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Veröffentlicht am 23.06.2017

Gottes Werkzeug

Gnadenort
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Max Kramer will keine von seinem Vater vorgefertigte Karriere, deshalb ist er zur Polizei nach Mühldorf zurück gekehrt. Einmal zurück trifft er auch seine ehemalige Freundin Maria Evita wieder, die ist ...

Max Kramer will keine von seinem Vater vorgefertigte Karriere, deshalb ist er zur Polizei nach Mühldorf zurück gekehrt. Einmal zurück trifft er auch seine ehemalige Freundin Maria Evita wieder, die ist allerdings als Novizin in das Kloster eingetreten. Nicht lange dauert es, da hat Max Kramer seinen ersten Fall. Der alte Bichler Wirt sinkt während des Gottesdienstes tot zusammen. Natürlicher Tod? Der Mann war sehr betagt, doch er erfreute sich guter Gesundheit. Nur kurze Zeit später stürzt die Frau des Toten vor Schwester Maria Evitas Augen in den Hof des Klosters. Kann das noch ein Zufall sein?

Hier treffen Schwester Maria Evita und Max Kramer zum ersten Mal wieder aufeinander. Und schon entsteht eine Verbindung, die durch die Todesfälle noch intensiviert wird. Schwester Maria Evita kennt sich natürlich aus mit dem Kloster und der Kirche. Max vermutet allerdings, dass wenn es sich nicht um einen natürlichen Tod oder einen Unfall handelt, die Ursache eher in der Familie des alten Ehepaares zu suchen ist. Doch es geht nicht nur um Recht haben, es geht vielmehr darum, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Egal wie tief verborgen die Wahrheit liegt.

In diesem Hörbuch, das durch den Autor selbst mit viel Phantasie und Lokalkolorit vorgetragen wird, trifft das Weltliche mit dem Kirchlichen zusammen. Der wunderbar bodenständige Pfarrer Hirlinger mit seinem Fräulein Schosi, der heimgekehrte Max Kramer und die bekehrte Maria Evita. Sie geraten in ein Familiendrama um die Familie Bichler, die angesehene Wirtsfamilie, die doch einiges zu verbergen hat. Viel mehr Leute sind in die Sache verwickelt als man sich vorstellen kann, auch solche, bei denen man nun überhaupt nicht damit rechnet.

Mit teilweise beißendem Witz und doch auch sehr humorvoll schildert der Autor die Geschehnisse. Obwohl er ein eher leichteres Format gewählt hat, gibt es in diesem Roman um die Tode in der Familie Bichler auch sehr ernste Momente und mit Spannung verfolgt man, wie schließlich die Lösung gefunden wird. Warum gerade in diesem Moment alles so kommt, ist nicht ganz schlüssig, das tut dem Hörvergnügen allerdings keinen Abbruch. Zwar gesteht die Rezensentin, dass ihr das zweite Buch dieser Reihe etwas besser gefallen hat, gute Unterhaltung bietet dieses Hörbuch aber allemal.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Das Teleskop

Das Schicksal der Sterne
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Der junge Adib kommt als Flüchtling aus Afghanistan nach Berlin. Dort lernt er den über 80jährigen Karl, der als Jugendlicher nach dem zweiten Weltkrieg ebenfalls nach Berlin kam. Karl, der gerade einen ...

Der junge Adib kommt als Flüchtling aus Afghanistan nach Berlin. Dort lernt er den über 80jährigen Karl, der als Jugendlicher nach dem zweiten Weltkrieg ebenfalls nach Berlin kam. Karl, der gerade einen kleinen Schlaganfall überstanden hat, ist Adib gegenüber zunächst etwas skeptisch. Doch bald merkt er, dass der junge Mann sehr intelligent ist und in Deutschland ankommen will. Karl ist noch nicht wieder ganz gesund und deshalb ist er sehr froh, dass Marie, die Enkelin seiner Schwester, nach Berlin kommt und sich ein wenig um ihn kümmert.

