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Veröffentlicht am 18.05.2019

Eine neue Weltwirtschaftskrise?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil ...

"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil treu und widmet sich der nahen Zukunft, wobei viele seiner angesprochenen Themen bereits von der Wirklichkeit überholt werden. Diesmal geht es um das Aufkommen einer neuen Weltwirtschaftskrise und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich.
Gewarnt durch einige Rezensionen wusste ich bereits, dass wir es zu Beginn mit vielen Figuren zu tun haben. So wappnete ich mich und versuchte zu lokalisieren, wer wichtig war. Das gelang mir ganz gut.
Im ersten Kapitel stellt sich der Autor bereits die Frage, wie es möglich wäre die Missverhältnisse zwischen den Reichen und den Armen zu ändern. Mit mathematischen Beispielen, die teilweise sogar gezeichnet sind, versucht Elsberg (auch mir Mathematik-Null) seine Formel für die Lösung dieses Problems zu erklären. Darauf folgt noch die mathematische Grundlage zur Spieltheorie, die er im Buch durch illegales Wettspiel so erklärt, dass auch ich es verstehe - hurra!
Bevor wir als Leser aber in einer Bar diesem Wettstreit verfolgen können, lernen wir den jungen Pfleger Jan kennen, der Zeuge eines Unfalls und eines darauffolgenden Mordes wird. Im Fond des Wagens, der verunglückte, saß der Nobelpreisträger Herbert Thompson und ein weiterer unbekannter Mann. Sie waren auf dem Weg zum Weltwirtschaftsgipel in Berlin. Einer der Männer überlebt den Unfall schwer verletzt. Zwei gehauchte Namen, der eines Mannes und einer Bar, konnte Jan noch von einem der Insassen vernehmen, da fliegt das Auto in die Luft und die Killer sind ihm auch schon auf den Fersen. Jan sieht sich in einer auswegslosen Situation, aus der ihm nur Fitzroy Peel helfen kann...der Name, den der unbekannte Tote geflüstert hat. Diesen trifft er in genau der Bar beim illegalen Kartenspiel, das ich vorhin erwähnt habe. Jan erfährt, dass Fitzroy, ehemaliger Investmentbanker, und der unbekannte Tote Freunde waren, als die Söldner wieder auftauchen....

Immer wieder sind Jan und Fitzroy vor den muskelbepackten Killern und der Polizei auf der Flucht. Genau diese seitenlangen Verfolgungsjagden, die mich an amerikanische Actionfilme erinnern, habe ich schon in "Helix" bemängelt. Für Jan steht die Polizei, Kommissarin Maya Paritta mit dem sehr voreingenommenen Kollegen Jörn, auf der falschen Seite, denn er wird als Verdächtiger gehandelt. Nun folgen weitere Verfolgungsjagden - sogar über den Dächern von Berlin, Schießereien mit Profikillern, Entführungen.....für mich einfach TOO MUCH!

In einem anderen Handlungsstrang befinden wir uns auf dem Weltwirtschaftsgipfel inmitten hochrangiger Diplomaten und Minister aus dem In- und Ausland. Hier sind Milliardär Ted Holden und seine Assistentin Jeanne Dalli unsere wichtigsten Protagonisten. Ted erhofft sich aus dem erwarteten Zusammenbruch der Banken einen Gewinn für sich und weiteren spekulierenden Multimilliardären. Was planen diese Herrschaften?


Ein weiterer Handlungsstrang behandelt die Aktivisten und Demonstranten, die die Straßen von Berlin bevölkern. Sie fordern ihren Anteil am Wohlstand, den sich die Reichsten der Reichen einverleiben. Die drohende große Finanzkrise scheint den Mittelstand zu zerstören und die Kluft noch größer zu machen. Hier lernen wir einige Hausbesetzer kennen, bei denen Jan und Fitzroy Unterschlupf finden.

Die Wichtigkeit des Themas ist unumstritten, jedoch mangelt es etwas bei der Umsetzung. Es wird sehr wissenschaftlich erzählt, aber man muss dem Autor zugute halten, dass er die Thesen des sozialen Kapitalismus so anschaulich erklärt, dass es auch Laien wie ich verstehen, die mit Marktanalyse und dem Finanzmarkt nichts zu tun haben.

