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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2023

Tolles Thema, aber einige Kritikpunkte

Der Skandal
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Dieser Near-Future-Thriller der Brüder Tom und Stephan Orgel befasst sich mit dem Thema Laborfleisch und Tierschutz, Umweltschäden und Veganismus. Ein Thema, welches momentan in aller Munde ist und für ...

Dieser Near-Future-Thriller der Brüder Tom und Stephan Orgel befasst sich mit dem Thema Laborfleisch und Tierschutz, Umweltschäden und Veganismus. Ein Thema, welches momentan in aller Munde ist und für einen Thriller wahrlich spannend! Außerdem ist es ein Plot, den ich bisher noch bei keinem Buch in diesem Genre gefunden habe und mein Interesse sofort geweckt wurde.

Light Foods ist das führende Unternehmen, welches Laborfleisch produziert und dabei äußerst erfolgreich ist. Daniel Lichter, der Gründer der Firma, ist ein charismatischer Chef, der sich gut verkaufen kann und mit seinen fleischlosen Produkten, die optisch und geschmacklich nicht von echtem Fleisch zu unterscheiden sind, punktet. Als TASE, eine weltweite Krankheit (ähnlich BSE) ausbricht, die unheilbar zu sein scheint und sich rasend schnell verbreitet, kommt es zu Gerüchten, dass Light Foods der Urheber sein könnte.
Dieser Meinung ist auch Peter Heigen, der im Unternehmen arbeitet und auf einige Ungereimtheiten gestoßen ist. Gemeinsam mit einigen Bekannten und seiner Freundin Lisa versucht er schon länger Light Foods als den Urheber der Krankheit zu überführen. Bei seiner Recherche findet er Daten, die dies bestätigen.
Als er diese seiner Freundin Lisa zeigen möchte, wird er auf dem Weg zu ihr angefahren. Der Fahrer begeht Fahrerflucht. Peter ist schwer verletzt und liegt im Koma. Daraufhin kontaktiert Lisa Peters Schwester Anna, um sie davon zu überzeugen, dass es kein Unfall war, sondern ein Mordversuch. Lisa und ihre Umweltgruppe arbeiten nämlich schon länger gemeinsam an der Aufdeckung des Skandals und wollen die Schuld von Light Foods beweisen.

Tom und Stephan Orgel haben sich diesmal an einem Bio-Thriller versucht und es ist ihnen teilweise auch gut gelungen. Das Thema ist mehr als interessant und es gibt jede Menge Hintergrundwissen, die die Autoren mit ihren Leser:innen teilen. Das Thema Nahrungsmittel der Zukunft wird uns noch einige Male über den Weg laufen.
Bis alle Figuren eingeführt sind und kommt es leider in der ersten Hälfte auch zu einigen Längen und es dauert etwas, bis die Handlung wieder in Schwung kommt. Trotzdem konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen, denn es gibt immer wieder überraschende Wendungen und interessante Hintergrundinformationen, die mich immer wieder googeln ließen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wobei den Hauptteil davon Anna und Dan Lichter bestreiten. Keine der beiden ist mir wirklich sympathisch und auch der Rest der Nebencharaktere ist nicht gerade einnehmend. Manche davon sind etwas stereotyp dargestellt und viele wirken eher blass.
Daniel Lichter ist ein arroganter Mensch, der sich als Mittelpunkt des Universums sieht. Hingegen ist die neugierige Nachbarin Frau Nowak mit ihrem Dackel Herr Petracek ein Lichtblick. Anfangs nervt sie zwar zusehends, aber im Laufe der Zeit schließt man sie ins Herz. Auch der Humor kommt nicht zu kurz - besonders bei Szenen mit besagter Person.

Leider wird es im letzten Drittel etwas zu unrealistisch und unlogisch und erinnert eher an einen Action-Film. Außerdem sind mir die Worte "Tesler" und Elon Musk" zu oft vorgekommen. Die Auflösung fand ich hingegen logisch und gelungen.

Fazit:
Die Thematik um die Nahrungsmittel der Zukunft ist wirklich sehr interessant, aber so richtig hat mich der Bio-Thriller nicht abholen können. Die erste Hälfte war etwas zu ruhig und dahinplätschernd und ab der zweiten Hälfte wurde es mir zu actionslastig und unrealistisch. Trotzallem ist "Der Skandal" ein Buch, von dem man einige Stunden gut und spannend unterhalten wird.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Nette Geschichte mit tollem Setting

Der zauberhafte Papierladen in Amalfi (Kleine Läden in Amalfi 2)
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Der erste Band "Die kleine Eismanufaktur in Amalfi" der "Kleine Läden in Amalfi" Reihe hat mich erst vor kurzem total überrrascht und deswegen wollte ich unbedingt weiterlesen. Die wunderbare Landschaft ...

