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Veröffentlicht am 16.01.2022

Erinnerungen an die Kriegszeit im Alter

Was bei uns bleibt
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Wie sehr die noch lebende Generation derer, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, an den Erinnerungen leidet, zeigt dieser Roman gelungen auf.
Die 84jährige Klara wird in ihrem Lebensabend heimgesucht ...

Wie sehr die noch lebende Generation derer, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, an den Erinnerungen leidet, zeigt dieser Roman gelungen auf.
Die 84jährige Klara wird in ihrem Lebensabend heimgesucht von den Erinnerungen an die Jahre 1944 und 1945, als sie als junge Frau in der renommierten Hirtenberger Fabrik in Österreich in der Patronenproduktion arbeitete. Zu immer höheren Produktionszahlen wurden die Arbeiterinnen von der Führung aus Berlin verpflichtet, was ihre ohnehin schwere Arbeit weiter erschwerte. Klara ist dennoch stolz auf ihre Leistung und findet unter ihren Kolleginnen so etwas wie eine Gemeinschaft. Einen anderen Blickwinkel erhält sie, als zusätzlich jüdische Zwangsarbeiterinnen ein nahes Lager beziehen und ebenfalls zur Patronenproduktion verdingt werden. Mit einer der Frauen freundet sie sich an und hilft ihr während der Verlegung ins KZ Mauthausen auf einem gewaltigen Fußmarsch. Diesen Teil ihrer Lebensgeschichte hat sie ihrem 32 Jahre alten Enkelsohn Luis nie erzählt, holt dies aber jetzt nach, als er durch Zufall von ihrer früheren Arbeit erfährt.
Geschichtlich fand ich den Roman sehr interessant. Die Hirtenberger Fabrik und der Fußmarsch der jüdischen Schutzhäftlinge bei Anrücken der Russen ins KZ Mauthausen waren mir bislang unbekannt. Sehr gelungen dargestellt ist, wie die heute alte Klara lebenslang unter diesem Teil ihres Lebens leidet und ihre Erinnerungen sie im Alter quälen. Dazu passt dann auch der eher melancholische Erzählton, der das Buch durchzieht. Das Leben der weiteren Romanfiguren – des Nachbarn Horst und seiner Tochter Dora, Klaras Enkel Luis – wird dann allerdings zu stichwortartig erzählt und so manche Frage ist offen geblieben.
Für Leser von Familiengeschichten, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Roboter, Intelligenz und menschliche Gefühle

Klara und die Sonne
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Diesen Roman habe ich sehr gerne gelesen, obwohl er dem von mir eigentlich vernachlässigten Genre Science Fiction zuzuordnen ist. Zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit in der Zukunft werden mit künstlicher ...

Diesen Roman habe ich sehr gerne gelesen, obwohl er dem von mir eigentlich vernachlässigten Genre Science Fiction zuzuordnen ist. Zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit in der Zukunft werden mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Roboter jugendlichen, anscheinend aufgrund von Genmanipulation intelligent gemachten Amerikanern als Freunde und Wegbegleiter an die Seite gestellt. Klara aus dem gleichnamigen Buchtitel ist ein solcher Roboter. Sie hält Einzug bei der wegen ihrer Manipulation kränkelnden Josie. Klara entwickelt sich beständig fort und setzt alles daran, Josie vor dem Tod zu bewahren. Die im Mittelpunkt stehende Frage ist, ob Roboter zu menschlichen Gefühlen in der Lage sind, insbesondere lieben und geliebt werden können. Als Leser ist man oft geneigt, dass bei Klara zu bejahen, denn sie wird recht warmherzig und empathisch dargestellt im Gegensatz zu mancher menschlichen Romanfigur. Das Buch liest sich eher einfach, was an der steifen, gut zu Klara passenden Sprache liegt, die ihr unbekannte Gegenstände mit merkwürdigen Begriffen belegt; so wird aus einem „Wohnzimmer“ ein „Großraum“, aus einem „Laptop“ bzw. „Smartphone“ ein „Rechteck“.
Sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 06.01.2022

Interessanter Finanzratgeber

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
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Der Autor ist vielleicht einigen schon von seiner Plattform „Finanzfluss“ bekannt, die u.a. einen YouTube-Kanal zum Thema finanzielle Bildung betreibt. Seine diesbezüglichen Erfahrungen hat der gelernte ...

