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Veröffentlicht am 30.01.2018

"ZWEIundDIESELBE" ist definitiv kein gewöhnliches Buch.

Zweiunddieselbe
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Bruchstücke. Besteht nicht eigentlich das ganze Leben daraus? Aus Bruchstücken, Fetzen, Augenblicken? Bin ich weniger wert, weil mir so viel fehlt, oder ist das Wenige, das ich habe, mehr wert? Bin ich ...

Bruchstücke. Besteht nicht eigentlich das ganze Leben daraus? Aus Bruchstücken, Fetzen, Augenblicken? Bin ich weniger wert, weil mir so viel fehlt, oder ist das Wenige, das ich habe, mehr wert? Bin ich genauso vollständig wie alle anderen? Genüge ich? Bruchstücke.
[S. 102]

Erster Satz:
Früher war ich jemand namens Jenna.

Inhalt:
Als Jenna Fox erwacht, findet sie sich in einem, ihr unbekannten, Leben wieder. Ihre Vergangenheit: Ein trüber, undurchdringbarer Schleier, an welchen sie sich nicht erinnern kann. Alles was ihr bleibt ist ein Name: Jenna Fox. Doch wer war diese Jenna Fox? Was hat sie ausgemacht? Was geliebt? Was gehasst?
Ihre Eltern erzählen ihr, dass sie nach einem schweren Unfall, sehr lange im Koma gelegen hat und welches Wunder es ist, dass sie lebt. Sie geben ihr Dvd´s, Aufnahmen aus ihrem früheren Leben - Hoffen doch Beide, dass so die Erinnerung zurückkehrt.
Also begibt sich Jenna auf die Suche: Nach sich selbst, nach der Wahrheit, nach einem Leben davor. Und stößt dabei auf eine ganz neue Welt: Die Welt der Gegenwart und jenes Mädchen, dass es nicht mehr gibt, aber frei ist zu werden, was sie will.
Doch etwas stimmt nicht: Ungereimtheiten bringen das junge Mädchen, auf einen schockierenden Weg, der Wirklichkeit. Doch wie viel Wahrheit kann ein Mensch ertragen, ohne sich dabei selbst zu verlieren?

Idee/ Umsetzung:
Wenn man ein Werk, ohne jegliche Ideen und Erwartungen betritt, Eins wird, mit der Buchwelt, dann hat man den größten Spielraum für eine Überraschung. Diese Überraschung kann die verschiedensten Formen annhemen: Liebe, Hass, Langeweile, Angst etc. Bei "ZWEIundDIESELBE" betrat ich durch die erste Seite, eine Tür aus Papier, in eine zunächst, sehr verwirrende Welt. Der Klappentext verrät uns hierbei nämlich wirklich wenig, was ich jedoch auch sehr passend finde, denn gerade die Verwirrung, ist ein Gefühl, welchem wir uns auf dieser Reise, mit Jenna, stellen müssen. Dabei schlägt uns die Idee von Mary E. Pearson, förmlich ins Gesicht. Sie schreit uns an, fordert Antworten, verlangt Kritik und wünscht sich Verständnis. Denn in diesem, sehr dünnen und überschaubarem Buch, geht es um viel mehr, als nur eine "kleine" Geschichte nebenbei. Denn jede Seite hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
Ja! - Dieses Werk stellt eine Zukunftsvision dar. Ja! - Dieses Werk will uns etwas mitteilen, eine Botschaft vermitteln. Doch: Nein! - Es handelt sich hierbei nicht um die Kritik einer Gesellschaft. Viel mehr stehen medizinische Fortschritte auf dem Prüfstand. Doch wenn ich diese nun aufgreifen würde, würdet ihr nicht diese Entdeckerreise unternehmen können. Deshalb nur soviel: Die Idee der Autorin ist eine Wucht und appelliert besonders an die eigene Denkweise. Jede Seite fordert eine Meinungsbildung. Denn hier vermischen sich ethische Fragen, mit moralischen Werten.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin tropft vor Poesie, was diesem, sehr schweren Thema eine gewisse Magie verleiht. Jedes Kapitel scheint zu strahlen und umfängt den Leser, wie ein warmer Mantel, seinen fröstelnden Träger. Dabei wird aus der Sicht von Jenna berichtet, was diesem Werk, seine besondere Stimmung verleiht. Denn so ist der Leser genauso verwirrt und orientierungslos wie die Protagonistin und kann sich ganz fallen lassen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder kürzere Abschnitte, die jene Gefühlswelt von Jenna, in sehr klangvollen Buchstaben, zusammenfassen.

