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Veröffentlicht am 13.04.2023

Mit dem Herzen sehen

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Silberlinge
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Harry Dresden schwitzt Blut und Wasser, ein TV-Studio ist einfach kein Aufenthaltsort für einen Magier. Doch wenn er etwas über seine Ex-Freundin Susan Rodriguez erfahren kann, kennt er kein Halten. Sie ...

Harry Dresden schwitzt Blut und Wasser, ein TV-Studio ist einfach kein Aufenthaltsort für einen Magier. Doch wenn er etwas über seine Ex-Freundin Susan Rodriguez erfahren kann, kennt er kein Halten. Sie soll sich in Peru aufhalten. Allerdings muss Dresden auch Geld verdienen und als er von einem Pater der katholischen Kirche beauftragt wird, nach einen gestohlenen Relikt zu suchen, nimmt er die Aufgabe an. Als ob das nicht genug wäre, wird er von einem wichtigen Mitglied des roten Hofes zum Duell gefordert. Es lauern also reichlich Gefahren hinter jeder Ecke und der Tod ist Harry gewiss.

Zum Glück umfasst die Reihe, deren fünfter Band jetzt in sehr schöner Gestaltung neu aufgelegt wurde, noch etliche Bände, so dass man darauf vertrauen kann, dass Harry den Gefahren trotzen wird. Für Harry gibt es ein Wiedersehen mit Susan Rodriguez, die ihrer Wandlung zum Vampir immer noch widersteht. Es wird ihr jedoch immer schwerer. Dennoch hilft sie Harry als ein vermeintlicher gedungener Mörder auf ihn losgeht. Von den Aufgaben, die Harry übernehmen wollte, ist er damit erstmal abgelenkt. Kümmern muss er sich aber, um einen Sekundanten für das Duell und eine Spur des Relikts will er auch aufnehmen.

Wieder tauchen neue Gegner für Harry Dresden auf, die Denarier, dreißig von ihnen gibt es, einen für jeden Silberling, den der Verräter erhalten hat. Das zeugt von dem Ideenreichtum des Autors. Und auch alte Bekannte haben erfreulicherweise wieder mal einen Auftritt. Da sind Susan Rodriguez und Michael Carpenter, die Dresden unterstützen. Hat der Autor von vorne herein ein Konzept für die Reihe gehabt? Man könnte es annehmen, denn immer wieder gibt es Hinweise, dass noch eine größere Aufgabe auf ihn wartet. Nun, in diesem Band gibt es eine rasante Story oder sogar zwei, die vage miteinander verflochten sind. Etwas bittersüß verläuft seine Beziehung zu Susan Rodriguez, deren Kampf gegen die Wandlung immer schwieriger wird. Man wünscht, es möge für die Beiden eine Zukunft geben, aber sicher ist das nicht. Harry Dresden wächst an seinen Aufgaben und die Reihe enthüllt häppchenweise einige Zusammenhänge. Man will einfach mehr wissen und freut sich auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 10.04.2023

Das beste Heim

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren
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Die Pflegekraft Sybille Bullatscheck hat ganz schön zu tun. Der Sohn von Otterle senior hat übernommen und der kommt aus dem Management. Jetzt wird einiges umgekrempelt im Heim, das Ziel ist, Heim des ...

Die Pflegekraft Sybille Bullatscheck hat ganz schön zu tun. Der Sohn von Otterle senior hat übernommen und der kommt aus dem Management. Jetzt wird einiges umgekrempelt im Heim, das Ziel ist, Heim des Jahres zu werden. Weder auf die Pflegekräfte noch auf die Bewohner nimmt er dabei viel Rücksicht. Und mehr Personal einstellen möchte er auch nicht. Da kann es schon mal notwendig werden, dass Sybille zum Speed-Dating ein paar Senioren mitnehmen muss. Aber auch einer Pflegekraft muss mal ein Privatleben gegönnt werden. Nur auf der Dating-Plattform für Pflegekräfte will es nicht so recht klappen.

Dies ist der erste Roman von Sybille Bullatscheck. Von ihrem Haus Sonnenuntergang gibt es jedoch noch mehr. Es lohnt sich, einen Blick auf die web.site zu werfen. Sybille ist schon eine Marke, Pflegekrafte sind bei ihr auch Pflägekräfte, sie kommt nämlich aus dem Schwabenländle. Mit ihren Kolleginnen versteht sie sich meist gut, besonders mit ihrer Freundin Evelin. Der neue Chef ist allerdings nicht so der Bringer und von Empathie hat er auch noch nicht viel gehört. Da sind die alten Leutchen machmal liebenswerter, auch wenn es mit ihnen nicht immer leicht ist. Leider sind nicht mehr alle so fidel, doch einige sind noch richtig flott.