Der erste Band "Die kleine Eismanufaktur in Amalfi" der "Kleine Läden in Amalfi" Reihe hat mich erst vor kurzem total überrrascht und deswegen wollte ich unbedingt weiterlesen. Die wunderbare Landschaft und die sommerliche Stimmung hat die Autorin auch diesmal wieder einzigartig eingefangen, aber mit ihrer Geschichte um Carolina, die Besitzerin der Papeterie - einer der drei kleinen Läden - hat sie mich nicht ganz überzeugt. Mir war es diesmal zu viel (unnötiges) Liebesgeplänkel mit zu wenig Kommunikation.

Carolina ist schon seit ihrer Jugendzeit in Bernardo verliebt und sie waren für ihre Freundinnen Livia und Diletta DAS Traumpaar schlechtin. Doch Bernardo hat die Amalfiküste verlassen und Carolinas Herz gebrochen. Als er zurückkehrt und wieder in Livias Eismanufaktur arbeitet, versucht Carolina ihm aus dem Weg zu gehen. Noch immer sitzt der Schmerz tief... Doch dass ist in Amalfi nicht so einfach. Zusätzlich fühlt sie sich von ihrem momentanen Freund Aldo nicht richtig geliebt.
Bernardo würde am liebsten wieder mit Carolina zusammen sein, doch diese lässt weder mit sich reden, noch ist sie frei.
Auch die Freundschaft der drei Ladenbesitzerinnnen steht unter keinem guten Stern. Ein Ereignis lässt Livia und Dilettas Verbundenheit fast zerbrechen. Carolina steht zwischen den beiden Frauen und versucht alles, um ihre ganz besondere Gemeinschaft zu retten. Und dann taucht auch noch die hübsche Amerikanerin Rachel auf, die sich von Beginn an fantastisch mit Bernardo versteht und ein Geheimnis verbirgt.

Roberta Gregorio lässt die Leser:innen in ihrem Roman neben dem Gegenwartsstrang auch zurückblicken. Wir sind dabei, als Carolina und Bernardo ein Paar werden und erleben auch einige Stürme ihrer Beziehung mit. Obwohl ich nicht wirklich sagen kann, dass Carolina und Bernardo nicht kommunizieren, so wären doch einige Gespräche drinnen gewesen, die einige Hürden früher aus der Welt geschafft hätten. Natürlich soll in einer Geschichte wie dieser nicht alles gleich aufgelöst werden. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin fortwährend wiederholt, um zu erklären wie sich die beiden lieben, sie aber nichts unternehmen oder nicht miteinander kommunizieren. Dann wird es nämlich langweilig und mir wurde es diesmal leider zu viel!

Das Ende ist vorhersehbar, aber das spielt bei Romanen, wie diesen keine Rolle, denn man erwartet das auch. Die Autorin hat zusätzlich noch einige Überraschungen geschickt eingebaut, die mir gefallen haben. Die Figuren sind bis zum letzten Nebencharakter sehr lebendig und liebevoll gezeichnet. Man fühlt sich ihnen nahe und fiebert mit ihnen mit.
Die wunderbaren Landschafts- und Ortsbeschreibungen der Gegend sind auch diesmal wieder das Tüpfelchen auf dem i. Man möchte Amalfi am liebsten gar nicht verlassen und noch länger verweilen.

Vor jedem Kapitel steht wieder ein netter Spruch, den man am liebsten notieren würde. Diesmal sind es Zitate, die Carolina für ihre eigenen Karten kreiert hat.

Fazit:
Auch der zweite Band der "Kleine Läden in Amalfi" Reihe besticht durch das einmalige Setting und dem Wohlfühlfaktor. Mir hat jedoch der erste Band besser gefallen, weil mir hier die Liebesgeschichte zu sehr im Vordergrund stand und mir manchmal die Kommunikation zwischen den beiden Love Interests zu wenig war. Trotzdem hatte ich wieder eine tolle Lesezeit und ich freue mich auf den dritten Band um Diletta und ihren Zitronenladen.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Süßwarenherstellung in den späten Zwanziger Jahren

Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Hoffnung
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Bist du auch ein Schleckermaul und liebst Süßes? Ich auf jeden Fall! Deshalb fiel mir das Cover dieses Romanes von Claudia Romes sofort ins Auge und wanderte auf meine Wunschliste. Eine Süßwarenmanufaktur ...