Charaktere:
Zu diesem Thema fehlen mir teilweise die Worte. Ich weiß nämlich jetzt noch nicht, was ich von Jenna halten soll. Sie konnte mich nicht bannen, nicht einfangen, nicht von sich überzeugen. Obwohl ich großes Verständnis für ihre Gefühlswelt aufbringen konnte und ich sie nur zu gerne, bei der Auflösung dieses Rätsels begleitet habe, hat sie nicht die Stärke besessen, mich von sich zu überzeugen.
Ich würde vielleicht sogar soweit gehen und sagen, dass ich sie nicht sonderlich leiden konnte. Dabei kann ich nicht einmal genau festmachen, woran es am Ende lag. Es war einfach ein Gefühl.
Dieses Gefühl konnte ich generell, bei allen Figuren feststellen. Irgendwie war mir die ganze Konstellation zu flach, zu einfarbig. Auch wenn man sagen kann, dass jede Figur, ein Repräsentant für und gegen, die dominierende, ethische Frage dieses Buches war.
Irgendwie hat mir das gewisse etwas gefehlt. Ein mitreißender Punkt, der in mir wirklich etwas bleibendes Bewegt.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover gefällt mir unglaublich gut. Es ist richtig schön anzusehen und trägt dazu noch eine passende Bedeutung, aus der Geschichte. Denn der Schmetterling hat einen kleinen, aber entscheidenen Auftritt in diesem Buch. Doch diesen müsst ihr selber erlesen. Folglich gefällt mir das deutsche Cover wirklich gut. Doch auch die Titelbilder der anderen Ausgaben, haben ihren eigenen und durchaus passenden Charakter.
Die Innengestaltung ist schlicht und einfach: Überschriften leiten die einzelnen Kapitel ein. Dabei gibt es einmal erzählende Kapitel und einmal, man könnte sagen: Einträge. Diese sind eher reflektiert und zeigen eine Art Schlussfolgerung und Zusammenfassung aus der Gefühlswelt der Protagonistin und sind zur Abgrenzung, in einer anderen Schriftart dargestellt.

Fazit:
"ZWEIundDIESELBE" ist definitiv kein gewöhnliches Buch. Und schon gar kein Werk für "Zwischendurch". Denn zwischen den Seiten, versteckt sich so viel mehr, als man erwarten würde. Schwer, voller Gefühl und mit noch mehr Kritik, schleicht sich die Geschichte dieses jungen Mädchens, in die Köpfe seiner Leser und verlangt: Mut zur eigenen Meinung, Reflexion und Kritik. Denn durch einen poetischen Schreibstil, eine besonders gelungene Schilderung der Dinge und viel Ideenreichtum, webt Mary E. Pearson hier ein außergewöhnliches, ethisches Netz.
Auch wenn viele Punkte für dieses klangvolle, sehr kräftige Werk sprechen, bleibe ich gespalten zurück. Schreibstil und Idee konnten mich schnell in ihren Bann ziehen, doch am Ende fehlte mir trotzdem das gewisse Etwas, die Gänsehaut, der große, emotionale Schock.
Ich denke, dass diese Entdeckerreise, an der Seite von Jenna, in jedem Fall eine Empfehlung wert ist, alleine schon wegen dieses aktuellen Themas, dem auch wir uns, irgendwann gegenüber sehen könnten. Trotzdem verbleibe ich, mit einer eher zweifelhaften Meinung, denn besonder die Figuren, haben es nicht geschafft, mich in die Geschichte zu entführen.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Ich habe nicht damit gerechnet, aber dieses Werk ist ein absolutes Highlight

Die Landkarte der Liebe
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Die meisten Menschen verreisen aus zwei Gründen:
Sie suchen etwas,
oder sie fliehen vor etwas.
Für mich gilt beides.
[S. 27]

Erster Satz:
Katie hatte vom Meer geträumt.

Inhalt:
Katie und Mia sind Schwestern ...

Die meisten Menschen verreisen aus zwei Gründen:
Sie suchen etwas,
oder sie fliehen vor etwas.
Für mich gilt beides.
[S. 27]

Erster Satz:
Katie hatte vom Meer geträumt.

