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Veröffentlicht am 05.07.2019

Nichts ist, wie es scheint

Wenn ich tot bin
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Mein erster Thriller der Autorin, den ich gelesen habe....obwohl ich einige Bücher dieses Genres von ihr in meinem SuB Regal stehen habe. Das wird sich nun ändern, denn ich habe große Lust ihre Reihe um ...

Mein erster Thriller der Autorin, den ich gelesen habe....obwohl ich einige Bücher dieses Genres von ihr in meinem SuB Regal stehen habe. Das wird sich nun ändern, denn ich habe große Lust ihre Reihe um Stadler & Montoria endlich zu lesen. Allerdings habe ich bereits einige ihrer historischen Romane unter ihrem Pseudonym Sabine Martin gelesen, die sie zusammen mit Martin Conrath schreibt.

"Wenn ich tot bin" ist ein rasanter Thriller, bei dem ich zu Beginn allerdings ganz leichte Probleme mit dem Schreibstil hatte. Die kurzen, aber knackigen, Sätze waren für mich - nach meiner zuvor gelesenen Lektüre - wohl eine größere Umstellung. Das änderte sich aber schnell und ich fühlte mich nach kurzer Zeit sehr wohl in der Geschichte, die rasant startet.

Als die vor zehn Jahren entführte Madelin McFarland plötzlich vor der Tür ihrer Mutter Susan steht, ist deren Glück vollkommen. Die damals 9-jährige wurde entführt und danach gab es keinerlei Lebenszeichen. Nun steht sie verängstigt vor ihrem Elternhaus, nachdem sie eine Passantin aufgegriffen hat. Doch das Glück währt nicht lange. Nachdem die Polizei Madelin vernommen hat und ihr eine Psychologin zur Seite gestellt wurde, stellt ihre Mutter nach einem kurzen Einkauf fest, dass ihre lang vermisste Tochter wieder verschwunden ist. In der Küche liegt ihr schwer verletzter Ehemann mit einem Messer im Bauch und ihre kleine Tochter Harper sitzt verstört im Schrank und spricht nicht mehr. Ist der Entführer zurückgekommen? Was ist in dieser kurzen Zeit im Haus der McFarlands passiert? Wo ist Madelin und vorallem...lebt sie noch?

Detective Inspector Tom Pine hat vor zehn Jahren den Fall bearbeitet. Nun versucht er gemeinsam mit Detective Sergeant Kate Fincher von der Polizei in Edingburgh Madelin zu finden. Hat sie der Entführer wieder in sein altes Versteck gebracht? Oder ist Madelin auf der Flucht?
In den schottischen Highlands begleiten wir eine junge Frau, die sich Amy nennt. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Peiniger, den sie unter den Namen Ben kennt. Dieser scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein und versetzt nicht nur Amy in Angst und Schrecken.

Die Handlung wird aus der Sicht von Susan, Kate und Amy erzählt. Dies verleiht der Geschichte Abwechslung und hält den Spannnungsbogen zusätzlich hoch. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen.
Kate ist eine sympathische Ermittlerin, die in ihrer Arbeit aufgeht und nur einen kleinen Fehler hat: Ihr Schwärmerei für ihren Chef.
Tom möchte unbedingt den Entführer Madelins finden, nachdem ihm das vor zehn Jahren nicht gelungen ist und er noch immer an dem ungelösten Fall zu knabbern hat. Tom blieb mir manchmals etwas zu undurchsichtig, was allerdings auch von der Autorin gewollt sein könnte.

Die bildhaften Beschreibungen der schottischen Highlands haben mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die einsame Hügellandschaft und manch mystischer Einschub schottischer Legenden macht den Thriller noch geheimnisvoller. Normaler Weise finde ich es bei einem Thriller nebensächlich, aber zur Geschichte passt es perfekt.

Die Spannung ist auf den 288 Seiten extrem hoch. Karen Sander hat hier eine raffiniert verwobene Geschichte, die immer wieder neue und überraschende Wendungen bringt, insziniert. Natürlich habe ich wie immer mitgerätselt. Doch kaum ist man sicher den Täter zu kennen, baut die Autorin eine Überraschung ein, die alle meine möglichen Spekulationen über den Haufen geworfen hat. Mit der Richtung, die der Thriller nimmt, habe ich eindeutig nicht gerechnet. Toll!

