Selbst die Zeit, heilt manchmal, nicht alle Wunden …
Unsere Liebe war unerhörtIch habe gerade den historischen Roman: „Unsere Liebe war unerhört“ von Eva Müller gelesen. Diese Geschichte ist nach wahren Begebenheiten, von der, mir vorher unbekannten Autorin, verfasst worden und ...
Ich habe gerade den historischen Roman: „Unsere Liebe war unerhört“ von Eva Müller gelesen. Diese Geschichte ist nach wahren Begebenheiten, von der, mir vorher unbekannten Autorin, verfasst worden und hat mich etwas geschockt und auch sentimental zurückgelassen. Mit diesem Roman bin ich leider nicht richtig, warum auch immer, „warm geworden“. Hier war das der Fall. Das Thema ist brisant und hochaktuell. Das Cover zeigt einen Gemäldeausschnitt mit einer Frau, in der rechten Bildhälfte. Diese ist allerdings angeschnitten, so dass das Gesicht erst ab der Nase zu sehen ist. In der Hand hält sie vermutlich einen Brief. Die linke Seite dominiert ein kleines Tischchen, mit Briefumschlägen, dahinter ein üppiger Blumenstrauß. Im Hintergrund ist eine Kommode zu sehen auf der eine Dekoartikel angedeutet sind. Das Farbschema ist gedeckt, was auch gut zur Thematik passt.
Gespannt schlage ich den Roman auf und fange an zu lesen. Als erstes folgt ein Zitat von Thorsten Niven Wilder:
„Das ist ein Land der Lebenden
Und das ist ein Land der Toten.
Und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe,
dass einzig Bleibende, der einzige Sinn.“
Ich überlege mir vorsorglich ein paar Taschentücher parat zu legen, da das Buch traurig zu werden scheint. Das Buch startet mit einem einführenden Prolog in Passau im Jahre 1990. Als Leser lernt man Jonathan kennen. Nun folgt ein Zeitsprung ins Jahr 1945 nach Niederbayern. Und Romanfigur Marga kommt ins Spiel. Es folgen Kapitel und Zeitsprünge mal aus der Sicht von Jonathan oder auch Marga. Bis sich der ältere Jude und Wanderkaufmann Henryk als Protagonist dazu gesellt. Der Spannungsaufbau gelingt mal mehr, mal weniger. Die Thematik ist auch heute noch „schwierig“ und „Antisemitismus“ auch heute noch im Jahr 2024 vertreten, dabei hat es meist mit realen jüdischen Menschen nichts zu tun. Meist entsteht er unabhängig von ihrem tatsächlichen Verhalten, wie auch bei dieser „realen Geschichte“. Der Roman enthält viele Trigger und macht sehr traurig.
Der Plot ist bewegend und beruht auf wahren Tatsachen. Die Autorin schildert in detaillierter Recherche und mit viel Feingefühl einen vielschichtigen Roman der aber nichts für zartbesaitete oder sensible Personen geeignet ist, da einige Ausführungen doch sehr „brutal“ sind. Ich empfehle das Buch daher bei Tageslicht und nicht vor dem Schlafen gehen, wie ich es getan habe zu lesen.
Eva Müller hat die vielen Informationen zur „Familiengeschichte“ detailliert und wortgewaltig aufgegriffen. Das historische Zeitgeschehen, die Sitten und Bräuche werden durch die erdachten Romanfiguren gut aufgegriffen. Allerdings stört mich ein wenig die schriftstellerische Verknüpfung von „Heute“ und „Früher“. Das ist der Schriftstellerin, für meinen Geschmack, irgendwie nicht so gut gelungen und wirkt auf mich nicht so perfekt umgesetzt. Besser kann ich es leider nicht beschreiben, denn es ist ja auch oft Bauchgefühl und der persönliche Geschmack.
Buchrücken:
Eine Liebe, die sich über Grenzen hinwegsetzt. Eine Vergangenheit, die nicht ruhen kann. Eine Familie, die über Generationen hinweg zusammenhält.
Sommer 1946: In einem bayerischen Dorf verliebt sich die junge Marga in den älteren Henryk. Sie stammt aus einer alteingesessenen katholischen Familie – er ist Jude und schlägt sich nach dem Krieg als Wanderkaufmann durch. Was er durchgemacht hat, erschließt sich ihr erst nach und nach, aber Marga kämpft für ihre gemeinsame Liebe. Henryk hat mit seinem Leben eigentlich abgeschlossen, als er Marga kennenlernt. Diese zweite Chance auf Glück, die sie ihm schenkt, grenzt für ihn an ein Wunder. Doch die Leute im Dorf finden Margas Interesse an Henryk unerhört. Solch eine Liebe dürfe doch nicht sein …
Gegenwart: Jonathan, der erwachsene Sohn von Marga und Henryk, fühlt sich in seiner Heimat tief verwurzelt. Doch auch nach so vielen Jahren bekommt er noch immer die Abneigung zu spüren, die bereits sein Vater ertragen musste. Jonathan trägt die Bürde seiner Familiengeschichte in die nächste Generation und sucht seinen eigenen Weg, um mit ihr umzugehen.
Die Autorin:
Eva Müller hat mehrere historische sowie zeitgenössische Romane geschrieben. Sie wuchs in Passau auf und studierte in Regensburg.
Fazit: **** Der Roman „Unsere Liebe war unerhört“ von Eva Müller ist im Penguin Verlag erschienen. Die Paperback-Ausgabe hat mit Nachwort und Danksagung 399 Seiten, die mich aufgewühlt und nachdenklich zurückgelassen haben.