Inhalt:
Katie und Mia sind Schwestern und könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Katie, mit beiden Beinen im Leben steht, einem guten Job nachgeht und sich mit viel Sorgfalt um alles kümmert, ist Mia, eher der kleine Wirbelwind, der durch jedes Leben rauscht. Denn Mia will mehr vom Leben. Sie will fremde Welten entdecken, neue Menschen kennenlernen und ihren Weg finden.
Doch nun ist dort kein Weg mehr. Denn Mia ist tot. Gesprungen von einer Klippe auf Bali - Selbstmord. Für ihre große Schwester Katie, bricht eine Welt zusammen. Sie kann nicht an Selbstmord glauben, nicht daran denken, dass Mia gesprungen ist.
Um die Wahrheit zu finden, endlich zu verstehen und die Welt mit den Augen ihrer kleinen Schwester zu sehen, macht sich Katie, auf eine abenteuerliche Reise. Ihr Begleiter: Ein meerblaues Tagebuch, das Tagebuch von Mia.
Und dabei beginnt die junge Frau, nach und nach, immer mehr zu verstehen und gerät dabei schließlich selbst, auf ihren eigenen Weg des Glücks.

Idee/ Umsetzung:
Du streifst durch den Buchladen, dein Blick gleitet über die eine odere andere Lektüre, aber keine kann deine Aufmerksamkeit erkämpfen, immer fehlt das gewisse Etwas. Doch dann, du hättest schon fast nicht mehr damit gerechnet, strahlt dir ein Buch entgegen, fängt deinen Blick und zieht dich in seinen Bann. Du bleibst stehen, hälst inne, näherst dich langsam, beobachtend und nimmt das Werk zwischen deine Hände. Auf einmal bist du gebannt, gespannt und voller Neugierde auf die Geschichte, hinter den Wörtern...
So erging es mir mit "Die Landkarte der Liebe". Angefixt durch das unglaublich schöne und ansprechende Cover, kam ich überhaupt erst auf den Gedanken, durch die Seiten, in das Abenteuer zu huschen. Doch besonders der Titel hinterließ immer einen kleinen Rest Zweifel. Denn ich bin nicht der Lesetyp für "Frauenromane" - und diesen Eindruck erweckte am Ende die Gesamtaufmachung bei mir. Als mich also der Titel "Die Landkarte der Liebe" anlächelte kamen meine Gedanken ins Straucheln, trotzdem gab ich mir einen Ruck, traute mich und nahm Katie, Mia, Finn & Co. mit zu mir nach hause.
Die Idee, die mich erwartete, die Wahrheiten die ich entdeckte, die Figuren, die ich nach und nach, immer mehr in mein Herz schloss, umstreichelten mein Leserherz sanft und schlugen all meine Ängste und Zweifel in die Flucht, denn dieses Werk ist soviel mehr, als es scheint. Mit vielen Lebenswahrheiten, ganz viel Gefühl und viel Lebenshunger erzählt Lucy Clarke, in ihrem Debüt, eine sehr besondere und mitreißende Geschichte über die wahre und einzigartige Liebe zwischen Geschwistern.

Schreibstil:
Lucy Clarke hat ein Händchen dafür, die Buchkulisse zum Leben zu erwecken. Wir begleiten Katie und Mia, auf ihren Abenteuern durch die Welt und haben, selbst wenn wir das entsprechende Land noch nie gesehen haben, immer die atemberaubende Kulisse vor Augen. Sehr bildhaft, bringt uns die Autorin die Landschaften durch bunte, gefühlvolle, wie auch klanghafte Buchstaben nahe.
Was mir auch sehr gut gefallen hat: Die Tagebucheinträge von Mia, werden nicht in Tagebuchform wiedergegeben, stattdessen erfahren wir ihre Ansicht der Dinge, durch eine ganz normale Erzählform. So bekommt man als Leser immer einen genauen Rundumblick der Handlungen und kann bestimmte Handlungs- und Gedankenstränge ganz genau mitverfolgen.
Neben der Ansicht von Mia und Katie, bekommen wir aber auch, immer mal wieder, einen kleinen Einblick in die Gefühlswelt von Finn - Finn ist der beste Freund von Mia. Am Anfang vielleicht etwas verwundernswert, doch nach und nach versteht man, dass auch seine Sicht der Dinge, eine ganz besondere Note in das Geschehen einbringt.