"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar." - ZITAT

Schreibstil:
Die Geschichthe ist rasant und wendungsreich, wobei der Schreibstil doch manchmal etwas holprig und abgehackt ist. Durch die vielen mathematischen Formeln und physikalischen Erklärungen entstehen manchmal einige Längen.
Die Charakter sind etwas stereotyp ausgefallen und bleiben ziemlich an der Oberfläche.

Fazit:
Marc Elsberg bietet mit seinen Themen immer wieder Diskussionsstoff und Denkanstöße. Das alleine ist schon ein Grund sich seinen Büchern zu widmen. Einordnen lässt sich "Gier" allerdings sehr schwer. Es ist weder ein reiner Thriller, keine dystopische Geschichte, aber auch kein Lehrbuch über Mathematik und Wirtschaft. Auch wenn mir seine anderen Thriller besser gefallen haben, hat "Gier" neben dem sehr actionlastigen Verfolgungsjagden und den wissenschaftlichen Themen auch zahlreiche Überraschungen und Wendungen zu bieten. Aber vorallem regt es zum Nachdenken an, während Elsberg der breiten Masse zu erklären versucht wie man die Welt besser machen könnte...

Veröffentlicht am 13.05.2019

Ich bleibe lieber bei der anderen Reihe und Erik Donner

Der Todesschöpfer
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Von Elias Haller kenne ich bereits einige Fälle rund um Kriminalhauptkommissar Erik Donner. Dies ist jedoch mein erster Fall mit Klara Frost, ebenfalls ihres Zeichens Kriminaloberhauptkommisarin. Wie Donner ...

Von Elias Haller kenne ich bereits einige Fälle rund um Kriminalhauptkommissar Erik Donner. Dies ist jedoch mein erster Fall mit Klara Frost, ebenfalls ihres Zeichens Kriminaloberhauptkommisarin. Wie Donner ist auch sie keine gewöhnliche Ermittlerin. Man spricht von ihr als "Die Exorzistin". Klara ist Millionenerbin und lebt im Hotel. Auch Ihr Aussehen ist auffällig: Ihr Körper ist überfüllt mit Tattos. Sie ist Einzelgängerin und eine brilliante Ermittlerin, sie ist kompromisslos und geht bis zum Äußersten.Klara Frost ist auf jeden Fall eine sehr interessante Figur. Doch worum geht es in "Der Todesschöpfer"?

Nach einem Autounfall wird im Kofferraum eines gestohlenen Autos eine Buddha-Statue aus Glas gefunden. Das Besondere daran ist, dass sich darin ein menschlicher Schädel befindet. Durch die spezielle Glaskunst und einer eingeritzten Seriennummer kommt Klara Frost auf die Spur eines Serienmörders. Kurze Zeit später wird die Ehefrau des Geschäftsführers von LoLa Glas entführt. Und was hat das Verschwinden von David Schlotter, dem Sohn eines ehemaligen Konkurrenzunternehmens von LoLa Glas zu tun? Sein Vater versucht seit Jahren David zu finden und hat eine Detektivin darauf angesetzt, als plötzlich eine Geldforderung im Darknet auftaucht. Als weitere Glasfiguren mit menschlichen Knochen auftauchen sind sowohl BKA und LKA alarmiert....

Ich muss sagen, dass sich für mich in diesem Thriller zu viele Figuren tummelten, die mir zu extravagant waren. Dass Ermittler meistens eigene Menschen mit diversen Schwächen und Eigenheiten sind, ist man ja bereits gewohnt und einige davon gehören auch bei mir zu Lieblingscharakteren. Dass sich aber im ganzen Krimi kein einziger "Normalsterblicher" bewegt, fand ich nicht wirklich glaubhaft. Da ist einerseits der BKA Beamte Gerhard Rammler, der auch bei Klara seinen Namen Ehre macht; ihre Kollegin Fanny Kowalczyk, die aus dem Comic-Heft entsprungen zu sein scheint und besser bei einer Cosplay-Veranstaltung aufgehoben wäre; der extentrische Ex-Rocker, der so viel Testosteron versprüht, dass mit durch die Seiten im Buch kotzübel wird. Außerdem hat er im Keller noch eine Folterkammer für sexuelle Spielchen versteckt und dann gibt es noch die alkoholkranke Alt-Detektivin Roswitha Mengel, die ihren einzigen noch ungelösten Fall klären möchte. Und das sind nur die Hauptakteure in diesem Thriller. Sorry, als Österreicherin bin ich wohl etwas zu bodenständig und normal (wird uns ja auch nachgesagt), aber vielleicht leben in Leipzig, wo dieser Thriller spielt, genau diese Menschen?

