichen Informationen Berlin's von 1958 - 1963.

Brigitte Riebe hat alle ihre Figuren in den drei Bänden wunderbar lebendig charakterisiert. Alle von ihnen entwickeln sich weiter und werden erwachsen. Sowohl Rike, als auch Silvie und Flori finden schlussendlich ihren Lebensweg. Schade, dass die Trilogie nun zu Ende ist und ich die Thalheims verlassen muss. Es war mir ein Vergnügen!

Fazit:
Lebendiger kann Zeitgeschichte nicht sein! Brigitte Riebe schafft es mit ihrem letzten Band der Trilogie den Umschwung zwischen West und Ost Ende der Fünfziger Jahre festzuhalten und die Zeit bis zum Bau der Mauer zu dokumentieren. Mein Kopfkino ratterte ohne Pause und ich lebte mit den Menschen mit. Ein wunderbarer Abschluss der Trilogie, den ich gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Konnte mich leider nicht abholen

Das Haus der Frauen
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Laetitia Colombanis Debütroman "Der Zopf" war 2018 ein absolut gehyptes Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe und das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Besonders der Strang aus Indien hat mich mitgenommen ...

Laetitia Colombanis Debütroman "Der Zopf" war 2018 ein absolut gehyptes Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe und das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Besonders der Strang aus Indien hat mich mitgenommen und ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

Nun ist das zweite Buch der Autorin erschienen und natürlich stellt jedermann Vergleiche zum Zopf an, was nicht wirklich optimal ist. Diese Geschichte ist eine andere und ich muss zugeben, dass auch sie mich nicht wirklich abholen konnte.

Der Roman beginnt vielversprechend und ich konnte mich sehr schnell in die Geschichte einfühlen, was sich aber leider nicht fortsetzte.

Wir haben diesmal zwei Zeitstränge. In der Gegenwart lernen wir die Anwältin Solène kennen. Sie gerät in eine Lebenskrise, als sich einer ihrer Mandaten aus dem Fenster stürzt. Ihre Beziehung ist ebenfalls vor kurzem zerbrochen, woran sie noch immer zu knabbern hat. Sie steigt aus dem Berufsleben aus und versucht ihr Leben irgendwie wieder auf die Reihe zu bekommen. Ihr Therapeut legt ihr ans Herz sich sozial zu engagieren, um ihre eigenen Probleme hintenanzustellen. Sie bewirbt sich als öffentliche Schreiberin und geht daraufhin einmal in der Woche in ein Wohnheim für Frauen, wo sie amtliche Briefe aufsetzt und den Bewohnerinnen beim Umgang mit Behörden hilft. Dort lernt sie Frauen aus unterschiedlichen Ländern und Schichten kennen, deren persönliche Schicksale sie nach und nach kennen lernt und die sie sehr berühren. Und auch zur Geschichte des Hauses erfährt sie Näheres....

Im Vergangenheitsstrang erfahren wir mehr über das Leben von Blanche Peyron, der Gründerin des Hauses für Frauen in Not. Ihr Lebenslauf ist ungewöhnlich. Sie hat sich schon in jungen Jahren der Heilsarmee verschrieben und kämpft gegen die soziale Ungerechtigkeit. Blanche und ihr Mann gelingt dabei Unglaubliches. Obwohl die Heilsarmee in Frankreich beschimpft und belächelt wurde, bringt sie ein Umdenken zustande und gründet eines der größten europäisches Frauenhäuser.

Laetitia Colombani fand das Lebenswerk von Blanche Peyron, die sich Mitte der 1920iger Jahre für obdachlose Frauen einsetzte, bemerkenswert und hat ihren Roman dieser unglaublichen Frau gewidmet. Jedoch fand ich ihre, bis fast zur Selbstzerstörung betriebene Mission, nicht so heldenhaft, wie es sich die Autorin wohl gewünscht hat. Ich konnte leider zu Blanche kaum eine Bindung herstellen. Colombani erzählt ihre Geschichte eher sachlich, wie einen Lebenslauf . Die löste bei mir kaum Emotionen aus. Unverständlich war mir auch, dass sie sechs Kinder zur Welt gebracht hat, aber ihr Engagement nur der Heilsarmee galt. Im Buch wurden ihre Kinder nicht einmal namentlich erwähnt bzw. zwei oder drei am Ende bei der großen Eröffnungsfeier des Palastes für die Frauen.

Den Gegenwartsstrang fand ich emotionaler. Aber auch hier kamen mir die einzelnen Schicksale der Frauen, die im Frauenhaus näher beleuchtet wurden, zu kurz. Einige davon werden angerissen, aber der eigentliche Charakter vieler Frauen blieb auf der Strecke. Ich litt zwar mit ihnen mit, lernte sie aber nicht wirklich kennen. Solène ist eine typische Frau aus der Oberschicht, die sich keine Gedanken über ihr Einkommen machen muss und hier auf Schicksale trifft, die sie berühren und die ihrem Leben wieder ein bisschen Sinn geben.

Ich bin sehr schnell durch die Geschichte gekommen, aber ob sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird? Ich bin mir da nicht so wirklich sicher...obwohl auch "Der Zopf" bei mir erst später so richtig nachhallte, als direkt nach dem Lesen. Trotzdem war ich damals beim Lesen von der Geschichte von Smita vollkommen eingetaucht und fühlte mit ihr mit...das fehlte mir hier eindeutig. Für mich kommt "Das Haus der Frauen" nicht an Laetitia Colombanis Debütroman heran. Schade!


