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Veröffentlicht am 30.01.2018

Dieser Roman ist in keiner Hinsicht gewöhnlich.

vergissdeinnicht
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Ethan drehte sich zu mir um. "Ich bin nicht sauer auf dich, Grace. Ich wünschte nur, du wärst ehrlich - wenn nicht zu mir, dann doch wenigstens zu dir selbst. Was glaubst du, zu was du an der Grenze bist?" ...

Ethan drehte sich zu mir um. "Ich bin nicht sauer auf dich, Grace. Ich wünschte nur, du wärst ehrlich - wenn nicht zu mir, dann doch wenigstens zu dir selbst. Was glaubst du, zu was du an der Grenze bist?" Und bevor ich auch nur darüber nachdenken konnte, schoss die Antwort aus meinem Mund: "Zur Wahrheit."

Inhalt:
Als Grace erwacht, findet sie sich in endloser, erdrückender Weiße wieder. Ein Raum mit weißen Wänden, einem weißen Tisch, einem weißen Stuhl, einem weißen Bett, einem weißen Badezimmer und vor ihr: weißes Papier und ein Stift. Benommen, erinnert sie sich nicht daran, wie sie hierher gekommen ist, noch was sie hier soll. Drei Mal täglich kommt ein Junge in den trostlosen, weißen Raum. Sein Name ist Ethan. Er bringt ihr Essen, Kleidung und kümmert sich um sie. Grace weiß nicht, was sie von ihm denken soll. Warum hält er sie fest? Wurde sie entführt? Warum sagt er so rätselhafte Sachen zu ihr? Langsam aber sicher beginnt das junge Mädchen, ihre Zeit zu nutzen und ihre Geschichte nieder zu schreiben. Sie erzählt aus ihrem Leben und langsam, ganz heimlich, schleicht sich die Erinnerung zurück und das Rätsel um ihren Aufenthalt bekommt immer mehr Kontur. Sie erinnert sich daran, dass sie Ethan kennenlernte, an dem Tag, an dem sie sterben wollte...

Aber dies ist nicht der Anfang einer gewöhnlichen Geschichte, es ist viel mehr als das. Es ist der Anfang eines außergewöhnlichen Werkes, das tief unter die Haut geht, berührt, ergreift und einen schmerzhaft wachrütteln will.

Idee / Umsetzung:
Manchmal beginnt man ein Buch zu lesen, ohne wirklich zu wissen oder eine Ahnung davon zu haben, was einen hinter den Seiten erwartet. Es liegt nicht daran, dass man sich nicht mit dem Buch auseinander gesetzt, nicht den Klappentext oder das Cover, voller Eindringlichkeit, betrachtet hätte. Es liegt viel mehr daran, dass weder der Klappentext, noch das Cover eine Aussage von Bedeutung treffen. So war es für mich auch bei "Vergissdeinnicht". Sehr unscheinbar, sehr geheimnisvoll zeigte sich mir diese Geschichte. Trotzdem fühlte ich mich angesprochen. Vielleicht eben deshalb, weil ich wissen wollte, was sich hinter alldem versteckt. Also fing ich an zu lesen. Ich wusste weder welche Art von Geschichte mich erwarten würde, noch welche Wirkung jene auf mich haben könnte. Ich muss wohl gestehen, dass ich mir nicht viel erhofft hatte. Ich dachte mir, dass sich eine leichte Handlung, begleitet von einer netten Liebesgeschichte vor meinen Augen aufbauen würde. Aber wie falsch ich damit liegen würde, wusste ich am Anfang noch nicht. "Vergissdeinnicht" ist weder eine leichte Lektüre, noch ein Buch, welches man jemals wieder vergessen könnte. Es erzählt nämlich eine ganz besondere Geschichte, die sich nach und nach, ganz heimlich aufbaut und auf das große Ende zusteuert - Der Showdown: der nicht nur seine Leser, noch Tage danach, fesseln wird. Es fällt mir schwer etwas von der Idee zu erzählen, denn bei diesem Werk, kann man nicht viel sagen. Ich würde euch die Reise nehmen, auf die ihr euch an dieser Stelle selbst begeben müsst. Denn wenn ihr nicht selbst, Seite für Seite, durch die Erinnerungen von Grace wandert, werdet ihr nicht dieses ergriffene Gefühl teilen können, von welchem ich am Ende ganz gefesselt war. Ich kann nur sagen, dass die Idee, die sich hinter jedem Buchstaben, lauernd verstreckt, einfach grandios ist. Niemals hätte ich damit gerechnet, auch wenn die Befürchtung mich das ganze Buch lang begleitet hat. Tief in mir wusste ich ganz genau was sich am Ende verbirgt und was ich zu erwarten hatte, aber genau wie die Protagonistin, wollte ich es nicht wahrhaben, wollte ich es nicht in mein Bewusstsein dringen lassen. Ich kann nur sagen, dass Idee und Umsetzung nicht gleich das sind, was sie zu sein scheinen, sondern bei weitem besser als alles, was man überhaupt erwarten kann.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist zunächst sehr gewöhnungsbedürftig und manchmal war ich an einem Punkt angelangt, an welchem ich einfach nicht mehr, begleitet von diesen Wörtern, lesen wollte. Grace schildert ihre Sicht und erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Form. In Tagebuch ähnlichen Einträgen, berichtet sie ganz unreflektiert, ganz ungeschönt aus ihrer Erinnerung. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Sie berichet ganz offenen über ihre Krankheit, über ihre Einsamkeit, über ihre Macke, immer wieder Jungs abschleppen und mit ihnen schlafen zu müssen. Dabei bedient sie sich fortwährend einer, nicht gerade schönen, Umgangssprache. Da ich nicht gerade ein großer Anhänger, eben dieser Umgangssprache bin, ist es nicht verwunderlich, dass ich meine Probleme damit hatte. Aber rückblickend muss ich einfach gestehen, dass gerade dieser, unreflektierte, ehrliche Schreibstil zu der Geschichte, zu der Handlung und zum Charakter von Grace gepasst haben. Es wird gegen Ende mehr als klar, dass es weniger die normale Art der Autorin ist, ihre Idee zu erzählen, als viel mehr ein passendes Mittel, die Atmosphäre und Authenzität der Geschichte zu unterlegen.

