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Veröffentlicht am 12.02.2022

Erinnerungen an den Bruder

Löwenherz
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Wie schon in ihren früher erschienenen Romanen „Die Bagage“ sowie „Vati“ und anknüpfend an diese erzählt die Autorin von ihrer eigenen Familie. Dieses Mal steht das Leben ihres jüngeren Bruders Richard ...

Wie schon in ihren früher erschienenen Romanen „Die Bagage“ sowie „Vati“ und anknüpfend an diese erzählt die Autorin von ihrer eigenen Familie. Dieses Mal steht das Leben ihres jüngeren Bruders Richard im Fokus, zu dem Monika seit seiner Geburt bis zu seinem frühen Tod ein inniges und besonderes Verhältnis hatte. Die Autorin greift für die Geschichte auf eigene Erinnerungen sowie die ihres Ehemannes zurück. Es ergibt sich ein wunderbares Portrait eines eigenartigen Mannes. Interessant sind auch die immer wieder eingeflochtenen Werdegänge der weiteren Verwandten der Autorin. Den Schreibstil empfinde ich als sehr besonders und sich angenehm lesend.
Ein besonderes Buch für Leser mit Interesse an Familiengeschichten.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Eine Lehrerin in den 1960er Jahren mit DDR-Vergangenheit

Die Dorfschullehrerin
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Dieser Roman betrifft die Zeit in den Monaten vor dem Mauerbau in der DDR und nimmt so manche der damaligen Besonderheiten im Leben diesseits und jenseits der Grenze in unterhaltsamer und interessanter ...

Dieser Roman betrifft die Zeit in den Monaten vor dem Mauerbau in der DDR und nimmt so manche der damaligen Besonderheiten im Leben diesseits und jenseits der Grenze in unterhaltsamer und interessanter Weise auf.
Wie nach dem Empfinden der DDR-Oberen flüchten bedrohlich viel zu viele Menschen in die Bundesrepublik. Zu ihnen gehört auch die Protagonistin, die Lehrerin Helene Winter. Vor dem Grenzübertritt wird sie gefasst und inhaftiert, ihre Tochter wird in ein Heim gesteckt. Durch Kontakte gelingt Helene die Ausreise in den Westen. Sie tritt eine Stellen an einer Schule in einem Dorf im Zonenrandgebiet an, um ihrer auf der anderen Seite der Grenze inzwischen bei Helenes Vater lebenden Tochter nahe sein und sie vielleicht nach geglückter Flucht in Empfang nehmen zu können. Als Lehrerin ist sie bald sehr beliebt. Auch eine Liebe zu einem Mann ist ihr vergönnt. Doch wird ihr größter Wunsch in Erfüllung gehen?
So manches von dem Leben in der sozialistischen DDR kannte ich bereits, da ich selbst in den 1960er/1970er Jahren aufwuchs. Andere Informationen waren neu für mich. Deshalb empfand ich das Buch als lesenswert. Wie es eigentlich häufig bei fiktiven Familiengeschichten vor realem historischem Hintergrund der Fall ist, so lief dann im Leben von Helene vieles doch zu glatt und wird sie selbst als zu gut dargestellt, so dass die Geschichte manchmal konstruiert wirkt. Das gleiche gilt für den etwas hölzernen Schreibstil. Das ist aber dem Unterhaltungsfaktor geschuldet und tut der insgesamt positiven Bewertung keinen Abbruch.

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Einblicke in die geschlossene psychiatrische Station

Ungefähre Tage
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Wer selbst keine Berührungspunkte zu psychisch erkrankten Menschen hat, kann sich wohl eher nur vage vorstellen, wie es auf einer geschlossenen Station einer psychiatrischen Einrichtung vor sich geht. ...

Wer selbst keine Berührungspunkte zu psychisch erkrankten Menschen hat, kann sich wohl eher nur vage vorstellen, wie es auf einer geschlossenen Station einer psychiatrischen Einrichtung vor sich geht. Einen nachhaltigen Eindruck zu den dortigen Verhältnissen gibt daher dieser Roman. Im Fokus steht hier das Verhältnis eines Pflegers zu einer Patientin. Pfleger „Grün“, wie er von allen genannt wird, ist seit zwanzig Jahren Pfleger auf der geschlossenen Station. Er trägt selbst ein Trauma aus seiner Vergangenheit mit sich, über das er nie geredet hat. Zu einer neuen Patientin, die an Wahnvorstellungen leidet und Stimmen hört, durchaus aber auch klare Phasen hat, sucht er von Anfang an die Nähe. Ihr gegenüber öffnet er sich sogar. Irgendwann überschreitet er jedoch die Grenzen und es stehen strafrechtliche Vorwürfe gegen ihn im Raum, ganz zu schweigen von fatalen Auswirkungen in seinem Familienleben.
Als leichte Kost empfand ich den Roman nicht, was nicht nur an dem eher bedrückenden Thema liegt. Mit seinen interessanten Einblicken in den Psychiatriealltag ist er es aber allemal wert, gelesen zu werden. Anschaulich wird auf den sehr schweren Berufsalltag der Pfleger in der Psychiatrie hingewiesen, die an ihre Grenzen gebracht werden. Nach dem ersten Lesen ist mir noch nicht klar, welche Bedeutung den Schilderungen betreffend die Archäologie zukommt. Die entsprechenden Passagen waren schwer zu verstehen.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Ein liebenswerter Held wider Willen

