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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2018

Es ist nicht alles so, wie es scheint

Brüder und Schwestern
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Der realitätsnahe Roman „Brüder und Schwestern“ von Claudia Lekondra ist im Henkeverlag Berlin erschienen.

Die Hauptprotagonistin Anna, die als 20-Jährige im Sommer 1984 als Bürgerin der DDR unter mysteriösen ...

Der realitätsnahe Roman „Brüder und Schwestern“ von Claudia Lekondra ist im Henkeverlag Berlin erschienen.

Die Hauptprotagonistin Anna, die als 20-Jährige im Sommer 1984 als Bürgerin der DDR unter mysteriösen Umständen in die Bundesrepublik Deutschland ausreist und im Westen ein Leben voller Schuldgefühle lebt, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Im Laufe der Geschichte muss Anna einiges ertragen und ich habe mich mehrmals dabei erwischt zu denken, dass ich sie am liebsten in den Arm nehmen würde. Die Autorin hat es wirklich geschafft mich emotional zu berühren und mich durch ihre Schreibweise zu fesseln.
Da ich erst nach dem Mauerfall geboren wurde, kenne ich die Geschehnisse der damaligen Zeit nur aus den Geschichtsbüchern und Fernsehdokumentationen. Die Angst vor Überwachung und Bespitzelung durch die Stasi, die staats- und regimekonforme Erziehung, Staatsflucht und Zwang hat Claudia Lekondra eindeutig geschildert und mir lief es nicht nur einmal kalt über den Rücken. Annas Geschichte wirkt so nah, dass ich bei allen Wendungen und Geschehnissen nicht anders konnte, als mit Anna mitzufiebern.

„Brüder und Schwestern“ ist ein wirklich lesenswertes Buch das aufzeigt, dass in der DDR nicht alles so war, wie es schien.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Simons steiniger Weg mit Morbus Still

Die Stille, die im Schatten blüht
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Das Buch „Die Stille die im Schatten blüht“ von Christina Feiersinger ist 2017 im Verlag Anthesia mit dem Untertitel „Das Leben des Simon Mayr mit Morbus Still“ erschienen.
Das Buch erzählt nach wahren ...

Das Buch „Die Stille die im Schatten blüht“ von Christina Feiersinger ist 2017 im Verlag Anthesia mit dem Untertitel „Das Leben des Simon Mayr mit Morbus Still“ erschienen.
Das Buch erzählt nach wahren Begebenheiten die Geschichte des Südtirolers Simon Mayr, der an der seltenen, hoch fieberhaften rheumatischen Systemerkrankung Morbus Still erkrankt ist. Auf einfühlsame Weise und mit einer fabelhaften Sprachgewalt erzählt Christina Feiersinger von seinem Leben und seinem unbeugbaren Willen. Am Ende haben die LeserInnen nicht nur Bewusstsein für die seltene Systemerkrankung Morbus Still gewonnen, sondern auch Sympathien für den Hauptprotagonisten gewonnen. Die ständigen Höhen und Tiefen seines steinigen Wegs, haben mich beim Lesen mit Simon richtig mitfühlen gelassen und ich hoffe, dass das Buch auch in der Öffentlichkeit Gehör finden wird. Wir alle sollten empathisch mit den Lebenswegen unserer Mitmenschen umgehen.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Interkulturelle Kompetenz

Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen
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Der Businessratgeber „Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen“ von Barbara Wietasch mit Cartoons von Dirk Meissner ist mit dem Untertitel „Klarkommen mit fremden Welten oder: Warum ein Auslandsknigge ...

Der Businessratgeber „Global Management: ein Tanz mit den Eisbergen“ von Barbara Wietasch mit Cartoons von Dirk Meissner ist mit dem Untertitel „Klarkommen mit fremden Welten oder: Warum ein Auslandsknigge Sie nicht weiterbringt„ im Linde Verlag erschienen.
Viele Geschäfte stocken oder scheitern, weil das Bewusstsein fehlt, wie man in und mit „fremden Welten“ zurechtkommt. Wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen in der Arbeitswelt zusammentreffen, dauert es meist nicht lange, bis erste Missverständnisse und Konflikte entstehen.
Im Buch werden die Themen, Führungsstil, Kommunikation, internationale Zusammenarbeit beleuchtet und die größten Irrtümer aufgezeigt. Die Autorin vergleicht die kulturelle Prägung der unterschiedlichen ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen mit Eisbergen, die es, durch interkulturelle Kompetenz, zu überwinden gilt.
Durch viele Erfahrungsberichte aus der Praxis, Interviews und Studien schafft es die Autorin authentisch zu wirken und schafft es so den LeserInnen die Angst vor der „fremden Welt“ zu nehmen. Ich zumindest traue mir nach der Lektüre einen Arbeitsaufenthalt im Ausland auf alle Fälle zu und werde auch in Zukunft mit interkulturellen MitarbeiterInnen im Inland besser umgehen können. Wer weiß, vielleicht bringe ich ja bald alle Eisberge zum Tanzen.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Romantisierung der guten, alten Zeit

