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Veröffentlicht am 02.11.2020

Über tiefe Trauer und tiefe Geschwisterliebe

Marianengraben
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Die Trauer der jungen Protagonistin Paula um ihren vor zwei Jahren beim Baden tödlich verunglückten geliebten kleinen Bruder ist so tief wie der tiefste Punkt der Erde in dem bekannten Tiefseegraben aus ...

Die Trauer der jungen Protagonistin Paula um ihren vor zwei Jahren beim Baden tödlich verunglückten geliebten kleinen Bruder ist so tief wie der tiefste Punkt der Erde in dem bekannten Tiefseegraben aus dem Buchtitel. Schuldgefühle und Depressionen lassen sie verzweifeln. Erst eine Bekanntschaft vom Friedhof, Helmut, der auch mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hat und mit dem sie sich auf eine Fahrt in die Berge zu Helmuts Elternhaus begibt, bringt sie zurück ins Leben.
Die Geschichte, so wie sie sich mit den Themen Trauer und Trauerbewältigung auseinandersetzt, ist unheimlich traurig und gefühlvoll geschrieben, ohne aber labile Leser in ein Loch zu stürzen. Es gibt viele humorige Einschübe. Besonders schön zu lesen sind die vielen eingeschobenen Gespräche zwischen den Geschwistern, an die Paula sich erinnert und die von der unendlichen Wissbegier des kleinen Jungen mit Interesse an der Meeresbiologie zeugen.
Ein empfehlenswerter Debütroman.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Amüsante Kindheitsbiografie

Vorstadtprinz
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Als Kabarettist im Fernsehen ist mir Egersdörfer überhaupt kein Begriff, weil mir entsprechende Sendungen fernliegen. Aber auch ohne eine bekannte Person vor Augen zu haben, ist dieses Buch wirklich lesenswert. ...

Als Kabarettist im Fernsehen ist mir Egersdörfer überhaupt kein Begriff, weil mir entsprechende Sendungen fernliegen. Aber auch ohne eine bekannte Person vor Augen zu haben, ist dieses Buch wirklich lesenswert. Der Autor erzählt über seine Kindheit und Jugend in einer bayrischen Kleinstadt. Das erfolgt in einer blumigen, sarkastischen Sprache und vom Hölzchen aufs Stöckchen kommend, gerade deshalb so ansprechend. Da aus einem Zeitraum in den 1970er/80er Jahren erzählt wird, war das Buch umso interessanter für mich, weil auch ich in dieser Zeit aufwuchs und mich an Vieles erinnern konnte. Das Buch ist auf jeden Fall Anlass, mir Egersdörfer einmal im Fernsehen anzuschauen.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Essstörungen und familiäre Ursachen

Jägerin und Sammlerin
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Dies ist ein sehr lesenswerter Roman, der uns in aller Härte und sehr anschaulich mit der Thematik Bulimie konfrontiert.
Die junge Alisa ist als Kleinkind in den 1990er mit ihren Eltern aus der Ukraine ...

Dies ist ein sehr lesenswerter Roman, der uns in aller Härte und sehr anschaulich mit der Thematik Bulimie konfrontiert.
Die junge Alisa ist als Kleinkind in den 1990er mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Berlin gekommen. Über diesen Hintergrund zu Zeiten von Perestroika und davor ist Interessantes zu erfahren. So wie ihre junge Mutter aus problematischen familiären Verhältnissen stammt, über die sie Stillschweigen bewahrt, hat auch Alisa mit ihrer fordernden, perfektionistischen Mutter zu kämpfen, die nie zufriedenzustellen ist. So wundert es nicht, dass die Mutter-Tochter-Beziehung völlig verkorkst ist und Alisa in Folge schon als junges Mädchen unter zunehmend extremer werdenden Essstörungen leidet und auch mit ihrem Äußeren nie zufrieden ist. Ihr Leidensweg dauert jahrelang, bis er einen Tiefpunkt erreicht und Alisa sich in klinische Behandlung begibt. Als Teil der Therapie schreibt sie dort ihre Biografie und bewegt hierzu auch ihre Mutter, so dass sich ein rundes und vollständiges Bild über die Familie und die Gründe der Erkrankung Alisas ergibt.
Nach ihrem Debüt „Kukolka“ erneut ein beachtliches Buch aus der Feder der aus der Ukraine stammenden Autorin.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Auch außerhalb der Weihnachtszeit gut zu lesen

