Profilbild von vielleser18

vielleser18

Lesejury Star
offline

vielleser18 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit vielleser18 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2019

Bissige, britische Satire

Die Kakerlake
0

Schwarze, britische Satire, triefend vor Sarkasmus und ab und an auch mit humorigen Szenen gespickt.

Was wäre, wenn eine Kakerlake, die lange Zeit mit vielen anderen Artgenossen hinter der Panelle des ...

Schwarze, britische Satire, triefend vor Sarkasmus und ab und an auch mit humorigen Szenen gespickt.

Was wäre, wenn eine Kakerlake, die lange Zeit mit vielen anderen Artgenossen hinter der Panelle des englischen Parlaments gelebt und dort etliche Reden und Debatten mit angehört hat, sich eines Tages in die Downing Street aufmacht und sich dort in den britischen Premierminister verwandelt? So beginnt die Geschichte in "Die Kakerlake". Es verwandelt sich aber nicht nur der Premierminister, sondern (fast) das ganze Kabinett. Ian McEwan lässt uns aus Sicht der Kakerlake Jim Sams den ganzen Prozess, den Großbritannien durch diese Verwandlung mitmacht, miterleben. Dadurch herrscht im Kabinett nämlich ein anderer Wind. Kein zaudernder mehr, bei dem es immer ein Vor- und Zurück und ein Abwegen nach Volkesstimmen ging. Dem Volksbegehren soll nun endlich Taten folgen. Der R-Day wird festgelegt. Im Roman hat der Autor den Brexit umgewandelt in eine wirtschaftliche Geldumfluss-Aktion. Wie das funktionieren soll, dazu lest am Besten den Roman selbst. Dort kommen mit dem amerikanischen Präsidenten Archie Tupper und der deutschen Kanzlerin auch weitere Akteure vor, die dem Leser bekannt vorkommen.

"

"Das Wetter, dieses verlässliche Sinnbild privater wie nationaler Befindlichkeit, spielte verrückt." (Seite 85)

"Es gab andere, sanftere Mordmethoden. ...Er brauchte zwei Stunden, um den Artikel zu schreiben....Nichts war so befreiend wie ein engmaschiges Lügennetz." (S. 97)

"Warum? Weil. Weil wir das nun mal tun. Weil es das ist, woran wir glauben. Weil wir an unser Wort halten. Weil das Volk es so will. Weil ich als Retter aufgetaucht bin. Weil." S 116

Sätze wie diese zeigen die aktuelle Lage, überspitzt, satirisch, bissig, nachdenklich machend, den Finger auf die Wunde legend.

MIt 131 Seiten ist es ein satirischer Kurzroman, der aber trotzdem auch ausführlich genug erzählt. Eine bissige Adaption auf Kafkas Roman mit vertauschten Rollen und natürlich mit aktuellen politischen Bezügen auf ein (bisher) sehr wankelmütiges Parlaments und der Umsetzung einer Volksabstimmung .

Veröffentlicht am 20.12.2019

Zauberhafte Musik-Kinderbücher

Peter Tschaikowsky. Der Nussknacker
0

Nach "Schwanensee" waren wir schon verliebt in diese Musik-Bilderbuch-Reihe und es war klar, auch die anderen wollen gehört und angeschaut werden. Als zweites zog dann "Der Nussknacker" bei uns ein und ...

Nach "Schwanensee" waren wir schon verliebt in diese Musik-Bilderbuch-Reihe und es war klar, auch die anderen wollen gehört und angeschaut werden. Als zweites zog dann "Der Nussknacker" bei uns ein und inzwischen auch noch "Die Vierjahreszeiten". Alle bisher erschienenen Bücher der Reihe sind von der selben Illustatorin liebevoll illusriert worden. Immer auf einer Doppelseite gibt es einen kurzen Text zum Vorlesen und auf der rechten Seite ein "Drück-mich" Feld. Nach dem Drücken des Buttons ertönt eine passende kurze Sequenz aus dem Musikstück. So werden in allen Bänden die jeweilige Geschichte kindgerecht erzählt, nicht zu ausschweifig, sondern eher kurz und bündig. Kindgerecht eben. Die Musiksequenzen ertönen klanglich einwandfrei und sehr klar, auch die Lautstärke ist sehr angenehm.