Der Fall an sich wird sehr temporeich und spannend erzählt. Haller spart auch nicht mit blutigen Details oder Grausamkeiten. Tatverdächtige gibt es einige, doch immer wieder führen die Spuren zurück zu LoLa Glas. Überraschende Wendungen und falsche Fährten erhöhen die Spannung. Ein Handlungsstrang führte für mich ins Leere und wurde nicht mehr weiter ausgeführt, was ich schade fand. Der letzte Abschnitt beinhaltet nochmals eine weitere Portion an Dramatik und Spannung. So konnte ich trotz meiner Kritik diesen temporeichen Thriller nur schwer aus der Hand legen.

Schreibstil:
Die Sprache ist derb und eher einfach. Die Sätze sind kurz, aber verfügen über eine sehr prägnante und plastische Beschreibung. Oft kommt auch eine leichte Ironie durch, die die düstere Stimmung auflockert. Die kurzen Kapitel lassen den Spannungsbogen stetig ansteigen und das rasante Tempo lässt einem durch die Seiten fliegen.

Fazit:
Leider konnte mich dieser Thriller mit Klara Frost nicht so überzeugen, wie Hallers Reihe rund um Erik Donner. Mir waren zu viele Charaktere überspitzt dargestellt. Ich finde es genügt, wenn wir es schon mit einer außergewöhnlichen Ermittlerin zu tun haben. Das rasante Tempo und der steigende Spannungsbogen lassen einem trotzdem durch die Seiten fliegen und das Buch am Ende zwar mit Augenrollen, aber nach einer guten Portion Nervenkitzel zufrieden zuklappen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Alte Liebe rostet nicht

Strandkörbchen und Wellenfunkeln
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Wir sind wieder zurück in Lichterhaven und diesmal begleiten wir Luisa Messner, die sich ihren Traum einer eigenen Tierarztpraxis erfüllt hat. Die Schwester von Alex und Christina (aus den ersten beiden ...

Wir sind wieder zurück in Lichterhaven und diesmal begleiten wir Luisa Messner, die sich ihren Traum einer eigenen Tierarztpraxis erfüllt hat. Die Schwester von Alex und Christina (aus den ersten beiden Bänden der Lichterhaven-Reihe) führt mit Dr. Weisenau eine Gemeinschaftspraxis und arbeitet nebenbei noch an ihrer Dissertation. Eines Tages steht ihre große Liebe Lars, der vor zehn Jahren die Stadt verlassen hat, mit einem misshandelten Welpen in ihrer Praxis. Lars hatte einen Mann dabei beobachtet, wie er einen Jutesack gegen einen Baumstamm schlug und danach mit Füßen dagegen trat. Im zusammengeschnürten Sack findet er zwei Welpen. Einer davon ist schwer verletzt, der andere bereits tot. Luisa kann das Golden Retriever Mädchen retten, das tief verstört und ängstlich bei Lars ein neues Zuhause bekommt und sein leben auf den Kopf stellt...

In wechselnden Perspektiven verfolgen wir, wie das neuerliche Zusammentreffen der Beiden ihre Gefühle völlig durcheinanderwirbelt. Bei Lars handelt es sich um Luisas erste große Liebe, den Mann, den sie bis heute nicht vergessen kann. Vor zehn Jahren hat er ihr das Herz gebrochen und hat von einem Tag auf den anderen Lichterhaven verlassen. Lars wuchs unter einem lieblosen Vater auf und hat seine Gefühle seit seiner Jugendzeit sprichwörtlich hinter einer Mauer vergraben. Er ist nicht gewillt diese zu durchbrechen und verweigert jegliche tieferen Empfindungen. Das Zusammentreffen mit Luisa überfordert ihn. Schon von Kindesbeinen an hatten die beiden eine sehr enge Beziehung. Durch die Freundschaft mit Luisas Bruder Alex war er in der Familie Messner immer gern gesehener Gast und völlig integriert. Luisa, die zehn Jahre jünger ist, hat Lars bewundert und zu ihm aufgeschaut. Ihre Gefühle haben sich allerdings im Lauf der Jahre geändert und es wurde daraus eine kurze Liebe, die zerbrach. Beide haben Probleme sich wieder anzunähern bzw. nur auf freundschaftliche Basis zusammenzukommen...