Zwei Flüchtlinge, deren Erlebnisse völlig unterschiedlich sind und sich doch ähneln. Der Verlust der Heimat, ein beschwerlicher Weg, der von leidvollen Erfahrungen geprägt ist. Die Väter der Familien fehlen, die Mütter haben viel Mühe, ihre Familien zusammen zu halten. Wie schnell kann ein Kind verloren gehen oder umkommen. Wie leicht kann man sich auf der Flucht Krankheiten zuziehen, die lebensbedrohlich sind, weil einfach keine Hilfe da ist. Wie verächtlich behandeln einen die Alteingesessenen, die ja nicht auf die Flüchtlinge gewartet haben.

Ein berührende Story eines alten Mannes und eines Jugendlichen, die sich kennen und mögen lernen, obwohl die Vorzeichen dafür schlecht sind bzw. es eigentlich kaum Berührungspunkte gibt. Leider fehlt eine klare Aussage zu Karl späterer Einstellung zum Nazi-Regime. Immerhin hat er als junger Mensch die Energie besessen Abitur zu machen und Jura zu studieren. Dass er als Jugendlicher durch das System indoktriniert wurde ist wohl verständlich, doch es wäre schön gewesen, zu wissen, dass er sich mit der Sache beschäftigt hat und sich bewusst davon gelöst hat. So stehen einige Aussagen unwidersprochen im Raum, die in der Zeit vielleicht tatsächlich so gang und gäbe waren, von denen man sich aber wünschen würde, dass sie von Zeitzeugen wie Karl ins richtige Licht gerückt werden und deutlich wird, dass es falsch war, einem Tyrannen hinterher zu rennen und unsägliche Verbrechen an der Menschheit zu begehen.

Diese beiden gegensätzlichen und doch ähnlichen Flüchtlinge können einen sehr gut daran erinnern, dass vielleicht in der eigenen Verwandtschaft vor nicht allzu langer Zeit Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern geflohen sind, vertrieben wurden, ihre Heimat verlassen mussten. In diesem Gedanken könnte mehr Verständnis für die Lage der heutigen Flüchtlinge aufbringen. Keiner wird seine Geburtsstadt, seine gewohnte Umgebung, seine Freunde und Familie leichten Herzens verlassen. Viele werden mit Hoffnungen auf ein besseres Leben losziehen. Hoffnungen, die sich vielleicht nicht schnell und nicht komplett erfüllen lassen. Doch eine Chance auf die Erfüllung seiner Hoffnungen, Wünsche und Träume sollte doch jeder haben.

Ein Roman mit einer ausgesprochen lesenswerten Grundidee, durch die man erinnert wird, dass wie schnell man selbst ein Flüchtling sein könnte, von dem man sich in Teilbereichen allerdings eine deutlichere Aussage wünsche würde.


Veröffentlicht am 18.06.2017

Für das Leben

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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Bei der Polizeihundeprüfung wäre Ronja durchgefallen, obwohl sie eine echte Leiche gefunden hat. Die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich schon vor längerer Zeit in ihrem Versteck verscharrt wurde. ...

Bei der Polizeihundeprüfung wäre Ronja durchgefallen, obwohl sie eine echte Leiche gefunden hat. Die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich schon vor längerer Zeit in ihrem Versteck verscharrt wurde. Kommissar Dühnfort ist nach einem Urlaub wieder im Einsatz und übernimmt den Fall. Zunächst einmal gestaltet es sich schwierig, die Tote zu identifizieren. Niemand scheint sie vermisst zu haben. Wenigstens im Privaten läuft alles bestens, seine Frau Gina, ebenfalls Polizistin, ist schwanger und beide freuen sich riesig auf ihr erstes Kind. Gina ermittelt jetzt in Cold Cases und sie ist an einem der wenigen Fälle dran, die Dühnfort nicht lösen konnte.

Wie schwierig ist es, herauszufinden, was geschehen ist, wenn zunächst keine Hinweise vorliegen. Eine Leiche, die zwei Jahre lang nicht entdeckt wurde, ohne Papiere, ohne große Hinweise auf die Identität. Eine Leiche, auf die keine Vermisstenmeldung zu passen scheint. Ist es nicht ein trauriges Schicksal, wenn man verschwindet und keinen kümmert es. Nach der langen Zeit ist der Anblick der Verstorbenen auch nicht mehr so repräsentabel. Es muss also eine Phantomzeichnung angefertigt werden. Doch ein Ring, der bei der Toten gefunden wurde, bringt eine erste Spur. Augenscheinlich hat sich die junge Frau zwei Jahre zuvor in Luft aufgelöst.