Der Autor ist vielleicht einigen schon von seiner Plattform „Finanzfluss“ bekannt, die u.a. einen YouTube-Kanal zum Thema finanzielle Bildung betreibt. Seine diesbezüglichen Erfahrungen hat der gelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt, der mehrere Jahre als Investmentbanker arbeitete, nunmehr zu Papier gebracht. Aufgrund seiner Vorgeschichte weiß er, wovon er spricht und gibt einen guten Einblick in die Möglichkeiten, mit den eigenen Finanzen zu arbeiten. Dabei spricht er vorrangig den Einsteiger an, dem das nötige Rüstzeug vermittelt wird, um den Einstieg in die manchmal doch konfuse Finanzwelt zu wagen. Doch auch alte Hasen werden den einen oder anderen Gewinn aus seinen Ausführungen haben.
Das Buch liest sich verständlich und eigentlich auch kurzweilig, weil eigene Erfahrungen des Autors und gezeichnete Diagramme eingearbeitet werden. Es gliedert sich in neun Kapitel, die von finanziellen Denkfehlern über verschiedene Arten der Geldanlage klassischer oder moderner Art bis hin zu einer Abhandlung über Glück, Freiheit und Selbstverwirklichung durch Geld reichen. Zum späteren gezielten Nachschlagen ist es gut geeignet. Für mich war vor allem der Abschnitt über ETFs interessant und er animiert mich vielleicht, hier einmal einzusteigen.
Ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Kurzweiliger Frauenroman

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
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Es handelt sich um einen recht kurzweiligen, typischen Frauenroman, der sich der Gruppe der chick-lits zuordnen lässt und vorrangig auf die weibliche Leserschaft ausgerichtet ist. Wie es für diese Art ...

Es handelt sich um einen recht kurzweiligen, typischen Frauenroman, der sich der Gruppe der chick-lits zuordnen lässt und vorrangig auf die weibliche Leserschaft ausgerichtet ist. Wie es für diese Art von belletristischer Literatur typisch ist, wird das Alltagsleben einer Protagonistin um die 30 Jahre thematisiert. Cressida ist notorisch pleite, hat einen Hang zum Verschleiß zahlreicher Männer und einen verständnisvollen homosexuellen Freund, befindet sich in Behandlung eines Therapeuten, in den sie verliebt zu sein meint. Der Zeitraum von etwa zwei Wochen, den wir mit ihr erleben dürfen, verläuft recht chaotisch, weil die Beisetzung der gerade verstorbenen, exzentrischen Mutter und die Erfüllung ihres Vermächtnisses zu regeln sind und der one night-stand ihrer WG-Mitbewohnerin ein großes Interesse an ihr zeigt.
Alles ist recht witzig geschrieben, ohne dass es allzu flach erscheint. In schönem Gegensatz dazu stehen die recht lehrreichen Ratschläge von Cressidas Therapeuten und ihre daraus folgenden Selbsterkenntnisse, aus denen man auch als Leser durchaus Nutzen ziehen kann.
Ein seichtes, gut unterhaltendes Buch.

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Veröffentlicht am 01.01.2022

Interessante Familiengeschichte aus den 1970er/1980er Jahren

Unser kostbares Leben
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Die Geschichte ist eine schöne Zeitreise in die 1970er/1980er Jahre und war schon allein deshalb interessant für mich, da meine Kindheit bzw. Jugend in denselben Zeitraum fallen und ich damals im ungefähren ...

Die Geschichte ist eine schöne Zeitreise in die 1970er/1980er Jahre und war schon allein deshalb interessant für mich, da meine Kindheit bzw. Jugend in denselben Zeitraum fallen und ich damals im ungefähren Alter der drei Protagonistinnen war. Viele geschilderte Details kenne ich also selbst aus eigener Anschauung, wie etwa die Zigarettenwerbung des HB-Männchens, die Fernsehreportage Gesundheitsmagazin Praxis, die Milka-Kuh, den Sarotti-Mohr, Schulterpolster in der Oberbekleidung, das Werden der Grünen, den Kniefall Willy Brandts u.v.a.m. Der Zeitgeist wird anschaulich und realistisch wiedergegeben. Die Romanfiguren machen auf mich allerdings einen gekünstelten Eindruck. Auch ihre Vornamen erscheinen merkwürdig (Habu, Erne, vom Ehepaar Stern ist durchweg als „Ma“ und „Pa“ die Rede). Konstruiert wirkt auch die Handlung. Letztlich werden zu viele Skandale aufgedeckt, die in der hessischen Kleinstadt unter den Teppich gekehrt werden sollten. So geht es um Arzneimittelexperimente an Heimkindern, Umweltzerstörung, Tierversuche. Die Liebesgeschichten der Protagonistinnen entwickeln sich zu flott. So ist alles zwar sehr unterhaltsam, zog sich für mich aber dahin. Die 620 Seiten hätten eindeutig reduziert werden können.
Auf jeden Fall aber ein Buch, das es verdient gelesen zu werden.

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