Die tierischen Gedanken wurden diesmal dem Alter des Hundes angepasst. Deshalb klingt es oft sehr kindlich und einfach, wenn man an Jolie's Gedankengänge teilnimmt. Sie ist ein entzückendes Hundemädchen, welches erst ganz langsam wieder Vertrauen zu den Menschen entwickeln muss. Ähnlich ergeht es auch den beiden menschlichen Protagonisten. Vorallem Lars hat damit Probleme Gefühle zuzulassen. Diese Thematik ist der eigentliche rote Faden des Romans und nimmt sehr viel Raum ein.
Erstmals gibt es auch einen Strang mit Rückblicken. Dabei erfahren wir mehr über das Leben von Lars und Luisa vor zehn Jahren, bevor er Lichterhaven sang- und klanglos verlassen hat.

Mir war es diesmal etwas zu viel Hin und Her zwischen den beiden Liebenden. Auch die vielen Einmischungen der Familie fand ich nicht immer richtig. Man denkt man hat es hier mit Teenagern zu tun und nicht mit erwachsenen Menschen, die zwar zehn Jahre trennt, aber bereits über das "heiratsfähige Alter" hinaus sind ;) Die Liebesgeschichte nahm mir generell zu viel Raum ein und es war mir eindeutig "zu wenig Hund". Die kleine Jolie hat mein Herz berührt, jedoch hätte ich noch gerne mehr über sie gelesen. Im Vorgängerband war Boss in Wirklichkeit der Hauptprotagonist....das hätte ich mir hier auch gewünscht.
Die Erotikszenen sind in dieser Geschichte mehr geworden. Dies stört mich nicht wirklich, obwohl ich keine Bücher aus diesem Genre lese, aber Petra Schier hat diese sehr geschmackvoll beschrieben.

Witzig finde ich immer die Reaktionen einiger Leser und ihrer Leserbriefe, die die Autorin auf ihrem Blog veröffentlicht. Sehr oft kann man aber auch nur den Kopf schütteln, wenn man liest, dass Menschen zu diesem Buch greifen, weil am Cover ein Welpe abgebildet ist und den Roman einem Kind schenken (!!) ohne sich den Klappentext durchzulesen oder sich gedanken darüber machen in welcher Abteilung der Roman im Buchladen steht!

Schreibstil:
Petra Schiers Schreibstil ist gewohnt flüssig, humorvoll und bildgewaltig. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und habe ich sofort ins Herz geschlossen. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Luisa und Lars erzählt.
Die Landschaftsbeschreibungen waren wieder wundervoll. Ich fühlte mich in Lichterhaven zuhause und hätte mich am liebsten in Luisas Strandkorb gesetzt und das Wellenfunkeln beobachtet. Man sieht das Meer vor Augen und atmet die frische Seeluft ein...

Fazit:
Ein weiterer unterhaltsamer "Liebesroman mit Hund" aus der Feder von Petra Schier, der mir diesmal zu viel Liebesgeplänkel und zu wenig Hund und Humor hatte. Trotzdem war es wundervoll an die Nordsee zurückzukehren und liebgewonnene Charaktere aus den Vorgängerbänden zu treffen. Luisa, Lars und Jolie passen hervorragend dazu und ich freue mich schon auf das nächste Pärchen. Leichte Urlaubslektüre für den Strand.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Carpe diem!

Der beste Sommer unseres Lebens
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Der biografisch angelehnte Roman von Michelle Spillner erzählt von vier Frauen, die gemeinsam sechs Wochen in einer Reha-Klinik an der Ostsee verbringen. Alle von ihnen haben eine Krebserkrankung überstanden ...