Bei seinen Ermittlungen kommen Dühnfort und seine Kollegen es mit vielen Menschen zu tun, deren Handeln recht unverständlich erscheint. Prügelnde Väter, lieblose Mütter, Kinder, die ihrer Opferrolle entfliehen wollen. Was sich da an Abgründen auftut, lässt einen erschaudern. Auch das private Idyll wird eingetrübt. Tino und Gina müssen eine schwere Entscheidung fällen, etwas, worum man sie nicht beneidet, was sie aber mit einiger Größe meistern.

Ein Dühnfort-Krimi zum Eintauchen, sehr spannend wird ein Familiendrama geschildert, das den Anfang vor etlichen Jahren nahm. Gefesselt grübelt man mit dem Kommissar, was man übersehen haben könnte. Gebannt erwartet man die Entscheidung, ob Gina und Tino die Aufgabe annehmen, die ihnen das Leben stellt. Die Balance zwischen abgeschlossener Krimihandlung und den Entwicklungen im Privatleben von Gina Angelucci und Constantin Dühnfort, die man hoffentlich weiter verfolgen darf, ist sehr gelungen. Auch wenn der Fall im berechtigt im Vordergrund steht, kommt das Private nicht zu kurz.

Dieser Kriminalroman gefällt in seiner Ausgewogenheit und mit einem dramatischen Fall, dessen Lösung man vielleicht erahnt, was allerdings nichts daran ändert, dass man die Handlung inhaliert.


Veröffentlicht am 17.06.2017

Bad Romance

Gray
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Im ehrwürdigen Cambridge ist ein Student, der als sicherer Fassadenkletterer bekannt war, vom Dach gestürzt. Sein Tutor, Dr. Augustus Huff, ist temporärer Erbe des Graupapageien Gray. Allerdings kommt ...

Im ehrwürdigen Cambridge ist ein Student, der als sicherer Fassadenkletterer bekannt war, vom Dach gestürzt. Sein Tutor, Dr. Augustus Huff, ist temporärer Erbe des Graupapageien Gray. Allerdings kommt er eher zufällig an das Tier, denn die Putzfrau glaubt, in des Studenten Zimmers spukt es als sie plötzlich dessen Stimme vernimmt. Augustus soll also eigentlich einen Geist austreiben und kommt dann mit einem Papagei nach hause. Dr. Augustus Huff Zähler und Pedant vor dem Herrn hat auf einmal einen Vogel, der ihm von Bad Romance erzählt und Nüssen und psychologischen Problemen. Und an dem Ableben seines Studenten kommt Huff auch einiges eigenartig vor.

Natürlich ist der Papagei durch den Tod seines Besitzers, der viel Zeit damit verbracht hat, dem Vogel das Sprechen beizubringen, ziemlich verstört. Alleine bleiben will er erstmal nicht. Dr. Huff will aber keine Unordnung in seiner Wohnung, was ihm zu einigen Übernachtungen in seiner Badewanne verhilft. Schließlich kann der Papagei im Bad nicht viel durcheinander bringen, aber wie erwähnt, er schläft nur in Gesellschaft. Und so sitzt er regelmäßig auf Huffs Schulter während dieser sich aufmacht, die Umstände des Todes seines Studenten näher zu beleuchten. Schnell findet Huff heraus, dass im Leben des nicht sonderlich beliebten Elliot einiges anders war als geglaubt.

Dieses Buch lebt wahrlich von dem zwanghaften Ordnungsfanatiker Dr. Augustus Huff, der jeden Schritt am liebsten mit dem linken Fuß beginnt, und seinem überraschenden Erbe. Gray, von dem man beinahe glauben könnte, er versteht, was er sagt. Eigentlich als Forschungsobjekt gedacht, nimmt der Papagei nicht nur Augustus für sich ein. Doch wie Huff schnell merkt, ist er plötzlich nur noch der mit dem Vogel, was bei seinen Ermittlungen durchaus hilfreich sein kann. Und so stolpert er durch diesen witzigen Krimi, der mit einigen Überraschungen aufwartet, auch wenn diese hinter der ausgeklügelten Situationskomik manchmal zurücktreten.

