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Veröffentlicht am 20.06.2019

Auch der Beginn der neuen Reihe ist wieder gelungen!

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Bewertung: 4 1/2 Sterne

Ich habe zwar die gesamte Reihe der Nightingale Schwestern noch nicht durch...shameonme, aber irgendwie möchte ich mich noch nicht gänzlich von den liebgewonnenen Charakteren ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Ich habe zwar die gesamte Reihe der Nightingale Schwestern noch nicht durch...shameonme, aber irgendwie möchte ich mich noch nicht gänzlich von den liebgewonnenen Charakteren verabschieden. Deswegen freute ich mich umso mehr, als ich den ersten Band der neuen Reihe rund um die Schwestern aus der Steeple Street in meiner Bücherei fand. Da griff ich natürlich sofort zu. Ich liebe die Geschichten von Donna Douglas, auch wenn die Cover dieser Bücher wie billige Groschenromane aussehen. Der Inhalt ist es keineswegs!

In "Die Schwestern der Steeple Street" sind wir nicht in einem Krankenhaus, sondern in einer Art Heim für Gemeindeschwestern. Man kann sie mit den heutigen Pflegeschwestern vergleichen. Der Unterschied ist, dass diese Gemeindeschwestern unverheiratet sind und in einer Gemeinschaft leben. Der Ursprung dieses Pflegesystem in Großbritannien entstand unter Königin Viktoria.
Im ersten Band der Reihe befinden wir uns im Jahre 1925 in Leeds. Die Gegend im Norden von Großbritannien ist durch Berg- und Stahlbau geprägt. Die in eher ärmlichen Verhältnissen lebenden Menschen können sich keinen Arzt leisten und werden von Gemeindeschwestern betreut. Zusätzlich zu den "normalen Kranken" gibt es noch viele traumatisierte Kriegsheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, die nicht nur unter psychischen Traumata leiden, sondern auch noch immer gesundheitliche Probleme durch Kriegsverletzungen haben.

Im Rampenlicht des ersten Bandes steht Agnes Sheridan. Sie stammt aus gutem Hause und hat ihre Krankenschwesterausbildung im Nightingale's abgeschlossen. Sie wird jedoch nach einem gesellschaftlichen Vergehen von ihren Eltern zur Ausbildung als Gemeindeschwester ins Ceadar House "verbannt". Unter der strengen Aufsicht der Pflegeleiterin Bess Bredshow lernt sie eine gänzlich andere Krankenpflege kennen. Der Schmutz im Armenviertel Quarry Hill und die distanzierten Menschen bereiten Agnes, neben den Schikanen ihrer Ausbildnerin, große Schwierigkeiten. Die Bewohner erleben sie als hochnäsig und unqualifiziert. Sie hat große Probleme das Vertrauen dieser Menschen zu gewinnen. Aber nicht nur Agnes leidet unter der Pflegeleiterin, die keinerlei Fehler duldet, sondern auch ihre Mitbewohnerin Polly Malone. Polly kämpft schon seit Jahren um die Anerkennung ihrer Mutter, die ihr allerdings vewehrt bleibt. Neben Agnes und Polly lernen wir noch Christine kennen, die im Armenviertel wohnt.
Die Nebenfiguren, wie Friedhofsgärtner Finn und sein pflegebedürftiger Großvater Henry, als auch die Patienten Iasiah Shapcott und Norman Willis haben sich ebenfalls nach kurzer Zeit in mein Herz geschlichen.

Die Lebensumstände der Bewohner werden sehr realistisch wiedergegeben und die herrschende Armut ist greifbar. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen werden sehr lebendig beschrieben und spielen eine große Rolle. Die unterschiedlichen Schicksale der Frauen sind spannend präsentiert. Dabei deckt die Autorin noch so einige Hintergründe auf, die zeigen, dass man nicht zur Oberflächlickeit neigen, sondern sich auch mit den Lebensumständen und Schicksalsschlägen der Menschen auseindersetzen sollte, bevor man urteilt.

Das Alltagsleben der Gemeindeschwestern wird sehr lebendig beschrieben und durch die wechselnden Perspektiven erfahren wir mehr über die anstrengende, aber sinnerfüllte Arbeit der Krankenschwestern. Duch kritische Situationen mit den Patienten oder auch im privaten Umfeld wird Spannung aufgebaut.
In Rückblenden werden die Schicksale der Frauen näher beleuchtet. Die eine oder andere Überraschung bleibt für den Leser dabei nicht aus.