Bist du auch ein Schleckermaul und liebst Süßes? Ich auf jeden Fall! Deshalb fiel mir das Cover dieses Romanes von Claudia Romes sofort ins Auge und wanderte auf meine Wunschliste. Eine Süßwarenmanufaktur in den späten Zwanziger Jahren des letztes Jahrhunderts bietet ein wirklich tolles Setting und hatte meine Neugier geweckt.

Köln 1927: Helene von Ratschek liebt es neue Lakritz- und Weingummi Rezepte für die Süßwarenmanufaktur ihres Vaters herzustellen. Sie ist mit Leib und Seele bei der Produktion dabei und kennt auch viele Mitarbeiter persönlich. Als ihr Vater sich langsam zur Ruhe setzen will, teilt er die Süßwarenfabrik auf seine beiden Söhne Alfred und Henri auf. Während Henri keinerlei Interesse daran hat, möchte Alfred mit harter Hand die Süßwarenmanufaktor noch erfolgreicher machen. Helene ist die Einzige, die sich wirklich für die Herstellung, als auch für die Belange der Arbeiter:innen interessiert. Ihre Zukunft ist jedoch bereits vorgesehen, denn sie soll einen reichen Fabrikantensohn ehelichen. Als Alfred auch noch ihre Rezepte in seinem Namen herstellen lässt, ist Helene gänzlich vor dem Kopf gestoßen und flüchtet Hals über Kopf von Köln nach Hamburg. In der Hansestadt sucht sie unter falschen Namen Arbeit und landet bei der Konkurrenz, die auch Frauen eine Chance bietet. Bald erkennt auch der Juniorchef Helenes Können...

Die Einblicke in die Herstellung der Süßwaren haben mir sehr gut gefallen. Während des Lesens schaut man Helene über die Schulter und erfreut sich an ihrer Kreativität. Man hat den Duft der köstlichen Kreationen in der Nase und erlebt ihre Freude am Kreieren neuer Köstlichkeiten mit. Angesprochen werden auch die verschiedenen Arbeitsbedingungen in Hamburg und Köln und die Familienverhältnisse der beiden Manufakturen, wie auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit. Die Wirtschaftskrise und das Erwachen der NSDAP kratzte mir jedoch zu sehr an der Oberfläche.

Die Figuren sind von der Autorin sehr lebendig und authentisch dargestellt. Helene hat mir zu Beginn sehr gut gefallen. Sie ist mutig und versucht ihre Träume umzusetzen und dass in einer Zeit, als Frauen kaum diese Möglichkeiten hatten. Als Einzige ihrer Familie interessiert sie sich wirklich für die Herstellung süßer Kreationen und wird völlig übergangen, als es daran geht die Süßwarenmanufaktur in die nächste Generation zu führen....alleine deshalb, weil sie eine Frau ist. Diesen Zeitgeist spürt man in der ersten Hälfte des Romans sehr gut, der jedoch meiner Meinung nach in der zweiten Hälfte verloren geht. Zusätzlich driftet die Geschichte immer mehr ab, denn der Fokus wird plötzlich auf die Lovestory gelegt. Noch dazu bekommen wir es mit einer Dreiecks-Geschichte zu tun, von der ich generell kein Freund bin. Diese war für mich außerdem nicht wirklich nachvollziehbar und kam viel zu schnell. Das ist sehr schade! Dadurch wurde meine anfänglich sehr positive Meinung leider stark beeinflusst. Letztendlich konnte mich der Roman nicht mehr ganz so überzeugen, wie zu Beginn.

Fazit:
Eine Geschichte, die mir in der ersten Hälfte sehr gut gefallen hat, die danach jedoch den Fokus zu sehr auf die Liebesgeschichte gesetzt hat. Zusätzlich kam es zu einem Liebes-Dreieck, welches ich nicht nachvollziehen konnte und generell kein Freud davon bin. Schade!