Schreibstil:
Karen Sander schreibt temporeich. Ihre Sätze sind eher kurz und knackig gehalten. Über jedem Kapitel steht das Datum des handelnden Tages. Aus drei verschiedenen Sichten (Kate, Susan und Amy) erfahren wir, was an diesem Tag passiert. Die zahlreichen Wendungen erhöhen den Spannungsbogen.

Fazit:
Ein fesselnder Thriller, der so einige Überraschung bereit hält. Der Untertitel "Nichts ist, wie es scheint" trifft hier zu 100% zu. Rasant, temporeich und mit sehr vielen Wendungen hat Karen Sander einen TOP Thriller geschrieben! Ich gebe gerne eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.07.2019

Dieser Roman macht fassungslos!

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
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Eine Lese Highlight!

Was für eine Geschichte! Während des Lesens, und auch danach, war ich teilweise noch immer fassungslos. Warum? Weil der Teil um die Magdalenen Wäschereien keine Fiktion, sondern brutale ...

Eine Lese Highlight!

Was für eine Geschichte! Während des Lesens, und auch danach, war ich teilweise noch immer fassungslos. Warum? Weil der Teil um die Magdalenen Wäschereien keine Fiktion, sondern brutale Realität war und diese Anstalten vor noch nicht einmal 25 Jahre abgeschafft wurden. Ich bin sicher ihr habt auch noch nie davon gehört, denn die katholische Kirche und sicher auch einige Herren der gehobenen Gesellschaft haben nicht umsonst fast ein Jahrhundert diese Gräueltaten verheimlicht. Es ist unglaublich, was sich unter dem Mantel der Kirche in Irland abgespielt hat!

Doch zuerst zum Inhalt:
Irland 1912. Rose, die als Findelkind vor den Toren eines Klosters gefunden wurde, hat selbst den Schleier genommen. Im kleinen Kloster am Land unterrichtet sie Kinder. Wegen ihrer etwas aufmüpfigen Art wird sie nach Dublin versetzt. Das ansäßige Magdalenen-Kloster unter den "Barmherzigen Schwestern" beherbergt zusätzlich eine Wäscherei, in der Frauen, die vom rechten Weg abgekommen sind, durch Arbeit und Buße von ihren Sünden reingewaschen werden sollen. Doch hinter den Klostermauern werden diese "gefallenen Mädchen" wie Sklavinnen gehalten, gefoltert und missbraucht. Sie müssen unter furchtbaren Bedingungen arbeiten, bekommen kaum zu essen und werden wegen Nichtigkeiten fast zu Tode geprügelt. Rose ist entsetzt und beginnt zu zweifeln, ob dies wirklich Gottes Wille sein soll. Die Nonnen bemerken ihren Zweifel und schon bald wird auch sie ausgegrenzt. Rose trifft auf Cindy, die sich nach dem Tod ihres Verlobten freiwlllig mit ihrem Baby zu den Nonnen begeben hat. Ihr wurde bezahlte Arbeit und die Betreuung ihres Babys verprochen. Die Wahrheit sieht jedoch ganz anders aus. Auch Fiona kommt, wie die Jungfrau zum Kind, ins Kloster. Ihr Vater, ein reicher Gutsbesitzer, steckt sie hinter Klostermauern, als sie sich weigert in seine Heiratspläne einzuwilligen. Dort lernen sie die Hölle auf Erden kennen....

Ich war entsetzt und konnte nicht glauben, was ich hier las. Die Frauen im Magdalenenheim waren den körperlichen und seelischen Grausamkeiten der Nonnen vollkommen ausgeliefert. Niemand durfte das Kloster verlassen, selbst die Schlafräume wurden versperrt und bewacht. Die "Maggies", wie die Frauen genannt werden, wurden restlos von den der Außenwelt abgeschottet. Cindy und Fiona, die am gleichen Tag angekommen sind und aus völlig unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, werden bald zu engen Freundinnen. Sie geben sich Halt und Zuversicht. Als ihnen die Flucht gelingt, war ich richtig erleichtert. Doch die Arme der Kirche sind lang und die politischen Unruhen in Dublin werden immer schlimmer. Gemeinsam versuchen sie ein neues Leben aufzubauen. Rose, Cindy und Fiona geraten durch die Bekanntschaft von Seamus in die Kreise der IRB, der Irisch Republikanischen Bruderschaft.