Donna Douglas hat auch in ihrer neuen Reihe wieder zu ihren bewährten "Zutaten" gegriffen und eine wunderbare Geschichte rund um die Schwestern aus der Steeple geschaffen.

Schreibstil:
Der gewohnt flüssige und lebendige Schreibstil der Autorin lässt einem durch die Seiten fliegen. Durch den Perspektivenwechsel erfahren wir mehr über die Gedankenwelt und Gefühle der Haupt- und Nebencharaktere. Besonders lebendig ist die Beschreibung des Armenviertels und der Charaktere.

Fazit:
Auch die neue Reihe von Donna Douglas hat mich wieder sofort in den Bann gezogen. Die Autorin greift zu den bewährten Zutaten der Nightingale Reihe und nimmt den Leser mit in die Armemviertel von Leeds. Donna Douglas lässt uns hinter die Kulissen der Gemeindeschwesternausbildung blicken und zeigt uns zudem eine gelungen Milieustudie der damaligen Zeit.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Guter Thriller mit ein paar Schwächen

Alles, was du fürchtest
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Dies ist mein erster Thriller von Peter Swanson, obwohl ich den gehypten letzten Thriller "Die Gerechte" des Autors auf meinem SuB habe. Da die Meinungen eindeutig dazu tendieren, dass "Alles, was du fürchtest" ...

Dies ist mein erster Thriller von Peter Swanson, obwohl ich den gehypten letzten Thriller "Die Gerechte" des Autors auf meinem SuB habe. Da die Meinungen eindeutig dazu tendieren, dass "Alles, was du fürchtest" nicht an seinem Vorgänger herankommt, habe ich das Buch aus der Bücherei mitgenommen und hebe mir "Die Gerechte" für später auf.

Das Thema Wohnungstausch kommt bei Thriller in letzter Zeit häufiger vor. In diesem Buch hat es aber nur anfangs eine Bedeutung, der Thriller geht danach in eine andere Richtung.
Kate, unser Hauptcharakter, möchte endlich ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Deshalb stimmt sie einem sechsmonatigen Wohnungstausch mit ihrem Kusin Corbin zu, der in Boston wohnt. Während sie sich auf dem Weg über den Antlantik macht, fliegt Corbin nach London und wird ihre kleine Wohnung beziehen. Kaum angekommen, erfährt Kate, dass ihre Wohnungsnachbarin tot aufgefunden wurde und verständigt Corbin. Dieser erzählt ihr, dass er die junge Frau kaum kannte. Doch warum findet Kate den Wohnungsschlüssel des Mordopfers bei ihm in der Wohnung? Alan, ebenfalls ein Bewohner des Hauses, freundet sich mit Kate an. Doch bald findet sie heraus, dass er das Mordopfer gestalkt hat. Zusätzlich passieren mysteriöse Dinge, die sie bald an ihre Grenzen bringen. Eigentlich hat aich Kate eine Auszeit genommen, damit sie ein normales Leben führen kann. Sie leidet noch immer unter Panikattacken und möchte endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen....

Den Einstieg aus der Sicht von Kate fand ich gelungen. Danach braucht man allerdings einen etwas längeren Atem bis die Geschichte endlich in Fahrt kommt. Oftmals konnte ich Kates Verhalten, besonders mit dem Bezug zu ihrer Vergangenheit, nicht verstehen. Sie ist eine unsichere junge Frau und man fragt sich als Leser, ob die mysteriösen Dinge wirklich passieren oder sich Kate alles nur einbildet. Richtig warm wurde ich mit ihr nicht. Der Autor spielt hier gekonnt mit der Angst der Protagonistin und verunsichert dabei auch den Leser. Mit der Zeit entwickelt sich Kate jedoch wahnsinnig weiter. Generell legt Swanson großen Wert auf seine Charaktere und deren Hintergründe. Die Konstellationen sind gelungen, ebenso spielt er mit moralischen Verwerflichkeiten. Sympathisch waren sie mir allerdings nicht wirklich. Der Autor widmet sich auch vielen Nebensächlickeiten und nimmt dadurch wesentlich Tempo aus seiner Geschichte. Gefallen hat mir, dass man aus verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen liest, während sich das Grauen langsam verdichtet.
Swanson erzählt sehr detailliert und hat einige tolle Plottwists eingebaut. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven gab es aber auch einige Wiederholungen. Das Ende ist rasant und spannend, aber nicht unbedingt eine Überraschung, denn den Täter hatte ich bereits identifiziert...schade!