Charaktere:
Alle Charakter, uneingeschränkt, sind ähnlich wie der Schreistil, sehr gewöhnungsbedürftig. Keine der Figuren ist besonders liebenswert oder sympathisiert mit dem Leser. Stattdessen sind alle Buchfiguren sehr hart und kantig ummalt und haben ihre ganz eigenen, irgendwie komischen Macken. Besonders Grace ist ein sehr eigener Charakter, den man zu beginn so gar nicht verstehen kann. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, je mehr man aus ihrem Leben erfährt, desto mehr lernt man sie zu verstehen und ihre Handlungen zu akzeptieren. Sie hat kein einfaches Leben, denn seit dem Tod ihres Vaters, hat sich ihr ganzes Leben, ihre ganze Einstellung verändert. Ich würde gerne mehr erzählen, doch auch an dieser Stelle finde ich, wenn ich zu viel verrate, könnte ich euch das wichtigste hier nehmen: Die eigene Reise, auf der Suche nach antworten. Diese Geschichte lebt nämlich vorallem dadurch, dass man nach und nach, immer mehr erfährt und sich die einzelnen Punkte verknüpfen. Ich kann nur soviel sagen, dass die Figuren, genau wie der Schreibstil, zunächst sehr unschön erscheinen. Es gibt keinen Charakter bei dem man sich ganz sicher ist. Aber am Ende hat man dann doch Verständnis. Nicht für alle, aber einiges wird klarer und eröffnet dem Leser eine Akzeptanz, vorallem gegenüber Grace, die zunächst sehr verzogen und unaufrichtig scheint. Am Ende ist alles Lug und Trug. Am Ende ist alles Anders. Denn jeder hat seine eigene Geschichte und Geschichten formen schließlich ein Leben. Sie kratzen an der Oberfläche und geben unserer Fassade Risse. Risse die ein Fremder nicht direkt erkennen kann. Als Leser, sind wir zu beginn, eben dieser Fremder. Doch am Ende liegen alle Karten auf dem Tisch und man beginnt zu verstehen.

Cover / Innengestaltung:
Es kommt selten vor, dass mir die deutsche Ausgabe besser gefällt als die Englische. Aber in diesem Fall ist es so. Die schlichte Version, mit dem weißen Eindband, der gefüllt ist, von hauchdünnen, geschriebenen Wörtern, die man zunächst gar nicht erkennt, passt viel besser zur Geschichte, als das englische Cover, mit diesem Mädchen, das in meinen Augen, so gar nichts mit Grace gemeinsam hat. Zwar gefällt mir das Model, vorallem weil es so eine tolle Haarfarbe hat und auch sonst finde ich das Cover generell nicht schlecht, aber es passt einfach nicht zur Handlung hinter den Seiten und deshalb muss ich sagen, ist das deutsche Titelbild, auch wenn es sehr unscheinbar ist, viel schöner und demnach die bessere Umsetzung.
Die Innengestaltung weißt keine besonderen Elemente auf. Statt Kapiteln, werden die einzelnen Abschnitte mit den Tageszahlen ausgezeichnet, die Grace im weißen Raum verbringt: "Tag 26", zum Beispiel. Die Abschnitte, in denen Grace vom weißen Raum erzählt und jene, die ihre Erinnerungen darlegen, sind durch deutliche Absätze voneinander getrennt. Demnach habe ich auch hier nichts zu bemängeln.

Fazit:
Manchmal erwartet man etwas ganz anderes, als man am Ende bekommt. Aber nicht in jedem Fall ist das etwas Schlechtes. Bei "Vergissdeinnicht" von Cat Clarke, ist es sogar etwas sehr Überzeugendes. Man wird regelrecht mit Haut und Haaren, in eine spannende, bewegende und ganz erfrischende, einzigartige Geschichte gezogen. Eine Geschichte, die wie ein Sog, von allen Gedanken besitz ergreift und sie in einer tiefen Nachdenklichkeit zurücklassen. Dieser Roman ist in keiner Hinsicht gewöhnlich. Ausgezeichnet durch einen sehr eigenen, unreflektierten und ehrlichen Schreibstil, außergewöhnlichen, ungeschönten Charakteren und einem, bis zum Ende fortwährenden Rätsel, überzeugt dieser Debütroman, von Cat Clarke, auf voller Linie. Auch wenn ich an einigen Stellen das Gefühl hatte, dass sich die Handlung etwas gezogen hat, so finde ich doch, dass am Ende alle Komponenten, das perfekte Zusammenspiel geliefert haben. Ich lege diesen Roman jedem wärmstens ans Herz. Denn nichts ist, wie es scheint. Auch "Vergissdeinnicht" eröffnet viele Facetten, Ansichten und Gedanken, die man zunächst nicht erwartet hätte und kann somit das Leserherz für sich gewinnen.
Wenn eine Geschichte, dich selbst nach der letzten Seite, noch fest mit ihren Worten gefangen hält, wenn dich das Schicksal einer Figur, die du am Anfang weder richtig verstehen, noch wirklich leiden konntest, so sehr berührt, dass es dir die Tränen in die Augen treibt und du diesen tiefen Schmerz in deiner Brust hast, dieses Mitleid, dann hast du wahrlich ein Buch in der Hand, welches es sich zu lesen gelohnt hat. Denn genau das macht eine wirkliche, echte und gute Geschichte aus: Das sie die Macht hat, dein Leben zu beeinflussen, dein Herz zu berühren.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Schwache Fortsetzung, trotzdem lesenswert

Nur diese eine Nacht
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Wer auch immer behauptet, dass die Vergangenheit nicht tot sei, der hat es genau falsch verstanden. Die Zukunft ist es, die bereits tot ist, bereits feststeht. Dieser ganze Abend war ein riesiger Fehler. ...

Wer auch immer behauptet, dass die Vergangenheit nicht tot sei, der hat es genau falsch verstanden. Die Zukunft ist es, die bereits tot ist, bereits feststeht. Dieser ganze Abend war ein riesiger Fehler. Deswegen lässt sich die Zeit auch nicht mehr zurückdrehen. Und der Abend macht die Fehler, die ich begangen habe, nicht wieder ungeschehen. Geschweige denn die Versprechen, die ich gegeben habe.

Inhalt:
Drei Jahre sind vergangen, seit Mia dem Tod knapp entkommen ist. Seitdem hat sich vieles Verändert: Mia ist eine erfolgreiche Cellistin geworden und Adam einer der begehrtesten Rockstars des Landes. Doch beide verbindet nichts mehr miteinander, die alte Liebe scheint vergessen. Adam bleibt nur der Schmerz, Mia vielleicht für immer verloren zu haben. Denn als Mia aufbrach um an der Julliard zu studieren, ließ sie ihr ganzes Leben hinter sich, besonders Adam. Dieser scheint mehr und mehr an dem Verlust, der Liebe seines Lebens, zu ersticken und versinkt immer tiefer in einer Depression. Als jedoch das Schicksal die Beiden, an dem wohl ungünstigsten Zeitpunkt, zusammenführt, haben sie die Möglichkeit, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und ein für alle Mal, den Schmerz hinter sich zu lassen und sich auszusprechen. Ihnen bleibt nur eine Nacht, denn am nächsten Morgen müssen beide ihre Tour antreten, in verschiedene Richtungen der Welt.

Es bleibt: Die Wahrheit, der Schmerz und die Erinnerung an eine nie vergessene Liebesgeschichte: Die Geschichte von Mia und Adam.