Der Teil im Kloster hat mich beim Lesen sehr mitgenommen. Ich musste das Buch manchmal zur Seite legen und leichtere Lektüre dazwischen lesen, um fortfahren zu können. Nach der Flucht aus dem Kloster verfolgen wir als Leser den weiteren Lebensweg der drei, von mir liebgewonnen, Frauen und erfahren mehr über die IRB und die Freihetitskämpfe der irischen Bevölkerung. Auch in diesem Abschnitt durfte ich eine Menge Neues erfahren und lernen. Die geschichtlichen Hintergründe und vorallem der blutige Aufstand am Ostermontag 1916 wurden von der Autorin großartig recherchiert und authentisch erzählt. Deswegen liebe ich historische Romane so sehr!

Rebecca Michéle hat lange Zeit recherchiert, denn obwohl die letzte Magdalenen-Wäscherei erst 1996 (!!) geschlossen wurde, gibt es nur wenig Informationen. Die Beweise wurde großteils vernichtet. Dieser Roman, der sich einen Tabuthema widmet und sich mit der dunklen Geschichte Irlands beschäftigt, sollte unbedingt gelesen werden!

Schreibstil:
Die Autorin hat die düstere und beklemmende Atmosphäre im Kloster und auch während der Freiheitskämpfe sehr gut eingefangen. Ich durchlebte beim Lesen ein Auf und Ab von Emotionen und konnte nicht fassen, was alles unter dem Deckmantel der katholischen Kirche geschah.
Rebecca Michéle schreibt fesselnd und lebendig. Ich fieberte mit den Figuren mit und empfand auf so vielen Seiten einfach nur Fassungslosigkeit.
Im Nachwort erzählt die Autorin noch über ihre Recherchearbeit und einige Fakten über die Magdalenen-Wäschereien.

Fazit:
Eine Geschichte, die einem auch nach der letzten Seite für längere Zeit nicht mehr loslässt und die ich sicherlich noch ein zweites Mal lesen werde. Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.06.2019

Bisher das beste Buch der Reihe

Der dunkle Bote
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Kriminalinspektor August Emmerich und sein junger Kollege Ferdinand Winter ermitteln wieder. Es ist ein eiskalter November im 20iger Jahr des letzten Jahrhunderts. In Wien hungern und frieren die Menschen ...

Kriminalinspektor August Emmerich und sein junger Kollege Ferdinand Winter ermitteln wieder. Es ist ein eiskalter November im 20iger Jahr des letzten Jahrhunderts. In Wien hungern und frieren die Menschen auch zwei Jahre nach Kriegsende immer noch. Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Die Republik ist noch jung und alles andere als stabil. Banden, politische Gruppierungen und Verbrecher jeder Coleur machen die Stadt unsicher. Die Inflation ist enorm und Valutenschmuggler sind die gefragtesten Männer im Reich, während der Großteil der Menschen hungert und friert. Das Verbrechen hat Hochkonjunktur!

Alex Beer hat diese düstere und hoffnungslose Stimmung wieder hervorragend eingefangen. Von der ersten Seite an war ich mit August Emmerich und Ferdinand Winter sofort wieder im historischen Wien. Die Beiden haben es diesmal mit einem brutalen Mordfall zu tun. Dem Opfer wurde die Zunge entfernt und anschließend wurde es mit Wasser übergossem. Durch die tiefen Temperaturen hat sich eine dünne Eisschicht über den Toten gebildet. Die abgeschnittene Zunge taucht kurze Zeit später bei der Journalistin Alma Lehner auf. In einem Belgeitschreiben steht: "Lassen Sie die Welt wissen, dass ich mir seine Seele geholt habe". Die unkonventionelle Frauenaktivistin, die mit ihren Artikel über Missstände den Frauen gegenüber aufrütteln will, kommt dieser Aufforderung nach. Bald wird eine weitere Leiche mit abgeschnittener Zunge gefunden, die jedoch auf eine andere Art ermordet wurde. Trotzdem weisen einige Merkmale, wie ein Zettel mit einer römischen Ziffer, auf einen Serienmörder hin. Die Zeit drängt und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Telefonnistinnen und Sekretärinnen im Büro, etwas spöttisch und trotzdem liebevoll von Emmerich "Die Hühnerarmee" genannt, sind den beiden Ermittlern eine große Hilfe. Gemeinsam versuchen sie die Zusammenhänge zwischen den Mordfällen herauszufinden. Wer ist der von Alma Lehner genannte "dunkle Bote", der Rache zu nehmen scheint?

