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Veröffentlicht am 03.12.2019

Exzellent recherchierter Spionagethriller über Quantencomputer und die chinesische Kultur

Quantum Spy
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CIA-Officer Harris Chang will in China einen Informanten anwerben, der ihn bei der Suche nach einem Maulwurf unterstützen soll. Denn ein Mitglied der CIA verrät Geheimnisse über Quanteninformatik an den ...

CIA-Officer Harris Chang will in China einen Informanten anwerben, der ihn bei der Suche nach einem Maulwurf unterstützen soll. Denn ein Mitglied der CIA verrät Geheimnisse über Quanteninformatik an den Feind.
Chang ist in den USA geboren und in West Point ausgebildet worden. Könnte er der Doppelagent sein, oder ist das nur ein Vorurteil, das man ihm entgegenbringt, weil er chinesische Vorfahren hat?

Der Quantencomputer ist die nächste wichtige Technologie, die dem, der sie besitzt Macht und Vorsprung verspricht. Die USA und China kämpfen um die Vorherrschaft auf diesem zukunftsträchtigen Gebiet.

David Ignatius, Journalist bei der Washington Post, hat einen exzellent recherchierten Spionagethriller geschrieben. Man spürt, dass er sich auskennt. Die Beschreibungen der chinesischen Kultur, die eingestreuten chinesischen Sätze, die Erläuterungen der Funktionsweise eines Quantencomputers haben für mich ein sehr realistisches Bild erschaffen.
Die Geschichte spielt an verschiedenen Schauplätzen auf der ganzen Welt - in Hongkong, Mexiko, Langley, Amsterdam, Kyoto, Washington, Singapur.

Leider hat es eine Weile gedauert, bis ich eine emotionale Verbindung zu den Protagonisten aufbauen konnte. Auch fehlte mir am Anfang die Intensität von persönlichen Konflikten, die für Spannung gesorgt hätten.
Dafür war das Ende sehr elegant, denn die Themen "Einwanderung" und "Quanten" scheint Ignatius nicht ohne Grund miteinander verbunden zu haben.
Gut gefallen hat mir außerdem, dass es zwei weibliche Spioninnen gab. Ich empfinde es leider immer noch als Besonderheit, von Frauen zu lesen, die ganz selbstverständlich in wichtigen Positionen arbeiten.

Ein solide geschriebener Thriller, der mir die Welt der Quantencomputer und die chinesische Kultur näher gebracht hat. Auch die Schilderung des Schicksals chinesischer Einwanderer beim Bau der Atlantic und Pacific Railroad war für mich ein neues, interessantes Thema.

Veröffentlicht am 03.12.2019

Exzellent recherchierter Spionagethriller über Quantencomputer und die chinesische Kultur

Quantum Spy
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CIA-Officer Harris Chang will in China einen Informanten anwerben, der ihn bei der Suche nach einem Maulwurf unterstützen soll. Denn ein Mitglied der CIA verrät Geheimnisse über Quanteninformatik an den ...

CIA-Officer Harris Chang will in China einen Informanten anwerben, der ihn bei der Suche nach einem Maulwurf unterstützen soll. Denn ein Mitglied der CIA verrät Geheimnisse über Quanteninformatik an den Feind.
Chang ist in den USA geboren und in West Point ausgebildet worden. Könnte er der Doppelagent sein, oder ist das nur ein Vorurteil, das man ihm entgegenbringt, weil er chinesische Vorfahren hat?

Der Quantencomputer ist die nächste wichtige Technologie, die dem, der sie besitzt Macht und Vorsprung verspricht. Die USA und China kämpfen um die Vorherrschaft auf diesem zukunftsträchtigen Gebiet.

David Ignatius, Journalist bei der Washington Post, hat einen exzellent recherchierten Spionagethriller geschrieben. Man spürt, dass er sich auskennt. Die Beschreibungen der chinesischen Kultur, die eingestreuten chinesischen Sätze, die Erläuterungen der Funktionsweise eines Quantencomputers haben für mich ein sehr realistisches Bild erschaffen.
Die Geschichte spielt an verschiedenen Schauplätzen auf der ganzen Welt - in Hongkong, Mexiko, Langley, Amsterdam, Kyoto, Washington, Singapur.

Leider hat es eine Weile gedauert, bis ich eine emotionale Verbindung zu den Protagonisten aufbauen konnte. Auch fehlte mir am Anfang die Intensität von persönlichen Konflikten, die für Spannung gesorgt hätten.
Dafür war das Ende sehr elegant, denn die Themen "Einwanderung" und "Quanten" scheint Ignatius nicht ohne Grund miteinander verbunden zu haben.
Gut gefallen hat mir außerdem, dass es zwei weibliche Spioninnen gab. Ich empfinde es leider immer noch als Besonderheit, von Frauen zu lesen, die ganz selbstverständlich in wichtigen Positionen arbeiten.

Ein solide geschriebener Thriller, der mir die Welt der Quantencomputer und die chinesische Kultur näher gebracht hat. Auch die Schilderung des Schicksals chinesischer Einwanderer beim Bau der Atlantic und Pacific Railroad war für mich ein neues, interessantes Thema.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Detailliert und interessant geschriebene Familien- und Zeitgeschichte

Die Mozarts
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Bisher wusste ich wenig über Mozart. Und scheinbar hatte ich mir unbewusst ein nicht ganz zutreffendes Bild gebastelt. Vielleicht geprägt von dem bekannten Porträt auf den Mozartkugeln - ein prominenter ...

Bisher wusste ich wenig über Mozart. Und scheinbar hatte ich mir unbewusst ein nicht ganz zutreffendes Bild gebastelt. Vielleicht geprägt von dem bekannten Porträt auf den Mozartkugeln - ein prominenter Mann in roter Jacke und mit gepuderter Perücke; der Komponist der Oper “Die Zauberflöte”.

Nach der Lektüre der Familienbiografie von Michael Lemster habe ich dieses Bild nicht nur korrigieren und erweitern können, sondern auch viel über die Lebensumstände im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit erfahren. Hätte ich Lemster als Geschichtslehrer gehabt, wäre der Unterricht sicher sehr viel spannender gewesen.

Mozart wurde nur 35 Jahre alt und hat in seinem kurzen Leben über 600 Werke komponiert. Er trat bereits im Alter von sechs Jahren am Hof auf und sprang der Kaiserin Maria Theresia im Schloss Schönbrunn auf den Schoß und herzte sie.

Die Familie Mozart führte vor 250 Jahren ein Leben wie manche der heutigen Künstler. Der Tourbus des 18. Jahrhunderts war die Postkutsche. Statt Instagram ließ man Kupferstiche anfertigen, erstellte davon Drucke und ließ sie zu Werbezwecken verteilen. Und das Alter des “Wunderkindes” Wolfgang wurde von Vater Leopold aus strategischen Gründen etwas niedriger angegeben.

Aber fangen wir ganz vorn an. Lemster erzählt vom ersten Träger des Namens “Motzhart” im 15. Jahrhundert, der vom Land in die reiche Stadt Augsburg zog. Der Autor beschreibt den Aufstieg der Nachfahren von Bauern über Handwerker zum Bildungsbürgertum. Besonders viel Raum gibt er Leopold Mozart und seiner Frau Anna Marie Pertl, dem Sohn Wolfgang und der Tochter “Nannerl” sowie Wolfgangs Ehefrau Constanze Weber und ihren Kindern.

Lemster schildert ausführlich die prekäre Finanzsituation und den täglichen Kampf des Vaters Leopold neue Einkommensquellen aufzutun. Obwohl sie sogar vor der Kaiserin Marie Antoinette in Versailles zur Christmette spielten, galten die Mozarts als fahrendes Volk. Die ausgedehnten Reisen waren kostspielig, unbequem, zeitintensiv und zuweilen gefährlich, der Lohn dagegen nicht immer angemessen.

Was ich fast spannender fand als die Berichte über die Konzerte und Reisen, die Liste der Einnahmen, der Kosten und der Schulden waren die Schilderung der damaligen Lebensumstände: Die schweren, oft tödlichen, Krankheiten wie Pocken, Typhus und Scharlach; die hohe Säuglingssterblichkeit; die Zensur durch die Kirche; die Entwicklung der Städte Augsburg und Salzburg; der Wandel der Zeitalter über die Reformation zur Aufklärung; dem statusbesessenen Rokoko und der dereinst vorherrschenden Moral.

Da der Klappentext eine Biografie der Familie versprach, hoffte ich, auch mehr über das Leben von Frauen in der damaligen Zeit zu erfahren. Leider wurde aufgrund fehlender Quellen wenig über Anna Maria und die Tochter Nannerl berichtet. Erst von Constanze wird ausführlicher erzählt.

Nannerl hatte die gleiche Erziehung genossen wie Wolfgang. Mit elf Jahren stellte man sie zusammen mit dem sechsjährigen Wolfgang als Wunderkind am Hof vor. Doch das Mädchen wurde älter...

»Nannerl wird in einem Monat zwölf. Sie hat das Alter erreicht, in dem ›honette‹ Eltern ihren Töchtern Zurückhaltung und Scham auferlegten. Ihre Rolle ist neben der der Virtuosin die der wachen, aber stummen Beobachterin. Sie notiert das, was ihr besonders auffällt (...).«

Lemster ergänzt seine Erzählungen mit Zitaten aus Briefen sowie Stichen und Gemälden.

Ein spannendes Buch überquellend von Informationen über das Leben und die Geschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert und eine faszinierende Familie.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Detailliert und interessant geschriebene Familien- und Zeitgeschichte

Die Mozarts
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Bisher wusste ich wenig über Mozart. Und scheinbar hatte ich mir unbewusst ein nicht ganz zutreffendes Bild gebastelt. Vielleicht geprägt von dem bekannten Porträt auf den Mozartkugeln - ein prominenter ...

Bisher wusste ich wenig über Mozart. Und scheinbar hatte ich mir unbewusst ein nicht ganz zutreffendes Bild gebastelt. Vielleicht geprägt von dem bekannten Porträt auf den Mozartkugeln - ein prominenter Mann in roter Jacke und mit gepuderter Perücke; der Komponist der Oper “Die Zauberflöte”.

Nach der Lektüre der Familienbiografie von Michael Lemster habe ich dieses Bild nicht nur korrigieren und erweitern können, sondern auch viel über die Lebensumstände im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit erfahren. Hätte ich Lemster als Geschichtslehrer gehabt, wäre der Unterricht sicher sehr viel spannender gewesen.

Mozart wurde nur 35 Jahre alt und hat in seinem kurzen Leben über 600 Werke komponiert. Er trat bereits im Alter von sechs Jahren am Hof auf und sprang der Kaiserin Maria Theresia im Schloss Schönbrunn auf den Schoß und herzte sie.

Die Familie Mozart führte vor 250 Jahren ein Leben wie manche der heutigen Künstler. Der Tourbus des 18. Jahrhunderts war die Postkutsche. Statt Instagram ließ man Kupferstiche anfertigen, erstellte davon Drucke und ließ sie zu Werbezwecken verteilen. Und das Alter des “Wunderkindes” Wolfgang wurde von Vater Leopold aus strategischen Gründen etwas niedriger angegeben.

Aber fangen wir ganz vorn an. Lemster erzählt vom ersten Träger des Namens “Motzhart” im 15. Jahrhundert, der vom Land in die reiche Stadt Augsburg zog. Der Autor beschreibt den Aufstieg der Nachfahren von Bauern über Handwerker zum Bildungsbürgertum. Besonders viel Raum gibt er Leopold Mozart und seiner Frau Anna Marie Pertl, dem Sohn Wolfgang und der Tochter “Nannerl” sowie Wolfgangs Ehefrau Constanze Weber und ihren Kindern.

Lemster schildert ausführlich die prekäre Finanzsituation und den täglichen Kampf des Vaters Leopold neue Einkommensquellen aufzutun. Obwohl sie sogar vor der Kaiserin Marie Antoinette in Versailles zur Christmette spielten, galten die Mozarts als fahrendes Volk. Die ausgedehnten Reisen waren kostspielig, unbequem, zeitintensiv und zuweilen gefährlich, der Lohn dagegen nicht immer angemessen.

Was ich fast spannender fand als die Berichte über die Konzerte und Reisen, die Liste der Einnahmen, der Kosten und der Schulden waren die Schilderung der damaligen Lebensumstände: Die schweren, oft tödlichen, Krankheiten wie Pocken, Typhus und Scharlach; die hohe Säuglingssterblichkeit; die Zensur durch die Kirche; die Entwicklung der Städte Augsburg und Salzburg; der Wandel der Zeitalter über die Reformation zur Aufklärung; dem statusbesessenen Rokoko und der dereinst vorherrschenden Moral.

Da der Klappentext eine Biografie der Familie versprach, hoffte ich, auch mehr über das Leben von Frauen in der damaligen Zeit zu erfahren. Leider wurde aufgrund fehlender Quellen wenig über Anna Maria und die Tochter Nannerl berichtet. Erst von Constanze wird ausführlicher erzählt.

Nannerl hatte die gleiche Erziehung genossen wie Wolfgang. Mit elf Jahren stellte man sie zusammen mit dem sechsjährigen Wolfgang als Wunderkind am Hof vor. Doch das Mädchen wurde älter...

»Nannerl wird in einem Monat zwölf. Sie hat das Alter erreicht, in dem ›honette‹ Eltern ihren Töchtern Zurückhaltung und Scham auferlegten. Ihre Rolle ist neben der der Virtuosin die der wachen, aber stummen Beobachterin. Sie notiert das, was ihr besonders auffällt (...).«

Lemster ergänzt seine Erzählungen mit Zitaten aus Briefen sowie Stichen und Gemälden.

Ein spannendes Buch überquellend von Informationen über das Leben und die Geschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert und eine faszinierende Familie.

Veröffentlicht am 26.11.2019

Was ist böse, was ist gut? Ein unerwartet vielschichtiger Roman.

Wolf
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Südschwarzwald, 1820 - ein unbekannter, verwilderter Junge taucht im Kloster auf. Als es zu einem Zwischenfall kommt, wird er vom Abt in die Obhut des Steinhauser Bauernhofes gegeben.
Das attraktive Äußere ...

Südschwarzwald, 1820 - ein unbekannter, verwilderter Junge taucht im Kloster auf. Als es zu einem Zwischenfall kommt, wird er vom Abt in die Obhut des Steinhauser Bauernhofes gegeben.
Das attraktive Äußere des heranwachsenden Jungen zieht nicht nur die Familie und die Dorfbewohner schnell in ihren Bann. Doch spiegelt sein Äußeres auch seinen Charakter wieder?

Mehr mag ich gar nicht von der Handlung verraten, denn die Autorin Marie Brunntaler brachte mich dazu, immer wieder neue Vermutungen über die Auflösung anzustellen und sie wieder zu verwerfen. Auch war ich mir nie sicher, wer denn nun der Böse und wer der Gute war.

Gedanklich derart von einer Geschichte gefesselt, war ich zuletzt bei “Terror” von Ferdinand von Schirach. (Ein Pilot schießt ein entführtes Passagierflugzeug ab, um eine noch größere Anzahl von Menschen zu retten.)

Mit jeder neuen Information wandelte sich meine Meinung. Auch von meiner Beschreibung, solltet ihr nicht vorschnell auf die Auflösung schließen!

Besonders gefallen hat mit die Figur des Jungen, der selbst gar nicht viel tat, sondern allein durch seine Anwesenheit in anderen viel auslöste.

Wo kam der Junge her und warum hatte er so gute Kenntnisse der Naturheilkunde?
Und wer war der Lehrer, der plötzlich im Dorf auftauchte?

Ein Roman über Äußerlichkeiten, Sprache, Vorurteile und noch ein paar andere zutiefst menschliche Beweggründe, die ich der Spannung wegen noch nicht verraten möchte.

Wer “Der Name der Rose” mochte, dem könnte auch dieses Buch gefallen.
Ein spannender Roman über moralische Fragen, der zum Nachdenken anregt.
Leseempfehlung!