Der Titel des Buches fällt einem sofort auf, man hat gleich Bilder vor Augen, wie ein paar alte Herrschaften oder Frauschaften auf einer Hüpfburg suchen. Das Cover tut ein Übriges dazu. Wenn man so liest, kommt man auf den Gedanken; Flöhe hüten ist leichter. Manchmal werden die alten Menschen wieder wie Kinder und dann haben die Pflegekräfte oder auch die Verwandten ganz schön zu tun. Hin und wieder sind die alten Damen oder Herren auch noch geistig fit und für einen Spaß zu haben, dann können sie besser feiern als die Jungen. Dass es in der Pflege ganz schön stressig zugeht, kommt in diesem Roman gut rüber. Aber es ist wohl auch ein wenig, was man daraus macht und so kann man einiges auch von der lustigen Seite sehen. Im Haus Sonnenuntergang geht es manchmal recht chaotisch zu und es hört so mittendrin auf, dass man meint, es müsste noch weitergehen. Ein etwas anderer Roman, der so manchen Lacher hervorruft.

Veröffentlicht am 07.04.2023

Mädchenpensionat

Jenseits der Mur
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Im Jahr 1882 hat es Ida Fichte gleich zwei Mal gewagt, Heiratsanträge abzuwehren. Und nun ist sie in einem der wenigen Berufe tätig, die Frauen offen stehen. Im Mädchenpensionat der gestrengen Oberlehrerin ...

Im Jahr 1882 hat es Ida Fichte gleich zwei Mal gewagt, Heiratsanträge abzuwehren. Und nun ist sie in einem der wenigen Berufe tätig, die Frauen offen stehen. Im Mädchenpensionat der gestrengen Oberlehrerin Stieglitz. Nach einem der seltenen Tanzvergnügen in den Räumen des Hauses wird eine Schülerin tot aufgefunden. Sie trägt ein weißes Gewand mit rosa Schleifen, dabei hat sie Rosa überhaupt nicht gemocht. Und nun ist selbstverständlich die Polizei da. Der ansehnliche Gendarm Wilhelm Koweindl und seine Kollegen sollen herausfinden, wieso die junge Dame getötet wurde. in den Augen der Schulleiterin Stieglitz geht dieser entsetzliche Vorfall glimpflich aus, weil nicht gleich alle Mädchen von der Schule genommen werden.

Bei Ida Fichte handelt es sich um ein gewitztes und intelligentes Frauenzimmer. Sie macht sich eigene Gedanken, die sie gerne mit Wilhelm Koweindl teilt. Der Gendarm glaubt zunächst nicht, dass eine Frau etwas Hilfreiches zu seinen Untersuchungen beitragen kann, schnell stellt er jedoch fest, dass er sich da mächtig getäuscht hat. Das fängt schon bei den rosafarbenen Bändern an, deren Tönung er wegen seiner Farbenblindheit nicht genau erkennen kann. So richtig kommen die Untersuchungen zunächst nicht voran. Allgemein scheinen alle froh zu sein, dass sie weiter im Pensionat sind und bald herrschen wieder die gewohnten alltäglichen Abläufe.

Wenn man die schönen Blumen auf dem Cover sieht, denkt man, das passt zum Frühling. Ganz so frühlingshaft geht es in dem Krimi allerdings nicht zu. Es wird schon sehr deutlich, dass Frauen es alles andere als leicht hatten, ein eigenständiges Leben zu führen. Die Mädchen werden für die Ehe ertüchtigt. Einem Mörder sollen sie natürlich nicht begegnen. Doch die Lehrerin Ida Fichte erweist sich als kluge Ermittlerin, die sich schon bald auf den Austausch mit dem Gendarmen freut. Das zarte Pflänzchen an Gefühlen zwischen den beiden ist der Zeit angemessen zurückhaltend geschildert, ebenso wie die kleine Tolpatschigkeiten des Wilhelm Koweindl, der das Herz am rechten Fleck hat. Die Sprache, die die Autorin in ihrem Roman verwendet, ist der Zeit angemessen, in der die Handlung angesiedelt ist. Zu Beginn benötigt man etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, später hilft es eher, sich in die Zeit hineinzuversetzen. Im Spätsommer kann ein zweiter Band mit diesen sympathischen Ermittlern erwartet werden.

Veröffentlicht am 06.04.2023

Eine schockierende Nacht

Was ans Licht kommt
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Der fiktive Autor kehrt in seinen Heimatort zurück, um sein Elternhaus zu übernehmen und seine Schreibblockade zu überwinden. In den jahrelang ungeklärten Tiarp-Morden findet er sein Thema. Im Februar ...

Der fiktive Autor kehrt in seinen Heimatort zurück, um sein Elternhaus zu übernehmen und seine Schreibblockade zu überwinden. In den jahrelang ungeklärten Tiarp-Morden findet er sein Thema. Im Februar 1986 wird der erste Todesfall gemeldet und gleichzeitig bricht die Nachricht über Schweden herein, dass ihr Ministerpräsident Olof Palme umgebracht wurde. Der inzwischen verstorbene Polizist Sven Jörgensson leitete die Ermittlungen. Auch er steht unter Schock als er zum Fundort des Opfers beordert wird. Die junge Frau lebt noch so gerade, doch als Jörgensson sie endlich im Krankenhaus abliefert, ist sie verstorben.