Weihnachtshaus
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Zwei Bücher der Autorin kenne ich bereits („Schlafen werden wir später“, „Sterben im Sommer“). In diesem Buch treffen wir erneut auf den der Autorin so eigenen poetischen, melancholischen, manchmal märchenhaften ...

Zwei Bücher der Autorin kenne ich bereits („Schlafen werden wir später“, „Sterben im Sommer“). In diesem Buch treffen wir erneut auf den der Autorin so eigenen poetischen, melancholischen, manchmal märchenhaften Schreibstil – Wiederholungen, Wortschöpfungen – und die von ihr bevorzugte Thematik – Trauer(bewältigung). Für jeden ist das vielleicht nichts, auch nicht in jeder Lebenssituation. Die Protagonistin hat vor wenigen Jahren ihren Ehemann durch plötzlichen Herztod verloren. Eine große Stütze in dieser für sie und ihre kleinen Kinder schweren Zeit ist ihre Freundin, die selbst ihr familiäres Päckchen trägt. Gemeinsam haben sie eine Bauruine auf dem Land gekauft in der Hoffnung, hier irgendwann einmal zusammen und mit ihren Lieben Weihnachten feiern zu können. Ihrem Ziel rücken sie näher durch die Hilfe des Amerikaners Bill, der in der Adventszeit in ihr Leben schneit.
Trauerbewältigung, neue Hoffnung und unverbrüchliche Freundschaft sind die beherrschenden Themen, die die Geschichte durchziehen. Das passt natürlich gut in die stimmungsvolle Vorweihnachtszeit. Viele geschilderte Bräuche versetzen uns Leser in Weihnachtsstimmung. Doch auch jenseits dieser Zeit lässt sich das Büchlein gut lesen.

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Die Perspektivlosigkeit des Landlebens

Niemand ist bei den Kälbern
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Dieser Roman zeichnet ein gutes Bild davon, wie wenig Perspektive die jungen Leute im ländlichen Bereich der ehemaligen DDR haben.
Angesiedelt ist die Geschichte im früheren Zonenrandgebiet in einem nordwestmecklenburgischen ...

Dieser Roman zeichnet ein gutes Bild davon, wie wenig Perspektive die jungen Leute im ländlichen Bereich der ehemaligen DDR haben.
Angesiedelt ist die Geschichte im früheren Zonenrandgebiet in einem nordwestmecklenburgischen Dorf bei Lübeck und sie spielt an wenigen Tagen in einem Sommer. Die Protagonistin Christin ist zu ihrem Freund auf den Milchviehbetrieb von dessen Vater gezogen, der sie aufgrund ihrer desolaten Herkunft (Vater ein Alkoholiker, Mutter abgehauen) nicht als Bäuerin akzeptiert. Nur zu gerne würde sie in die Stadt flüchten, doch ohne Ausbildung und eigenes Geld kein realistisches Unterfangen. So bleiben ihr nur die regelmäßigen Dorffeste, der Alkohol und Vergnügungen mit Männern. Ähnlich leben die wenigen anderen jungen Dorfbewohner, die gar noch kriminelle Energie entfalten und sich den „Glatzen“ anschließen.
Von ländlicher Idylle kann überhaupt keine Rede sein. Zu der ganzen Trostlosigkeit passt der melancholische Stil des Buches sehr gut. Christin ist eine Antiheldin, aber keineswegs eine unsympathische, hat sie doch so manche gute Seite wie Hilfsbereitschaft ihrem alkoholkranken Vater gegenüber oder ihre Mühen auf dem Hof. Am liebsten würde man sie schütteln und an die Hand nehmen, damit sie etwas aus sich macht.
Ein lesenswertes Romandebüt.

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