Eine faszinierende Familiengeschichte
Wenn wir heimkehrenEin wirklich imposantes Buch, sowohl dem Äußeren nach mit seinen immerhin knapp 600 Seiten als auch dem Inhalt nach. Schon wieder eine Familiengeschichte, die zurzeit üppig auf dem Buchmarkt zu finden ...
Ein wirklich imposantes Buch, sowohl dem Äußeren nach mit seinen immerhin knapp 600 Seiten als auch dem Inhalt nach. Schon wieder eine Familiengeschichte, die zurzeit üppig auf dem Buchmarkt zu finden sind, mag manch einer denken, zumal auch noch autofiktional, wie es ebenfalls derzeit sehr beliebt ist. Aber es ist eine Familiengeschichte, die von anderen positiven hervorsticht und die es wirklich verdient, gelesen zu werden.
Der Einstieg beginnt im Nachkriegs-Köln, als sich der Maurer Willi und die Luxemburgerin Margot mit ihrem Sohn Fred bei der Durchführung eines Auftrags kennenlernen, was der Auftakt für eine jahrzehntelange Liebe ist, die jedoch zunächst mit Hindernissen belegt ist. In Rückblenden und gedanklichen Betrachtungen in der jeweiligen Gegenwart auf verschiedenen Zeitebenen zwischen den 1930er und 1990er Jahren aus Margots, Willis und Freds Perspektive wird die Geschichte ihrer Familie, auch der weiteren, ausgebreitet. Der Casus knactus, der Margots ganzes Leben geprägt und den sie nie verwunden hat, liegt darin, dass sie in ihrer Heimat Luxemburg während des Zweiten Weltkriegs von einem deutschen Soldaten geschwängert und deshalb von ihren wohlhabenden Eltern verstoßen wurde, die es als Schande empfanden, eine Kollaborateurin zur Tochter zu haben. Ebenfalls auf elterlichen Druck zur Legitimierung ihres Kindes ehelichte Margot einen deutschen Soldaten niederen Ranges, der sich nach dem Krieg als gewalttätiger Ehemann und vor allem Vater gegenüber dem Kuckuckskind Fred entpuppte, den sie deshalb heimlich verließ. Ein holländischer Geschäftsmann half ihr auf die Beine, dem sie meinte, Dankbarkeit zu schulden. Willi wiederum war kriegstraumatisiert und hat ein unbekümmertes Gemüt nie verloren.
Damit ist die Geschichte nur kurz angerissen. Die Details muss jeder selbst lesen. Erst einmal drin in ihr, liest sie sich flugs. Sehr gefallen hat mir, wie die Autorin es versteht, Abwechslung in ihre Abhandlung zu bringen, z.B. durch das häufige Einstreuen von Liedfragmenten, luxemburgischer Sprechart und französischen Wendungen und die Verwendung von Metaphern, z.B. dem Licht, das immer wieder eine Rolle spielt.