Der biografisch angelehnte Roman von Michelle Spillner erzählt von vier Frauen, die gemeinsam sechs Wochen in einer Reha-Klinik an der Ostsee verbringen. Alle von ihnen haben eine Krebserkrankung überstanden und sind in der Rekonvaleszenzphase.
Diese vier Frauen, Ira, Manu, Anna und Ich-Erzählerin Kiki, sind sehr unterschiedliche Charaktere und gehen auf verschiedene Art und Weise mit ihrer Krankheit um. Anfangs alles andere als begeistert von den Therapiesitzungen, die sie für kompletten Unsinn halten, ändert sich ihre Einstellung im Laufe des Romans. Die Therapeutin Frau Leu nimmt bis zum Ende der Geschichte eine prägende Rolle ein. Aber vorallem sind diese sechs Wochen eine besondere Zeitspanne, die diese Frauen miteinander verbingen..

Die gemeinsamen Unternehmungen lassen Kiki, Manu, Anna und Ira immer mehr zusammenwachsen und zu gute Freundinnen werden. Sie versuchen die Tage zu genießen und verlben einen unbeschwerten Sommer. Erst mit der Zeit erzählen sie sich untereinander, wie sie von der Krebsdiagnose erfahren haben und wie sie und ihre Umwelt damit umgeht. Alle Gefühlsregungen sind vorhanden und jede der vier Frauen kämpft auf ihre eigene Weise gegen ihr Schicksal. Manu rebelliert und nimmt in ihrer Verzweiflung keinerlei Rücksicht auf Konsequenzen, trotzdem fand ich sie wahnsinnig sympathisch. Ein spezieller Charakter, der sich den Wunsch Sängerin in einer Band zu werden bereits erfüllt hat und kurz vor dem großen Durchbruch steht. Anna ist voller Hoffnung. Sie wünscht sich nichts mehr als einmal selbst Mutter zu werden. Deshalb hat sie auch ihr Studium beendet und ist Kindergärtnerin geworden. Ira erscheint als die Gleichgültige und dem Schicksal ergebene und Kiki ist die Einzelkämpferin unter den Frauen. Sie versucht ihr Leben so weiterzuleben wie zuvor und stößt sehr bald an ihre Grenzen. Fast zu spät erkennt sie, dass sie ihr Leben ändern muss, um wirklich leben zu können.

Nach Beendigung des Kuraufenthaltes versprechen die vier Frauen sich weiterhin zu treffen und in Kontakt zu bleiben. Ob die Freundschaft auch im Alltagsleben halten kann? Erinnern die Treffen doch wieder an ihre Krankheit, die sie zwar immer mit sich herum mitschleppen, aber nicht daran erinnert werden wollen. So beschließen si, dass sie sich in zehn Jahren auf den Tag genau wieder am selben Platz zu treffen....

Michelle Spiller erzählt hier von eigenen Erfahrungen und das erkennt man von der ersten Seite an. Die Geschichte wirkt ehrlich und authentisch. Obwohl es sich hier um ein ernstes Thema handelt, wird die Zeit in der Kurklinik mit viel Witz und Humor erzählt. Einige ganz besondere Charaktere wie "der Meckermann" oder Irina geben der Geschichte noch einen rundum gelungenen Rahmen. In der Zeit danach begleiten wir nur mehr Kiki, die schneller als ihr lieb ist wieder in ihr Alltagsleben abtaucht. Sie weiß, dass es ihr nicht gut tut und benötigt viel zu lange um die Konsequenzen zu ziehen.

Der Roman ist sehr einfühlsam geschrieben und regt an, sich selbst und sein eigenes Leben zu überdenken. Was ist wirklich wichtig? Was würde ich tun, wenn ich nur mehr kurze Zeit zu leben hätte? Bin ich glücklich mit dem was ich mache? Wie stelle ich mir mein weiteres Leben vor? Welche Ziele habe ich vor Augen?

Fazit:
Eine Geschichte, die direkt aus dem Leben gegriffen ist und uns unsere Endlichkeit aufzeigt. Trotzallem weder düster noch melodramtisch. Man durchlebt eine Achterbahn der Gefühle. Das Ende lässt einem nicht kalt....deswegen: Carpe diem! Lebe den Tag!

Veröffentlicht am 08.05.2019

Mehr Familiendrama als Thriller

Die andere Frau
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Ich liebe die Thriller des Autors, doch "Die andere Frau", der elfte Fall von Joe O'Loughlin und seinem Freund und Ex-Polizisten Vincent Ruiz, der mittlerweile in Rente gegangen ist, konnte mich nicht ...

Ich liebe die Thriller des Autors, doch "Die andere Frau", der elfte Fall von Joe O'Loughlin und seinem Freund und Ex-Polizisten Vincent Ruiz, der mittlerweile in Rente gegangen ist, konnte mich nicht wirklich überzeugen. Die Bezeichnung Psychothriller am Cover verdient das Buch auf keinen Fall...leider! Es ist eher ein Familiendrama, denn dieser elfte Teil ist wohl Joe O'Loughlins persönlichster.

Der Einstieg in den Roman ist noch spannend und rasant. Psychologe Joe O'Loughlin erhält die Nachricht vom Überfall auf seinen Vater. Dieser liegt auf der Intensivstation, seine Frau sei bereits bei ihm, wird ihm mitgeteilt. Als Joe jedoch im Krankenhaus ankommt, sitzt eine ihm völlig unbekannte Frau am Bett seines Vaters. Sie erklärt ihm, sie sei die andere Frau. Verständlich, dass Joe erstmals geschockt ist und kein Wort davon glaubt. Als Joe's Schwestern und seine Mutter ans Krankenbett eilen, bricht das Chaos aus...

Dieser elfte Band ist alleine sehr gut lesbar. Den Einstieg fand ich gut gemacht. Er erweckt Neugierde und natürlich will man als Leser wissen, wer diese Frau ist, die behauptet ebenfalls mit Joes Vater verheiratet zu sein. Vorallem aber auch, ob er wirklich ein Doppelleben führte und wer auf ihn eingeschlagen hat.
Joe ist seit "Der Schlafmacher" mit Emma von Sumerset in den Norden Londons gezogen, während Charlie in Oxford studiert. Seine Krankheit macht ihm zu schaffen, aber auch Emmas Verhalten. Sie hat noch immer nicht den Tod ihrer Mutter akzeptiert und verdrängt ihn. Außerdem macht sie Schwierigkeiten in der Schule. Als alleinerziehender Vater und seit dem Überfall auf seinen Vater hat er jede Menge um die Ohren.

Gemeinsam mit seinem Freund und Ex-Polizisten Vincent Ruiz versuchen sie den Angreifer zu finden und die Wahrheit über das Doppelleben seines vaters herauszufinden. Joe's Verhältnis zu seinem Vater war immer kühl. Nachdem sich dieser im Koma befindet, deckt Joe ein dunkles Geheimnis nach dem anderen auf. Das perfekte Bild seines Vates kommt dadurch ins Wanken und Joe erfährt Dinge, mit denen er nie gerechnet hätte. Leider stellt sich aber bald Langeweile ein. Die Spannung fehlt, es wird eine These um die andere aufgestellt. Im Vordergrund stehen Charakterstudieen der einzelnen Familienmitglieder und Freunde. Sie nehmen einen großen Platz im Roman ein. Durch den persönlichen Bezug ist Joe's gewohntes rationales Denken als Psychiater zu wenig vorhanden. Vincent Ruiz ist diesmal ebenfalls nur eine Randfigur, was ich schade finde. Erst zum Showdown kommt etwas Spannung auf und alles fügt sich schlüssig zusammen.

Was mich trotzdem abhielt das Buch nicht vorzeitig zu beenden?
Robothams Schreibstil ist kurzweilig und natürlich wollte ich auch wissen, wie es ausgeht. Die Charaktere sind facettenreich und auch die Umgebung bildhaft dargestellt.
Trotzdem hoffe ich, dass der kommende Band wieder mehr Spannung aufweist und das Duo O'Loughlin und Ruiz ein bisschen mehr Power zeigt, wie ich es von den letzten Bänden gewohnt war.


Fazit:
Für mich leider der bis jetzt schwächste Band der Reihe, der mehr Familiendrama als ein Psychothriller ist. Mir fehlte es eindeutig an Spannung und an Robothams packenden Schreibstil. Als Thrillerleser erwarte ich mir einfach mehr.