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Angelegt ist die Geschichte einige Wochen vor dem 30jährigen Jubiläum anlässlich des Falls der Mauer. Ein Journalist spürt in Erwartung einer großen Story Michael Hartung auf, der 1983 als Eisenbahner ...

Angelegt ist die Geschichte einige Wochen vor dem 30jährigen Jubiläum anlässlich des Falls der Mauer. Ein Journalist spürt in Erwartung einer großen Story Michael Hartung auf, der 1983 als Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn gearbeitet hat und am Stellwerk Friedrichstraße einen mit 127 Personen besetzten S-Bahnzug unabsichtlich nach West-Berlin geleitet hat. Der Journalist macht aus ihm einen heldenhaften Fluchthelfer. Gegen einen kleinen Obolus ist Hartung schließlich selbst bereit, diese Rolle einzunehmen. Seine Geschichte wird publikumswirksam vermarktet. Höhepunkt soll eine Rede werden, die Hartung am 9. November im Bundestag halten soll. Doch er selbst hat bald die Nase voll, zumal er sich in eine Frau verliebt hat, die seinerzeit in dem Zug in die Freiheit gelangte und er ihr gegenüber ehrlich sein will. Doch Personen aus verschiedenen Kreisen – Bürgerrechtler, Stasi, Politiker – haben aus unterschiedlichen Beweggründen ein Interesse, über sein Outing mitzubestimmen. Wird Hartung noch die Kurve kriegen?
Dieser Roman widmet sich in satirisch-ironischer Art der Wiedervereinigung von Bundesrepublik und DDR und versucht humorvoll darauf hinzuweisen, dass Ost- und Westdeutsche gar nicht so unterschiedlich sind. Viele Klischees werden aufgenommen. Sehr unterhaltsam war es zu lesen, wie sich Hartungs vermeintliches Heldentum rasant verselbständigte und es gar nicht mal nur noch an ihm lag, alles aufzudecken. Alles lebt von den liebevoll gezeichneten Charakteren, allen voran dem charmanten Hartung.
Sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Das Experiment einer Männerwohngemeinschaft in der Einöde

Fast am Ende der Welt
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Das ist ein Roman, wie ich ihn gern lese. Mit Sorgfalt und viel Liebe zum Detail werden die Romanfiguren herausgearbeitet. Bei ihnen handelt es sich um zwei Ur-Münchner Typen, Attila und Josef, die sich ...

Das ist ein Roman, wie ich ihn gern lese. Mit Sorgfalt und viel Liebe zum Detail werden die Romanfiguren herausgearbeitet. Bei ihnen handelt es sich um zwei Ur-Münchner Typen, Attila und Josef, die sich zufällig bei einem Bier im Brauhaus kennenlernen. Für letzteren hat gerade sein Rentnerdasein begonnen, ersterer ist zehn Jahre jünger und hat sich zeitlebens in der Münchner Schickeria wohlgefühlt. So grundverschieden beide sind, haben sie doch denselben Traum von einem Leben in der Einöde mit Garten und Tieren. Und tatsächlich erwerben sie einen heruntergekommenen Hof auf dem Lande und begründen dort eine Lebensgemeinschaft. Doch wird das auf Dauer gut gehen? Immerhin sind sie grundverschieden – vorsichtig der eine, umtriebig und immer neue Pläne fassend der andere …
Den gemeinsamen Jahren der beiden Männer bin ich gerne gefolgt. Ihr Leben in der Einöde ist so richtig anschaulich geschildert. Authentisch wirkt alles, weil das eine oder andere bayrische Vokabular eingestreut ist, das aber immer auch für Leser aus anderen Gefilden verständlich bleibt. Beide Männer sind auf ihre Weise sympathisch, aber auch bedauernswert vor dem Hintergrund der Einsamkeit, der sie in ihre Wohngemeinschaft geführt hat.
Sehr lesenswert.

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