Profilbild von vipfoto

vipfoto

Lesejury Star
offline

vipfoto ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit vipfoto über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2024

Selbst die Zeit, heilt manchmal, nicht alle Wunden …

Unsere Liebe war unerhört
0

Ich habe gerade den historischen Roman: „Unsere Liebe war unerhört“ von Eva Müller gelesen. Diese Geschichte ist nach wahren Begebenheiten, von der, mir vorher unbekannten Autorin, verfasst worden und ...

Ich habe gerade den historischen Roman: „Unsere Liebe war unerhört“ von Eva Müller gelesen. Diese Geschichte ist nach wahren Begebenheiten, von der, mir vorher unbekannten Autorin, verfasst worden und hat mich etwas geschockt und auch sentimental zurückgelassen. Mit diesem Roman bin ich leider nicht richtig, warum auch immer, „warm geworden“. Hier war das der Fall. Das Thema ist brisant und hochaktuell. Das Cover zeigt einen Gemäldeausschnitt mit einer Frau, in der rechten Bildhälfte. Diese ist allerdings angeschnitten, so dass das Gesicht erst ab der Nase zu sehen ist. In der Hand hält sie vermutlich einen Brief. Die linke Seite dominiert ein kleines Tischchen, mit Briefumschlägen, dahinter ein üppiger Blumenstrauß. Im Hintergrund ist eine Kommode zu sehen auf der eine Dekoartikel angedeutet sind. Das Farbschema ist gedeckt, was auch gut zur Thematik passt.
Gespannt schlage ich den Roman auf und fange an zu lesen. Als erstes folgt ein Zitat von Thorsten Niven Wilder:
„Das ist ein Land der Lebenden
Und das ist ein Land der Toten.
Und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe,
dass einzig Bleibende, der einzige Sinn.“
Ich überlege mir vorsorglich ein paar Taschentücher parat zu legen, da das Buch traurig zu werden scheint. Das Buch startet mit einem einführenden Prolog in Passau im Jahre 1990. Als Leser lernt man Jonathan kennen. Nun folgt ein Zeitsprung ins Jahr 1945 nach Niederbayern. Und Romanfigur Marga kommt ins Spiel. Es folgen Kapitel und Zeitsprünge mal aus der Sicht von Jonathan oder auch Marga. Bis sich der ältere Jude und Wanderkaufmann Henryk als Protagonist dazu gesellt. Der Spannungsaufbau gelingt mal mehr, mal weniger. Die Thematik ist auch heute noch „schwierig“ und „Antisemitismus“ auch heute noch im Jahr 2024 vertreten, dabei hat es meist mit realen jüdischen Menschen nichts zu tun. Meist entsteht er unabhängig von ihrem tatsächlichen Verhalten, wie auch bei dieser „realen Geschichte“. Der Roman enthält viele Trigger und macht sehr traurig.

Der Plot ist bewegend und beruht auf wahren Tatsachen. Die Autorin schildert in detaillierter Recherche und mit viel Feingefühl einen vielschichtigen Roman der aber nichts für zartbesaitete oder sensible Personen geeignet ist, da einige Ausführungen doch sehr „brutal“ sind. Ich empfehle das Buch daher bei Tageslicht und nicht vor dem Schlafen gehen, wie ich es getan habe zu lesen.
Eva Müller hat die vielen Informationen zur „Familiengeschichte“ detailliert und wortgewaltig aufgegriffen. Das historische Zeitgeschehen, die Sitten und Bräuche werden durch die erdachten Romanfiguren gut aufgegriffen. Allerdings stört mich ein wenig die schriftstellerische Verknüpfung von „Heute“ und „Früher“. Das ist der Schriftstellerin, für meinen Geschmack, irgendwie nicht so gut gelungen und wirkt auf mich nicht so perfekt umgesetzt. Besser kann ich es leider nicht beschreiben, denn es ist ja auch oft Bauchgefühl und der persönliche Geschmack.

Buchrücken:
Eine Liebe, die sich über Grenzen hinwegsetzt. Eine Vergangenheit, die nicht ruhen kann. Eine Familie, die über Generationen hinweg zusammenhält.

