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Veröffentlicht am 17.07.2024

Probeweise

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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Im Jahr 1994 treffen Saša und seine Freunde sich im Weinberg. Sie werfen Steine in die Luft und philosophieren über die Zukunft. Was kann man alles erfinden? Und natürlich, wo geht es hin in den Ferien. ...

Im Jahr 1994 treffen Saša und seine Freunde sich im Weinberg. Sie werfen Steine in die Luft und philosophieren über die Zukunft. Was kann man alles erfinden? Und natürlich, wo geht es hin in den Ferien. Sašas Mutter kann sich einen Urlaub nicht leisten, deshalb behauptet er einfach, es gehe nach Helgoland. Das können die anderen eh nicht richtig einordnen.

Es folgen mehrere kleinere oder größere Erzählungen zum Beispiel über einen Vater, der sich damit schwertut, dass sein Sohn ihn im Memory besiegt. Eigentlich siegen Kinder immer beim Memory. Doch der Vater kann es trotzdem kaum ertragen. Oder eine Geschichte über den Autor, der zum erstem Mal nach Helgoland kommt und dort damit konfrontiert wird, er sei schon mal da gewesen. Auch Dilek kommt zu Wort, die in ihrer Kindheit nach Deutschland kam.

Zunächst scheint es nur einen vagen Zusammenhang zwischen den Stories zu geben, dennoch steht zu Beginn die Bitte des Autors, man möge die Kapitel der Reihe nach lesen. Das erschließt sich erst spät auf witzig intelligente Art und Weise. Also: Der Reihe nach lesen.

Geschichten mag man oder nicht. Doch auch wenn man eigentlich lieber Romane mit einer durchgehenden Handlung, findet man hier gerade auch durch das, was die Erzählungen letztlich zusammenhält, eine sehr zufriedenstellende Lektüre. Die Stories haben Pfiff und sind mal mehr oder weniger ernst. Eigentlich kommen sie wie kleine Gedankenspiele rüber. Manchmal wäre man selbst froh, wenn man das Leben anprobieren könnte. Aber dann kommt auch gleich die Frage auf, welche Entscheidung die richtige oder die beste ist. Vielleicht doch alles besser wie es ist.

Allem Anschein nach ist das Cover einer Postkarte „Gruß von Helgoland“ nachempfunden, wie sich im www feststellen lässt. Einen Bezug kann man im Buch finden. Solche Kleinigkeiten geben dem Buch etwas besonderes und auf den Titel muss man auch erstmal kommen.

Veröffentlicht am 14.07.2024

Die Spionin

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Laias Eltern sind tot. Mit ihren Großeltern und ihrem Bruder lebt sie trotz aller Schwierigkeiten relativ zufrieden. Eines Abends findet jedoch eine Razzia durchgeführt von Kämpfern des Reiches, die Masken ...

Laias Eltern sind tot. Mit ihren Großeltern und ihrem Bruder lebt sie trotz aller Schwierigkeiten relativ zufrieden. Eines Abends findet jedoch eine Razzia durchgeführt von Kämpfern des Reiches, die Masken genannt werden, statt. Die geliebten Großeltern werden getötet und ihr Bruder Darin verschleppt. Nur Laia kann fliehen. Sie schlägt sich zu den Widerständlern durch. Nur die können ihr helfen. Allerdings muss sich Laia bei der Kommandantin des Reichs einschleusen lassen, um für den Widerstand zu spionieren. Ausgerechnet in die Dienste der grausamten Maske soll sie treten. Gerade zu der Zeit, wo ein Ausbildungsjahrgang neuer Masken seine langjährige Ausbildung beendet. Eine dieser Masken ist Elias.

Dieser erste Teil einer vierteiligen Reihe ist gleichzeitig das Debüt der Autorin. Hier beginnt die Geschichte um Lars und Elias, bei dem es sich um den Sohn der Kommandantin handelt. Eigentlich gehörte Laias Familie zu den Gelehrten. Nun muss sie als Sklavin auftreten und viel zu schnell erfährt Laia, was dieses Wort bedeutet. Elias dagegen hadert mit seiner Bestimmung. Er will keine Maske sein, jemand, der für zweifelhafte Ziele foltert oder tötet. Er überlegt ernsthaft wie er diesem vorgezeichneten Weg entfliehen könnte. Erstmal entscheidet er sich jedoch unerwartet ganz anders.