Die Reihe ist für Kinder gedacht, aber ich kann keine Altersbeschränkung abgeben, sie ist für Groß und Klein sehr interessant, denke aber, das ein Mindestalter von 3-4 Jahren zumindest vom Vorlesen und von der Handhabung des Drückens und der Papierseiten empfehlsam ist.

Am Ende des Buches gibt es noch ein Glossar mit Begriffserklärungen aus dem jeweiligen Stück und eine Kurzbiographie des Komponisten. Zudem werden am Ende die Musik-Sequenzen noch in die diversen Akte des Stückes eingeordnet.

Ich bin sehr froh, diese Reihe entdeckt zu haben und hoffe, dass es im Prestel Verlag bald noch weitere Bücher dieser Reihe geben wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2019

Eine Geschichte, die nachdenklich macht

Maschinen wie ich
0

Ian McEwan ist mal wieder ein Roman gelungen, der den Leser zum Nachdenken bringt.

Wir stellen uns einfach mal vor: Es sind die 1980erJahre, die Welt, die Ian McEwan uns beschreibt, sieht allerdings anders ...

Ian McEwan ist mal wieder ein Roman gelungen, der den Leser zum Nachdenken bringt.

Wir stellen uns einfach mal vor: Es sind die 1980erJahre, die Welt, die Ian McEwan uns beschreibt, sieht allerdings anders aus, als unsere reale Vergangenheit. Die Technik der 1980er Jahre ist schon viel fortgeschrittener, es gibt Handys und selbstfahrende Autos. Und seit neuestem gibt es - wenn auch erst in geringer Stückzahl - Roboter, die wie Menschen aussehen, die denken können, sich wie Menschen bewegen und handeln können. Nur eines unterscheidet sie: sie benötigen Strom. Nachts werden sie ans Stromnetz angeschlossen und werden aufgeladen.

Dem Protagonisten Charlie ist es gelungen einen der raren Roboter zu ergattern. Er häte zwar lieber eine EVA gehabt, aber ist auch mit seinem ADAM zufrieden. Zu der Geschichte gehört aber auch noch Miranda, die im selben Haus wie Charlie wohnt, nur eine Etage höher. Sie und Charlie beginnen eine Beziehung, gerade als auch Adam bei Charlie "einzieht". Auch Adam hat Gefühle, er verlieb sich ebenfalls in Miranda - und da er über ausgezeichnete Recherchekompetenzen verfügt - weiß er auch mehr über sie als Charlie. Miranda verheimlicht etwas aus ihrer Vergangenheit, doch ihre Vergangenheit droht sie nun einzuholen.

Abwechslungsreich und dramtaturgisch fesselnd erzählt uns Ian McEwan eine kunstvoll inszinierte Dreiecks-Geschichte, die so ganz anders ist als alle anderen sonstigen Dreiecksgeschichten, denn ein Part ist nicht menschlich - jedenfalls nicht 100%ig. Zudem hat mir dieser Mix aus Vergangenheit/Zukunft sehr gut gefallen, was wäre, wenn es damals schon diese heutigen technischen Möglichkeiten gegeben hätte, was wäre anders gewesen, hätte sich anders entwickelt. Wo ständen wir heute ?

Zudem macht sich Protagonist Charlie viele (philosphische) Gedanken, nicht alle seine Gedanken sind für mich laienhaften Leser verständlich , aber darauf kommt es auch gar nicht an. Es ist ein Teil des Protagonisten und gehört zu dieser Geschichte, und gibt dem ganzen Tiefgang. Denn der eigentliche Kern dieser Geschichte ist die Moral und ob es eine richtige oder mehrere richtige Entscheidungen gibt, die man in gewissen Situationen treffen muss. Was macht den Menschen so einzigartig? Was unterscheidet ihn von einem Roboter? Gibt es die eine einzige Wahrheit? Wann handeln wir richtig? Wieviel Platz dürfen oder sollten Gefühle bekommen, wenn Entscheidungen gefällt werden müssen? Unterhaltsam und nachdenklich werden diese Fragen im Buch thematisiert.