Sommer 1946: In einem bayerischen Dorf verliebt sich die junge Marga in den älteren Henryk. Sie stammt aus einer alteingesessenen katholischen Familie – er ist Jude und schlägt sich nach dem Krieg als Wanderkaufmann durch. Was er durchgemacht hat, erschließt sich ihr erst nach und nach, aber Marga kämpft für ihre gemeinsame Liebe. Henryk hat mit seinem Leben eigentlich abgeschlossen, als er Marga kennenlernt. Diese zweite Chance auf Glück, die sie ihm schenkt, grenzt für ihn an ein Wunder. Doch die Leute im Dorf finden Margas Interesse an Henryk unerhört. Solch eine Liebe dürfe doch nicht sein …
Gegenwart: Jonathan, der erwachsene Sohn von Marga und Henryk, fühlt sich in seiner Heimat tief verwurzelt. Doch auch nach so vielen Jahren bekommt er noch immer die Abneigung zu spüren, die bereits sein Vater ertragen musste. Jonathan trägt die Bürde seiner Familiengeschichte in die nächste Generation und sucht seinen eigenen Weg, um mit ihr umzugehen.
Die Autorin:
Eva Müller hat mehrere historische sowie zeitgenössische Romane geschrieben. Sie wuchs in Passau auf und studierte in Regensburg.

Fazit: **** Der Roman „Unsere Liebe war unerhört“ von Eva Müller ist im Penguin Verlag erschienen. Die Paperback-Ausgabe hat mit Nachwort und Danksagung 399 Seiten, die mich aufgewühlt und nachdenklich zurückgelassen haben.





  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2024

Das kleine Schwarze ...

Coco und die Revolution der Mode
0

Der große Roman von Bestsellerautorin Lena Johannson über die Gründung des Modeimperiums von Coco Chanel und die Liebe ihres Lebens hat nun auch in meinen Haushalt Einzug gehalten. Da ich die „Mutige Frauen-Reihe ...

Der große Roman von Bestsellerautorin Lena Johannson über die Gründung des Modeimperiums von Coco Chanel und die Liebe ihres Lebens hat nun auch in meinen Haushalt Einzug gehalten. Da ich die „Mutige Frauen-Reihe zwischen Kunst und Liebe“ sehr schätze und heiß und innig liebe, ist nun „ganz-groß-guck“ Band 27 in meinen Händen. Das Cover ist vortrefflich gelungen und passt prima zu meinen anderen Büchern dieser Serie. Als Betrachter sieht man Coco Chanel mit extravaganten Kurzhaarschnitt in eleganter Halbarm-Bluse mit V-Kragen, Streifen und pfiffigen Rock mit Streifen und Gürtelband. Im Hintergrund öffnet sich der Blick, vom reizvoll, auf einem Hügel gelegenen Viertel Montmartre, auf Paris mit dem Eifelturm im Zentrum. Der Titelschriftzug ist in Flieder gehalten und symbolisiert für mich Schönheit, Sentimentalität (Trauer) und auch Nostalgie. Der Farbton ist zugleich mystisch und geheimnisvoll.
Beim Aufschlagen entdecke ich im broschierten Booklet ein Zitat von Coco Chanel:

… „Ich mache keine Mode. Ich bin die Mode“…

Der Roman startet im Februar 1895, in Brive-la-Gaillarde und endet in Paris 1915. Als Leser lernt man die junge Gabrielle Chanel, ihre Familie, Wegbegleiter sowie Étienne Balsan und später Boy Capel oder Georges Goursat kennen. Die Romanfiguren sind mit all ihren Eigenarten gut beschrieben und wirken daher authentisch und lebensecht. Beim aufmerksamen lesen erfährt man, dass Gabrielle die Angewohnheit hat, gerne auf Friedhöfe zu gehen und dort den teils „namenlosen Gräbern“ von ihren Zukunftsplänen erzählt. Sie liebt die Atmosphäre und Ruhe dort sehr. Die Familie Chanel ist bitterarm und die Mutter stirbt tragisch und frühzeitig. Ein Teil der Geschwister kommt darauf, vom Vater verfrachtet, obwohl es noch Angehörige wie die Großeltern oder Tante Louise gibt, ins Waisenhaus/Kloster Aubazine. Darunter ist Gabrielle, die später Coco genannt werden wird. Es folgen mehrere Zeitsprünge (Sommer 1900) und auch Ortswechsel (Aubazine, Moulins). Der Schreibstil und die Wortwahl gefallen mir sehr. Der Spannungsaufbau ist durchgängig und man mag das Buch kaum aus der Hand legen. Ich verfolge gebannt Cocos Weg mit allen ihren Bemühungen erfolgreich und berühmt zu werden, denn das will sie auf jeden Fall. Sie versucht ihr Glück als Sängerin (kann aber nicht wirklich singen). Ihren Spitznamen Coco verdankt sie Auftritten in Konzertcafés und ihrer Vorliebe für das Lied: „Qui qu’va vu Coco“. Dann möchte sie Schauspielerin werden, dass klappt aber auch nicht. Zum Glück entdeckt sie nebenbei ihr Talent zum Nähen und flotte und pfiffige Hüte herzustellen. Dennoch ist ihr Weg zur gefeierten Designerin zunächst steinig. Coco Chanel gründete Anfang der 1910er Jahre das Modehaus Chanel und prägte mit ihren Entwürfen die Modegeschichte. Sie war nie verheiratet, hatte aber einige Liebschaften. Ihre große Liebe war Arthur „Boy“ Chapel. Sein weltgewandter Stil und seine Leidenschaft für Polo inspirierten sie zur Kreation sportlich-eleganter Kleidung.


Buchrücken:
»Mode ist vergänglich. Stil niemals.« Coco Chanel
Die junge Gabrielle Chanel hat große Träume. Sie probiert sich aus, wird zu Coco, der Durchbruch bleibt jedoch zunächst aus. Dann lernt sie Boy Capel kennen und mit ihm die Liebe. Mit seiner Hilfe eröffnet sie ein Modehaus und besinnt sich schließlich auf ihr größtes Talent – ihren ganz eigenen Stil. Schon bald begeistern ihre Entwürfe die Frauen von Paris. Doch erweist Boy sich tatsächlich als der Mann, der sie darin unterstützt, die Modewelt zu revolutionieren?



Die Autorin:
Lena Johannson, 1967 in Reinbek bei Hamburg geboren, war Buchhändlerin, bevor sie als Reisejournalistin ihre beiden Leidenschaften Schreiben und Reisen verbinden konnte. Sie lebt als freie Autorin an der Ostsee.


Weitere Bücher:
Hamburg-Saga: »Die Villa an der Elbchaussee«, »Jahre an der Elbchaussee« und »Töchter der Elbchaussee«, die Jungfernstieg-Saga: »Die Frauen vom Jungfernstieg – Gerdas Entscheidung«, »Die Frauen vom Jungfernstieg – Antonias Hoffnung« und »Die Frauen vom Jungfernstieg – Irmas Geheimnis«, die Nord-Ostsee-Saga: »Zwischen den Meeren«, »Nach den Gezeiten«, »Im Jahr der Flut«, »Die Malerin des Nordlichts«, »Dünenmond«, »Rügensommer«, »Himmel über der Hallig«, »Der Sommer auf Usedom«, »Die Inselbahn«, »Liebesquartett auf Usedom«, »Strandzauber«, »Die Bernsteinhexe«, »Sommernächte und Lavendelküsse« und ihre Kriminalromane »Große Fische« und »Mord auf dem Dornbusch«.


Fazit: ***** „Coco und die Revolution der Mode“ von Lena Johannson ist im atb Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch, hat mit Anhang und Quellenverzeichnis 383 Seiten, die mich nach und nach in den Bann gezogen haben und die ich daher begeistert weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2024

Verführerisch gut ...

Haribo - So schmeckt das Glück
0

Manche Worte triggern einen augenblicklich und machen hier, wie bei meinem neuesten Roman, sofort Appetit auf Süßigkeiten. Vorsorglich lege ich mir zum Lesen gleich eine Tüte, dieser Köstlichkeiten, in ...

Manche Worte triggern einen augenblicklich und machen hier, wie bei meinem neuesten Roman, sofort Appetit auf Süßigkeiten. Vorsorglich lege ich mir zum Lesen gleich eine Tüte, dieser Köstlichkeiten, in die Nähe, denn die haben wir meistens im Haus. Aber ehe ich euch weiter auf die Folter spanne…. Es geht um, „HARIBO“!
Haribo hat eine faszinierende Geschichte, die in den 1920er Jahren begann, als der Gründer Hans Riegel in Bonn seine ersten Süßigkeiten herstellte. Die Anfänge des Unternehmens sind geprägt von Leidenschaft und dem Traum, köstliche Süßigkeiten zu kreieren, die den Menschen Freude bereiten. In meinem Buch von Katharina von der Lane darf ich mich mit: "Haribo - so schmeckt das Glück" beschäftigen und mit dem Auftakt der großen, zweiteiligen Saga beginnen. Kicher, vielleicht erfahre ich auch etwas über den Verbleib der Himbeere????? Ich bin so gespannt und finde alleine das Cover schon hinreißend. Als Betrachter sieht man ein junges, fesches Paar am linken Bildrand. Beide sind sich zugewandt und scheinen sich gut zu verstehen. Im Hintergrund sieht man in schwarz-weiß eine Brücke und ein Fährschiff. Darüber „Haribo“ in Pink und der Name der Autorin und den Arbeitstitel in Gold. Die Szene wird mit stilisierten, ebenfalls pinken Blättern und Johannisbeeren - Ranken umrahmt. Als erstes erfahre ich beim Aufschlagen des Romans, dass sich hinter dem Pseudonym Katharina von der Lane, die beiden Autorinnen Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck verbergen. Das hört sich doch schon mal cool an. Ich blättere weiter und finde heraus, dass es ein historischer Roman ist, der auf die Unternehmensgeschichte von Haribo gestützt ist. Die Abläufe und Personen sind jedoch, wie in vielen Büchern verändert, so dass hoffentlich ein genialer Mix aus Fakten & Fiktion zu erwarten ist. Jetzt folgt eine hübsche Widmung: Für unsere Eltern, die uns Wurzeln und Flügel mitgegeben haben. Der Roman startet im Oktober 1920, in Dottendorf, mit einem einführenden Prolog. Die Lektüre gliedert sich in 46 Kapitel und hat mehrere Zeitsprünge von 1908 bis 1939 und auch Ortswechsel, wie z.B. Dottendorf, Friesdorf, Godesberg, Neuss, Osnabrück, Flandern, um nur einige zu nennen. Die wichtigsten Protagonisten sind Bonbonkocher Hans Riegel, seine Familie, Freunde, Arbeitskollegen sowie Gertrud Vianden, deren Familie, Freundinnen und Freunde. Ich lese und nasche nebenher meine köstlichen „Color-Rado“ und tauche nach und nach immer mehr ins Geschehen ein. Der Spannungsbogen ist genial. Die Wortwahl und der Schreibstil der beiden mir vorher unbekannten Autorinnen ebenfalls. Die Romanfiguren wirken authentisch, mit „Ecken und Kanten“ und dadurch für mich lebensecht. Die Charaktere sind gut erdacht und fein beschrieben. Als Leser fühlt man sich hautnah und mittendrin im Geschehen. Ich mag den Roman kaum aus der Hand legen, weil mich das Geschriebene so fasziniert und interessiert. Jedem der einmal selbst Gummibärchen oder Bonbons Zuhause hergestellt hat (so wie ich), geht dieser bestimmte Duft nie mehr ganz aus der Nase und erinnert zugleich an Verlockung und die eigene vergangene Kindheit. Ich freue mich sehr, dass ich die Höhen und Tiefen des Unternehmertums von Hans Riegel, seinem Mut und seinen Visionen sowie seiner fantastischen, patenten und großartigen Gertrud samt Heirat und Kinderkriegen und dem damaligen, aktuellen Zeitgeschehen so lesetechnisch miterleben darf. Der Roman ist spannend bis auf die letzten Seiten und auch das Nachwort lege ich euch ans Herz, denn es gibt noch etwas mehr Klarheit, was Fiktion oder was Fakten bei diesem ersten Auftakt der neuen Haribo-Saga sind. Ich jedenfalls kann es kaum aushalten zu erfahren, wie es meinen, mir liebgewonnen Romanfiguren, weiter ergeht und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung….

PS: Der Verbleib der Himbeere konnte bis jetzt nicht geklärt werden  Bei meiner Tüte ist die auch schon wieder spurlos verschwunden-Grins!


Fazit: ***** Der Roman „Haribo – So schmeckt das Glück“ ist im Goldmann Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch hat 460 Seiten die mir sehr gut gefallen haben und mich sehnsüchtig auf nächsten Teil warten lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2024

Die besten Maler ...

Münter & Kandinsky
0

Von der Macht der Farben und einer fatalen Liebe

Mein neuestes Buch ist kein Roman im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein „historisches Sachbuch“ mit ganz vielen spannend erzählten Fakten. Das Buch zum ...

Von der Macht der Farben und einer fatalen Liebe

Mein neuestes Buch ist kein Roman im herkömmlichen Sinn, sondern eher ein „historisches Sachbuch“ mit ganz vielen spannend erzählten Fakten. Das Buch zum „Großen Kino-Ereignis“ Münter & Kandinsky von der großartigen Alice Brauner und der fantastischen Heike Gronemeier hat nach der Film-Premiere in Berlin in meinem Haushalt Einzug gefunden. Darüber freue ich mich sehr, denn ich habe eine große Vorliebe für Biografien und Kunst, weil die meist so leidenschaftlich und spannend geschrieben sind. Dies ist auch im vorliegenden Buch der Fall. Der Schutzumschlag des Buch-Covers ist ein wahrer Eyecatcher. Als Betrachter sieht man einen Ausschnitt aus dem Gemälde von Gabriele Münter „Blick auf‘ s Moos im Abendlicht“. Dieses ist farbenfroh und kraftvoll in Gelb-, Blau-, Grüntönen oder Rottönen. Auffällig ist die Maltechnik, die so anders ist, als die, die ich heute so kenne oder gar selbst nutze. Leuchtend, flach und unvermischt, werden die Farben nebeneinandergesetzt und flächig aufgetragen. Das Gemälde soll, wenn ich es richtig verstanden habe, die malerische Lage des Ortes, auf einem Hügel über dem Murnauer Moos, im Alpenvorland darstellen. Das Inhaltsverzeichnis gliedert sich in sechs Kapitel. Das Buch startet mit einem Vorwort sowie einem packenden Prolog. Man lernt die Protagonisten Gabriele Münter, ihre Familie, Freunde sowie Wassily Kandinsky und seine Weggefährten wie z.B. Franz Marc, Paul Klee, Alexej Jawlensky oder August Macke kennen. Ich lese gespannt und gebannt Seite um Seite und freue mich immer wieder, wenn ich ein hinzugefügtes Foto aus der damaligen Zeit und Situation im Kontext entdecke. Der Spannungsaufbau ist gelungen, die Wortwahl perfekt und der Schreibstil wort- und bildgewaltig. Das Buch erfasst die große Zeitspanne von 1902 bis 1962.
Die Romanfiguren sind authentisch und lebensecht beschrieben und geschildert. Als Leser (oder auch Kinobesucher) ahnt man irgendwie schon am Anfang, dass die Liebe zwischen Münter und Kandinsky fatal enden wird. Und auch einige Zitate von Wassily Kandinsky lassen nichts Gutes erahnen. S. 75
„Meine Idee vom Glück“: Habe ich Dir nicht schon in Kochel gesagt, dass ich jeden, der zu mir nähersteht, unglücklich mache?
Das ist mein Schicksal.
Puuuuh, ich finde, dass der Maler sich das zu einfach macht und einfach nur mitnimmt was er haben will, ohne groß über die Folgen nachzudenken. Gabriele Münter ist einerseits ein naives, junges Mädchen, was leicht zu beeindrucken und von einem erfahrenen, älteren Mann zu „umgarnen“ ist. Aber sie wird über die Jahre eine starke, eigenständige Persönlichkeit. Als Leser erfährt man einiges, was zur damaligen Zeit „UpToDate“ war. Ich tauche beim Lesen immer weiter in die damalige Zeit und das Geschehen ein. Manchmal möchte ich Gabriele Münter sanft schütteln, um sie in die richtige Spur zu bringen. Aber gegen die Liebe oder starkes Verliebtsein ist bisher noch kein Kraut gewachsen und gegen die fatalen Folgen einer „unglückseeligen“ Liebschaft ebenso wenig. Aus heutiger Sicht würde man sagen, der Typ hat sie von vorne bis hinten verarscht und seinen Nutzen daraus gezogen. Das Gabriele Münter (Expressionismus) trotzdem unerschrocken zu ihm hält und ihn verbissen verteidigt, ist wohl dem „charismatischen“ Wassily Kandinsky zuzuschreiben. Als Leser erfährt man viel über die Kunst, „Den Blauen Reiter“, den Krieg, die Verfolgung und Zerstörung der bis dahin gemalten Kunstwerke. Zwischendurch bekommt man immer wieder eine kleine Gänsehaut und muss mit der „Bitteren Wahrheit“ und dem „Hass & der Ohnmacht“ klarkommen. Das man als Künstler sensibler ist und „tiefer liebt oder auch leidet“ kann ich gut nachvollziehen. Das Münter, nachdem sie erfahren hat, dass Kandinsky nicht nach dem Krieg wiederkommt um mit ihr glücklich zusammen zu leben, sondern in Russland geheiratet hat, dann auch „Depressionen“ bekommt, die sie erst in den „Griff“ bekommen muss, ist aus heutiger Sicht sonnenklar. Bewundernswert ist ihr Wille und Mut zum Neuanfang und dass sie quasi unter Lebensgefahr, die in der Zeit als „entartete Kunst“ klassifizierten Werke für die Nachwelt rettet.

Buchrücken:
»Wie du mich glücklich machen kannst. Und wie du mich quälen kannst.« Wassily Kandinsky in einem Brief an Gabriele Münter
Das Buch zum großen Kinoereignis im Oktober 2024 über die leidenschaftliche und zugleich fatale Beziehung des Künstlerpaares

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebt und malt die gebürtige Berlinerin Gabriele Münter gemeinsam mit ihrer großen Liebe, dem Russen Wassily Kandinsky, im bayerischen Murnau am Staffelsee. Die Provinz wird zum Ausgangspunkt eines künstlerischen Aufbruchs in die Moderne, der Malerei und Kunstverständnis revolutioniert und die Künstlerbewegung Der Blaue Reiter hervorbringt.
Atmosphärisch dicht zeichnen Alice Brauner und Heike Gronemeier die Lebens- und Liebesgeschichte von Münter und Kandinsky nach: Die junge Malschülerin, die sich in den elf Jahre älteren Lehrer verliebt. Ihr gemeinsames Leben auf Reisen und im Blauen Land, das zu der Inspirationsquelle ihrer Malerei wird und sie – gemeinsam mit Werefkin, Jawlensky, Marc und Macke – zu Pionieren ihrer Zeit macht. Ihre künstlerisch produktive, aber privat eher fatale Verbindung, die Münter zeitweise in Depression und Schaffenskrise stürzt, ehe sie sich aus dem Schatten ihres Mentors und Geliebten zu befreien vermag.
Dabei gelingt es den Autorinnen nicht nur, die Leserinnen am Rausch der 1914 jäh endenden Aufbruchstimmung teilhaben zu lassen, sondern auch die Beziehung der beiden Künstler in ein neues Licht zu setzen: Der eine konnte nur das werden, was er war, durch den anderen. Denn so wenig, wie sich Leben und Kunst Gabriele Münters ohne Wassily Kandinsky darstellen lassen, so wenig ist seine Geschichte und auch die der neuen Künstlerbewegungen ohne sie denkbar. Mit zahlreichen SW-Fotografien und einem Farbbildteil.
Die Autorin / Mitwirkende:
Alice Brauner, geboren 1966, ist Journalistin, promovierte Historikerin und Filmproduzentin. 1999 promovierte sie am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Sie war Mitarbeiterin in Steven Spielbergs Stiftung Survivors of the Shoah Visual History Foundation, für die sie auch ihre Mutter interviewte. 2006 stieg sie in die CCC Filmkunst ihres Vaters, des legendären Filmproduzenten Artur Brauner, ein, die sie seit 2019 leitet. Sie produzierte u.a. »Wunderkinder« und »CRESCENDO #makemusicnotwar«. Ihr Buch »Also dann in Berlin... Artur und Maria Brauner. Eine Geschichte vom Überleben, von großem Kino und der Macht der Liebe« über ihre Eltern war ein SPIEGEL-Bestseller. Alice Brauner lebt mit ihrer Familie in Berlin und München.

Heike Gronemeier, geboren 1969, arbeitete nach einem literaturwissenschaftlichen Studium zehn Jahre als Lektorin bei renommierten Verlagshäusern in München und Berlin. 2008 machte sie sich mit der Verlagsagentur text & bild in München selbständig. Seitdem betreut sie als Lektorin Autor
innen wie Hillary Clinton, Yael Adler, Mai Thi Nguyen-Kim und Hamed Abdel Samad. Als Ghostwriterin und Co-Autorin verfasste sie zahlreiche Spiegel-Bestseller, unter anderem die Autobiografien von Natascha Kampusch, Carlos Benede, Monica Lierhaus und zusammen mit Alice Brauner die Lebensgeschichte ihrer Eltern, des legendären Filmproduzenten Artur Brauner und seiner Frau.

Weitere Bücher:
„Also dann Berlin…“: Artur & Maria Brauner – Eine Geschichte vom Überleben, großem Kino und der Macht der Liebe

Fazit: ***** Münter & Kandinsky ist im Penguin Verlag erschienen. Das gebundene Hard-Coverbuch, mit Schutzumschlag, hat mit vielen Abbildungen, Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Personenregister und Bildnachweis 336 Seiten, die obwohl „kein Roman“ einen tollen Einblick in Zeit, Kunst und Lebensverhältnisse gibt. Mir hat es großartig gefallen und daher empfehle ich es begeistert weiter!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2024

Märchen-Adventskalender ...

Der zauberhafte Märchen-Adventskalender. 24 weihnachtliche Geschichten aus aller Welt
0

Wer die Advents- und Weihnachtszeit und selbstverständlich auch gute Geschichten, zum Beispiel am knisternden Kaminfeuer liebt, kommt um dieses Buch nicht herum. „Der zauberhafte Märchen-Adventskalender ...

Wer die Advents- und Weihnachtszeit und selbstverständlich auch gute Geschichten, zum Beispiel am knisternden Kaminfeuer liebt, kommt um dieses Buch nicht herum. „Der zauberhafte Märchen-Adventskalender - 24 weihnachtliche Geschichten aus aller Welt“ ist für mich die perfekte Einstimmung auf die besinnliche und gemütliche Zeit, die kurz bevorsteht. Das Cover ist ein echter Eyecatcher. Passend zur Jahreszeit und damit auf dunklem Hintergrund, tummeln sich unzählige farbenfrohe, weihnachtliche Pictogramme. Der schneeweiße Titelschriftzug befindet sich in einem knallroten Banner. Angekündigt werden 24 weihnachtliche Geschichten aus aller Welt, die Michael Büsgen (Lektor des Anaconda Verlags) ausgewählt hat. Das Inhaltsverzeichnis ist nicht nur klar strukturiert und wirkt übersichtlich, sondern wird jeweils mit liebevollen Zeichnungen zu jeder Geschichte eingeleitet. Mein Herz macht beim Lesen ein paar Freudensprünge, als ich darin sogar „Die Schneekönigin“- Ein Märchen in sieben Geschichten, entdecke.
Das gebundene Buch ist bestimmt nicht nur für mich eine märchenhaft-weihnachtliche Entdeckungsreise durch die Weltliteratur, es beinhaltet auch die bekannten Klassiker - die für mich zum Fest dazugehören - und die ich schon seit meiner Grundschulzeit kenne und liebe! Und daher finde ich es auch genial, um es der jüngeren Generation zu empfehlen. Dieser Adventskalender hält 24 zauberhafte Märchen für Jung und Alt, etwa von den Brüdern Grimm, H. C. Andersen oder Selma Lagerlöf, bereit, die mir richtig, richtig gut gefallen haben. Mit einem heißen Tee, Plätzchen, der Kuscheldecke und einem oder mehreren Zuhörern kann man sogar gemeinsam – in eine zauberhafte Welt, eintauchen und so ein neues Ritual entwickeln. Besonders gut gefällt mir bei diesem zauberhaften Märchen-Adventskalender, dass er nach den Feiertagen weiter genutzt werden kann und nicht wie viele leer genaschte Kalender einfach in der Papiertonne landet. Das Buch ist dadurch zusätzlich sehr nachhaltig und umweltverträglich.

Fazit: ***** Der zauberhafte Märchen-Adventskalender. 24 weihnachtliche Geschichten aus aller Welt ist im Anaconda Verlag erschienen. Das gebundene Buch hat mit Quellenverzeichnis 304 Seiten, die mit Märchen hinter jedem „Türchen“ punkten und für magische Weihnachtsstimmung bei Jung & Alt sorgen dürften.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere