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Veröffentlicht am 10.09.2022

Seestatt

Auf See
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Bevor die Katastrophe eintrat, wollte der Vater der jungen Yada einen Zufluchtsort haben. Einen Ort, der autark ist, sich selbst erhält, eigene Regeln hat und fast so etwas wie eine Staatsfunktion hat. ...

Bevor die Katastrophe eintrat, wollte der Vater der jungen Yada einen Zufluchtsort haben. Einen Ort, der autark ist, sich selbst erhält, eigene Regeln hat und fast so etwas wie eine Staatsfunktion hat. Inzwischen ist Yada siebzehn Jahre alt und nicht alle Ziele ihres Vaters sind erreicht worden. Die Seestatt ist immer noch abhängig von Lieferungen von außen und auch nicht alle Wohneinheiten sind besetzt. Nun beinahe erwachsen beginnt Yada, sich zu fragen, ob nicht doch noch ein Versuch gestartet werden sollte, die hehren Ziele zu erreichen. Viel mehr noch aber fragt sie, was mit ihrer Mutter geschehen ist, die soweit sie weiß, vor ihrer Ankunft hier gestorben ist.

Mit ihrem zweiten Roman ist die Autorin auf die Longlist zum deutschen Buchpreis 2022 genommen worden. Zurecht kann man sicher sagen. Ihr Werk um die junge Yada und ihre Familie ist in einer dystopischen Welt angesiedelt. Die Seestadt liegt in der Ostsee und Yada, die seit zehn Jahren dort lebt, erinnert sich an nichts aus der Zeit davor. Einige wenige Momente mit ihrer Mutter sind ihr noch erinnerlich und sie sehnt sich nach diesen Zeit. Ihr Leben ist sehr von einer kühlen Wissenschaftlichkeit geprägt. Sie soll vorbereitet werden, eine wichtige Rolle in der Seestatt einzunehmen.

Zwischen mehreren Schauplätzen wechselt die Handlung. Aus diesem Szenario erfährt der Leser Bits and Pieces und daraus kann er sich eine erstaunliche Geschichte zusammensetzen, die fast wie bei einem Kriminalroman zum Rätseln einlädt, gleichzeitig aber auch aufwühlt, über die Art wie Menschen miteinander umgehen, wie blöd sie oft sind und sehenden Auges in die Irre gehen. Wie sooft gibt es die, die dies ausnutzen, manchmal sogar eher unfreiwillig. Es werden Schäden angerichtet, die nicht rückgängig zu machen sind. Und doch die Welt als solche besteht. Auch Yada muss mit den Schwächen ihrer Mitmenschen leben. Sie erfährt, dass der Eintritt ins Erwachsenenleben alles andere als einfach ist. Im weiteren Verlauf ändert sich die Komposition zu einer gewissen Kühle, einer Reportage, die dem Roman Lebendigkeit nimmt. Doch der Gesamteindruck, der bleibt, ist der von einem packenden Roman, der ein Bild unserer Zeit zeichnet, das zum einen doch deprimieren kann, das aber gleichzeitig die Hoffnung weckt, dass die Welt nicht so leicht kleinzukriegen ist.

Veröffentlicht am 08.09.2022

Der Hochzeitsplan

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Die Ichiyanagis planen ein Freudenfest. Ihr Sohn will endlich heiraten. Die Einladungen sind geschrieben und alle freuen sich auf das Fest. Doch das Glück wärt nur kurz. In der Hochzeitsnacht ertönen Schreie. ...

Die Ichiyanagis planen ein Freudenfest. Ihr Sohn will endlich heiraten. Die Einladungen sind geschrieben und alle freuen sich auf das Fest. Doch das Glück wärt nur kurz. In der Hochzeitsnacht ertönen Schreie. Die Eltern stürzen in das Schlafzimmer und müssen entsetzt feststellen, dass das Hochzeitspaar auf seinem Lager niedergestreckt wurde. Offensichtlich wurden beide von einem gemeinen Mörder erstochen. Die Familie Ichiyanagi musste schon manchmal mit Verlusten leben, doch wer soll es auf ein junges Paar abgesehen haben. Etwa der seltsame Fremde, der durch die Gegend schlich? Der private Ermittler Kosuke Kindaichi steht vor einem Rätsel.

Mit Kosuke Kindaichi betritt ein bisher hier nicht bekannter Ermittler die Bühne. Er ist ein besonnener Privatdetektiv, dem kein Rätsel zu schwierig ist. Hier bekommt er es mit einem Mord in einem geschlossenen Raum zu tun, der eigentlich unmöglich ist. Und doch ist ein junges Paar tot und die Umstände sind zunächst mal nicht zu erklären. Die Familie Ichiyanagi leidet sehr unter dem grausamen und frühzeitig Tod ihres Sohnes und der Schwiegertochter. Ein Teil ihrer Zukunft wurde einfach ausgelöscht. Immer wieder durchleben sie die Todesnacht, die eigentlich eine Hochzeitsnacht hätte werden sollen und sie erinnern sich an den Klang der Koto.

