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Veröffentlicht am 27.02.2020

Wir erzählen uns Geschichten, um uns zu trösten. Doch genau diese Geschichten halten uns auch gefangen.

Ein wenig Glaube
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Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie ...

Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie er Vater von Shiloh wurde und welches tragische Ereignis seinen Glauben zerstört hat.

»Entweder es gibt keinen Gott, oder Gott ist grausam. Und an einen so grausamen Gott zu glauben, das brachte er nicht über sich.«

Shiloh und ihr Sohn Isaac leben bei Lyle und Peg, wollen aber bald zu dem charismatischen Pastor Steven in die Stadt ziehen. Hilflos muss Lyle mit ansehen, wie seine Tochter ihm - auf Drängen des Pastors - seinen Enkel immer weiter entzieht.

»Das gehört zum Elternsein; dass man sein Kind mehr liebt, als es einen jemals zurücklieben wird.«

Sehr gut gefallen haben mir die Fragen, die zum Glauben gestellt werden.
Hoot, der langjährige Freund Lyles, ist schwer krank und denkt über sein Leben nach. Und Isaac, Lyles Enkel, stellt ebenfalls Fragen zu Gott.

»Opa, wo ist der Himmel?«

Fazit
Das Buch erinnerte mich von der Erzählweise und den sympathischen, skurrilen Figuren an die Romane von Annie Proulx. Es war sehr schön von der Verbundenheit der Menschen zum Land und ihrer Gemeinschaft zu lesen.
Leider konnte mich die Geschichte jedoch nicht gänzlich fesseln, auch wenn es noch zu einer sehr dramatischen Situation kam. Die Entwicklung des Kernplots war recht absehbar.

Ein sehr ruhig erzähltes Buch über das Leben auf dem Land. Es geht um Freundschaft und Familienbande, Schicksalsschläge, Zweifel und Glauben.

Wer sich für das Thema Beten zur Heilung interessiert, dem empfehle ich “When the Body Says No” von Gabor Mate. Der Mediziner schreibt darin über den Einfluss von Emotionen auf Krankheiten.
Außerdem empfehle ich “Die Seele will frei sein” von Michael A.Singer, wenn man Interesse daran hat, die Geschichten von Göttern hinter sich zu lassen.
Und wer “Schiffsmeldungen” von Annie Proulx noch nicht kennt, sollte den Roman unbedingt lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2020

Wir erzählen uns Geschichten, um uns zu trösten. Doch genau diese Geschichten halten uns auch gefangen.

Ein wenig Glaube
0

Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie ...

Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie er Vater von Shiloh wurde und welches tragische Ereignis seinen Glauben zerstört hat.

»Entweder es gibt keinen Gott, oder Gott ist grausam. Und an einen so grausamen Gott zu glauben, das brachte er nicht über sich.«

Shiloh und ihr Sohn Isaac leben bei Lyle und Peg, wollen aber bald zu dem charismatischen Pastor Steven in die Stadt ziehen. Hilflos muss Lyle mit ansehen, wie seine Tochter ihm - auf Drängen des Pastors - seinen Enkel immer weiter entzieht.

»Das gehört zum Elternsein; dass man sein Kind mehr liebt, als es einen jemals zurücklieben wird.«

Sehr gut gefallen haben mir die Fragen, die zum Glauben gestellt werden.
Hoot, der langjährige Freund Lyles, ist schwer krank und denkt über sein Leben nach. Und Isaac, Lyles Enkel, stellt ebenfalls Fragen zu Gott.

»Opa, wo ist der Himmel?«

Fazit
Das Buch erinnerte mich von der Erzählweise und den sympathischen, skurrilen Figuren an die Romane von Annie Proulx. Es war sehr schön von der Verbundenheit der Menschen zum Land und ihrer Gemeinschaft zu lesen.
Leider konnte mich die Geschichte jedoch nicht gänzlich fesseln, auch wenn es noch zu einer sehr dramatischen Situation kam. Die Entwicklung des Kernplots war recht absehbar.

Ein sehr ruhig erzähltes Buch über das Leben auf dem Land. Es geht um Freundschaft und Familienbande, Schicksalsschläge, Zweifel und Glauben.

Wer sich für das Thema Beten zur Heilung interessiert, dem empfehle ich “When the Body Says No” von Gabor Mate. Der Mediziner schreibt darin über den Einfluss von Emotionen auf Krankheiten.
Außerdem empfehle ich “Die Seele will frei sein” von Michael A.Singer, wenn man Interesse daran hat, die Geschichten von Göttern hinter sich zu lassen.
Und wer “Schiffsmeldungen” von Annie Proulx noch nicht kennt, sollte den Roman unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein ausführlicher Überblick über den Aufstieg und Fall verschiedener Diktatoren

Diktator werden
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Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: ...

Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht” habe ich erwartet, zu erfahren, welche psychologischen Mechanismen hinter den Strategien wirken.

Der Autor beschreibt den Werdegang von Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceausescu, Mengistu (Äthiopien) und Duvalier (Haiti).

»Als Führer braucht man eine Doktrin. Ohne Doktrin kann man Menschen nicht leiten.« - Duvalier

Die Kapitel über Hitler und Stalin fand ich wenig ergiebig, da mir vieles schon bekannt war.
Besonders interessant fand ich jedoch das Kapitel über Mao, in dem beschrieben wird, dass es damals bereits ein soziales Bewertungssystem gab, nach dem Vergünstigungen zugeteilt wurden.
Der Personenkult und die Propaganda mancher ging soweit, dass es durch die Produktion des Kleinen Roten Buches, von Standbildern und Ansteckern zu Engpässen bei Plastik und Aluminium kam und Plastikschuhe und Kochtöpfe rar wurden.

Das Buch ist sehr sachlich geschrieben und mit vielen Zahlen gespickt. Die Lektüre war daher etwas mühsam.

Dikötter verweist im Klappentext auf die Gegenwart und Politiker unserer Zeit. Daher hätte ich eine Zusammenfassung der Mechanismen und Maßnahmen wünschenswert gefunden. Auch weil für mich noch viele Fragen offen geblieben sind:

War die Bevölkerung vom Personenkult so beeindruckbar, da sie an einen Kaiser, an einen König gewöhnt waren? War ihnen die Demokratie noch zu ungewohnt?
Was hat sie für die Propaganda empfänglich gemacht?
Wie kam es, dass Polizisten Menschen für lächerlich geringe Vergehen verhafteten und das nicht in Frage stellten?
Wie konnten die Diktatoren einen gottgleichen Status erhalten? Lag das an einer abergläubischen, wenig gebildete Bevölkerung?
Wieso war es nicht verdächtig, die Führer nicht infrage stellen zu dürfen?

Aus dem Buch nehme ich mit, dass Angst ein wichtiger Mechanismus war sowie die Kontrolle über die Presse und die Polizei entscheidend waren.

Fazit
Eine detaillierte Zusammenfassung über die Herrschaft verschiedener Diktatoren.
Der Anhang mit Fußnoten und Register macht etwa ein Drittel des Buches aus.

Ich hätte mir darüber hinaus eine detailliertere Gliederung sowie eine Analyse und Auflistung der Strategien, der Stimmung und Vorbildung der Bevölkerung gewünscht.

Wer mehr über das Leben unter Stalin erfahren möchten, dem empfehle ich den biografischen Roman “Metropol” von Eugen Ruge. Der Autor schreibt über Mitläufer, Enttäuschte und Profiteure.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein ausführlicher Überblick über den Aufstieg und Fall verschiedener Diktatoren

Diktator werden
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Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: ...

Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht” habe ich erwartet, zu erfahren, welche psychologischen Mechanismen hinter den Strategien wirken.

Der Autor beschreibt den Werdegang von Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceausescu, Mengistu (Äthiopien) und Duvalier (Haiti).

»Als Führer braucht man eine Doktrin. Ohne Doktrin kann man Menschen nicht leiten.« - Duvalier

Die Kapitel über Hitler und Stalin fand ich wenig ergiebig, da mir vieles schon bekannt war.
Besonders interessant fand ich jedoch das Kapitel über Mao, in dem beschrieben wird, dass es damals bereits ein soziales Bewertungssystem gab, nach dem Vergünstigungen zugeteilt wurden.
Der Personenkult und die Propaganda mancher ging soweit, dass es durch die Produktion des Kleinen Roten Buches, von Standbildern und Ansteckern zu Engpässen bei Plastik und Aluminium kam und Plastikschuhe und Kochtöpfe rar wurden.

Das Buch ist sehr sachlich geschrieben und mit vielen Zahlen gespickt. Die Lektüre war daher etwas mühsam.

Dikötter verweist im Klappentext auf die Gegenwart und Politiker unserer Zeit. Daher hätte ich eine Zusammenfassung der Mechanismen und Maßnahmen wünschenswert gefunden. Auch weil für mich noch viele Fragen offen geblieben sind:

War die Bevölkerung vom Personenkult so beeindruckbar, da sie an einen Kaiser, an einen König gewöhnt waren? War ihnen die Demokratie noch zu ungewohnt?
Was hat sie für die Propaganda empfänglich gemacht?
Wie kam es, dass Polizisten Menschen für lächerlich geringe Vergehen verhafteten und das nicht in Frage stellten?
Wie konnten die Diktatoren einen gottgleichen Status erhalten? Lag das an einer abergläubischen, wenig gebildete Bevölkerung?
Wieso war es nicht verdächtig, die Führer nicht infrage stellen zu dürfen?

Aus dem Buch nehme ich mit, dass Angst ein wichtiger Mechanismus war sowie die Kontrolle über die Presse und die Polizei entscheidend waren.

Fazit
Eine detaillierte Zusammenfassung über die Herrschaft verschiedener Diktatoren.
Der Anhang mit Fußnoten und Register macht etwa ein Drittel des Buches aus.

Ich hätte mir darüber hinaus eine detailliertere Gliederung sowie eine Analyse und Auflistung der Strategien, der Stimmung und Vorbildung der Bevölkerung gewünscht.

Wer mehr über das Leben unter Stalin erfahren möchten, dem empfehle ich den biografischen Roman “Metropol” von Eugen Ruge. Der Autor schreibt über Mitläufer, Enttäuschte und Profiteure.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2020

Sehr spannend! Was macht einen Menschen zum Spion?

Der Empfänger
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Josef Klein ist von Deutschland nach Amerika ausgewandert und versucht in New York Fuß zu fassen. Er arbeitet in einer Druckerei, die neben Geburtstagskarten und Flugblättern für einen Schwarzenführer ...

Josef Klein ist von Deutschland nach Amerika ausgewandert und versucht in New York Fuß zu fassen. Er arbeitet in einer Druckerei, die neben Geburtstagskarten und Flugblättern für einen Schwarzenführer auch Flyer amerikanischer Naziparteien druckt.
Der Roman spielt In einer Zeit, als noch Radio und Zeitung vorherrschten. Der Fernseher sollte erst wenige Monate später als Neuheit auf der World Fair in New York vorgestellt werden.
Und noch wird Hitler von manchen als der neue Friedensbringer angesehen.

»Irgendwann kam die Einsicht, dass einfaches Sein das Schwierigste war. Alle wollten irgendetwas aus einem machen. Und sei es, einen Deutschen, der nichts dafür konnte, ein Deutscher zu sein.«

Josef beginnt, sich um einen ausgesetzten Hund zu kümmern, baut einen Funkempfänger, mit dem er die ganze Welt zu sich nach Hause holen kann, und bringt sich selbst das Morsen bei. Doch er freundet sich mit den falschen Leuten an.

»Es war nach 1941 schon ein Verbrechen, Deutscher zu sein, nachdem Deutschland Amerika den Krieg erklärt hatte.«

1949 ist Josef wieder zurück im zerstörten Deutschland und lebt bei seinem Bruder und dessen Familie. Wir erfahren, dass Josef mehrere Jahre auf Ellis Island interniert war und auch im Gefängnis gesessen hat.

Die Geschichte entfaltet einen großen Sog. Ich wollte unbedingt erfahren, wie Josef zum politischen Gefangen wurde. Auch die Schilderungen der Stimmung in den Straßen von New York, in den armen und reichen Vierteln war sehr spannend. Die Autorin erzählt vom »Sauerkrautboulevard« und dem Leben von ausgewanderten Deutschen. Politisch gesehen brodelte es, und Gruppen wie die Christian Front oder die American Patriots wünschten einen Umsturz. Bügerwehren patrouillierten mancherorts in den Straßen.

»Joe, der American Dream ist nicht für alle. Schau dir doch die Leute in den Fabriken an. Manchmal muss man sich über Gesetze hinwegsetzen. Schließlich setzen sich die Gesetze auch über uns hinweg.«

Die Autorin hat die Erlebnisse ihres Großonkels als fiktionale Geschichte verarbeitet und eine Zeit und eine Seite Amerikas beleuchtet, über die mir bisher wenig bekannt war.
Leseempfehlung!

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