Charaktere:
Durch die vielen Perspektivwechsel, wird jede Figur greifbar. Denn nach und nach, bekommt man ein immer besseres Gefühl für ihre Welt der Gedanken und kann so, am Ende der Geschichte, das Gesamtbild der Handlung sehr gut erfassen.
Dabei hat es mir vorallem Mia, sehr angetan. Denn nicht nur einmal, konnte ich Teile meiner Persönlichkeit in ihr wiederfinden. So bot sie mir, sehr viel Spielraum zur Identifikation und somit ein gemütliches Schlupfloch um selbst, als Figur in die Geschichte zu schleichen. Aber auch Katie hat einen angenehmen Charakter, mit welchem man nur zu gerne, auf diese, sehr traurige und bewegende Suche geht.
Man fühlt ihren Schmerz, ihre Liebe, ihre Angst, der endgültigen Wahrheit, am Ende ihrer Reise, ins Gesicht blicken zu müssen. Hofft, bangt und träumt mir ihr von einem "Happy End", obwohl man tief im Inneren weiß, dass es jenes "Happy End", nach welchem sie auf der Suche ist, so nie mehr geben wird.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover gefällt mir, wie schon erwähnt, unglaublich gut. Das Blau ist richtig schön, harmoniert mit dem Pink der Orchideen und entwickelt sich so, schnell zum Blickfang. Einzig der Titel stört mich ein Wenig. Das Thema dreht sich in erster Linie um die Trauer von Katie und die Verschiedenheit, der zwei Schwestern. Liebe ist zwar auch ein dominierendes Thema, aber eher die vorherschende Zuneigung der beiden Geschwister.
Die Innengestaltung des Werkes passt sich dem Cover an. Jedes Kapitel, wird durch eine kleine Orchidee eingeleitet, mit dem Namen, der erzählenden Figur: Katie, für die Gegenwart und Mia, für die Vergangenheit. Zudem findet man auch immer den Namen des Ortes, an welchem sich die Person gerade befindet, wie auch der passende Monat, was es dem Leser erleichtert, sich schnell in das folgende Kapitel einzufinden.

Fazit:
Jeder, der Geschwister hat: Stiefgeschwister, leibliche Geschwister, Halbgeschwister oder auch einfach einen geliebten Menschen, der diese Rolle vertritt, wird verstehen, was es heißt diesen Menschen zu lieben und zu akzeptieren. Die Liebe zwischen Geschwistern ist wohl die Reinste von allen, denn auch wenn man noch so verschieden ist, ein scheinbar, fast magisches Band, verbindet zu jeder Zeit. "Die Landkarte der Liebe" erzählt die Geschichte einer solchen Bindung unter zwei, verschiedenen, aber doch miteinander verbundenen, jungen Frauen. Gefühlvoll, bewegend und sehr emotional, erzählt Lucy Clarke, in ihrem Debüt, eine ganz besondere Story, welche besonders, durch ihren enormen Bezug zur Realität, lebt. Es gab selten eine Geschichte, die mich so traurig, aber doch auch voller Glück, gespalten, zerstreut, hinter den großen Buchstaben alleine gelassen hat. Die letzte Seite schleicht sich leiese an und hinterlässt eine gähnende Leere. Zu früh endete das Abenteuer, zu gerne wäre ich noch länger, ein Teil von Mia, von Katie, von Finn gewesen. Aber wie es mir das Buch schon zugeflüstert hat: Manchmal müssen wir das Ende akzeptieren, der Klarheit ins Auge blicken und gehen lassen, was wir geliebt haben, denn in unseren Herzen, wird es unsterblich bleiben.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Fitzek wie er leibt und lebt

Der Augenjäger
1

Das ist kein Traum, dachte ich. Das ist die schreckliche Wahrheit, und sie brüllt dich an. Sie schreit dir ins Gesicht und zeigt dir den Ursprung aller Schmerzen.
[S. 163]

ACHTUNG! 2. Band - Könnte ohne ...

Das ist kein Traum, dachte ich. Das ist die schreckliche Wahrheit, und sie brüllt dich an. Sie schreit dir ins Gesicht und zeigt dir den Ursprung aller Schmerzen.
[S. 163]

ACHTUNG! 2. Band - Könnte ohne Vorwissen des ersten Bandes SPOILER enthalten!

Erster Satz:
In den letzten Monaten hat er ein tödliches Versteckspiel gespielt, nun ist die Identität des "Augensammlers" geklärt [...]