Generation Kohl
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1982 gibt Helmut Schmidt sein Amt an Helmut Kohl ab und Deutschland hatte einen neuen Bundeskanzler. Andreas Hock hat mit seinem Buch „Generation Kohl“ eine Hommage an seine eigene Jugend geschrieben und ...

1982 gibt Helmut Schmidt sein Amt an Helmut Kohl ab und Deutschland hatte einen neuen Bundeskanzler. Andreas Hock hat mit seinem Buch „Generation Kohl“ eine Hommage an seine eigene Jugend geschrieben und für seine eigene Generation eine nostalgische Erinnerung und für jüngere Generationen ein „So war das damals“-Erlebnis geschaffen.
Andreas Hock erzählt anhand von politischen Ereignissen und persönlichen Erlebnissen aus einer Ära, in der man noch „zwischen Gut und Böse unterscheiden“ konnte. Die Erinnerung an die „langweilige gute alte Zeit“, soll den LeserInnen die extremen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in einer immer hektischer werdenden, globalisierten Welt vergessen lassen. „Das Bewusstsein für einen pfleglicheren Umgang mit unserer Umwelt musste sich erst noch herausbilden.“ Hock erinnert an Freundschaften ohne Facebook und Tinder und an den zweiwöchigen Adriaurlaub als Höhepunkt seines Jahres. Nicht nur einmal habe ich mich beim Lesen nach einer Zeit des Friedens und der Sicherheit gesehnt und doch glaube ich, dass die Generation Kohl auch nicht nur in Friede, Freude, Eierkuchen aufgewachsen ist, sondern mit ihren eigenen Problemen kämpfen musste. Andreas Hock hat es geschafft mir, durch die Romantisierung der „guten, alten Zeit“ die Angst vor der Zukunft zu nehmen. Denn der Weltspartag ist auch heute noch wichtig und unsere größte Sorge sollte weiterhin das Waldsterben und der Klimawandel sein.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Die Welt in Schwarz und Weiß

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Der Roman „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ von Bianca Marais ist 2017 im Wunderraum Verlag erschienen.
1976 regiert die Apartheit in Südafrika. Die 9-jährige Robin wohnt mit ihren Eltern in einem ...

Der Roman „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ von Bianca Marais ist 2017 im Wunderraum Verlag erschienen.
1976 regiert die Apartheit in Südafrika. Die 9-jährige Robin wohnt mit ihren Eltern in einem Vorort von Johannesburg. Doch dann werden ihre Eltern ermordet und Robin muss zu ihrer Tante Edith ziehen. Das kurz darauf eingestellte Kindermädchen Beauty, hat seit dem Schüleraufstand in Soweto nichts mehr von ihrer Tochter Nomsa gehört. Beauty und Robin wachsen im Laufe der Zeit über den Verlust den sie erfahren haben zusammen.
Der Autorin, die selbst in Südafrika lebt, hat mit "Summ, wenn du das Lied nicht kennst" ein berührendes Buch über Rassentrennung, Rassismus und die Brutalität des Apartheid-Regimes geschaffen, dass mich, vor allem mit der derzeitigen Entwicklung im Hinterkopf, nachdenklich zurückgelassen hat. Robin zeigt, was es mit einem Kind macht, wenn es im Glauben aufgewachsen ist, nur auf Grund der Hautfarbe überlegen zu sein. Heute sind die Rollen vertauscht und die "schwarze Bevölkerung" Südafrikas möchte die "weiße Bevölkerung" enteignen und an den Rand der Gesellschaft trennen. Bianca Marais schafft es aber aufzuzeigen, dass nicht alles schwarz und weiß ist, sondern das die Welt bunt sein kann.
Das offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen.