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Veröffentlicht am 03.10.2017

Suche nach Leben

Niemand verschwindet einfach so
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Elyria kommt aus einem schwierigen Elternhaus, Eltern getrennt, Mutter alkoholabhängig. Als die Stiefschwester, mit der sie sich zeitlebens nie richtig verstand, Selbstmord begeht, gerät ihre Welt aus ...

Elyria kommt aus einem schwierigen Elternhaus, Eltern getrennt, Mutter alkoholabhängig. Als die Stiefschwester, mit der sie sich zeitlebens nie richtig verstand, Selbstmord begeht, gerät ihre Welt aus den Fugen. Schon die Heirat mit demProfessor ihrer Stiefschwester ist wie eine Flucht nach vorne, denn auch dieser hat s eine schwierige Vergangenheit und Elyria hofft auf eine Begründung für Rubys Tod. Doch Iigendwann erreicht Elyria den Punkt, an dem sie für sich nur noch den Ausstieg als Ausweg sieht - sie will einfach verschwinden. Sie kauft sich ein One-Way-Ticket nach Neuseeland . Doch kann man einfach so verschwinden ?

Es ist ein Roman, der aus Sicht von Elyria geschrieben wurde. Es geht weniger um Handlung oder Spannung, sondern um Elyrias Gefühle und Empfindungen, ihre Gegenwart und ihre Vergangenheit. Sie ist an einem Punkt angelangt, an dem sie selber nicht mehr weiter weiß, die Welt, das Leben, sich selbst nicht mehr mag und versteht. Sie hat tausend Fragen, keine Antworten. Ihr innerer Monolog findet manchmal selber keinen Punkt, ellenlange, verschachtetelte Sätze, in denen die Protagonistin ihre Empfindungen bis ins kleinest auftröselt, immer weiter ausholt, immer engere Kreise zieht - spiegelt das wider.
Darauf muss man sich als Leser einlassen können. Diese Sätze unterstreichen aber auch sehr gut den Zustand der Protagonistin, die sich viele Sinnfragen stellt, vieles in Frage stellt und versucht Antworten zu finden.
Es ist eine Suche nach dem was Leben bedeutet und ausmacht, was von dem Einzelnen bleibt, ob man einfach so verschwinden kann, ohne Spuren zu hinterlassen. Fragen, die sich die Protagonistin stellt, die sie umtreibt - nicht nur innerlich, sondern auch auf ihrer ziellosen Wanderschaft. Immer mehr fängt sie an sich aufzulösen - ja, bis.... am Ende bleibt ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Ein Buch, das vielleicht beim Leser nicht lange nachhallt, den Leser etwas enttäuscht, weil es keine Lösung am Ende gibt, vielleicht nur ein kleiner Hoffungsschimmer . Das lies mich etwas ratlos zurück, wenn ich auch zugeben muss, das es eine realistischeres Ende ist, als wenn sich die Protagonistin am Ende eine rapide Kehrtwendung gemacht hätte, was auch nicht gepasst hätte.
Ich empfand beim Lesen sehr gut was Elyria empfunden hat. Ihre Gedanken, ihre Fragen. Das war nicht immer leicht, denn die Depression, in der sich die Protagonistin befindet, verlangt auch vom Leser viel ab. Dennoch sind es Fragen, mit denen sich Protagonistin auseinandersetzt, die die meisten Menschen im Laufe des Lebens auch sich selbst stellen. Nach dem Sinn des Lebens, den Spuren eines selbst, die bleiben oder auch nicht.

Fazit:
Keine leichte oder gar seichte Lektüre, eine auf die man sich einlassen muss, bei dem man das Gelesene auch nachspüren muss, bei der es weniger um Handlung als um Gefühle und Sinn-Fragen geht. Von mir eine Empfehlung für alle, die sich damit auseinandersetzen möchten, die dennoch aber bereit sind auf eine vorgesetzte Lösung zu verzichten.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Bedrückend und dennoch faszinierend

Heimkehren
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Heimkehren von Yaa Gyasi erzählt die Geschichten von zwei Schwestern und ihren Nachkommen - eigentlich ist es ein Buch mit vielen Lebenwegen, vielen Protagonisten, die alle ihre eigene Geschichte haben.
Es ...

Heimkehren von Yaa Gyasi erzählt die Geschichten von zwei Schwestern und ihren Nachkommen - eigentlich ist es ein Buch mit vielen Lebenwegen, vielen Protagonisten, die alle ihre eigene Geschichte haben.
Es fängt an mit Effia und Esi in Ghana im 18. Jahrhundert. Die beiden haben die selbe Mutter, doch sie haben sich nie kennen gelernt. Effia´s Familie provitiert vom Sklavenhandel, mischt munter bei dem Handel mit. Sie selbst heiratet einen britischen Offizier. Ungeahnt von ihr, wird im Verlies der Briten auch ihre Schwester Esi auf das Schiff warten, das diese nach Amerika in die Sklaverei bringen wird.


Es gibt zwei Erzählstränge, die beide bis in die heutige Zeit reichen. Abwechselnd wird jeweils die Geschichte eines Nachkommen Generation für Generation erzählt. Eigentlich besteht das Buch aus vielen kleinen Erzählungen, dennoch gehören sie zusammen, es sind verschiedene Lebenswege wie Perlen auf eine Schnur gereiht, das Band ist die Familienbande, die Zusammengehörigkeit.
Diese einzelnen Geschichten verhindern zwar einen durchgehenden Erzählfluss, jedoch ist es gerade diese Chronik, dieses Wissen, wie geht es Generation für Generation weiter, was lernt der Einzelne von seinen Vorfahren, was übernimmt er oder was lehnt er ab, das was fasziniert. Die Autorin hat gerade diese Entwicklung meines Erachtens sehr gut gestaltet und mit allen möglichen Facetten versehen.

Die Wege, die die einzelnen Protagonisten gehen, die Dinge, die sie erleben, erleiden oder auch durch eigene Handlungen anderen oder sich selbst antun, sind sehr unterschiedlich. Diese große Bandbreite ist faszinierend, manchmal bedrückend, aber immer wirkt es authentisch. Die Autorin schafft es, dass jeder dieser vielen Personen ein Leben eingehaucht wird, eine Geschichte, einen Lebensweg bekommt. Hilfreich ist für mich auch der ans Ende gestellte Familienstammbaum gewesen.

Das Cover hat mir gefallen, auch wenn man es wahrscheinlich erst am Ende des Buches deuten kann - ich will hier nicht spoilern. Mir jedenfalls scheint es sehr zu der Geschichte zu passen und die Farben und die Gestaltung sind auffällig und ein Hingucker.

Fazit:
Es gibt viele Attribute, die ich dieser Geschichte geben möchte: faszinierend, bedrückend, gelungen, vielfältig, emotional, intensiv, verschlungen, lehrreich, ungewöhnlich, anstrengend, aufwühlend, anspruchsvoll und völlig anders als erwartet ! Einfach sehr gut und zu empfehlen.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Sommerliche Lektüre mit leckeren Rezepten

Das Brombeerzimmer
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Nora ist seit einem Jahr verwitwet - noch immer nicht ist sie über den Verlust von Julian hinweg. Durch Zufall entdeckt sie in seinem Arbeitszimmer ein kleines Päckchen mit einem Glas Marmelade und einem ...

Nora ist seit einem Jahr verwitwet - noch immer nicht ist sie über den Verlust von Julian hinweg. Durch Zufall entdeckt sie in seinem Arbeitszimmer ein kleines Päckchen mit einem Glas Marmelade und einem Brief und einem Rezept für Brombeerkonfitüre mit Lavendel. Absender ist eine Klara Kummerow aus Kinnbackenhagen. Wer ist diese Frau ? Erst die Nachforschungen bei ihrer Schwiegermutter bringen sie auf die Spur von Klara. Sie ist die Schwester von Julians Großvater. Kinnbackenhagen ist ein kleiner Weiler in der vorpommerschen Boddenlandschaft.
Nora macht sich auf den Weg um Klara kennen zu lernen und nachzuforschen, warum die Familie seit Jahrzehnten kein Kontakt mehr mit ihr hatte.

"Das Brombeerzimmer" von Anne Töpfer (Pseudonym von Andrea Russo) besticht durch seinen lebendigen, unterhaltsamen Erzählstil. Viele gut beschriebenen Dialoge, viele Szenen, die lebensnah und so erzählt wurden, dass man sie bildlich vor Augen hat.
Es ist ein Roman für zwischendurch, der fesselt und den man schnell lesen kann. Allerdings ist der Spannungsfaktor nicht so besonders hoch. Dafür sind die Protagonisten lebendig und symphatisch.
Punkten kann der Roman vor allem mit den leckeren Rezepten, die nicht nur einfach im Buch abgedruckt sind, sondern einen Bezug auch in der Geschichte haben . Am Ende des Buches gibt es sogar extra noch einmal ein Register mit den Seitenangaben, damit man die Rezepte auch alle wieder findet.

Am Ende gab es für mich zwar leider ein paar offene Fragen, nicht alles wurde m.E. rund aufgelöst, daher nur 4 Sterne.
Dennoch kann ich den Roman gerne weiterempfehlen, denn der lockere, fesselnde Erzählstil und die leckeren Rezepte machen den Roman zu einer schönen Sommerlektüre.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Einblick in die 70er Jahre

Die Geschichte der getrennt Wege
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Der 3. Band erzählt nun die Geschichte der zwei Freundinnen in den 70er Jahren. Elena hat inzwischen ihr Buch veröffentlicht, das ihr viel Ruhm eingebracht hat. Und sie heiratet Pietro.
Lila hingegegen ...