Schreibstil:
Laetitia Colombanis Schreibstil fand ich in diesem Roman etwas nüchterner und war mir diesmal fast zu sachlich. Mir fehlte es an Emotionen und Tiefe. Die oftmals sachliche Beschreibung, vorallem im Vergangenheitsstrang, konnte mich nur mäßig packen. Das ist schade, denn das Plädoyer für Solidarität und mutige Frauen, dem sich die Autorin hier angenommen hat, ist ein wichtiges Thema.


Fazit:
"Das Haus der Frauen" kommt leider nicht an "Der Zopf", den Debütroman der Autorin heran, hat aber einen interessanten Plot. Trotzdem konnte mich die Geschichte von Blanche und Solène nicht richtig abholen. Deswegen vergebe ich diesmal nur 3 Sterne....

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Für mich der bisher schwächste Band

Letzter Jodler
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Wir sind zurück im Ausseer Land und diesmal wird es musikalisch. Darauf habe ich mich besonders gefreut, denn ich liebe Bücher, bei denen sich einiges um das Thema Musik dreht.
Hier ist sie durch die Krimihandlung ...

Wir sind zurück im Ausseer Land und diesmal wird es musikalisch. Darauf habe ich mich besonders gefreut, denn ich liebe Bücher, bei denen sich einiges um das Thema Musik dreht.
Hier ist sie durch die Krimihandlung zwar nicht Hauptthema, aber gut mit der Geschichte verwoben.
Alljährlich am 15. August wird auf der Weißenbachalm in Bad Aussee der Pfeifertag abgehalten. An diesem Tag wird die Volksmusik hochgehalten. Gasperlmaier und sein Freund Friedrich Kahlß sind ebenfalls auf der Alm, um sich neben der Musik auch zu stärken, als er einen Schrei hört. Einer der Musiker von den Kainischen Hasenjägern, die bei vielen anderen Musikern zu Unmut führten, weil sie gegen die Bestimmungen verstoßen haben und einen Verstärker dabei haben, liegt erschlagen am Waldrand. Die traditionelle Volksmusikveranstaltung hat sich bisher streng von den sogenannten Volks-Musikanten abgegrenzt. Der Mord am Mitglied der Hasenjäger bringt somit gleich doppelte Aufregung. Verdächtige gibt es genug und der Gasperlmaier hat jede Menge zu tun. Dabei ist der Franz sowieso schon ziemlich fertig, denn die Christine hat sich ein Sabbatical-Jahr genommen und ist alleine auf Weltreise gegangen. Als ein weiterer Musiker der Hasenjäger tot aufgefunden wird, brennt der Hut! Mit geballter Frauenpower unter der Regie von Doktor Kohlross und der Manuela hat der Gasperlmaier diesmal eher den Kürzeren gezogen...

Gewohnt humorvoll, mit Gemütlichkeit und viel Lokalkolorit, sowie den gewohnten Besuchen in der Gastwirtschaft auf ein Bier und ein Gulasch, erzählt Herbert Dutzler in seinem achten Regionalkrimi über das Musikgeschäft und dem Unterschied zwischen Volksmusik und kommerzieller volkstümlicher Musik. Dabei geht es oft rauh zu und es können auch die Fäuste fliegen. Davon kann auch der Franz bald ein Lied singen.

Die Charaktere sind wieder sehr gelungen ausgearbeitet und überspitzt, aber authentisch dargestellt. Das Musikgeschäft und der Clinch zwischen den Volksmusikanten und Musikern der volkstümlichen Musik wird vom Autor gut und erkennbar aufgezeigt. Der Franz lässt sich von der hübschen Nicole von den Kainizer Hasenjägern und der Andreva, seinem Idol von den Ödenseern, all zu schnell einlullen. Aber auch die Manuela hat diesmal die rosarote Brille auf und darf wegen Befangenheit nicht weiter ermitteln.

Bei "Letzter Jodler" war mir der Weg zum Ziel zu lang. Im Mittelteil fehlte es mir an Spannung. Franz Gejammere wegen Christine's Sabbatical war nach der zehnten Wiederholung angekommen und auch nicht mehr lustig. Sicherlich ist der Franz ein etwas anderer Zeitgenosse, fast ein "Hascherl", wie wir in Österreich sagen, der alleine nicht viel auf die Reihe bekommt. Er ist kein Macher, sondern er braucht immer jemand, der ihm sagt wo es langgeht. Das macht ihn zwar zu einem liebenwerten, aber auch öfters mal nervenden Mannsbild. Als Kenner der Reihe wissen wir aber auch um sein Manko. Trotzdem hat er bei mir diesmal ein paar Pluspunkte verloren...wer das Buch liest, weiß sicher was ich meine. Lieber Herbert Dutzler...passt das zum Gasperlmaier? Musste das sein? Ich bin auf jeden Fall gespannt, was sich daraus im nächsten Band entwickeln wird....denn weiterlesen werde ich trotzdem, auch wenn mich dieser achte Band alles andere als umgehauen hat.

Fazit:
Für mich leider einer der schlechteren Bücher der Reihe. Zu viele Längen und Drumherum bis die Ermittlungen endlich Fortschritte zeigten. Auch der Gasperlmaier hat bei mir einige Sympathiepunkte verloren, aber das ist eine andere Geschichte. Ich werde auch den nächsten Band lesen, hoffe aber auf eine weniger flache Geschichte.

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