Mit Bjarne Mädel wurde für Gray und Huff eine geradezu ideale Stimme gefunden, die das Hören des Romans zu einem außerordentlichen Vergnügen macht. Man kann ihn sich bestens als Dr. Huff mit seinem temporären Besitz auf der Schulter durch die Gassen von Cambridge wandernd vorstellen. Auch wenn man seine „Bad Romance“ erst nach einer Suche im großen Netz zuordnen kann, ein Lied, das es tatsächlich gibt und das man auch noch kennt, behält sein „rara ulala“ einen gewissen Witz. Huffs leichte Naivität, die doch auch gepaart ist mit großer Intelligenz, kommt sehr eindrucksvoll rüber. Man nimmt ihm ab, dass er manchmal vom Leben überfordert ist und das er sich doch nicht scheut eben jenem Leben die Stirn zu bieten. Und Gray bringt genau die richtige Portion Unordnung in des Doktors Leben.

Dr. Augustus Huff und sein nun nicht mehr temporärer Mitbewohner bilden ein echt tolles Team. Man würde wünschen, mehr von ihnen zu hören.

Veröffentlicht am 16.06.2017

Wo bin ich

Teufelskälte
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Seit er vor fast zwanzig Jahren den Mord an einer jungen Frau gestanden hat, ist Anders Rask in Sicherungsverwahrung. Doch plötzlich zieht er sein Geständnis zurück und beantrag die Wiederaufnahme seines ...

Seit er vor fast zwanzig Jahren den Mord an einer jungen Frau gestanden hat, ist Anders Rask in Sicherungsverwahrung. Doch plötzlich zieht er sein Geständnis zurück und beantrag die Wiederaufnahme seines Verfahrens. Kommissar Tommy Bergmann hat nicht viel Zeit, um zu beweisen, dass Rask doch schuldig ist. Wie passt aber die Leiche ins Bild, die auf eine Art und Weise zugerichtet wurde, wie in dem alten Fall. Ist hier ein Nachahmer am Werk oder könnte an Rasks Aussage, er habe die Jugendliche damals nicht umgebracht etwas dran sein? Es war sein erster Mordfall im Jahr 1988 und im Jahr 2004 will Tommy Bergmann unbedingt alles richtig machen.

Auch in seinem zweiten Fall hadert Tommy Bergmann mit seiner eigenen Vergangenheit, seinen Vater kennt er nicht und zu seiner Mutter hatte er nicht das beste Verhältnis. Nicht nur, um seine Stelle zu behalten, unterzieht er sich einer Therapie. Dass sein aktueller Fall in laufend an seine eigene Vergangenheit erinnert, macht die Ermittlung nicht leichter. Doch dem Mörder muss einfach das Handwerk gelegt werden. Zusammen oder vielleicht doch eher auf unterschiedlichen Pfaden machen Tommy und seine Kollegin Susanne Bech daran, den Fall aufzuklären. Zunächst scheint dabei nichts zusammen zu passen. Erst nach und nach beginnen sich Zusammenhänge zu entwickeln, in denen große Brisanz steckt.

Ein Buch, dass mit einem Paukenschlag endet. Wie Gard Sveen im Nachwort berichtet, habe eine Leserin ihm entgegengeworfen, so könne er das Buch nicht enden lassen. Doch, er könne, aber es werde eine Fortsetzung geben. Und so hat man mit diesem ersten Teil einer Geschichte, einen zum Teil aufgeklärten Fall, der fesselt, aber zwangsläufig auch etwas unbefriedigt zurücklässt. Mit dem mitreißenden ersten Fall in „Der letzte Pilger“ kann das nicht verglichen werden. Auch der vorliegende Band um Kommissar Tommy Bergmann ist gerade zum Ende hin ausgesprochen spannend und natürlich wird man ebenso neugierig wie es mit Bergmanns persönlicher Geschichte wie auch die Beantwortung der Frage „Wo bin ich?“ hergeleitet wird. Mit Überzeugung, dass der Autor eine packende Lösung finden wird, bleibt man doch etwas hängen gelassen zurück.

Ein sehr spannender Kriminalroman, der wegen der Unvollendung des erzählten Falles nicht wirklich abschließend gewürdigt werden kann.