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Kommt erst im letzten Drittel in Fahrt

Melody
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Mein erstes Buch von Martin Suter...ist es zu glauben. Worum geht es?
Tom Elmer ist ein arbeitsloser Anwalt, der dringend einen Job benötigt, nachdem sein Vater gestorben und damit sein Geldhahn abgedreht ...

Mein erstes Buch von Martin Suter...ist es zu glauben. Worum geht es?
Tom Elmer ist ein arbeitsloser Anwalt, der dringend einen Job benötigt, nachdem sein Vater gestorben und damit sein Geldhahn abgedreht wurde. Da entdeckt er ein ungewöhnliches Angebot. Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz ist schwer krank und sucht jemand mit juristischen Kenntnissen, der seinen umfangreichen Nachlass ordnen und in eine präsente Form bringen soll. Tom willigt ein und unterschreibt einen Vertrag, der ihn für ein Jahr verpflichtet. Solange er für Stotz arbeitet, kann er in seiner Villa am Zürichberg zu wohnen. Zusätzlich erhält er ein ansehnliches Gehalt.
Schon ab dem ersten Tag wird bei Kamingesprächen und diversen Weinen und Spirituosen geplaudert. Immer wieder kommt dabei die Sprache auf Melody, die ehemalige Verlobte von Peter Stotz, die kurz vor der Hochzeit verschwunden ist. Unzählige Portraits der jungen Frau füllen die Villa, denn Stotz kann seine große Liebe nicht vergessen. Nach und nach erzählt er Tom, wie er Melody kennen und lieben gelernt hat, von den muslimischen Eltern, die ihn abgelehnt haben. Bis heute kommt er über den Verlust nicht hinweg. Doch erzählt Peter auch die ganze Wahrheit?

Der Anfang gestaltet sich beim Lesen leider etwas zäh. Es dauert bis der Roman Fahrt aufnimmt, doch danach wird die Story richtig interessant. Es wird sehr viel gegessen und getrunken. Mariella, die italienischstämmige Haushälterin, tischt gut und üppig auf und bei dem einen oder andern Glaserl Wein oder Aperitif erzählt Doktor Stotz aus seiner Vergangenheit.
Suter serviert die Geschichte um Melody nur häppchenweise und so erfährt der Leser immer nur genauso viel, wie Tom und Laura, die Großnichte von Peter Stotz. Doch mit der Zeit kommen nicht nur mir Zweifel, ob Stotz die Wahrheit spricht, sondern auch unserem jungen Anwalt. Dieser versucht neben seiner Arbeit um den Nachlass von Peter Stotz mehr über Melody herauszufinden...

Das etwas angestaubte Ambiente, welches nicht wirklich dem heutigen Zeitgeist entspricht, erinnert mit der Zeit immer mehr an diverse britische Krimis, obwohl der Krimianteil sehr gering ist. Das Mysterium um Melody hält die Geschichte am Laufen und hat mich schlussendlich ans Buch gefesselt, denn ich wollte unbedingt wissen, was mit der jungen Frau passiert ist.
Ein absolut gelungener Twist im letzten Drittel dreht die Handlung komplett um und bringt endlich mehr Spannung in den Roman. Ab diesen Zeitpunkt habe ich das Buch in einem Rutsch fertig lesen müssen.

Der Schreibstil von Martin Suter ist atmophärisch, aber ruhig. Die Dialoge haben oftmals auch einige humorvolle Spitzen. Der wirklich starke Alkoholkonsum hat mir allerdings nicht gefallen.
Die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet und das Ambiente wird sehr bildhaft geschildert. Als Leser sitzt man mitten im Zimmer und hört den Geschichten des alten Nationalrates gebannt zu. Aber auch einige der handelnden Personen kommen zu Wort und erzählen aus ihrer Sicht. Die Story ist eher ruhig und nimmt erst im letzten Drittel richtig Fahrt auf.

Fazit:
"Melody" hat mich überrascht. Es dauert zwar einige Zeit, bis die atmosphärisch erzählte Geschichte Fahrt aufnimmt, aber dann muss man wissen, was es mit der titelgebenden Melody auf sich hat. Nach dem Zuschlagen hat man genug zum Nachdenken über die Auslegung von Wahrheiten...

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Die Nerdy Formel

Liebe ist eine komplizierte Phase
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Die ist mein erster Roman bzw. meine erste RomCom, die ich zum Thema MINT Setting lese. Was ist MINT denn?
Das habe ich mich auch gefragt, nachdem ich schon die Hälfte des Romans gelesen hatte und diese ...