"Maschinen wie ich" liest sich wie ein Science Ficton, ein Krimi, eine LIebesgeschichte - alles auf einmal. Eine fesselnde Geschichte, die zum Nachdenken anregt über Moral und Wahrheit, Liebe und Leid, über Unterlassung und Verheimlichung, Lüge und Verrat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2019

Finalband mit noch einiger Spannung im Geschehen

Palace of Blood - Die Königin
0

Endlich - nach dem für mich nicht runden Ende nach Band 3, habe ich mich gefreut, dass C.E. Bernard den Abschlussband noch geschrieben hat. Denn eigentlich war dieser nich mehr geplant, sondern das offene ...

Endlich - nach dem für mich nicht runden Ende nach Band 3, habe ich mich gefreut, dass C.E. Bernard den Abschlussband noch geschrieben hat. Denn eigentlich war dieser nich mehr geplant, sondern das offene Ende sollte auch dem Leser dazu bringen, dass man sich ein Ende ausmalt.

Doch die Leserstimmen forderten wehement einen weiteren Band und ich finde das nun gefundene Ende nun runder und für mich stimmiger.

Im finalen Band wird diesmal aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Nicht nur Rea udn Robin, auch der Come, Blanc, Rene, Ninon, der Fähnrich, die Königin, Madame Hiver, Olivier und Liam bekommen ihre Kapitel mit den jeweiligen Sichten. Diese abwechslungsreiche Erzählweise lässt den Leser hinter die Fassaden, die Gedanken, die Motivationen der einzelnen Protagonisten blicken.
Im Mittelpunkt steht aber immer noch Rea. Es wird noch einmal richtig gefährlich für sie in diesem Band und auch wenn dieser Finalband nicht so viele Seiten hat, wie die anderen Bände, so passiert hier trotzallem noch einiges.


Zwischendrinne hatte ich beim Lesen einen kleinen Durchhänger, aber zum Schluß hatte es mich nochmal richtig gepackt.

Mit dem Ende in diesem Band kann ich nun sehr gut leben und für mich ist damit die Geschichte rund um Rea und Robin zu einem guten Abschluss gebracht worden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2019

Ein musikalischer Jahresbegleiter

Ein Jahr voller Wunder
0

Ein Buch mit Geschichten für jeden Tag. Jede Seite ist ein Kalenderblatt, jeder Tag steht ein anderes (klasssiches) Musikstück im Mittelpunkt.

366 Geschichten, für jeden Tag im Jahr eine (die Seiten sind ...

Ein Buch mit Geschichten für jeden Tag. Jede Seite ist ein Kalenderblatt, jeder Tag steht ein anderes (klasssiches) Musikstück im Mittelpunkt.

366 Geschichten, für jeden Tag im Jahr eine (die Seiten sind mit dem jeweiligen Datum überschrieben/ ohne Jahreszahl). Jeden Tag eine Geschichte zum Genießen, mit Wissenswertem über das jeweilige Musikstück oder dessen Komponisten. Denn jeder Tag ist einem bestimmten Werk gewidmet, die Musikauswahl ist dabei sehr vielfältig und breit gestreut und umspannt dabei 1000 Jahre Musikgeschichte.

Bei den Texten spürt man die Liebe der Autorin Clemency Burton-Hill zur (klasssichen) Musik, das Interesse (falls nicht schon vorhanden) wird geweckt. Man lernt mehr über den Komponisten oder die Entstehungsgeschichte des Musikstückes., erhält Fakten und vielerlei Informationen. Dabei muss man als Leser keinerlei Vorkenntnisse haben, alles ist verständlich und sehr fesselnd geschrieben, die kleinen Geschichten sind abwechslungsreich und sehr interessant.

Man muss auch nicht am 01.Januar anfangen, man kann mitten im Buch beginnen, sich bis zum Ende durchlesen und dann im neuen Jahr wieder anfangen und weiterlesen. Man muss sich auch nicht an die vorgegebene Einteilung halten, man kann es querbeet oder auch in mehrern Etappen lesen. Mein Tipp ist aber, es zu genießen und das jeweilige Musikstück sich auch dazu anhören. Es gibt entweder bei Apple Musik eine Playlist für dieses Buch oder man sucht sich im Internet einfach das Musikstück und hört es sich z.B. auf youtube an oder einem Streaming-Dienst an.

Ein immerwährendes Kalender-Buch, das Liebe zur Musik ausstrahlt, diese beim Leser weckt und durch viele kleine (Kurz)Geschichten Fakten, Wissenswertes und abwechslungsreiche Informationen rund um klassische Musik und deren Komponisten dem Leser näher bringt