Inhalt:
Er gab alles, um den Augensammler zu fassen. Spielte sein grausames Spiel, nur um am Ende selbst in seine Klauen zu geraten. Der Augensammler nahm ihm alles. Sein ehemaliger, sehr geschätzter Kollege, der grausame Mörder seiner Frau, der Entführer seines Kindes, setzte den Zeiger auf Null und startete das Spiel. Nun geht es für Alexander Zorbach um mehr: Um alles was er noch hat. Schneller, immer schneller dreht sich der Uhrzeiger, wird er seinen Sohn retten? Oder wird er das Spiel verlieren und zum Schatten seiner Selbst?
Ungefähr zur gleichen Zeit, treibt ein weiterer Augenfanatiker sein Unwesen: Dr. Zarin Suker, sitzt in Untersuchungshaft. Er soll Frauen erst die Augenlider entfernt und sie anschließend vergewaltigt haben. Doch die Beweislage ist zu dünn und somit kann man ihn nicht auf Dauer festhalten. Deshalb wird Alina Gregoriev, um ihre Mithilfe gebeten.

Und so nimmt das Grauen seinen Lauf...

Idee/ Umsetzung:
Das Ende mancher Bücher ist grausam - Offen, schockierend, gewaltig! Am Liebsten würde man den Autor anschreien, all seinen Gefühlen Luft machen, die so elend in der Luft verharren müssen und nicht wissen wohin. Aber auch wenn das Ende eines Buches noch so grausam ist und sein offenes Ende, unsere schlimmsten Phantasien anregt, sind es doch auch genau diese Bücher, die man nicht vergisst. Denn wenn das Werk wirklich gut war, lernt man damit zu leben und man akzeptiert seine Offenheit, eben weil es der Geschichte den passenden und auch nötigen Schliff verleiht - seine Einzigartigkeit.
"Der Augensammler", war in meinen Augen solch ein Buch - Beängstigend und spannend, selbst über die letzte Seite hinaus. Am Anfang habe ich sein Ende gehasst, welches keines war, aber nach und nach wurde mir klar, dass dieses Werk gerade dadurch, so ein "Leckerbissen" ist.
Deshalb war ich sehr skeptisch, als ich "Den Augenjäger" in meinen Händen hielt. Wollte ich über die Grausamkeit des ersten Werkes hinwegschreiten? Sich das Ende in Buchstaben, Wörter, Sätze und Handlungen kleiden lassen? Unschlüssig, bis zum Schluss, begann ich trotzdem mit dem Lesen und wurde erneut: Überrascht, geschockt, verängstigt, schockiert und vieles mehr! Und auch wenn mich dieses Werk gut unterhalten konnte, so muss ich zugeben, dass es seinem Vorgänger nicht das Wassser reichen kann.
Dabei hat es mich besonders gestört, dass Herr Fitzek, zwei Handlungsstränge gesponnen hat. Denn neben dem Augensammler, gibt es auch einen Augenjäger in dieser Geschichte. Diese zwei parallelen Handlungen, waren einfach Eine zu viel. Mir hätte es deutlich besser gefallen, wenn man hier entweder über den Augensammler oder den Augenjäger berichtet hätte.
Zudem muss ich weiter kritisieren, dass einige Ereignisse, wie auch viele schockierende Enthüllungen, teilweise etwas erzwungen wirkten. Ich spiele hier besonders auf das Ende des Buches an. Dadurch verlor die Geschichte, an einigen Stellen, deutlich an Glaubwürdigkeit.
Insgesamt muss ich aber auch sagen, dass ich das Buch gemocht habe. Im Bezug auf das erste Werk, ist es vielleicht nicht so brilliant umgesetzt, aber es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt und in seinen Bann gezogen. Denn trotz etlicher Grausamkeiten, die sich zwischen den Buchdeckeln verstecken, konnte ich meine Augen nicht von dem Geschehen abwenden.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Herr Fitzek ist: explosiv, spannend, mitreißend, beängstigend und einfach ein Suchtmacher! Sehr gekonnt, clever und mit ganz viel Irrungen, wie auch Wirrungen, spannt der Autor ein trügerisches Netz, welches den Leser nicht nur einmal zum Narren hält. Was kann man noch großartig sagen? Formulieren wir es so: Ich lese nicht oft Thriller, schon gar keine Psychothriller. Wenn es hochkommt, dann lese ich im Jahr, ein Buch dieses Genres. Ich kann mich einfach nicht mit den meisten Figuren und den Grausamkeiten anfreunden. Aber Herr Fitzek schafft es, jedes Mal aufs Neue, dass ich mich diesem Genre zuwende, all meine Ängste über Bord werfe, nur um in seiner Geschichte zu versinken, welche ich dann in kürzester Zeit, mit sehr viel Genuss verschlinge.

Charaktere:
Am Anfang, bevor die Handlung startet, schreibt der Autor an seine Leser eine kleine Warnung und erklärt unter anderem auch, dass "Der Augenjäger" unabhängig von "Der Augensammler" gelesen werden kann. Ich würde das so nicht unterschreiben wollen. Denn gerade durch sein erstes Buch, bekommt man ein Gefühl für die Figuren, die im zweiten Band, ganz neue Facetten zeigen, was auf Grund ihrer Erlebnisse wohl auch nachvollziehbar ist. Ich habe mir also ein paar Mal versucht vorzustellen, welche Gefühle ich den Charakteren gegenüber hätte, wenn ich sie denn nun nicht schon kennen würde und bin zu dem Schluss gekommen, dass gerade durch den ersten Band, ein Verständnis ihnen gegenüber fundamentalisiert wird. Deshalb habe ich sie gerne, auf ihrem weiteren Weg mit ihnen: mitgefiebert, gehofft, geträumt und geweint.

Cover/ Innengestaltung:
Kurz und knapp: Das Cover gefält mir gut, denn es passt zum Inhalt. Ebenso wie die Titelbilder der anderen Ausgaben.
Die Innengestaltung ist relativ schlicht: Kapitelnummer und eventuell der Name der behandelten/ begleiteten Person des Kapitels, leiten jeweils einen Abschnitt ein.

Fazit:
Lieber Herr Fitzek,
wissen Sie eigentlich was Sie mit meinen schlimmsten Ängsten anstellen? Sie kleiden Grausamkeiten in Worte, welche vorher nicht einmal am Rande meines Bewusstseins standen. Sie, ja SIE! sind der Grund meiner schlaflosen Nächte! Wobei Sie mich bitte nicht falsch verstehen, natürlich nicht wirklich Sie, sondern eher Ihre Buchideen und jene Feder, die diesen auf Papier, den nötigen Platz verschaffen, um ein solcher Psychothriller zu werden. Gekonnt und mit Mut zum Wahnsinn, schaffen Sie es mit einer fast ungesehenen Leichtigkeit, Leserherzen zu fesseln, ängstigen und schockieren nur um am Ende, eine noch verstörendere Wahrheit zu entkleiden. Dabei spritzen Sie, lieber Herr Fitzek, ihre blutigen Ideen, in die Venen ihrer Leser und kreieren eine dunkle, nie für möglich gehaltene Buchwelt, die schnell zur Realität wird. Vielleicht haben Sie es an einigen Stellen zu gut mit uns gemeint, uns eine kleine Überdosis gespritzt, zu viele Handlungen verwoben, zu viele Schlenker genommen, doch betrachtet man dieses Schauerspiel am Ende seiner Vorstellung, so vergibt man Ihnen, diese kleinen Fehler, nur allzu gerne. Also bitte, Herr Fitzek, behalten sie Ihren Mut: den Mut zum Wahnsinn, den Mut diesen Wahnsinn in Worte zu stecken und den Mut, diese Worte mit uns zu teilen. Denn auch wenn Sie Phantasien in mir wecken, die besser für immer in einem tiefen Schlaf geblieben wären, so muss ich gestehen, dass ich gerade wegen diesem Nervenkitzel, meine Nase zwischen die Seiten stecke.
Ich verbleibe mit grausamen, hoffentlich Buchideen - fördernden Grüßen!
Eine begeisterte Leserin

Veröffentlicht am 30.01.2018

Lesenswert

Deine Seele in mir
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Kurzrezension:
[...] und Amy lebte weiter mit den Erinnerungen, die, das wurde ihr mit der Zeit bewusst, bei ihrem Tod hätten ausgelöscht werden sollen. Doch das war nicht geschehen. Sie hatten Amy nicht ...

Kurzrezension:
[...] und Amy lebte weiter mit den Erinnerungen, die, das wurde ihr mit der Zeit bewusst, bei ihrem Tod hätten ausgelöscht werden sollen. Doch das war nicht geschehen. Sie hatten Amy nicht verlassen, denn sie hatte sich an ihnen festgeklammert wie ein Ertrinkender an einem Strohhalm; sie hatte ihr altes Leben einfach nicht losgelassen.
[S. 13]

Inhalt:
Wie viel Schmerz erträgt die Seele? Wann bricht sie in zwei Teile und ist nicht mehr zu heilen?

Amy und Matt sind noch Kinder und lieben ihre Abenteuer, die große Welt, welche noch vor ihnen liegt. Am Liebsten toben sie draußen im Feld, springen nackt in den kleinen See und blenden die ganze Welt, für ein paar Stunden aus. Doch an jenem Spätsommertag, soll sich ihr Leben auf immer verändern.
Sie geraten in die Klauen eines Verbrechers, dessen Gedanken und Taten so grausam und erschreckend sind, dass sie die Seelen der Kinder, auf immer überschatten sollen. Jene Erinnrungen, an jenen dunklen und grausamen Tag, sollen Matt und Amy noch jahrelang verfolgen.
Doch was passsiert, wenn sich eine Seele vom Körper losreißt, doch das Leben nicht verlassen will?

Fazit:
Vorweg muss ich gestehen, dass ich lediglich das kostenlose E-Book des Werkes, über 70 Seiten, hatte. Demnach also nur den ersten Teil der Geschichte. Zunächst war ich erfüllt von Skepsis, war hin und her gerissen, verwundert, erschreckt und wusste gar nicht so wirklich, was mich hier für eine Geschichte erwarten würde. Doch je mehr ich durch die Buchstaben, in das Geschehen huschte, desto mehr wurde ich von der Handlung eingenommen. Die Idee ist neu, erfrischend und ergreifend. Susanna Ernst, schreibt flüssig und gefühlvoll, denn gerade jene Gefühle sind auch der Angelpunkt dieses Werkes. Es lebt durch die Emotionen seiner Figuren und den Reaktionen auf diese. Schnell können einen die Hauptfiguren für sich gewinnen und entführen einen in eine andere Buchwelt. Das Gesamtwerk ist direkt auf meinen Wunschzettel gewandert. Deshalb kurz und knapp: Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.01.2018

Schade, nicht das beste Werk meines Lieblingsautors

Der Mitternachtspalast
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"Ich weiß nicht mehr, ob diese Erinnerungen meine sind oder ob ich sie nur geträumt habe. Ich weiß nicht einmal, ob ich meine Verbrechen begangen habe oder sie das Werk eines anderen waren. [...] Ich habe ...

"Ich weiß nicht mehr, ob diese Erinnerungen meine sind oder ob ich sie nur geträumt habe. Ich weiß nicht einmal, ob ich meine Verbrechen begangen habe oder sie das Werk eines anderen waren. [...] Ich habe keine Zukunft, Ben. Kein Leben. Was du hier siehst, ist der Schatten einer toten Seele."
[S. 380]

Erster Satz:
Nie werde ich die Nacht vergessen, in der es schneite über Kalkutta.

Inhalt:
Der Beginn einer gefährlichen und düsteren Geschichte, in den Straßen von Kalkutta: Ein Mann ist auf der Flucht, auf der Flucht vor dem Bösen. In seinen Armen: Zwillinge, ein Junge ein Mädchen. Für sie will er sein Leben geben, für sie will er längst verlorene Lebensenergien mobilisieren, denn jemand trachtet dem kleinen Geschwisterpaar nach dem Leben. Sie zu retten, ist oberste Priorität also schleicht er durch die Straßen, auf der Suche nach Rettung.
16 Jahre später. Der Junge Ben, wächst im Armenviertel von Kalkutta auf und will dieses Jahr seinen 16. Geburtstag feiern. Jenen Geburtstag, der ihn zu einem rwachsen Mann machen soll. Mit diesem Alter, darf er das Waisenhaus, in welchem er behütet aufwuchs, verlassen. Dabei ist gerade jenes Waisenhaus, seine ganze Familie. Hier sind alle seine Freunde, mit denen er, in einem geheimen Versteck, dem Mitternachtspalast, einen Club gegründet hat.
Eines Tages, als eine alte Dame, mit einem jungen Mädchen, vor den Türen des Waisenhauses eintrifft und hinter verschlossenen Türen, heimlich mit dem Leiter tuschelt, beginnt ein dunkles und fast vergessenes Kapitel, in den ärmlichen Straßen von Kalkutta. Denn Geheimnisse kommen immer ans Licht...

... und das Böse vergisst nicht.