Neben den Ermittlungen führt Emmerich noch einen privaten Kampf mit Xaver Koch, dem Ehemann von Luise, August's großer Liebe. Koch galt als gefallen, als er plötzlich wieder auftaucht. Der Krieg hat ihn gewalttätig und zu einem Mann gemacht, der vor nichts zurückstreckt. Er ist politisch aktiv und privat sind Luise und die Kinder, die er entführt hat, seinem Jähzorn vollkommen ausgeliefert. August Emmerich schwört sie zu finden und zu "retten". Er wendet sich an einen alten Bekannten, Veit Kolja, der ihm ebenfalls vor Koch warnt. Ob sich Emmerich wieder auf einen gefährlichen Handel einlässt?

Das müsst ihr schon selbst herausfinden! Der Spannungsbogen bleibt im Laufe des Krimis konstant und zieht zum Schluss hin nochmals rasant an. Das Ende bleibt sicherlich jedem Leser in Erinnerung, denn es ist sehr emotional.

Schreibstil:
Alex Beer schreibt so wunderbar atmosphärisch, dass man sich immer wieder mitten im historischen Wien fühlt. Man hungert und friert mit den Menschen mit, man spürt die Hoffnungslosigkeit förmlich durch die Zeilen und trotzdem versteht es die Autorin dem Leser damit nicht hinabzuziehen, sondern mit Emmerich und Winter mitzuermitteln und der Zeit zu trotzden.
Die Charaktere sind wieder sehr lebendig beschrieben und Ferdinand Winter entwickelt sich neben Emmerich langsam zum ebenbürtigen Ermittler.

Fazit:
Für mich war "Der dunkle Bote" das bisher beste Buch der Reihe! Spannend, düster und atmosphärisch. Wer Alex Beer noch nicht kennt, dem kann ich ihre historischen Wien-Krimis wirklich sehr empfehlen!

Veröffentlicht am 28.06.2019

Bleibt leider oberflächlich

Die Villa an der Elbe
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Wieder einmal ein Roman mit einem Klappentext, der ziemlich am Inhalt vorbeigeht....
Die beschriebene Szene passiert im letzten Viertel des Buchess und ist daher nicht wirklich aussagekräftig, was den ...

Wieder einmal ein Roman mit einem Klappentext, der ziemlich am Inhalt vorbeigeht....
Die beschriebene Szene passiert im letzten Viertel des Buchess und ist daher nicht wirklich aussagekräftig, was den Inhalt betrifft. Auf der anderen Seite spoilert er wenigstens nicht...

