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Veröffentlicht am 15.04.2017

Spannung gepaart mit Witz, eine perfekte Mischung

Hyänengesang
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Schauplatz Berlin, Nettelbeck der Fünfte: Nettelbeck bereitet sich mit seiner Familie auf den verdienten Urlaub nach Ghana vor, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, so dass seine Familie erst mal ohne ...

Schauplatz Berlin, Nettelbeck der Fünfte: Nettelbeck bereitet sich mit seiner Familie auf den verdienten Urlaub nach Ghana vor, doch dann kommt ihm ein Mord dazwischen, so dass seine Familie erst mal ohne ihn fliegen muss. In einem noblen Hotel wird eine Escort-Lady tot gefunden, mit der sich kurz zuvor ein Militärattaché aus dem Oman vergnügt hat. Die Obduktion beweist, dass die Frau kurz vor ihrem Tod geprügelt wurde, nur nachweisen lässt sich dem Militärattaché leider nichts. Er weiß, dass er mit seinem Diplomatenstatus unantastbar ist.

In einem anderen Strang spielt ein abgehalfterter Schlagerstar eine Rolle, Roman Weiden wurde von seinem Finanzberater Maximilian Hollweg in die Pleite getrieben. Mühsam versucht er mit einem neuen Hit wieder Fuß zu fassen, während Hollweg im Oman gewinnbringende Geschäfte macht. Drei Stränge, die wie sich am Ende zeigt, alle miteinander verwoben sind.

Man kann den Krimi für sich lesen, ohne die Vorgängerbände zu kennen, ich empfehle aber die Reihe von Anfang an zu lesen, sonst entgeht einem etwas. Rainer Wittkamp hat einmal mehr bewiesen, dass er mit seinem trockenen Humor beste Krimiunterhaltung abliefern kann. Super geschrieben, locker flockige Dialoge, der trockene Humor zieht sich durch die Handlung, es gibt einige Stellen bei denen ich gut lachen konnte. Wiederum abgelöst von spannenden und teils brutalen Actionszenen. Kopfkino pur.

Wie in den Vorgängern finden sich neben dem Stammpersonal wieder jede Menge schräger und einzigartige Charaktere. Ob der Schlagersänger, der einen Hit über seine Liebe zur Curry-Wurst landen will oder der persönliche Assistent von Hollweg, der seine Rasta ganz gern unter einem Turban versteckt. Alle sind so gekonnt gezeichnet, dass ich sie bildlich vor Augen hatte.

Aus verschiedenen Perspektiven rollt sich die Story ab, so bekommt man interessante Einblicke und weiß so viel mehr als Nettelbeck, der mit seinen Ermittlungen nur mühsam voran kommt.

Fazit: Ganz großes Kino, Spannung gepaart mit Witz ist für mich die perfekte Mischung. Dazu das Thema des Diplomatenstatus und der Immunität, das nachdenklich macht. Ein rundum gelungener Krimi.
Autor: Rainer Wittkamp

Veröffentlicht am 12.04.2017

geheimnisvolle Pflanzenkrankheit

Nimmergrün
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"Nimmergrün" ist der dritte Teil aus der Reihe der Gartenkrimis um Lore Kukuk und den Ermittler Roland Otto, mit dem sie zusammen schon zwei Fälle gelöst hat.

Eine mysteriöse Krankheit befällt Bäume und ...

"Nimmergrün" ist der dritte Teil aus der Reihe der Gartenkrimis um Lore Kukuk und den Ermittler Roland Otto, mit dem sie zusammen schon zwei Fälle gelöst hat.

Eine mysteriöse Krankheit befällt Bäume und Pflanzen in der Region Darmstadt, selbst Lores Pflanzen im Garten sind betroffen. Zuerst gibt es braune Stellen, später stirbt die ganze Pflanze ab. Die bisher unbekannte Krankheit verschont keine Pflanze und breitet sich rasant aus. Brisant, dass die Eröffnung eines neuen Teilstücks des Hugenottenpfads unmittelbar bevorsteht. Kann die Pflanzenkrankheit nicht eingedämmt werden, muss die Eröffnung verschoben werden. Roland Otto ermittelt in dem Fall und erhofft sich Hilfe von Lore, doch diese ist ratlos. Als kurz darauf noch Vieh auf der Weide unter ungeklärten Umständen stirbt und zwei Kinder tot im Wald gefunden werden spitzt sich die Lage zu.

Wie schon in den ersten beiden Teilen spielt die Kräuterkunde eine große Rolle, ich fand es klasse was man nebenbei noch alles über Kräuter und auch geschichtliche Hintergründe über die Region Darmstadt-Dieburg erfährt. Als Leser verfolgt man die Ermittlungsarbeit und kann rätseln, wer hinter dieser Sache steckt. Die Nachforschungen reichen viele Jahre in die Vergangenheit zurück, doch bis zum Ende hatte ich keine Idee, wie alles zusammenhängt. Am Schluss wird jedoch alles schlüssig geklärt, so dass keine Fragen offen bleiben.