Der 3. Band erzählt nun die Geschichte der zwei Freundinnen in den 70er Jahren. Elena hat inzwischen ihr Buch veröffentlicht, das ihr viel Ruhm eingebracht hat. Und sie heiratet Pietro.
Lila hingegegen gelingt es sich von ihrem Mann zu trennen. Sie, die mit ihm dem Rione zumindest wohnlich entfliehen konnte, zieht mit ihrem Sohn Gennaro zu Enzo, sie arbeitet unter schlimmen Bedingungen in einer Wurstfabrik und reibt sich immer mehr auf.

Doch nichts bleibt wie es ist. Die Lebensläufe der zwei Frauen verändert sich kontinuierlich und immer irgendwie konträr. Mal geht es der einen besser, mal der anderen. Es ist ein auf und ab.
Der dritte Band lässt den Leser einen tiefen Einblick in die italienischen Verhältnisse, was Arbeit, Politik, Lebensumstände betrifft, zu.

Da ich zur Zeit Augenprobleme habe und nicht viel lesen durfte, habe ich mir das Hörbuch gekauft und mir von Eva Mattes die Geschichte vorlesen lassen. Mattes hat eine angenehme Stimme, die mit guter Betonung und Nuancierung dem Roman die Tiefe gegeben hat, die mich fesseln konnte. Dazu kommt natürlich auch, dass mich der Roman packen konnte. Gerade deshalb vielleicht auch, weil meine Mutter im selben Jahr wie Elena und Lila
geboren worden ist und ich fast im selben Jahr wie Elenas älteste Tochter. Irgendwie lässt die Geschichte eine Generation wieder aufleben und auch wenn die Erlebnisse, die Umgebung, die Erfahrungen, die Konstellationen so ganz anders sind als bei uns, so interessieren sie mich doch besonders.
Durch die zwei Frauen erhält man Einblick in eine Epoche, die nicht so lang zurück liegt und dennoch (z.B. Arbeitswelt, aufkeimende Computerbranche etc.) so fern anmutet.

Die Sprache, die Erzählweise von Elena Ferrante gefällt mir, die Protagonisten erscheinen real - so als würde es sie tatsächlich geben. Daher möchte man immer mehr erfahren wie es mit ihnen weitergeht und daher ist auch der vierte Band für mich Pflicht.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Eine fesselnde Geschichte für Leseanfänger

Ein Torwart zu viel
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"Ein Torwart zu viel" handelt von den Freunden Lukas und Finn. Lukas spielt schon länger als Torwart in der Jugendmannschaft, er überredet seinen Freund Finn zum Training mitzukommen. Finn ist begeistert ...

"Ein Torwart zu viel" handelt von den Freunden Lukas und Finn. Lukas spielt schon länger als Torwart in der Jugendmannschaft, er überredet seinen Freund Finn zum Training mitzukommen. Finn ist begeistert und möchte auch Fußball spielen. Kurz darauf erkrankt Lukas vor einem Spiel. Wer geht nun für ihn ins Tor ? Keiner der Spieler traut sich, nur Finn ist mutig und bereit es zu wagen. Und er macht seine Sache gut. So gut, dass Trainer Jan ihn auch beim nächsten Spiel ins Tor stellen möchte um zukünftig zwei Torwarte zu haben. Doch Lukas ist nicht nur enttäuscht, sondern auch die Freundschaft mit Finn steht auf dem Spiel.
Eine Geschichte, bei der es kindgerecht um Freundschaft, Eifersucht, aber auch um den christlichen Glauben geht, der hier - wie auch in den anderen Büchern von Bettina Wendland, die wir gelesen haben - sehr gut mit eingeflochten worden ist.

Das Buch ist so konzepiert, dass es einen geübten Vorleser gibt, der die längeren Passagen vorliest und einen Leseanfänger, der den fettgedruckten und großgeschriebenen Satz auf jeder Seite liest.
Da ich aber wegen einer Augenerkrankung längere Zeit nicht lesen durfte, hat mir mein 9jähriger Sohn fast die gesamte Geschichte vorgelesen, was uns beiden sehr viel Freude gemacht hat.
Er - der normalerweise eher ein Lesemuffel ist, hat nicht nur durch das mir vorlesen Spaß an der Geschichte gehabt, nein, ihm hat die Geschichte sogar so gut gefallen, dass er hinterher die letzten Kapitel aus Neugier und Spannung alleine in einem Schwung noch selbstständig gelesen hat.

Die Geschichte ist fesselnd, es werden wichtige Themen angesprochen, die die Kinder in ihrem Alltag auch kennen. Im Vordergrund steht die Freundschaft, die Gefahr läuft durch Eifersucht und Rivalität zu zerbrechen. Es geht um Gefühle, um Wünsche, aber auch um den christlichen Glauben.
Alles wird so in das Buch verpackt, dass Kinder gerne zuhören oder eben auch selber lesen - und was sehr schön ist, auch der Humor kommt bei der Geschichte nicht zu kurz.
Uns hat das Buch sehr gefallen und wir möchten es sehr gerne weiterempfehlen !