Der historische Roman von Linda Belgado erzählt auf zwei Zeitebenen über zwei Familien und ein großes Familiengeheimnis.
Im Jahr 1900 geht Helena von der Haardt gemeinsam mit ihrer 12jährigen Schwester Anni und den Eltern an Bord der "Kaiser Wilhelm der Große". Während der Überfahrt nach New York soll die Verlobung von Helena mit dem Reedersohn Gustav Clausen mit großem Pomp gefeiert werden. Als das Schiff am Pier von Hoboken anlegt, bricht ein verheerender Brand auf einem der am Pier vertauten Schiffe aus, das sich rasend schnell ausbreitet. Helena, ihr Dienstmädchen Clara und ihr Vater sind zu dieser Zeit am Pier unterwegs. Das Feuer breitet sich rasant aus und hinterlässt einen verwüsteten Hafen und jede Menge Opfer. Auch Helena und Clara kehren nicht auf die "Kaiser Wilhelm der Große" zurück. Daraufhin reist die traumatisierte Familie zurück nach Hamburg. Besonders die Mutter überwindet den Tod ihrer ältesten Tochter nur schwer. Nur Anni glaubt nicht, dass Helena im Feuer umgekommen ist...
Im Gegenwartsstrang im Jahre 2017 lernen wir Jonas, den Urenkel des damaligen Verlobten von Helena, Gustav Clausen, kennen. Jonas tritt nach dem überraschenden Tod seines Vater sein Erbe in der familieneigenen Reederei an. Entsetzt stellt er fest, dass diese kurz vor dem Bankrott steht.
In New York träumt Amely Thompson von einem eigenen Cateringservice. Beide finden unabhängig voneinander alte Dokumente mit dem Hinweis zu einem geheimen Gelddepot in einer New Yorker Bank. Doch keiner der Beiden kennt die Verfasserin des Briefes, noch den Zahlencode für das Schließfach....

Hätte die Autorin diesen Roman nur mit der Geschichte aus dem Vergangenheitsstrang gefüllt, wäre meine Bewertung sehr viel besser ausgefallen. Dieser ist wirklich gelungen und spornt zum Weiterlesen an. Das historische Ambiente, als auch die Charaktere überzeugen. Die großen Unterschiede zwischen den Gesellschaftsklassen, als auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit, sind wichtige Themen, die Linda Belago anspricht.
Die Schauplätze sind bildhaft und zeitgemäß dargestellt. Die Lebensverhältnisse im New York der Jahrhundertwende werden anschaulich erzählt. Die vielen Einwanderer erliegen dem Mythos des reichen Amerikas, doch die Wahrheit sieht meistens anders aus. Ich fieberte mit den Protagonisten mit und hatte Spaß am Lesen. Auch die Familiengeschichte rund um das große Geheimnis liest sich ansprechend.

Der Gegenwartsstrang hingegen konnte mich nicht überzeugen. Die Figuren blieben farblos und besonders Amely blieb mir fremd. Zu viele gewollte Zufälle und Ungereimtheiten säumen die Seiten. Auch das viel zu rasch abgehandelte Ende wirkt überhastet und am Schluss bleiben doch viele wichtige Fragen offen.
Der Buchtitel ist vom Verlag nicht gut gewählt und irreführend, den die angesprochene Villa kommt kaum vor.

Im Großen und Ganzen fehlt es dem Roman leider an Tiefe. Mit dem ziemlich offenen Ende wirkt - der eigentlich doch unterhaltsame und teilweise spannende Roman - als Gesamtkonzept dann eher nur mehr mittelmäßig...schade!

Schreibstil:
Der Roman liest sich leicht und flüssig. Vorallem das historische Ambiente und die bildhaften Beschreibungen sind gelungen. Bei der Figurenzeichung bin ich jedoch zwiegespalten. Annie und Helena sind mir nahe gekommen und sind facettenreiche Charaktere. Jonas und Amely hingegen blieben völlig an der Oberfläche. Man kann kaum etwas über die beiden Figuren aus dem Gegenwartsstrang sagen.

Fazit:
Ein kurzweiliger Roman, dem es etwas an Tiefe fehlt. Während mich der Handlungstrang aus der Vergangenheit schnell in den Bann gezogen hat, konnte mich der Gegenwartsstrang nicht überzeugen. Das abrupte Ende und einige offene Fragen schmälern leider das Gesamtlesevergnügen.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Spannung bis zum Schluss

Nadelherz
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Gleich vorweg: Der dritte Thriller rund um Hauptkommissarin Alexis Hall und Kriminalbiologin Karen Hellstern kann auch alleinstehend gelesen werden. Natürlich weise ich immer darauf hin Ermittlerkrimis ...

Gleich vorweg: Der dritte Thriller rund um Hauptkommissarin Alexis Hall und Kriminalbiologin Karen Hellstern kann auch alleinstehend gelesen werden. Natürlich weise ich immer darauf hin Ermittlerkrimis und -thriller wegen der persönlichen Entwicklungen der Hauptprotagonisten der Reihe nach zu lesen.

Der Einstieg in "Nadelherz" ist wie gewohnt rasant. Julia Corbin fackelt nicht lange herum und als Leser ist man von der ersten Seite an gefesselt. Im Prolog wird ein Pärchen bei einer Wanderung von einem Unwetter überrascht. Sie flüchten in ein heruntergekommendes Bauernhaus, wo niemand zu wohnen scheint. Doch kurze Zeit später erfasst sie das Grauen.....

In der Gegenwart wird Alexis nach einem Kurzurlaub in Großbritannien direkt zu einem mysteriösen Fall gerufen. Eine junge Frau hat mit der Post ein Päckchen erhalten, indem sich ein mit Nadeln gespicktes menschliches Herz befindet. Tessa, die Empfängerin, ist die Überlebende einer Entführung. Sie wurde damals mit ihrer Freundin lange Zeit, auf den besagten Bauernhof aus dem Prolog, in einem Käfig festgehalten und gefoltert. Kurze Zeit später wird Alexis zu einer bestialisch ermordeten Frau gerufen, deren Herz entfernt wurde und bald darauf erhält Tessa ein weiteres Päckchen.....
Gibt es einen Nachahmungstäter oder gar einen Komplizen? Wie hängen die neuen Mordfälle mit Tessa zusammen und was verbirgt sie? Und warum leuchten die toten Frauen grünlich aus ihren Wunden? Alexis und Oliver ziehen Karen wegen diesem außergewöhnlichen Phänomen hinzu und stehen vor einem Rätsel....

Wie schon in den Vorgängerbänden gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Man erlebt mit Tessa und ihrer Freundin Jasmin ihre Entführung hautnah mit, ebenso wie die anschließende monatelange Gefangenschaft. Dabei blickt man in menschliche Abgründe und erlebt Grausamkeiten, die äußerst perfide sind. Die Schauplätze sind sehr detailliert und bildhaft beschrieben. Die düstere Szenerie hinterlässt beim Lesen Gänsehaut. Der Spannungsbogen ist hoch und steigt zum Ende hin noch. Überraschende Wendungen lassen dem Leser miträtseln und immer wieder neue Theorien aufstellen.

Der Plot ist wieder außerordentlich gut durchdacht und etwas komplex. Wie schon in den Vorgängerbänden hat Julia Corbin ihre Kenntnisse als Biologin in ihrem neuen Fall wieder perfekt eingesetzt. Auch wenn hier forensische Biologie eine größerer Rolle spielt, erklärt die Autorin die Vorgänge auch für Laien verständlich. Ich finde es immer wieder sehr interessant, wie man aus Leichen lesen kann.

Die Charaktere sind authentisch und facettenreich. Alexis und Karen, sowie Oliver, kennen wir bereits aus den Vorgängerbänden. In ihrer aller Privatleben hat sich einiges verändert. Vorallem Karen muss sich als ehemaliger Langzeit-Single auf ihre neue Rolle als Pflegemutter umstellen. Mit Saskia kommt eine neue Ermittlerin hinzu, die im Laufe der Zeit Volkerts Platz einnehmen soll, dessen Pensionierung bald ansteht.

Die Spannung steigt zum Ende hin dramatisch an und ich muss zugeben, dass ich wirklich keine Ahnung hatte, wer hinter diesen grausamen und brutalen Morden steckt.

Schreibstil:
Der Schreibstil von julia Corbin ist wie gewohnt temporeich und fesselnd. Das besondere Merkmal ihrer Thriller sind die spannenden Beschreibungen der forensischen Biologie, die auch für Laien verständlich erklärt werden.
Die Rückblicke in die Vergangenheit erhöhen durch Cliffhanger und Andeutungen die Spannung.
Am Beginn gibt es ein kleines Personenregister der Mannheimer Kripo. Das Cover spürt sich auch diesmal durch einen 3-D Effekt plastisch an.

Fazit:
Ein rasanter und packender Thriller, der mit düsteren Szenerien und Grausamkeiten die Ermittler an ihre Grenzen bringt. Spannend bis zum Schluss!
Eine hervorragende Fortsetzung der Hall und Hellstern Reihe, wobei der erste Band auch weiterhin mein Favorit bleibt.