Bei diesem Roman wundert es nicht, dass die Filmrechte wohl schon verkauft sind. Mit Elias, der sich mit seiner künftigen Aufgabe als Maskenträger überhaupt nicht wohl fühlt, und Laia, die sich selbst für feige hält, aber die, um ihren Bruder zu retten, anfängt beim schlimmsten Feind zu spionieren, betritt ein interessantes Paar die Bühne. Die Zerrissenheit von Elias und Laias Mut der Verzweiflung sind eine Kombination, die dazu führt, dass man das Buch weiterlesen möchte. Wenn Autorin und Reihe vorher unbekannt waren, ist das eine angenehme und positive Erfahrung. Es empfiehlt sich also durchaus, sich auch die weiteren Bände der Reihe auf die inneren Wunschliste zu setzen.

Veröffentlicht am 12.07.2024

Olivia

Eve
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In den 1930ern macht sich Evelyn Ross auf den Weg nach Los Angeles. Sie hat ihrem Freund den Laufpass gegeben und verlässt New York. In Los Angeles trifft sie aktuelle und gewesene Hollywoodgrößen. Olivia ...

In den 1930ern macht sich Evelyn Ross auf den Weg nach Los Angeles. Sie hat ihrem Freund den Laufpass gegeben und verlässt New York. In Los Angeles trifft sie aktuelle und gewesene Hollywoodgrößen. Olivia de Haviland ist gerade besonders gefragt. Sie soll in der Verfilmung von „Vom Winde verweht“ eine Rolle übernehmen. Wenn die beiden Damen unterwegs sind, ist es für Olivia zum Glück etwas entspannter als unter den Filmleuten. Doch überhaupt fällt Evelyn auf. Sie weckt Neugier, weil sie sich eher zurückhaltend gibt. Evelyn lässt sich allerdings nicht in die Karten schauen.

Die Welt der großen Hollywood Studios in den 1930ern wird vielleicht aus heutiger Zeit etwas verklärt gesehen. Und so wirft der Autor einen ein wenig anderen Blick auf die Begebenheiten. Die Studios rangeln sich um die Stars und diese müssen sich loyal zu ihren Arbeitgebern zeigen. Eine Ausleihe ist schon besonders. Da kann eine Abend in einem Lokal quasi unter Mädels sehr entspannend sein. Doch auch schon damals konnte es geschehen, dass um eine Ecke ein Journalist oder ein Fotograf lauerte. Es muss nicht sein, aber es war nicht so viel anders als heute. Man musste vorsichtig sein und durfte keine Schwächen zeigen.

Mit seinem neuen Roman zaubert der Autor wieder eine Geschichte, die mit ihrer Vielschichtigkeit überzeugt. Auch wenn die Handlung zu Beginn etwas dahin mäandert, werden die Ereignisse doch immer spannender, sobald sich langsam herauskristallisiert, wie die Ansätze zueinander passen. Es eigenständige Frau, die vielleicht ihrer Zeit voraus war. Eine Schauspielerin, die im Zentrum des Interesses steht. Und einige andere, deren Anwesenheit sich durch die Handlung erklärt. Es macht Spaß zu lesen, wie Leute meinen, dass sie Oberhand haben, nur um kurz darauf zu merken, dass andere doch schlauer sind. Und auch die Schilderung des Geschäfts des Filmemachers, die Intrigen, die durchzustehen sind, der Respekt, der sich verdient wird. Ein Roman, der sich nach und nach erschließt, dann aber richtig.

Das Evelyn Ross eine geheimnisvolle Persönlichkeit ist, kann auch schon am Cover erkannt werden. Die vorgestreckte Schulter und der gesenkte Blick wirken so als ob sie ihre Gedanken für sich behält.

Der Roman ist im Original bereits im Jahr 2013 als Nachfolger zu „Eine Frage der Höflichkeit“ erschienen.

Veröffentlicht am 09.07.2024

Meerjungfrauen

Bretonische Sehnsucht
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Diesmal wird Kommissar Dupin direkt vom Präfekten auf die Mission Aufklärung seltsamer Todesumstände geschickt. Dieser will sicherstellen, dass seine Nichte nicht mit dem Tod eines Musikers in Verbindung ...

Diesmal wird Kommissar Dupin direkt vom Präfekten auf die Mission Aufklärung seltsamer Todesumstände geschickt. Dieser will sicherstellen, dass seine Nichte nicht mit dem Tod eines Musikers in Verbindung gebracht wird. Dieser wurde am Ufer seiner Heimatinsel Quessant angespült. Er war ein Kenner der keltischen Musik. Überhaupt haben viele Inselbewohner mit Musik zu tun, sie spielen Instrumente, singen, tanzen. Mehrere Musikfestivals finden pro Jahr statt. Kein Wunder, dass man kurz vor solch einer Veranstaltung keinen ungeklärten Todesfall gebrauchen kann. Dupin wird sofort von der ätherischen Stimmung auf der Insel gefangen genommen.

