Bruchstücke. Besteht nicht eigentlich das ganze Leben daraus? Aus Bruchstücken, Fetzen, Augenblicken? Bin ich weniger wert, weil mir so viel fehlt, oder ist das Wenige, das ich habe, mehr wert? Bin ich genauso vollständig wie alle anderen? Genüge ich? Bruchstücke.
[S. 102]
Erster Satz:
Früher war ich jemand namens Jenna.
Inhalt:
Als Jenna Fox erwacht, findet sie sich in einem, ihr unbekannten, Leben wieder. Ihre Vergangenheit: Ein trüber, undurchdringbarer Schleier, an welchen sie sich nicht erinnern kann. Alles was ihr bleibt ist ein Name: Jenna Fox. Doch wer war diese Jenna Fox? Was hat sie ausgemacht? Was geliebt? Was gehasst?
Ihre Eltern erzählen ihr, dass sie nach einem schweren Unfall, sehr lange im Koma gelegen hat und welches Wunder es ist, dass sie lebt. Sie geben ihr Dvd´s, Aufnahmen aus ihrem früheren Leben - Hoffen doch Beide, dass so die Erinnerung zurückkehrt.
Also begibt sich Jenna auf die Suche: Nach sich selbst, nach der Wahrheit, nach einem Leben davor. Und stößt dabei auf eine ganz neue Welt: Die Welt der Gegenwart und jenes Mädchen, dass es nicht mehr gibt, aber frei ist zu werden, was sie will.
Doch etwas stimmt nicht: Ungereimtheiten bringen das junge Mädchen, auf einen schockierenden Weg, der Wirklichkeit. Doch wie viel Wahrheit kann ein Mensch ertragen, ohne sich dabei selbst zu verlieren?
Idee/ Umsetzung:
Wenn man ein Werk, ohne jegliche Ideen und Erwartungen betritt, Eins wird, mit der Buchwelt, dann hat man den größten Spielraum für eine Überraschung. Diese Überraschung kann die verschiedensten Formen annhemen: Liebe, Hass, Langeweile, Angst etc. Bei "ZWEIundDIESELBE" betrat ich durch die erste Seite, eine Tür aus Papier, in eine zunächst, sehr verwirrende Welt. Der Klappentext verrät uns hierbei nämlich wirklich wenig, was ich jedoch auch sehr passend finde, denn gerade die Verwirrung, ist ein Gefühl, welchem wir uns auf dieser Reise, mit Jenna, stellen müssen. Dabei schlägt uns die Idee von Mary E. Pearson, förmlich ins Gesicht. Sie schreit uns an, fordert Antworten, verlangt Kritik und wünscht sich Verständnis. Denn in diesem, sehr dünnen und überschaubarem Buch, geht es um viel mehr, als nur eine "kleine" Geschichte nebenbei. Denn jede Seite hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
Ja! - Dieses Werk stellt eine Zukunftsvision dar. Ja! - Dieses Werk will uns etwas mitteilen, eine Botschaft vermitteln. Doch: Nein! - Es handelt sich hierbei nicht um die Kritik einer Gesellschaft. Viel mehr stehen medizinische Fortschritte auf dem Prüfstand. Doch wenn ich diese nun aufgreifen würde, würdet ihr nicht diese Entdeckerreise unternehmen können. Deshalb nur soviel: Die Idee der Autorin ist eine Wucht und appelliert besonders an die eigene Denkweise. Jede Seite fordert eine Meinungsbildung. Denn hier vermischen sich ethische Fragen, mit moralischen Werten.
Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin tropft vor Poesie, was diesem, sehr schweren Thema eine gewisse Magie verleiht. Jedes Kapitel scheint zu strahlen und umfängt den Leser, wie ein warmer Mantel, seinen fröstelnden Träger. Dabei wird aus der Sicht von Jenna berichtet, was diesem Werk, seine besondere Stimmung verleiht. Denn so ist der Leser genauso verwirrt und orientierungslos wie die Protagonistin und kann sich ganz fallen lassen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder kürzere Abschnitte, die jene Gefühlswelt von Jenna, in sehr klangvollen Buchstaben, zusammenfassen.
Charaktere:
Zu diesem Thema fehlen mir teilweise die Worte. Ich weiß nämlich jetzt noch nicht, was ich von Jenna halten soll. Sie konnte mich nicht bannen, nicht einfangen, nicht von sich überzeugen. Obwohl ich großes Verständnis für ihre Gefühlswelt aufbringen konnte und ich sie nur zu gerne, bei der Auflösung dieses Rätsels begleitet habe, hat sie nicht die Stärke besessen, mich von sich zu überzeugen.
Ich würde vielleicht sogar soweit gehen und sagen, dass ich sie nicht sonderlich leiden konnte. Dabei kann ich nicht einmal genau festmachen, woran es am Ende lag. Es war einfach ein Gefühl.
Dieses Gefühl konnte ich generell, bei allen Figuren feststellen. Irgendwie war mir die ganze Konstellation zu flach, zu einfarbig. Auch wenn man sagen kann, dass jede Figur, ein Repräsentant für und gegen, die dominierende, ethische Frage dieses Buches war.
Irgendwie hat mir das gewisse etwas gefehlt. Ein mitreißender Punkt, der in mir wirklich etwas bleibendes Bewegt.
Cover/ Innengestaltung:
Das Cover gefällt mir unglaublich gut. Es ist richtig schön anzusehen und trägt dazu noch eine passende Bedeutung, aus der Geschichte. Denn der Schmetterling hat einen kleinen, aber entscheidenen Auftritt in diesem Buch. Doch diesen müsst ihr selber erlesen. Folglich gefällt mir das deutsche Cover wirklich gut. Doch auch die Titelbilder der anderen Ausgaben, haben ihren eigenen und durchaus passenden Charakter.
Die Innengestaltung ist schlicht und einfach: Überschriften leiten die einzelnen Kapitel ein. Dabei gibt es einmal erzählende Kapitel und einmal, man könnte sagen: Einträge. Diese sind eher reflektiert und zeigen eine Art Schlussfolgerung und Zusammenfassung aus der Gefühlswelt der Protagonistin und sind zur Abgrenzung, in einer anderen Schriftart dargestellt.
Fazit:
"ZWEIundDIESELBE" ist definitiv kein gewöhnliches Buch. Und schon gar kein Werk für "Zwischendurch". Denn zwischen den Seiten, versteckt sich so viel mehr, als man erwarten würde. Schwer, voller Gefühl und mit noch mehr Kritik, schleicht sich die Geschichte dieses jungen Mädchens, in die Köpfe seiner Leser und verlangt: Mut zur eigenen Meinung, Reflexion und Kritik. Denn durch einen poetischen Schreibstil, eine besonders gelungene Schilderung der Dinge und viel Ideenreichtum, webt Mary E. Pearson hier ein außergewöhnliches, ethisches Netz.
Auch wenn viele Punkte für dieses klangvolle, sehr kräftige Werk sprechen, bleibe ich gespalten zurück. Schreibstil und Idee konnten mich schnell in ihren Bann ziehen, doch am Ende fehlte mir trotzdem das gewisse Etwas, die Gänsehaut, der große, emotionale Schock.
Ich denke, dass diese Entdeckerreise, an der Seite von Jenna, in jedem Fall eine Empfehlung wert ist, alleine schon wegen dieses aktuellen Themas, dem auch wir uns, irgendwann gegenüber sehen könnten. Trotzdem verbleibe ich, mit einer eher zweifelhaften Meinung, denn besonder die Figuren, haben es nicht geschafft, mich in die Geschichte zu entführen.