Schreibstil:
Gayle Forman hat bereits in ihrem ersten Roman "Wenn ich bleibe" gezeigt, dass sie die Magie besitzt, ihre Leser durch Poesie an die Geschichte von Adam und Mia zu fesseln. In ihrem ersten Roman, konnte man sich hinter jedem Buchstaben verstecken und sich langsam, ganz sanft an den Sinn und die Bedeutung schleichen. Wer jetzt erwartet, dass "Lovesong" eine ähnliche, poetische Schreibweise aufweist, der wird enttäuscht sein, denn im völligen Kontrast ist der Schreibstil in ihrem Folgeband rau, herb und ziemlich direkt. Denn in "Lovesong" beschreibt, anders als in "Wenn ich bleibe", Adam und nicht Mia, seine Sichtweise auf die Ereignisse. Man bekommt einen Einblick in die Gefühle und Erinnerungen von Adam und stellt schnell fest, dass er nach dem Verlust von Mia, nur noch ein seelisches Frack ist, dass den Alltag bekämpfen muss, um nicht an ihm zu zerbrechen. Ich finde hier hat die Autorin, sehr gute Arbeit geleistet. Denn durch den Perspektivwechsel wird erstmals klar, wie verschieden Adam und Mia wirklich sind. Sie sind wie Feuer und Wasser, wie Gefühl und Verstand. Die Beiden könnten gegensätzlicher nicht sein. Ich fand es sehr erfrischend und bewegend, dass man in diesem Buch, auch mal eine Einsicht in die Gefühle und Gedanken von Adam bekommt. Jedoch fand ich auch, dass es meine Stimmung und meine Gefühle zu diesem Werk, sehr beeinflusst hat. Habe ich Mia im ersten Band noch bewundert und repektiert, so entwickelt sie sich im zweiten Band für mich, in eine eher negative Person. Auch meine Gefühle zu Adam haben sich, durch den Schreibstil enorm verändert, denn seine depressive Stimmung, wirkt auf den Leser sehr beklemmend und bedrückend, so dass es mir schwer gefallen ist, mich voll und ganz auf die Sicht von Adam einzulassen.

Idee/Umsetzung:
Als ich herausgefunden hatte, dass die Geschichte von Mia und Adam in eine zweite Runde geht, war ich zunächst begeistert. Ich habe mich gefreut auf eine neue, berührende Geschichte der Beiden. Obwohl ich auch nicht verstanden habe, was es noch zu erzählen gibt, so dass die Geschichte nicht an Glaubhaftigkeit verliert. Als ich dann, die letzte Seite des Buches zuschlug, musste ich voller Bitterkeit feststellen, dass Gayle Forman, hier keine gelungene Fortsetzung gelungen ist. Man merkt der Geschichte nämlich an, dass die Autorin noch nicht dazu bereit war, ihre Figuren gehen zu lassen. Die Handlung und die Ereignisse erscheinen in meinen Augen, erzwungen. So als hätte die Autorin, krampfhaft versucht eine neue Geschichte mit Mia und Adam aufkochen zu lassen. Leider ist ihr dies in meinen Augen nicht gelungen. Für mich hat "Lovesong" das Ende von "Wenn ich bleibe" ganz auf den Kopf gestellt und seine Wirkung auf den Leser zerstört. Denn das Ende in ihrem ersten Band, fand ich durchaus passend. Man konnte seine Gedanken schweifen lassen, träumen und sich vorstellen, wie es mit den Beiden nun weitergeht. "Lovesong" vernichtet dieses träumerische Gefühl voll und ganz und erschafft eine völlig neue Stimmung zur Handlung, wie auch zu den Charakteren. Denn wie bereits erwähnt, hat sich meine Stimmung den Figuren gegenüber sehr verändert. Auf Mia war ich einfach nur sauer, weil sie aus Adam ein seelisches Frack gemacht hat und Adam gegenüber war ich sehr mitleidig, weil er nichts positives im Leben mehr gesehen hat und ihm der Sinn von Musik entglitten ist. Deshalb kann ich festhalten, dass die Idee an sich von Gayle Forman, ein zweites Buch zu schreiben schön war, jedoch im Bereich der Umsetzung für mich völlig versagt. In diesem Fall wäre es für mich besser gewesen, wenn die Autorin, wie schwer es auch sein mag, auch für die Leser, den Mut gefasst und sich von Adam und Mia verabschiedet hätte.

Charaktere:
Wie bereits in den ersten Punkten angesprochen, haben sich meine Gefühle gegenüber Adam und Mia in "Lovesong" komplett verändert. Dies liegt vorallen an dem Schreibstil wie auch an den Handlungen, die Mia und Adam in drei vergangenen Jahren begangen haben. Wer Mia als herzliche, liebevolle, träumerische und emotionale Person kennengelernt hat, der wird im Folgeband schnell diese Gefühle ihr gegenüber revidieren und sie als herzlos und ungerecht empfinden - so ist es zumindest mir ergangen. Denn dadurch, dass Adam seine Erlebnisse und Erinnerungen darlegt und erzählt, wie Mia ihn vor drei Jahren, ohne ein Wort verlassen hat, der wird sich zunächst fragen, was aus der guten alten Mia geworden ist. Denn Adam ist ein seelisches Frack. Er leidet unter starken Depressionen und kann dem Leben keine positiven Aspekte mehr abgewinnen. Selbst in der Musik, sieht er keinen Sinn, keinen Funken mehr. Dieses Verhalten, hängt alles mit dem Verlust von Mia zusammen, deshalb ist es nur logisch, dass ich, als Leser, Mia in Frage stelle und sie für ihre Taten zu hassen beginne. Dieses Gefühl schleppe ich also, bis knapp 40 Seiten vor Ende des Buches mit mir herum und frage mich immer und immer mehr, warum die Autorin mich zu diesen Gefühlen drängt. Auch wenn sich am Ende alles auflöst, Sinn und Beweggründe offen gelegt werden, so konnte dies meine Stimmung nicht mehr kippen. Stattdessen fand ich das Ende, genau deshalb, sehr unglaubwürdig. Auch wenn dieses Ende sehr schön war und mich bewegt hat, ja mir sogar eine Gänsehaut übergejagt hat, so habe ich mich doch immer und immer wieder gefragt, warum die Autorin diese widersprüchlichen Gefühle im Leser wachruft nur um sie am Ende wieder zu zerstereuen... Ich sehe leider wenig, bis keinen Sinn darin, dass dieses Bcuh verfasst wurde, denn meiner Ansicht nach, waren es nicht Mia und Adam die mir hier begegnet sind, sondern zwei völlig neue, fremde Figuren, die ich erst kennenlernen und verstehen lernen musste.

Cover/Innengestaltung:
Das Cover von "Lovesong" gefällt mir sehr gut, auch wenn ich die Gesichtsausdrücke der beiden Personen, nicht mit den Gefühlen der Figuren im Buch in Verbindung bringen kann. Trotzdem finde ich es auf eine Art und Weise gelungen. Was mir zunächst besonders gefallen hat, war die Tatsache, dass man sich an die Covergestaltung des ersten Bandes (der Taschenbuchausgabe) angelehnt hat. Was mich darauf jedoch sehr bestürzt hat, war dann die Feststellung, dass die beiden Bücher, völlig unterschiedliche Größen haben und so nebeneinander im Bücherregal eher nicht sehr harmonisch zusammen wirken. Aber dies ist ein kleiner Punkt.
Die englischen Cover finde ich beide sehr schön. Wobei ich mir, bei einem Buch aus Adams Sicht, eher ein Bild von ihm, als von Mia, auf dem Cover gewünscht hätte. Einen Pluspunkt gibt es aber dafür, dass man sich anscheinend nach einer Weile dazu entschlossen hat, die Brücke mit abzubilden. Diese steht ja für die "große", anstehende Entscheidung der Beiden.
Die Innengestaltung von "Lovesong" ist relativ unspektakulär. Jedes Kapitel in der Gegenwart, wird durch einen kleinen Ausschnitt, aus den Songtexten von Adam eingeleitet, jeder Ausschnitt aus der Vergangenheit, bleibt ohne erkennbare Besonderheit. Da Adam durch die Songtexte, mit seiner Band schließlich berühmt wurde, fand ich es ganz schön, einen Einblick in diese zu erlangen, auch wenn ich die deutsche Übersetzung als sehr fragwürdig empfinde. Trotzdem war es eine nettte Idee, vorallem wenn man bedenkt, dass Adam auch seinen Verlust von Mia dadurch der Welt mitgeteilt und somit ein Stück seines Schmerzen abgegeben hat.

Fazit:
"Lovesong" von Gayle Formann ist in meinen Augen, eine eher schwache Fortsetzung des Buches "Wenn ich bleibe". Die Autorin glänzt zwar duch eine gelungene Grundidee, wie auch durch einen passenden und durchdachten Schreibstil, scheitert jedoch kläglich an der Umsetzung der Geschichte von Mia und Adam. Die Handlung wirkt eher erwzungen als spannend und schweift an einigen Stellen in langatmige Passagen, die den Leser mehr als einmal, etwas ermüdet auf die Uhr schauen lassen. Zudem entfremdet einem die Autorin, die geliebten Figuren aus Band eins, indem sie, besonders die Figur der Mia, durch verschiedene Handlungen, sehr unsympathisch und negativ erscheinen lässt. Zusätzlich wird das Gefühl geschürt, dass Gayle Forman einem bewusst, diese negativen Gefühle aufzwingt, dass man am Ende umso erleichtertet und berührter dem Ausgang der Geschichte miterlebt. Jedoch hat dies bei mir eher gegensätzlich gewirkt: Für mich hat die Geschichte besonders dadurch, an Tiefe und Glaubhaftigkeit verloren. Abschließend kann ich sagen, dass meine Erwartungen an dieses Buch, mich im Schatten des ersten Bandes zurück ließen, mit der stillen Frage, warum die Autorin nicht den Mut hatte, sich von Adam und Mia zu trennen und damit der Poesie ihres ersten Buches, noch mehr Kraft zu verleihen. Zwar löst "Lovesong" bei seinen Leser Gefühle aus, doch sind diese, in meinen Augen, eher widersprüchlich und längst nicht so aufwühlend und bewegend wie in "Wen ich bleibe". Trotzdem werde ich weitere Bücher von Gayle Forman, im Auge behalten, denn ihr Schreibstil ist immer eine Reise wert. Man darf also gespannt sein, welche Buchstaben und Gefühle die Autorin noch zu Papier und als bald ins unsere Köpfe zaubern wird. Einer neuen Geschichte, mit neuen, frischen Figuren, wäre ich durchaus nicht abgeneigt und hoffe, dass wir noch einige Werke der Autorin zu erwarten haben, die "Wenn ich bleibe" in nichts nachstehen werden und sich aus seinem langen, schwarzen Schatten befreien.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Kurzweiliges aber lustiges Leseerlebnis.

Urlaub mit Papa
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Eine turbulente, kurzwellige und herzliche Geschichte über das Leben und all seine wahren Erlebnisse, die auch uns manchmal ins Schmunzeln und zum Schwanken bringen.

Inhalt:
Christine will mit ihrer besten ...

Eine turbulente, kurzwellige und herzliche Geschichte über das Leben und all seine wahren Erlebnisse, die auch uns manchmal ins Schmunzeln und zum Schwanken bringen.

Inhalt:
Christine will mit ihrer besten Freundin Dorothea nach Noderney, um dort ihrer gemeinsamen Freundin Marleen bei der Renovierung ihres neuen Lokals unter die Arme zu greifen. Alles könnte so wunderschön sein, denn Christine freut sich sehr auf ein paar Tage Auszeit und schöne Momente mir ihren Freundinnen. Doch als ihre Mutter kurzfristig am Knie operiert werden muss und Christine dazu verdonnert wird, ihren Vater Heinz (73) mitzunehmen, jagt Christine von der einen Tubulenz in die Nächste. Denn ihr Vater, farbenblind, sehr hartnäckig und ein unglaublicher Sturkopf, sorgt auf der kleinen Insel für eine Katastrophe nach der Nächsten. Als er sich dann schließlich auch noch in den Kopf setzt, dass der neue Feriengast, der zusätzlich unverschämt gut aussieht und in den sich Christine augenblicklich verliebt, als Heiratsschwindler zu entlarven, ist das Chaos perfekt. Schließlich liegt die halbe Insel Norderney auf der Lauer und das Abenteuer nimmt mit einem tubuenten, herzlichen Knall seinen Höhepunkt.

Schreibstil:
Ich bin zunächst ohne große Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Denn eigentlich wollte ich es hauptsächlich auf Grund der Tatsache lesen, dass die Handlung sich an der See abspielt. Ich liebe das Meer und ich liebe den Sommer, deshalb war es für mich direkt klar, dass dieses Werk in meinen Urlaubskoffer wandern musste. Doch als ich dann anfing zu lesen, wurde ich sehr positiv überrascht. Denn der Schreibstil von Dora Heldt ist etwas ganz Besonderes. Locker, leicht und mit einer nie gelesenen frische, entführt einen die Autorin auf einen tubulenten Kurztripp mit der wunderschönen Kulisse von Norderney. Dabei schafft sie es nicht nur einmal, dass man als Leser lachend zurückbleibt. Dora Heldt begeistert vorallem durch eine ehrliche und einfallsreiche Art. Dabei erschafft sie aber trotzdem eine durchaus authentische Geschichte. Ich hatte jedenfalls keine Probleme, mich direkt in das Buch entführen zu lassen, denn die Autorin macht es einem sehr leicht, sich hinter jedem Buchstaben, wie zu hause zu fühlen. Deshalb kann ich nur festhalten, dass mich der Schreibstil begeistert zurück gelassen hat.

Idee/Umsetzung:
Wie schon erwähnt, schafft es die Autorin, dass man sich als Leser ganz auf die Geschichte einlassen kann. Ich denke der Hauptgrund dafür ist vor allem, dass die Geschichte und die Idee sehr authentisch ist. Die Handlungen werden uns allen wohl bekannt sein, denn wer wurde nicht schon einmal von seinen Eltern in den Wahnsinn getrieben?! Jeder wird das Gefühl kennen und genau aus diesem Grund ist es so einfach, sich der Geschichte hinzugeben. Man schmunzelt und ärgert sich über seine Eltern, doch am Ende merkt man, dass man sie trotz allem liebt. Denn schließlich meinen sie es oft gar nicht so, wie sie es sagen. Tief in ihrem Inneren wollen sie nichts mehr, als uns glücklich zu machen. Genauso wie wir es wollen. Und diese ganzen Gefühle bringt die Autorin in ihrem Buch sehr gut zur Geltung. Am Ende ist es genau jenes, was dieses Buch auszeichnet. Die Art und Weise, wie Dora Heldt ihre Geschichte erzählt, ist einfach und ehrlich. Ich werde auf jedenfall zu weiteren Werken der Autorin greifen, weil diese Ehrlichkeit und der Schreibstil einfach eine Reise wert sind. Hinter solchen Werken kann man sich, an einem Regentag, vor dem grauen Alltag verstecken und ein paar Stunden abtauchen, in eine ganz andere, fröhliche Welt.

Charaktere:
Die Charaktere in "Urlaub mit Papa", sind passend zur Idee des Buches sehr normal. Sie sind wie wir und passen durch ihre Herzlichkeit perfekt in die Geschichte. Hauptfigur des Buches ist die 45-jährige Christine. Besonders ihre Gefühle werden dem Leser sehr gut ans Herz gelegt. So empfindet man die Wut, Verägerung und Liebe, mit der sie ihrem Vater von Seite zu Seite durch ein turbulentes Abenteuer begleitet. Man kann mit diesen liebevoll, ausgearbeiteten Figuren gleichviel lachen wie auch weinen. Ich finde auch hier überzeugt die Autorin auf ganzer Linie. Dies wird auch an der Figur Heinz, dem Vater von Christine sehr deutlich. Er spiegelt genau die Art Vater wieder, die wir alle in unser Herz schließen würden. Zwar ist er sehr stur, farbenblind und schifft ganz Norderney ins Chaos, doch durch seine liebevolle und herzliche Art, beweist er zugleich, dass alles was er macht aus Liebe begeht. So verraucht jegliche Ärgernis über ihn augenblicklich und lässt den Leser stattdessen lachend zurück.

Cover/Innengestaltung:
Die Innengestaltung spiegelt die ganze Art und Weise wieder, wie das Buch und die Geschichte dargestellt wird. So leitet die Autorin jedes Kapitel mit einem Songtitel ein. Zwar sind diese Songtitel alle von Schlagerliedern, passen jedoch dafür 1:1 zu den Figuren und der Handlung. Eine sehr schöne und durchdachte Idee der Autorin, die wie maßgeschneitert zu allem passt, was dieses Buch im Leser auslöst. Auch das Cover passt einfach, wie "Arsch auf Eimer". Den Spruch musste ich einfach loswerden, weil es wirklich so ist. Die kleine, dargestellte Figur, mir der knall roten Mütze, dem grünen Hemd und dem Fernglas zeigt Heinz 1:1. Die süße Aufmachung und Zeichenart passt hingegen zu der süße und frische des Werkes. Demnach ist das ganze Buch alles eine Harmonie und ich habe diesmal nichts auszusetzen.

Fazit:
"Urlaub mit Papa" von Dora Heldt bietet seinem Leser, ein kurzwelliges aber lustiges Leseerlebnis. Dabei schafft die Autorin eine herzliche Atmosphäre, die durch liebevolle Charaktere und eine frische und ehrliche Schreibweise, von Seite zu Seite immer mehr zum Leben erwacht und zudem schnell das Leserherz für sich beanspruchen kann. Auch Cover und Innengestaltung runden dieses Werk perfekt ab. Deshalb meine absolute Leseempfehlung, für jeden der dem grauen Alltag für eine paar Stunden entfliehen will und sich nach ein Stückchen Realität sehnt - lustig und frech verpackt, auf der sommerlichen Kulisse von Norderney. Kurz und knapp: Dieses Buch sollte in keinem Urlaubskoffer fehlen. Denn wer sehnt sich nicht danach, ein kleines Stückchen Wahrheit und Moral, mit einem Happy End, dass glücklich macht, hinter den Seiten zu entdecken, während man die Füße im Sand stecken hat und die Sonne auf seiner Haut genießt.

Veröffentlicht am 30.01.2018

kurz und knapp: LESEN! Denn dieses Buch ist ein berührendes und mitreißendes Debüt!

Die Rebellion der Maddie Freeman
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"Das hier ist die reale Welt, direkt vor unserer Nase, aber die Leute bemerken sie nicht einmal mehr. [...] Sie kennen das Meer, haben es aber nie selbst gesehen. Sie kennen die Sonne, haben sie aber nie ...

"Das hier ist die reale Welt, direkt vor unserer Nase, aber die Leute bemerken sie nicht einmal mehr. [...] Sie kennen das Meer, haben es aber nie selbst gesehen. Sie kennen die Sonne, haben sie aber nie auf der Haut gespürt. Dabei ist der Sinn des Lebens doch, Momente wie diesen zu erfahren."

Inhalt:
Manchmal muss man lernen, dass Zukunft nicht immer nur gut und Technik nicht imme nur hilfreich ist. Denn wenn wir vergessen wie das Leben ist und uns hinter Masken verstecken, die unser wahres Ich für Andere im Verborgenen halten, dann sind unsere Seelen kleine Geister der Vergangenheit, die nie wieder erwachen werden.

In der Zukunft, im Jahre 2060: Das junge Mädchen Maddie Freeman, führt ein ganz normales Leben. Ihr Alltag wird durch moderne Technik bestimmt und das Haus verlässt sie nur selten. Denn schließlich hat man alles um sich, was man zum Leben braucht. Als Schülerin der Digital School, wird sie wie alle Anderen auch, zu hause vor dem eigenen Computer unterrichtet. Doch eins unterscheidet Maddie von anderen Mädchen und Jungen in ihrem Alter: Sie ist die Tochter des Erfinders, des "Digital School Systems", kurz DS und damit kommt ihr viel Aufmerksamkeit zu gute, mehr als ihr manchmal lieb ist. Wie praktisch, dass man im Internet der Mensch sein kann, der man sein möchte. Dies ermöglicht es Maddie, sich hinter Namen zu verstecken und in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Als jedoch eines Tages der junge Justin in ihre Wege kreuzt, steht ihre ganze Welt kopf. Denn er weckt Erinnerungen in Maddie, die sie schon längst begraben hatte und nimmt sie mit in ein Leben, fern ab von Computern. Hier lernt sie leben, hier lernt sie lieben. Ehe sie sich versieht, wird sie Schlüsselfigur des Widerstandes und muss sich entscheiden welches Leben sie künftig führen will. Will sie mit Justin jedes kleinste Gefühl der Welt erforschen und endlich leben und sich damit gegen ihren Vater auflehnen und sein ganzes System in Frage stellen? Oder wird sie sich fügen, ihre wahren Gefühle verleugnen und damit zu ihrem alltäglichen digitalen Leben zurückkeheren?

Schreibstil:
Zunächst muss ich gestehen, dass mich schon lange kein Buch mehr so mitgenommen und nachdenklich zurückgelassen hat. Abgesehen von dem Thema, hat die Autorin ein unglaubliches Gefühl dafür, etwas in ihren Lesern zu berühren. Genau jenes hat dieses Buch so unglaublich für mich gemacht. Nach dem Lesen habe ich mich gefühlt, als könnte ich etwas erreichen. Als wäre ich das Sandkorn, das noch fehlt um den Widerstand, der in jedem von uns lebt, ins Rollen zu bringen. Katie Kacvinsky berührt den Leser durch einen intelligenten, durchdachten und bildlichen Schreibstil, der nicht zuletzt an sehr viele moralische und ethische Fragen anknüpft. Sie beschreibt eine Welt in der Zukunft, die uns beim Lesen gar nicht mehr so fremd ist und verwebt damit ihre Geschichte unweigerlich mit der Gegenwart. Ich kann nur sagen, dass ich von der Art und Weise, wie hier echte und wichtige Inhalte, in die Form einer Geschichte gebracht wurden, wirklich beeindruckend fand. Nach jedem Kapitel wollte ich mehr, denn ich habe mich hinter jedem Buchstaben wie zu hause gefühlt. Ich habe nichts am Schreibstil der Autorin auszusetzen, denn schon lange hat mich kein Buch mehr so sehr berührt und beim Nachdenken an Weggabelungen geführt. An Weggabelungen, an denen ich in der Zukunft bestimmt noch das ein oder andere Mal ankommen werde, wenn es die Frage zu beantworten gilt: In welcher Welt will ich, dass meine Kinder groß werden? Katie Kacvinsky hat hier, meiner Meinung nach, ein unglaubliches Debüt zu Papier gebracht und einen neuen, begeisterten Leser in ihren Bann bezogen. Umso gespannter bin ich jetzt auf neue Werke der Autorin, die ich voller Sehnsucht erwarten werde!

Idde/Umsetzung:
Wie schon im "Schreibstil" angesprochen finde ich, hat die Autorin hier eine wirklich sehr realistische Zukunftsvision erschaffen, von der wir nicht mehr weit entfernt sind. Diese Tatsache an sich, zeichnet das Buch schon aus. Denn als Leser kann man sich so, doch sehr mit der Geschichte identifizieren. Was dieses Buch jedoch zusätzlich hervorhebt ist wohl, dass die Autorin hier auch viele moralische und ethische Fragestellungen in ihr Werk verwebt hat und so im Leser mehr auslöst, als nur den Drang nach einer unterhaltsamen Geschichte. Meiner Meinung nach, hat dieses Buch einen großen Spannungshöhepunkt auch gar nicht nötig, denn sie glänzt durchaus mit anderen Merkmalen. Wer also mit der Hoffnung in das Buch startet, er würde eine spannende und fesselnde Geschichte bekommen, die schwitzige Hände und Herzklopfen verursacht, der wird hier sicher nicht auf seine Kosten kommen. Denn es gibt keinen erkannbaren, mitreißenden Spannungsbogen. Die Autorin hat ein Werk geschrieben, dass sich hauptsächlich mit der Zukunft auseinandersetzt und sich mit wirklichen, echten und aktuellen Themen auseinandersetzt. Als Fokus dessen, hat sie die Figuren: Maddie und Justin geschaffen, die zunächst im völligen Kontrast zueinander stehen. Ihre Liebesgeschichte ist zentrale Handlung im Buch.

Charaktere:
Hauptfigur des Buches, ist wie der Titel schon erkennen lässt: Maddie. Als Tochter, des Erfinders der Digital School, hat sie wohl ein noch schwereres Leben als andere Jungen und Mädchen ihres Alters. Denn ihr Vater hat immer ein sehr strenges Auge auf sie und verlangt in einem durch, dass sie mit der Technik lebt und nicht das System in Frage stellt. Besonders nach ihrer sehr rebellischen Tat in der Vergangenheit, wird sie regelrecht von ihrem Vater überwacht, was sie schließlich dazu führt sich nach und nach mit dem Leben und dessen Abgeschiedenheit vor dem Computer abzufinden. Als dann ihr Weg den von Justin kreuzt, weckt dieser in ihr alle Gefühle und Träume, die schon immer in ihr geschlummert haben und nur von ihrer Umwelt brutal unterdrückt wurden. Auf einmal erfährt Maddie eine ganz neue Welt. Sie lernt, dass in der Welt vor ihrem PC, das Leben in allen seinen Farben wartet. Mit allen Sinnen erfährt sie nun, was es heißt zu leben - wirklich zu leben. Dies führt unweigerlich dazu, dass sie mit ihrem Vater und sämtlichen Anhängern des DS-System in einen Konflikt gerät und schließlich zur Schlüsselfigur des Widerstandes wird.
Justin, das männliche Gegenstück zu Maddie ist von Grund auf, ein völliger Kontrast zu ihr. Denn er kennt, liebt und lebt das Leben vor dem PC. Zusammen mit ein paar Freunden, führt er eine Widerstandsbewegung an. Als er Maddie kennenlernt, hat er zunächst nur eine ganze bestimmte Absicht, doch dann verliebt er sich in sie, wie sie auch in ihn und so gerät schließlich die ganze Geschichte ins Rollen.
Ich finde das die Autorin hier sehr bewusst, zwei sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen hat, die im Kontrast zueinander, sehr viel vom Anderen lernen können. Es wird jedoch sehr schnell klar, dass der eigentliche "Motor" der Geschichte Justin ist. Er ist Weise, der Reflektierende und der, der für seine Ideale kämpfen will. Er ist es, der den Leser an Weggabelungen führt, an denen man zum Nachdenken und selbst zum Reflektieren gezwungen wird. Ohne ihn, wäre die Geschichte nie zu dem geworden, was sie gerade ist. Maddie ist in der Hinsicht eher wie wir und dies macht sie so zu unserer Identifikationsmöglichkeit in dieser Geschichte. So betrachtet hat die Autorin hier die richtige Mischung für den Leser gewählt und zwei, wohl unvergessliche Figuren geschaffen, die ich ehrlich gesagt, schon jetzt schrecklich vermisse!

Cover/Innengestaltung:
Das Cover des Buches finde ich nicht schlecht, wobei ich von Anfang an, Herz und Flamme für das Originalcover war - einfach weil es total schön ist. Als ich dann mit der Geschichte gestartet habe, wollte ich dem Coverbild trotzdem eine Chance geben und mich vom Inhalt bestätigen lassen, dass dieses knallige, pinke Bild gerechtfertigt und durchaus auch passend ist. Leider konnte ich diese Bestätigung nirgends entdecken. Stattdessen führte mich der Inhalt immer mehr dazu, dass ich auf einmal auch den Titel des Buches anfing in Frage zu stellen. Abschließend kann ich sagen, dass weder Titel noch Cover zum Buch passen. Ich verstehe die pinke Haarfarbe des Mädchens nicht, denn Maddie hat blonde Haare im Buch und gibt selbst zu, dass sie nicht aussehen möchte wie eine "Discokugel". Der Titel ist auch eher unpassend, denn Maddie ist, wie schon beschrieben, nicht der Motor der Rebellion, sondern mehr nur eine Schlüsselfigur. Der eigentliche Held in diesem Band ist in meinen Augen eher Justin. Der englische Titel "Awaken" ist hier viel passender. Denn schließlich erwacht Maddie durch Justin erst zum Leben und erfährt das wahre Leben. Dies zeigt auch schön das Cover. Die gefangene Blume im Glas ist unglaublich schön verbildlicht und zeigt 1:1 die Inhalte dieser Geschichte. Deshalb leider keinen Pluspunkt was die Gestaltung betrifft.

Fazit:
"Die Rebellion der Maddie Freeman" von Katie Kacvinsky ist ein berühendes und mitreißendes Debüt, das definitiv Lust auf mehr macht. Dabei entführt einen die Autorin in eine Zukunft, die gar nicht so fern erscheint und somit Anlass zur Idenfikation bietet. Zusätzlich verwebt die Autorin den schmalen Grad zwischen Gegenwart und Zukunft, durch ethische und moralische Fragen, die den Leser unweigerlich zum Nachdenken bingen. Zwar handelt es sich hier nicht um ein Buch, dass einen großen Spannungsbogen aufweist und für Herzrasen und schwitzige Hände sorgt, dafür aber versteckt sich hinter jedem Wort ein Stückchen Wahrheit, dass sich seinen Weg in unsere Köpfe bahnt und zum kritischen reflektieren einlädt. Deshalb lege ich dieses Buch jedem ans Herz, der selbst nach dem Lesen, noch einen kleinen Beigeschmack dieses Werkes durchs Leben tragen möchte und nach einer Geschichte sucht, die in die Tiefe geht und sich somit ihren Platz in unseren Herzen und Bücherregalen verdient. Zudem wird die beigefügte Liebesgeschichte zwischen Maddie und Justin auf für jedes Mädchenherz ein absoluter Leckerbissen sein. Deshalb kurz und knapp: LESEN!

Veröffentlicht am 30.01.2018

Lesenswertes Jugendbuch, mit Stärken und Shwächen

Solange du schläfst
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Und dann war nur noch Stille. Dunkelheit. Kein Stern mehr am Himmel. Irgendwo in der Ferne hörte er Schritte und eine Tür, die ins Schloss fiel. Ein letztes Aufbäumen, der verzweifelte Versuch, sie aufzuhalten. ...

Und dann war nur noch Stille. Dunkelheit. Kein Stern mehr am Himmel. Irgendwo in der Ferne hörte er Schritte und eine Tür, die ins Schloss fiel. Ein letztes Aufbäumen, der verzweifelte Versuch, sie aufzuhalten. Eine Hand die sich bewegte. Nur der Ansatz einer Bewegung, kaum mehr als ein Zucken. Doch niemand war mehr da, der es sehen konnte, der sein Zeichen verstand...

Inhalt:
Anna ist nicht erfreut, als ich ihre Eltern beschließen in ein kleines Dorf zu ziehen, denn sie hasst es, die Neue zu sein und von allen nur angetsarrt zu werden. Die ersten Tage für sie, an der neuen Schule scheinen unendlich schwer, nur das Ausreiten mit ihrem Pferd gibt ihr Mut. Doch dann trifft sie Jérôme. Sofort nimmt er sie in seinem Bann und auch sie, kann ihn direkt verzaubern. Es dauert nicht lange und die Beiden verlieben sich unsterblich ineinander. Endlich fühlt sich Anna zu hause und angekommen. Doch die anderen Jugendlichen im Dorf setzen alles daran die Beiden auseinander zu drängen. Denn Jérôme ist nicht beliebt und wird extrem von ihnen gemobbt. Doch allen Drohungen zum Trotz, will sich weder Anna, noch Jérôme, bedrängen und bedrohen lassen. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich schon bald herausstellen soll. Denn als Anna eines Tages von einem schweren Albtraum heimgesucht wird, weiß sie direkt, dass etwas nicht stimmt und schon bald muss sie voller Schrecken feststellen, dass Jérôme niedergeschlagen wurde und seit dem ins Koma gefallen ist. Unsicher ob er jemals wieder aufwachen wird, begibt sich Anna auf die Suche, nach dem Menschen, der für alles verantwortlich ist. Denn Anna und Jérôme verbindet ein unerschütterliches Band, dass selbst auf der Schwelle zum Tode noch nicht verklingt... Dabei wird Anna jedoch schnell selbst, zur Zielscheibe des Verbrechers...

Schreibstil:
Ich muss zugeben, dass ich zunächst nicht sehr mitgenommen war von dem Schreibstil der Autorin. Denn die schönen und poetischen Sätze, die man hinter diesem verträumten Cover erwartet, bleiben größtenteils aus. Stattdessen führt Antje Szillat ihre Leser eher mit einem sehr umgangssprachlichen Schreibstil durch die Geschichte. Diesen Aspekt fand ich also eher schade, denn ich hätte mir durchaus mehr erhofft und gewünscht. Jedoch fand ich wiederrum sehr passend, dass sie manchmal zwischen der Sichtweise von Jérôme und Anna hin und her gesprungen ist. Dies hat die Autorin nämlich genau an den richtigen Stellen gemacht, so dass man einen sehr guten Eindruck in das Leben und die Gefühle der beiden Hauptfiguren bekommen konnte. Am Ende ist dieses Buch "schreibtechnisch" ein Plus und Minus und hält so eine Wage, mit der man als Leser sehr gut leben kann. Besonders zum Ende der Geschichte ist man durch den großen Spannungsbogen so sehr an das Schicksal von Anna und Jérôme gebunden, dass man gar nicht mehr auf den Schreibstil achtet und sich tief in das Abenteuer ziehen lässt.

Idee/Umsetzung:
Die Idee des Buches ist eine spannende Mischung aus Realität und Fantasie, die durchaus ausgewogen und somit auch gelungen ist. Zunächst scheint die Geschichte sehr gewöhnlich, denn schließlich überfluten Liebesgeschichten, die alles besiegen und sich von nichts einkriegen lassen, große Teile der Jugendliteratur. Der Unterschied in diesem Buch ist jedoch, dass die Autorin eine Beziehung und Bindung zwischen den Beiden Hauptfiguren geschaffen hat, die bis zur Schwelle des Todes anhält. Denn selbst als Jérôme im Koma liegt, kann er seine Gefühle und Nachrichten noch an Anna übermitteln. Auch kann er ihre Anwenheit spüren und ihre Worte hören. Hingegen kann er nicht reden und sich nicht bewegen. Die Idee an sich hat also durchaus Potential, doch scheitert sie meiner Meinung nach teilweise an der Umsetzung. Die Liebesgeschichte hat sich in meinen Augen, viel zu schnell entwickelt. Ich finde die Figuren haben durchaus noch ein Alter, in dem man diese Starke Liebesbindung nach dem Motto: "Ich gebe mein Leben für dich" durchaus noch nicht erreicht hat. Da ich mich noch in das Alter der Beiden versetzen kann weiß ich, dass man erst durch die Jahre wächst und so starke Gefühle sich erst entwickeln müssen. Demnach kam die Liebe für mich, viel zu schnell und zu stark in der Geschichte vor. Ich sehe wohl auch ein, dass sich ohne diese starke Bindung niemals die Situation ergeben hätte, dass Anna und Jérôme selbst, als er im Koma liegt, miteinander kommunizieren können. Demnach verstehe ich, dass dies einfach dazugehören muss. Jedoch wäre es dann wohl zu bedenken gewesen, den Figuren ein gewisses Alter zu geben, damit dieses Werk nicht an Glaugwürdigkeit verliert.

Charaktere:
Die Figuren in diesem Buch, sind von den Charakterzügen sehr ausgeglichen.
Anna, die Hauptfigur des Werkes, ist eine starke Heldin. Sie kämpft für ihre Träume und Ideale und lässt sich nicht unterkriegen. Dabei zeichnet sie ein starkes und freches Mundwerk aus. Demnach lässt sie sich von keinem etwas sagen und verfolgt stur ihre Zeiele. Aus dem Grund lässt sie sich auch nicht von der Jugendgruppe im Dorf bedrohen und einnehmen. Ich fand es toll, mal wieder eine kecke und freche Heldin zu haben, die nicht nach dem Motto: "Ich bin das arme kleine Mädchen, also rette mich", agierte. Deshalb habe ich es auch nicht verstanden, dass sie sich am Anfang so schlecht gefühlt hat, als alle über sie: "die Neue" getuschelt haben. Denn angesichts ihrer Eigenschaften im Verlauf der Geschichte, hat dies nicht wirklich zu ihr gepasst.
Jérôme ist Anna in vielen Hinsichten sehr ähnlich. Auch er lässt sich nicht so leicht unterkriegen, dabei hat er es verdammt schwer in seinem Dorf. Seine Mutter wollte für ein paar Jahre nach Afrika, um dort als Ärztin den Armen zu helfen. Weil Jérôme erst die Schule beenden wollte, ist er kurzfristig zu seiner Tante und seinem Onkel gefahren. Doch leider ist der Ort, wo seine Tante und sein Onkel leben ein ziemliches Dorf und deshalb hat er am Anfang nicht nur einen Jugendlichen gegen sich, sondern direkt alle. Er muss sich schwerem Mobbing und Drohungen aussetzen. Zwar gibt er den Starken, doch bei den Kapiteln, die aus seiner Sicht geschrieben sind, merkt man auch, dass es ihm doch ganz schön zu schaffen macht. Da ich selbst mal in solch einer "Mobbingsituation" gesteckt habe, weiß ich sehr wohl wie er sich gefühlt hat und was ihm im Kopf herumgespukt ist.
Als Anna dann in sein Leben stolpert, sieht er endlich wieder Licht am Ende des Tunnels, denn sie gibt ihm durch ihre Stärke: Mut und Kraft. Hier wird also die Abhängigkeit der Beiden zueinander deutlich. Anna will sich endlich "heimisch" fühlen und findet in Jérôme einen Jungen, der ihr all diese Gefühle geben kann und er brauchte jemanden, der ihm neuen Lebensmut gibt und da ist Anna, die starke und intelligente Hauptfigur genau die Richtige für. Die Figuren haben mir durch ihre Geschichte und Charakterzüge sehr gut gefallen. Doch wie bereits angesprochen, die Liebesgeschichte zwischen ihnen leider nicht.

Cover/Innengestaltung:
Das Cover wie auch die Innengestaltung des Buches sind perfekt aufeinander abgestimmt und sehen einfach unglaublich aus. Das Cover des Buches ist ganz verschnörkelt und verträumt und lädt seine Leser ein, ihm in das Abenteuer zu folgen. Wer an diesem Buch im Geschäft vorbeigehen kann, ohne es einmal in seinen Händen halten zu wollen, der hat sicher die Magie, die von ihm ausgeht nicht bemerkt. Auch Innen ist alles sehr verspielt und süß gestaltet und spiegelt so die Stimmung wieder, die einem auch das Cover geben.

Fazit:
"Solange du schläfst", von Antje Szillat ist ein schönes Jugendbuch, dass seinem Leser durchaus ein paar spannende und mitreißende Lesestunden schenken kann. Die Hauptfigur im Buch, ist eine starke und intelligente Heldin, die man in manch anderen Büchern dieser Art gerne schnell vermisst. Hier sehe ich auch die deutliche Stärke dieses Buches: es glänzt durch starke und interessante Charaktere und eine erfrischende und mitreißende Grundidee. Jedoch scheitert die Autorin dann teilweise an der Umsetzung ihrer Geschichte, indem sie eine sehr überstürzte Liebesgeschichte erzählt, die in vielen Jugendbüchern schon zur Tagesordnung gehören nach dem Motto: "Ohne dich, will ich auch nicht mehr leben". Dieser Aspekt führt am Ende dazu, dass mich das Buch dann doch nicht ganz überzeugen konnte. Denn dieses kleine Detail, raubt dem Werk ein Stückchen Glaubwürdigkeit. Trotz allem stufe ich dieses Jugendbuch als Lesenswert ein und lege es jedem ans Herz, der ein paar Stunden der Wirklichkeit entfliehen will. Jedoch sollte man nicht mit zu hohen Erwartungen an die Geschichte herangehen, nur dann kann man sich hinter den Seiten verlieren.