Sein dreizehnter Fall führt Kommissar Georges Dupin mal wieder an einen außergewöhnlichen Ort. Die Insel Quessant liegt am äußersten Ende der Bretagne. Hier haben Sagen und Fabeln ihre Daseinsberechtigung oder vielleicht sogar ihren Ursprung. Besonders verbunden sind die Bewohner mit der Musik. Keltische Melodien und Gesänge insbesondere. Rayenne Ker lebte einige Zeit im Ausland. Vor kurzem jedoch ist sie auf die Insel zurückgekehrt. Ihr ersten bekannten Lieder hat sie dem Toten zu verdanken. Ob das etwas zu bedeuten hat? Und ausgerechnet jetzt ist Nolwenn auf einem Segeltörn und auf ihre Expertise kann Dupin nicht zurückgreifen. Riwal, sein wandelndes Lexikon, ist eine große Hilfe, wenn es um die Volkssagen und Ausdrücke geht.

Ein wenig ist es bei Kommissar Dupin wie nach hause kommen. Auch wenn Claire auf Geschäftsreise ist und sich Nolwenn im Urlaub befindet. Das macht den Roman anders, aber auch so hat es seinen Reiz. Auch der Bezug zur keltischen Mythologie macht die Handlung geheimnisvoll und interessant. Dazu kommen kleine unaufdringliche Reisebeschreibungen von Leuchttürmen, Landschaften, Inselpfaden, urigen Kneipen und immer wieder die Musik. Schmunzeln möchte man, wenn Dupin zum eBike Fahrer bekehrt wird. Mit dem Rad kommt man einfach besser überall hin. Und so erspürt der Kommissar seinen Fall, der schließlich eine Wendung nimmt, mit der so nicht zu rechnen ist. Der Gedanke an einen Urlaub ist mal wieder geweckt und vergnügliche Lesestunden sind garantiert. Und sicher gibt es für jeden Leser oder jede Leserin unterschiedliche Dinge zu entdecken.

Veröffentlicht am 30.06.2024

Die vier Rosen

Geheimnisvolle Garrigue
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Die Freundin von Brigadier Sylvain ist verschwunden. Sie war mit dem Rad an einem Kanal unterwegs, an dem vor über zwanzig Jahren schon einmal ein eine junge Frau verschwand. Und wie damals ist das Einzige, ...

Die Freundin von Brigadier Sylvain ist verschwunden. Sie war mit dem Rad an einem Kanal unterwegs, an dem vor über zwanzig Jahren schon einmal ein eine junge Frau verschwand. Und wie damals ist das Einzige, was zurückbleibt, ein linker Schuh. Capitaine Roger Blanc und sein Team beginnen mit den Ermittlungen. Doch alles ist anders als gewohnt, es kommen Meldungen von einer seltsamen Krankheit herein und die Krankenstationen füllen sich. Bald schon ist das ganze Land geprägt von Maßnehmen, von denen wohl kaum ein Politiker je geglaubt hätte, dass er sie treffen müsste.

In seinem neunten Fall muss Capitaine Roger Blanc unter sehr ungewöhnlichen Bedingungen ermitteln. Es ist März und die ersten Corona-Fälle treten auf. Die Suche nach der verschwundenen Studentin, der Freundin seines Kollegen Sylvain, sollte doch Vorrang vor allem anderen haben. Doch ein großer Teil der Mannschaft wird zu Straßenkontrollen abkommandiert, um die Einhaltung der Corona-Maßnahmen zu überprüfen. Blanc und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel. Sollte die Mordserie von vor 23 Jahren wieder von Neuem begonnen haben? Doch wieso dann diese Lücke? Möglicherweise ist in den Unterlagen zu dem alten Fall ein Hinweis zu finden. Und Roger Blanc muss sich beeilen bevor der Täter noch einmal zuschlägt.

Gut wie selbstverständlich der Autor die Pandemie in seine Krimihandlung einbaut. Es gibt dem Roman einen speziellen Touch, weil so beleuchtet wird, vor was für Problemen die Menschen und eben auch die Polizisten plötzlich standen. Etwas schwierig ist es dann allerdings mit dem Zeitgefüge, dass dadurch deutlich wird. Roger Blanc ist noch nicht einmal ein Jahr in der Provence. Es dauert eine Weile bis der Fall Fahrt aufnimmt. So recht will zunächst nichts zusammen passen. Und manchmal gewinnt man den Eindruck, dass die Beschreibungen von Umgebung und markanten Punkten doch ein wenig ausführlich geraten sind. Doch so langsam treten Details ans Tageslicht, die den Fall so richtig spannend werden lassen. Und die Lösung kommt schließlich aus einer Richtung, die einem selbst garnicht in den Sinn gekommen wäre. So soll ein guter Krimi sein.