Die ist mein erster Roman bzw. meine erste RomCom, die ich zum Thema MINT Setting lese. Was ist MINT denn?
Das habe ich mich auch gefragt, nachdem ich schon die Hälfte des Romans gelesen hatte und diese Abkürzung immer wieder bei den Rezensionen oder Leseabschnitten fiel. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Wusstet ihr das?

Noch immer sind Männer in diesen Berufen oder Fächern vorherrschend. Mit Charlie lernen wir eine junge Frau kennen, die in diesem Bereich glänzt. Sie ist ein Nerd, wie er im Buche steht. Charlie arbeitet gerade an ihrer feministischen KI, die sie liebevoll Emily nennt. Die Doktorarbeit steht bei ihr an erster Stelle, obwohl sie an der Uni von ihrer betreuenden Professorin und den männlichen Studienkollegen belächelt wird. Auch privat fühlt sie sich unverstanden. In der Beziehung zu ihrem langjährigen Freund David scheint die Luft raus zu sein. David sitzt die meiste Zeit vor seiner Spielkonsole oder trifft sich mit Freunden am Fußballplatz. Ihre Freundin Maxi ist hingegen immer für sie da, obwohl Charlie auch privat fast immer an Fehlercodes und die Arbeit an ihrer KI denkt. Das führt auch bei ihrer Familie immer wieder zu Irritationen, die sichtlich stolz auf die baldige Hochzeit ihrer jüngeren Tochter Sarina sind, die einen erfolgreichen Unternehmer heiratet. Als Charlie von der Verlobung ihrer Schwester mit Jan-Philipp erfährt, merkt sie, dass sie nach zwölf Jahren Beziehung vielleicht doch ganz gerne heiraten würde. Für sie und David war immer klar, dass eine Hochzeit nicht in Frage kommt. Nun wurmt es sie jedoch, dass David eigentlich nie das Wort Hochzeit in dem Mund genommen hat. Charlie ist jedoch niemand, der seine Gefühle in Worten offenbaren kann und sich auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen sehr schwer tut. Als sie eines Tages Nate kennenlernt, gerät ihr bisheriges Leben aus den Fugen...

Nach der Hype um Ali Hazelwoods "Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" erscheinen nun einige Geschichten um junge Frauen im MINT Bereich - und ich finde es gut so. Endlich kann man auch über Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen lesen. Ich mochte auch "Eine Frage der Chemie" sehr gern und war deswegen auf diesen Roman von Marilena Sommer gespannt.

Charlie ist eine liebenswürdige Protagonistin, auch wenn ich selbst absolut keine Gemeinsamkeiten mit ihr habe. Sie lebt für Zahlen, Codes und Formeln und analysiert alles auf ihre eigene Weise. Für mich war Mathe und Physik ein Horror und ich verstehe auch heute nur Bahnhof. Hingegen habe ich Sprachen und alles Kreative geliebt. Ihren Enthusiasmus für eine Sache kann ich hingegen sehr gut verstehen und Unverständnis von der eigenen Familie ebenfalls. David, der Charlie liebevoll Nerdy nennt, scheint sich in letzter Zeit immer mehr von ihr zu distanzieren - da kommt Nate, der charmante Chef von David, gerade rechtzeitig...oder doch nicht?

Die Autorin hat nach etwa dem ersten Drittel der Geschichte einen Twist eingebaut, den ich nicht erwartet habe. Zuerst hat er mich irritiert, doch dann fand ich ihn ganz gut. Trotzdem hat er die Handlung etwas "zerissen".
Auch Davids und Sarinas Wandlung ging mir leider etwas zu schnell und fand ich zu konstruiert. Charlies plötzliche Erkenntnis bei der Firmenfeier konnte mich ebenfalls nicht ganz überzeugen.

Der Schreibstil ist lebendig und locker. Während ich Charlie - trotz null Gemeinsankeiten - als Figur mochte und sie für mich greifbar war, waren es weder David, noch Nate. Beide blieben mir zu farblos.

Trotzdem habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Er ist humorvoll und abwechslungsreich. Gerne sehe ich mich noch weiter in diesem speziellen Genre um...

Fazit:
Eine nette RomCom, die mich gut unterhalten hat, aber noch ein paar Schwächen aufweist. Ich vergebe 3 1/2 Sterne und runde bei anderen Portalen gerne auf 4 Sterne auf.

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