Über mehrere Jahrzehnte bleiben die Tiarp-Morde ungeklärt. Der Sohn von Sven Jörgensson folgt dem Vorbild seines Vaters und wird ebenfalls Polizist. Doch sein Vater war es, der den ersten wenigen Spuren folgte. Zu einer Zeit, in der Sven schon körperlich angeschlagen war, hat er alles eingesetzt, um den Mörder zu finden. Dennoch verschwindet eine weitere junge Frau und Jörgensson fragt sich, ob er hätte schneller sein müssen oder ob er hätte mehr tun können. Doch auch Vidar Jörgenssons beruflicher Werdegang wird von diesen grausamen Morden beeinflusst. Tatsächlich findet er viele Jahre später eine bisher unbekannte Spur. Aufgezeichnet werden die Ereignisse von dem oben erwähnten Autor.

Bei dem Roman handelt es sich um den zweiten Teil einer Reihe, deren Teile anscheinend eher locker miteinander verbunden sind. Eine Kenntnis des vorherigen Bandes erscheint nicht notwendig. Als Hörbuch bietet dieser Krimi fesselnd vorgetragen von Julian Mehne gute Unterhaltung, auch wenn einige Passagen etwas zu ausführlich geraten sind. Die schwierigen Zeiten zwischen Vater und Sohn, gerade wenn der Sohn beginnt, sich abzunabeln, sind interessant geschildert. An einem Punkt jedoch stellt man sich eine Frage, deren Beantwortung entweder in die falsche oder die richtige Richtung führt, wobei im letzteren Fall, die Handlung ein wenig vorhersehbar wird. Zwar lassen sich die Qualen der Ermittler in ihrem Bemühen, den Toten zu Gerechtigkeit zu verhelfen, gut nachvollziehen, ob man die Konsequenzen, die gezogen werden, immer gutheißen kann, kann dahingestellt bleiben. Insgesamt jedoch ein Hörbuch, das einen spannenden Krimi zu Gehör bringt.

Veröffentlicht am 02.04.2023

Der Herausgeber

Lange Nacht (Darktown 3)
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1956: Arthur Bishop hat sich als Herausgeber einer der wenigen von Schwarzen produzierten Tageszeitungen einen Namen gemacht. Er ist gesellschaftlich anerkannt und führt eine glückliche Ehe. Der ehemalige ...

1956: Arthur Bishop hat sich als Herausgeber einer der wenigen von Schwarzen produzierten Tageszeitungen einen Namen gemacht. Er ist gesellschaftlich anerkannt und führt eine glückliche Ehe. Der ehemalige Polizist Tommy Smith hat bei der Zeitung einen Job gefunden. Eines Abends arbeitet Smith länger und schläft am Schreibtisch ein. Durch seltsame Geräusche geweckt, eilt er ins Büro des Chefs und findet Arthur Bishop angeschossen auf dem Boden. Der Täter ist entkommen. Nachdem Smith die Cops informiert hat, gerät er selbst in Verdacht. Er ist am Tatort und er ist schwarz, das reicht zunächst dazu, dass Smith in Gewahrsam genommen wird.

Im dritten Band der Darktown Reihe trifft Tommy Smith in seiner neuen Tätigkeit als Reporter auf seine alten Kollegen vom ersten Revier, in dem schwarze Polizisten arbeiten. Um sich selbst von dem Verdacht zu befreien, er habe etwas mit dem Tod seines Chefs zu tun, beginnt Smith Nachforschungen anzustellen. Seine alten Schnüfflerqualitäten hat er nicht verloren. Gegen die vorgefassten Meinungen der weißen Cops anzukämpfen, erweist sich als schwierig, obwohl Hinweise gefunden werden, die die Unschuld Smiths und weiterer Verdächtiger beweisen. Hatte Bishop eine geheime Agenda, mit der sich in Gefahr gebracht hat?

Auch mit dem abschließenden Band der Darktown Reihe zeichnet der Autor ein Bild der Gesellschaft in den Südstaaten der USA der 1950er. Noch ist nicht viel vorangegangen, nach wie vor sind die Rassen weitgehend getrennt und nur wenige haben gelernt, dass ihre schwarzen Mitbürger genau solche Menschen sind wie sie selbst. Wie schwierig ist es, gegen die alt hergebrachte Gesellschaft zu bestehen und etwas aufzurütteln. Bis heute sind die Ressentiments der Weißen nicht ausgeräumt. Anhand der spannenden und komplexen Mordermittlungen bekommt man einen Eindruck wie es wohl gewesen sein mag. Immer mehr Schichten werden entfernt, bis man zum Kern des Rätsels kommt. Es ist aus hiesiger Sicht erschreckend, mit was einige versuchen durchzukommen. Da bedarf es der Hartnäckigkeit der schwarzen Polizisten und ihres ehemaligen Kollegen Tommy Smith, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Zum Schluss bedauert man, dass diese packende Reihe beendet ist.