Idee/ Umsetzung:
Rettungsanker. Die Retter in der Not. Die Helden der Lesestunden. Manchmal braucht man sie einfach: Bücher, von denen man einfach glaubt, sie könnten über schlechte Werke hinwegtrösten, sie könnten Leseflauten auskurieren. Lektüren von den Lieblingsautoren. Denn schließlich wären sie wohl nicht unsere liebsten Schreiber, wenn uns ihre Werke nicht jedes Mal verazubern könnten. Auf der Basis dieser Gedanken, griff ich vor ein paar Wochen zu "Der Mitternachtspalast" von Carlos Ruiz Zafón. Ich war auf der Suche nach einem erneuten Werk, welches mein kleines Leserherz zum Schlagen und Rasen bringen sollte. Es handelt sich hierbei um das Zweite und damit, eines seiner ältesten Werke. Doch davon wollte ich mich nicht irritieren lassen. Aber was mich am Ende, zwischen den Buchstaben, erwartete, war leider viel, viel weniger, als ich jemals gedacht hätte. Denn entgegen jeder Erwartung, war dieses Werk eher eine herbe Enttäuschung, als der ersehnte Rettungsanker. Dabei ist die Idee gar nicht so schlecht, sondern einfach nur sehr mittelmäßig umgesetzt. Die Handlung überschlägt sich und entwickelt sich oft, in nicht nachvollziehbare Richtungen weiter. Dies erzeugt beim Leser oft das Gefühl von Unglauben. Ich weiß, dass jeder Autor einmal klein anfängt und nicht von Anfang an, der "perfekte" Schreiber ist. Aber angesicht der Aufmachung und des Preises, des Werkes, bin ich einfach nur sehr ernüchtert.

Schreibstil:
Ich liebe, liebe, liebe den Schreibstil von Zafón! Dieser war in diesem Werk, der wohl einzige Grund, warum ich mich bis zur letzten Seite gekämpft habe. Denn obwohl auch sein Schreibstil, in dieser Lektüre, nicht so ausgereift und verträumt ist, wie in anderen Büchern, so ist er dennoch eine Lesereise wert. Ich mag es sehr, dass Zafón mit vielen Bildern arbeitet und die Kulisse, seiner Geschichten, somit greifbar macht. Auch in "Der Mitternachtspalast" legt er eine gewisse Magie, in jeden seiner Buchstaben und vermag so, trotzdem, zu verzaubern.

Charaktere:
Die Figuren sind, ähnlich wie die ganze Umsetzung des Buches, eher unausgereift und bleiben deshalb, leider nur grobe Umrisse. Teilweise werden ihre Charaktereigenschaften und wichtigen Merkmale, durch einen kurzen Satz umrissen. Gerade jenes, fand ich sehr schade, hätte ich doch an einigen Stellen, gerne noch mehr über einzelne Charakter, der Geschichte, in Erfahrung gebracht. Denn wenn die Umsetzung der Grundidee nicht ganz gelingt, kann man meistens noch durch ausgereifte Figuren, einige Inhalte gekonnt an die Leser vermitteln. Da dies leider nicht der Fall war, wurde das Handlungs- und Geschichtengerüst schnell instabil.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover der deutschen Ausgabe, gefällt mir richtig gut. Die Farbegbung, das Bild, der Titel, alles harmoniert und fängt den Inhalt des Werkes perfekt ein. Auch die anderen Gestaltungen, der anderen Länder, gefallen mir, auf ihre Weise. Jedoch muss ich gestehen, dass ich diesmal, die deutsche Ausgabe, wirklich am Besten finde.
Die Innengetsaltung ist sehr schlicht. Was mir nicht so sehr gefallen hat: Es gibt nur 5 Kapitel in diesem Werk, über 400 Seiten verteilt. Dadurch wird die eine oder andere Lesereise, manchmal ziemlich endlos.

Fazit:
Manchmal brauchen wir sie einfach: Rettungsanker, heldenhafte Bücher, von denen wir glauben, sie könnten uns von schlechten Lesereisen heilen. Deshalb greifen wir zu Büchern, die den Eindruck in uns erwecken, heldenhaft zu sein. Wenn sie es dann, wider jeder Erwartung, doch nicht sind, ist die Enttäuschung groß und die Leseflaute greifbar nah. Mit all diesen Hoffnungen und Wünschen, streifte ich also durch den Mitternachtspalast, entdeckte geheime Räume, sah Ben und seine Freunde und flüchtete vor dem Bösen. Doch am Ende kam ich nie ganz ans Ziel und blieb ein ferner Beobachter, welcher einfach nicht in den Sog der Geschichte gezogen werden konnte. Denn obwohl ich mich durch den Schreibstil angezogen fühlte, blieben Ben und seine Freunde schemenhaft und die Handlung undurchdringlich. Dabei ist die Idee von Carlos Ruiz Zafón erfrischend und könnte mitreißend sein, wenn sie richtig aufgebaut und damit nachvollziehbar gewesen wäre. Denn so blieb auch ich, am Ende meiner Reise, nur ein sanfter Hauch, auf einer langer Reise, durch die Gänge des Mitternachtspalast, welcher auf den zweiten Blick, nicht jene Magie erweckte, die er mir einst versprach. Da flüstert selbst der Rettungsanker, leise: "Schade".