Schreibstil:
Peter Swanson schreibt flüssig und man liest sich schnell durch die 400 Seiten, obwohl es doch einige Längen gibt. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen. Die Charaktere sind sehr vielschichtig dargestellt und sind eher undurchsichtig.

Fazit:
Ein interessanter Thriller, der etwas langsam in Fahrt kommt und leider auch den Täter zu früh preis gibt. Der Rest ist facettenreich, das Setting gelungen. Der Autor spielt gekonnt mit der Angst der Protagonistin und der Leser. Guter Thriller mit einigen Schwächen.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Hufspur in den Dünen

Hufspur in den Dünen
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Julie Sommer isr Rechtsanwältin in einer Kanzlei in München. Einst war ihr Vater Teilhaber, musste aber aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Julie möchte den Namen Sommer wieder einbringen und die ...

Julie Sommer isr Rechtsanwältin in einer Kanzlei in München. Einst war ihr Vater Teilhaber, musste aber aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Julie möchte den Namen Sommer wieder einbringen und die Chancen stehen gut, denn soeben hat sie im hohen Norden eine Firmenübernahme unter Dach und Fach gebracht. Doch bei der Rückfahrt fährt sie mit dem Auto ihres Chefs in ein Schlagloch. Nichts geht mehr! Der Wagen wird abgeschleppt und Julie wird in einem Reiterhof in der Nähe untergebracht. Der kostspielige Wagen benötigt ein Ersatzteil aus England und so sitzt Julie erstmal fest. Bald entdeckt sie, dass der Hof genau das Anwesen ist, welches ihr Chef für einen Kunden kaufen möchte. Doch der Besitzer weigert sich hartnäckig den Familienbetrieb zu verkaufen. Julie sieht ihre Chance gekommen sich zu profilieren und bleibt erst mal dort, um die Lage zu sondieren. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass ihr die Herzen der Bewohner zufliegen und auch sie sich ausgesprochen wohl am Schröder-Hof fühlt. Dieser versprüht einen einzigartigen Charme. Sie spürt die Liebe der Besitzer zum Hof und zu den Pferden, die sie an die Gäste weitergeben. Bald ist Julie verzaubert...

Schon nach den ersten Seiten ist man mitten im Geschehen und lernt Julie kennen, die eine toughe Geschäftsfrau ist und das Herz am rechten Fleck hat. Mit dem Landleben tut sich allerdings anfangs etwas schwer. Aber schon bald hat sie auch die Angst vor den Pferden abgelegt, wie auch ihr Businesskostüm und die High Heels. Bald ist es für Julie schwierig Berufliches und Privates zu trennen, vorallem weil sie sich geschworen hat, für ihren Vater den Namen Sommer wieder in die Kanzlei als Teilhaberin einzubringen. Der Gewissenskonflikt, in dem Julie bereits nach einiger Zeit steckt, wird authentisch beschrieben. Man fühlt, dass sie beginnt an ihrem früheren Leben zu zweifeln, aber vorallem auch an ihrem Beruf. Auf der anderen Seite fühlt sie sich ihrem Vater und der Kanzlei verpflichtet.

Die Charaktere sind bis in die Nebenfiguren wirklich liebevoll ausgearbeitet. Besonders die fünfjährige Emily schließt man sofort ins Herz. Die kleine Pferdeflüsterin hat nicht nur ein Gespür für Pferde, sondern auch für Menschen. Sie freundet sich mit der am Asperger Syndrom leidenden Fiona an und bringt ihr das Reiten näher.
Aber auch Helga, Davids Mutter, Patricia, seine Schwester und Mutter von Emily, wie auch der alte Stallbursche Björn, ein richtiges Unikat, sind Figuren, die man sehr bald ins Herz schließt. Sie alle leben für den Schröder-Hof und die Pferde. Besonders David liebt seinen Besitz und kann sich nicht vorstellen woanders zu leben. Vorallem aber trägt er auch Sorge um seine Familie. Doch die Geldsorgen werden immer mehr und der Besitzer des größten Reiterhofes im Ort versucht alles, um den Schröder-Hof zu schaden....

Man ahnt zwar schon zu Beginn, wo die Geschichte hingehen wird, wie jedoch die Autorin die Geschichte erzählt, lässt einem sofort im Roman versinken. Die liebevollen Charaktere tun ihr übriges. Die Liebesgeschichte ist genau richtig dosiert. Die Autorin hat einige überraschende Wendungen eingebaut, die dem Roman mehr Pepp geben. Somit sticht sie von den üblichen Geschichten dieses Genres heraus. Auch das Ende und die Lösung zur Rettung des Schröder-Hofes ist gelungen und logisch aufgebaut.

Schreibstil:
Julia K. Rodeits Schreibstil gefällt mir unheimlich gut. Schon ihr letzter Roman hat mich verzaubert und auch "Hufspur in den Dünen" mochte ich sehr. Die Landschaftsbilder an der Ostsee sind bildhaft beschrieben und man bekommt Sehnsucht nach dem Meer. Der norddeutsche Dialekt bringt etwas Lokalkolorit in die Geschichte.
Am Kapitelanfang gibt es wieder eine süße Grafik, wie schon im letzten Buch. Diesmal sind es Dünengräser.
Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Rezepte, die in der Geschichte eine Rolle spielen.

Fazit:
Ein absoluter Wohlfühlroman, passend für den Sommer, der einem träumen lässt und trotzdem auch einige ernstere Themen anspricht. Gerne habe ich eine Weile auf dem Schröder-Hof verbracht und empfehle den Roman an alljene, die sich gerne an die Ostsee träumen wollen....

Veröffentlicht am 15.06.2019

Ein Krimi der anderen Art

Die Alpen sehen und sterben
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"Die Alpen sehen und sterben" ist ein Krimi der anderen Art. Es ist eine Geschichte mit viel schwarzem Humor und einer so gänzlich anderen Sichtweise auf Mörder und Zeuge. Es begegnen uns viele skurille ...

"Die Alpen sehen und sterben" ist ein Krimi der anderen Art. Es ist eine Geschichte mit viel schwarzem Humor und einer so gänzlich anderen Sichtweise auf Mörder und Zeuge. Es begegnen uns viele skurille Figuren und ein etwas ungewöhnlicher Auftragskiller. Es tut gut, auch mal andere Regionalkrimis zu lesen, auch wenn es für mich leider nicht das Richtige war. Die meisten in der Leserunde waren allerdings begeistert, während ich wohl lieber bei Mord und Totschlag bleibe ;)

Maria Konstanze Schlager, genannt Mitzi, macht Urlaub im schönen Kufstein, als sie Zeugin eines Mordes wird. Ein Mann mit einem großen Cowboyhut wirft eine Person über das Brückengeländer. Mitzi hat das Gesicht des Mörders nicht gesehen, doch wegen ihrer ausschweifenden und immer wieder abgewandelten Zeugenaussage glaubt ihr die Polizei nicht. Seit ihrer traumatisierten Kindheit lebt sie in ihrer eigenen Welt, die sie sich mit fantastischen Geschichten ausschmückt, was natürlich für die polizeilichen Ermittlungen nicht sehr hilfreich ist. Als sie in einem Buchladen stöbert, ist sie sich allerdings sicher den Täter wiedergesehen zu haben. Und es wird auch nicht die letzte Begegnung gewesen sein, denn der Mörder ist sich bewusst, dass Mitzi ihm beobachtet hat...

Handlung und Charakter unterscheiden sich wesentlich von üblichen Krimis. Man kennt den Mörder von Beginn an, aber nicht seine wahre Identität. Ungewöhnlich ist die spezielle Anziehungskraft zwischen Mitzi und dem Täter. Dieser sucht immer wieder ihre Nähe und Mitzi selbst fühlt sich mit ihm auf unerklärliche Weise verbunden. Nicht umsonst wurde sie in der Schule MörderMitzi gegannt.