Die Protagonisten sind mir aus den ersten beiden Teilen gut bekannt, Lore und Otto sind beide eigenwillige Charaktere, die mir sympathisch sind. Allerdings konnte ich Ottos Verhalten oft nicht nachvollziehen, er hat im Verlauf an Sympathie verloren. Dafür gefällt mir Lore um so mehr, sie ist eine starke Persönlichkeit und kann mit ihrem Wissen über die Kräuter punkten.

Fazit: Ein ruhiger Gartenkrimi mit viel Flair, besonders interessant wenn man sich für Kräuterkunde interessiert.

Veröffentlicht am 09.04.2017

fesselnd, spannend, ein Pageturner und Lesehighlight

Der zweite Reiter
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Schauplatz Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Lebensmittel, Medikamente, alles ist knapp. Rayonsinspektor August Emmerich wurde im Krieg verwundet und kämpft mit ...

Schauplatz Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Lebensmittel, Medikamente, alles ist knapp. Rayonsinspektor August Emmerich wurde im Krieg verwundet und kämpft mit seinen ständigen Schmerzen im Bein, die er an seinem Arbeitsplatz verheimlicht, um nicht in den Innendienst zu müssen. Seine momentane Aufgabe ist es, zusammen mit seinem jungen Assistenten Ferdinand Winter einem Schleichhänderring auf die Schliche zu kommen. Winter ist unerfahren, für Emmerich am Anfang mehr Belastung als Hilfe. Als die beiden bei ihren Observationen über eine Leiche stolpern ist für Emmerich klar, dass das, was wie ein Selbstmord aussieht, keiner ist. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, sein Ziel ist es, sich mit diesem Fall zu profilieren um in die Abteilung Leib und Leben versetzt zu werden.

Wow, "Der zweite Reiter" ist ein von Anfang an fesselndes Buch, das die Zeit nach dem ersten Weltkrieg so bildlich aufleben lässt. Die Stimmung ist düster, teils deprimierend, die Autorin beschreibt nüchtern und eindringlich, ohne Sentimentalitäten. Ich hatte beim lesen Kopfkino in s/w und konnte wunderbar in diese Zeit eintauchen. Eingestreute typisch Österreichische Begriffe und die mundartlichen Dialoge sind klasse, geben viel Wiener Flair.

Ganz besonders gut gelungen ist die Figur des August Emmerich. Eines Mannes mit Ecken und Kanten, der das Herz aber auf dem rechten Fleck hat. Seine Ermittlungen sind durch die ständigen Schmerzen seiner Kriegsverletzung erschwert, mit viel Glück kann er sich Tabletten organisieren, allerdings bleibt das nicht ohne Nebenwirkungen. Auch im Privatleben hat er einen Schicksalsschlag wegzustecken. Emmerich ist findig und mutig und wurde für mich zum absoluten Sympathieträger. Aber auch Winter ist als Charakter gut angelegt.

Als Leser verfolgt man die Handlung, erlebt wie Emmerich und Winter zum Team werden. Und rätselt, was hinter den Morden, denn es werden im Verlauf mehrere, steckt. Man begleitet Emmerich in die Stadt unter der Stadt, was ich besonders interessant fand.

Für mich war der Historische Krimi perfekt, er hat viel, wenn auch meist düstere Atmosphäre und das entbehrungsreiche Nachkriegsleben kam hautnah und authentisch rüber. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und die mit ihrer Auflösung nachdenklich stimmt.

Fazit: Ich habe hier so viel mehr bekommen als erwartet und bin restlos begeistert. Ein dichter Plot, viel Spannung und ein großartiger Protagonist machen den Krimi zum Pageturner. Für mich ein Lesehighlight das ich sowohl Fans von Historischen Romanen als auch Krimis nur empfehlen kann. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 04.04.2017

spannender Agenten-Thriller

Der Raub
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"Der Raub" von Daniel Silva ist schon der vierzehnte Teil der Reihe um Gabriel Allon, den Spion und Restaurator. Aus der Reihe habe ich nur einen Band gelesen, hatte aber keine Probleme in die Handlung ...

"Der Raub" von Daniel Silva ist schon der vierzehnte Teil der Reihe um Gabriel Allon, den Spion und Restaurator. Aus der Reihe habe ich nur einen Band gelesen, hatte aber keine Probleme in die Handlung einzusteigen.

Gabriel Allon, der in Venedig mit der Restauration eines Altarbildes beschäftigt ist, wird um Hilfe gebeten. Sein Freund Julian Isherwood hat die Leiche eines Kunstsammlers aufgefunden, der brutal ermordet wurde. Isherwood gilt als Tatverächtiger, um ihn zu entlasten ist es Allons Aufgabe, sich auf Mördersuche zu begeben.

Allon kommt bei seiner Suche in verschiedene europäische Metropole, so dass man seine Recherchen atemlos verfolgt und die Handlung immer im Fluss bleibt. In jeder Stadt trifft er sich mit den unterschiedlichsten Menschen, so dass im Verlauf sehr viele Personen eine Rolle spielen. Es war nicht immer einfach den Überblick zu bewahren, da die Figuren teils unter Decknamen agieren. Ich habe mir eine Personenliste erstellt, was sich als hilfreich erwiesen hat.

Daniel Silva beschreibt die Charaktere schön detailliert, auch die Handlungsorte kommen plastisch rüber. Der Schreibstil ist locker und lässt sich super lesen. Die Handlung ist fesselnd, sie entwickelt sich in eine Richtung, die sehr authentisch wirkte.

Ich konnte mit Gabriel Allon mitfiebern, besonders gefallen hat mir der Bezug in die Kunstwelt und die Szenen, in denen man einen Einblick in die Arbeit eines Restaurators bekommt. Und nicht zuletzt fand ich die Arbeit der Agenten sehr spannend.

Fazit: Gut recherchierter Thriller im Geheimdienstmilieu. Es wird definitiv nicht mein letzter Teil der Reihe sein.

Veröffentlicht am 04.04.2017

spannender Küstenkrimi mit mystischem Touch

Küstenfluch
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Im Watt an der Nordfriesischen Küste liegen unzählige Schriffswracks verborgen, manchmal taucht eines dieser alten Wracks nach einem heftigen Sturm wieder auf.

Als nach einem Orkan ein altes rostiges ...

Im Watt an der Nordfriesischen Küste liegen unzählige Schriffswracks verborgen, manchmal taucht eines dieser alten Wracks nach einem heftigen Sturm wieder auf.

Als nach einem Orkan ein altes rostiges Wrack an die Oberfläche gespült wird, ändert sich die Stimmung an der Küste. Der schon heiße Sommer erscheint noch drückender, die Menschen werden aggressiver, die plötzlichen Todesfälle häufen sich.

Kommissar Theo Krumme, der inzwischen von Berlin nach Husum in seine Wahlheimat gezogen ist, untersucht den Tod von Hinnerk Jessen, der auf den ersten Blick wie ein Unfalltod erscheint. Doch Krumme kommen Zweifel, nicht zuletzt durch die Andeutungen von Hinnerks kleinem Neffen Jan. Die Familie des Toten versucht die Ermittlungen zu unterbinden, fast schon feindselig verhalten sie sich gegenüber der Polizei. Krummes Kollegen lästern über ihn, für sie ist klar dass es sich hier um einen Unfall handelt. Krummes Einstand in der neuen Abteilung könnte besser laufen, seine direkte Kollegin, die junge Pat ist auch mehr mit ihrem Smartphone als mit der Polizeiarbeit beschäftigt. Schwierige Zeiten für den Kommissar, der sich trotz allen Widerstandes nicht von seinen Ermittlungen abbringen lässt.

"Küstenfluch" ist nach "Deichmörder" und "Lügengrab" schon der dritte Teil für den sympathischen Ermittler Krumme. Ich habe alle Teile der Reihe gelesen, aber auch ohne Vorkenntnisse sollte es kein Problem sein, in die Handlung einzusteigen.

Auch mit seinem dritten Fall konnte mich Hendrik Berg voll überzeugen, für mich sind die Krumme-Krimis etwas ganz Besonderes. Das liegt zum einen an dem für Krimis anspruchsvollen Schreibstil der sich wunderbar lesen lässt, aber ganz besonders an der Atmosphäre und Stimmung, die der Autor bildhaft transportiert. Vor der wunderbaren Küstenkulisse Nordfrieslands mit all ihren Wetterlagen verleiht er der Handlung einen mystischen, mysteriösen Touch, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Damit hebt sich diese Reihe deutlich vom Gros der Regiokrimis ab.

Alle Protagonisten sind sehr gut gezeichnet, es tauchen alte Bekannte auf wie z. B. Kommissar Mannsen und Harke, aber auch die neu eingeführten Personen sind schön beschrieben. Der kleine Jan ist mir richtig ans Herz gewachsen. Pat konnte ich lange Zeit nicht einordnen, ich bin neugierig wie sie sich in den nächsten Teilen entwickeln wird, genauso wie die übrigen neuen Kollegen von Krumme.

Die Handlung ist fesselnd, es bleibt natürlich nicht bei einem Toten und immer stellt sich die Frage, ob der Tod wirklich ein Unfall war. Als Leser wissen wir mehr als Krumme. Doch wie die Ereignisse zusammenhängen, erschließt sich erst am Schluss. Die Auflösung nimmt Bezug zum Anfang der Geschichte, so schließt sich der Kreis, was mir sehr gut gefallen hat. Ich hatte beim lesen Kopfkino, hatte die Szenerie und die Personen bildlich vor Augen. So muss es sein!

Fazit: Spannender Krimi mit mystischen Aspekten, den ich allen Fans von Küstenkrimis nur empfehlen kann. Ich freue mich auf die Fortsetzung!