Die Story wird abwechselnd aus der Sicht des Mörders, von Mitzi und den Ermittlern erzählt. Agnes Kirschnagel ist die anfangs zuständige Polizistin, die noch relativ neu am Posten in Kufstein ist. Für sie ist Mitzi eine verunsicherte junge Frau, die sich gerne in ihre eigenen Geschichten flüchtet. Dass ihr das Tiroler LKA allerdings den Mordfall abnimmt, passt ihr so gar nicht. Als sich Kriminalhauptkommissar a.D. Heinz Baldur bei ihr meldet, horcht Agnes auf. Er erzählt ihr von einer Spur der Gewalt, die der Mörder seit Jahren in Deutschland und Österreich hinterlässt. Der an einer dissoziativen Perönlichkeitsstörung leidende Mann ist dem Serienkiller seit Jahren auf der Spur. Aber soll Agnes Heinz Baldur wirklich Gehör schenken, der als dienstuntauglich eingestuft wurde, weil er mit seinem imaginären Partner Luis zusammenlebt, der bei einem Autounfall das Leben seines Vaters ausgelöscht hat?

Eigentlich liebe ich schwarzen Humor, aber für mich gab es in diesem Krimi außer Agnes nur skurille Figuren, denen ich nicht wirklich nahe kam. Vieles war mir einfach zu überdreht. Es bildet sich zwar zwischen Mitzi und dem Mörder ein interessantes Katz und Maus Spiel, aber es fehlte mir trotzdem an Spannung.

Schreibstil
Isabelle Archan schreibt flüssig, humorvoll und verbreitet viel Lokalkolorit. Ich fühlte mich als Österreicherin natürlich sofort in Kufstein und Salzburg zuhause, bekam Hunger nach meiner Lieblingsspeise Kaiserschmarrn und hatte auch einige sehr amüsante Begegnungen. Der schwarze Humor war allerdings nicht ganz der Meine.

Fazit:
Ich bleibe lieber bei Psychothrillern oder spannenden Ermittlerkrimis und halte mich nun doch lieber fern von amüsanten Regional- oder Cosy Krimis. Für mich ist diese Sorte Krimi leider nicht das Gelbe vom Ei, aber in der Leserunde waren alle schwer begeistert. Also macht euch bitte selbst ein Bild und lernt Mitzi und ihren Mörder kennen!

Veröffentlicht am 13.06.2019

Bis zum letzten Tropfen

Dry
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Neil und Jarrod Shusterman beschreiben ein sehr realistisches und authentisches Szenario. Wenn wir uns die Temperaturen der letzten Sommer so ansehen, kann man nicht die Augen davor verschließen, dass ...

Neil und Jarrod Shusterman beschreiben ein sehr realistisches und authentisches Szenario. Wenn wir uns die Temperaturen der letzten Sommer so ansehen, kann man nicht die Augen davor verschließen, dass sie immer heißer und trockener werden. Wie lange wird es noch dauern bis auch bei uns das Wasser nicht mehr zum Blumen gießen und Auto waschen verwendet werden darf? Doch das ist erst der Anfang.... Wie es ausarten kann, erzählen uns Neil und Jarrod Shusterman in "DRY".

Von einem Tag auf den anderen gibt es plötzlich (ohne Vorwarnung!) kein Wasser mehr in Kalifornien. Die Wasservorräte in den Kaufhäusern sind schneller ausverkauft als man schauen kann und kurze Zeit später ist auch der Strom weg. TAPE OUT! Nichts geht mehr! Die Fluglinien ausgebucht und die Autobahnen verstopft. Anarchie, Plünderungen und Chaos beherrschen plötzlich Südkalifornien.
Die wenigsten Menschen sind auf dieses Szenario vorbereitet, wie auch die 16jährige Alyssa und ihr 10jähriger Bruder Garret. Hier steigen wir in die Geschichte ein, die aus verschiedenen Sichten der fünf Jugendlichen erzählt wird. Während sich die Eltern von Alyssa und Garret auf den Weg zum Strand machen, wo durch Entsalzungsanlagen für die Menschen Trinkwasser zur Verfügung stehen soll, ist der 17jährige Kelton, der Nachbarsjunge, auf diese Situation vorbereitet. Sein Vater ist ein Prepper (= Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf jegliche Art von Katastrophe vorbereiten) und hat natürlich alle Vorkehrungen für so eine Situation getroffen. Kelton hilft Alyssa und Garret als ihre Eltern nicht mehr vom Strand zurückkommen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg sie zu suchen und an Wasservorräte zu kommen. Keltons Eltern haben einen Bunker, wo sie alle Vorkehrungen für dieses Szenario getroffen haben. Auf dem Weg zum Strand treffen sie auf Jacqui, eine Einzelgängerin, die von zuhause abgehauen ist und sich schon eine Weile alleine durchschlägt. Später kommt noch Henry dazu.

Das Szenario wird sehr realitätsnah beschrieben. Der Staat ist nicht vorbereitet auf diese Situation, die Politiker sind hilflos. Die Ressourcen werden an gemeinnützige Stellen weitergeleitet, die Normalbürger bleiben außen vor. Medienberichte über die Katastrophe bleiben aus, was zur Folge hat, dass die Hilfswasserlieferungen nicht einmal ein Viertel der Bevölkerung hilft. Die Lage beginnt sich immer mehr zuzuspitzen...
Neil und Jarrod Shustermna erzählen sehr bildhaft und glaubwürdig. Das bemerkt man als Leser schon nach den ersten Seiten, denn ich hatte durchwegs Durst...und wie! Und sie zeigen schonungslos auf, wie schnell Menschen in Extremsituationen austicken bzw. sich sehr unterschiedlich verhalten. Werte und Moral verschieben sich. Die einen schauen nur auf sich selbst, andere teilen bis zum letzten Tropfen. Gruppendynamik oder Einzelkämpfer...was ist von Vorteil? Wie würde man selbst handeln?

Zwischen den verschiedenen Erzählungen der Jugendlichen gibt es sogenannte SnapShots. Hier werden Berichte von Einsatzkräften, Journalisten oder Menschen in Not dargestellt. Diese haben mir sehr gut gefallen, weil man einen kleinen Einblick auf die Szenen außerhalb der fünf Protagonisten bekommt. Neil und Jarrod Shusterman setzen sich mit vielen Themen auseinander, die uns zu denken geben sollen und klären uns über Dehydrierung und verschiedene Arten von Wassergewinnung auf. Auch das Waffengesetz in den USA spielt eine gewichtige Rolle. Gefallen hat mir auch, dass es keine Liebesgeschichte gibt, wie es öfters in Jugendromanen vorkommt.

Was mir allerdings gefehlt hat waren einige Antworten, wie es so plötzlich und ohne Vorwarnung zu diesem totalen Ausfall kommen konnte und warum die Regierung und die Hilfkräfte die Situation völlig falsch einschätzten.
Das Ende war sehr spannend, trotzdem empfand ich es etwas zu schnell abgehandelt und gewollt. Außerdem bieten die Autoren keine wirkliche Lösung an.

Charaktere:
Die Charaktere der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Alle entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Alyssa ist eine sympathische Sechzehnjährige, die gerne alles unter Kontrolle hat. Ihr kleiner Bruder Garret sieht oft Dinge, die andere übersehen. Kelton ist in den Augen der anderen ein Freak, was sich aber bald ändert, da er von Anfang an weiß, wie man sich in dieser Situation verhält. Doch dann kommt auch Kelton an eine Extremsituation und er verliert so einge Sympathiepunkte bei mir. Jacqui ist tough und intelligent, sie liebt den Nervenkitzel. Henry manipuliert hingegen sein Umfeld und die Menschen gern. Er versucht aus der Wasserknappheit Profit zu schlagen. Henry bleibt bis zum Ende hin rätselhaft...

Schreibstil:
Der Schreibstil ist detailliert, packend und eher jugendlich gehalten. Man erkennt nicht, dass zwei Autoren an der Geschichte beteiligt sind. Das Tempo ist angenehm, hat im Mittelteil allerdings etwas nachgelassen. Erzählt wird aus der Sicht der fünf Proatgonisten und der Roman ist in sechs Teile aufgeteilt.

Fazit:
Ein beängstigendes Szenario, das leider schneller eintreten kann, als wir denken. Der Klimawandel ist bereits hier, auch wenn einige Politiker dies noch immer bestreiten. Das Duo Shusterman versucht in jugendbuchgerechter Form aufzuzeigen, dass Wasser nicht selbstverständlich ist, sondern ein lebensnotwendiges Gut ist. Sie setzten sich mit den Konsequenzen des Wassermangels deatiliert auseinander und verpacken es in eine packende Story, die am Ende jedoch ein paar Fragen offen lässt.