Der Autor, der seinen Ermittler Kosuke Kindaichi 77 Fälle beschert hat, lebte von 1902 bis 1981. Der vorliegende erste Band spielt im Jahr 1937. Selbst ein Liebhaber von klassischen Detektivgeschichten ist es Saishi Yokomizo gelungen einen gewieften Ermittler zu erschaffen, Mit seiner ruhigen Art überzeugt Kindaichi. Aus heutiger Sicht gelesen entwickelt sich dieser Kriminalroman eher langsam. In der schnelllebigen Zeit heute ist dies durchaus ein Plus. Man kann sich der Lektüre hingeben und in eine andere Zeit, eine andere Kultur eintauchen. Durch die anschaulichen Beschreibungen vermag man sich zumindest vage vorzustellen, wie es in einer Japanischen Familie zugegangen sein kann.

Das Hörbuch wird dem Setting sehr angemessen vorgetragen von Denis Moschitto, dessen Betonung der japanischen Namen und Ausdrücke einiges an Sachkunde vermuten lässt. Ein wenig vermisst man beim Hörbuch eine Möglichkeit, die Schreibweise der Namen zu erfahren und auch ein Glossar könnte noch zur weiteren Erklärung beitragen.

Das Cover ist zwar schlicht aber genau auf die Handlung zugeschnitten. Durch die kräftige rote Farbe braucht man es nur einmal zu sehen, um es sich zu merken. Zum Glück hält der Roman den Erwartungen, die das Cover weckt, stand und bietet spannende Unterhaltung.

Veröffentlicht am 04.09.2022

Der kleine Diplomat

Der Gehängte von Conakry
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Aurel Timescu ist nur der Vertreter des Honorarkonsuls, was er während er seiner Arbeit auch immer wieder zu spüren bekommt. Dennoch versucht Timescu dankbar zu sein, schließlich konnte er seine rumänische ...

Aurel Timescu ist nur der Vertreter des Honorarkonsuls, was er während er seiner Arbeit auch immer wieder zu spüren bekommt. Dennoch versucht Timescu dankbar zu sein, schließlich konnte er seine rumänische Heimat verlassen und sogar in den französischen Staatsdienst eintreten. Nun ist der Chef abwesend und als ein Toter im Yachthafen von Conakry, der Hauptstadt Guineas gefunden wird, nutzt Aurel die Chance, endlich mal was Richtiges zu tun. Bei dem toten Yachtbesitzer handelt es sich um einen reichen Franzosen. Da muss die Botschaft an den Ermittlungen beteiligt werden und auch die Verwandten in Frankreich sind zu informieren.

Dieses ist das erste Rätsel, welches Konsul Aurel Timescu zu entschlüsseln sucht. Von seiner Tätigkeit unterfordert, von der Hitze seines Einsatzortes überfordert, versteht es Aurel doch den Wein zu genießen, sich hin und wieder ans Klavier zu setzen und sich nicht allzu sehr über seine kleine Statur zu ärgern. Die Entdeckung des Toten bringt einige Turbulenzen in Timescus Leben. Die örtliche Polizei neigt dazu, es sich einfach zu machen. Sie geht von einem einfachen Raubüberfall aus. Timescus Theorien würden ungehört verhallen, wenn er sich nicht eine exklusive Art ihrer Präsentation einfallen lassen würde.

Auch als Diplomat muss man sich hocharbeiten. Das merkt man an den mehr oder weniger entlegenen Orten, an denen die Mitarbeiter eingesetzt werden. Nun ist Conakry an der Westafrikanischen Küste nicht gerade das Zentrum der Weltpolitik, aber wenigstens ist es warm. Das kann auch stören, wie man am Beispiel Timescus merkt. Dennoch wirkt der verschrobene kleine Diplomat sympathisch, gewitzt und eben diplomatisch. Besonders wenn er seine durchaus schlauen Gedanken den Kollegen eingeben muss, um deren Untersuchungen in die richtige Richtung zu lenken. Auch wenn der den Tod eines Menschen bedauert, so ist er doch Feuer und Flamme, an einer Ermittlung beteiligt zu sein. Neben dem spannenden Kriminalfall bekommt man als Leser auch einen Einblick in das Leben eines nicht so bekannten Landes in Afrika. Von Stil her könnte man beinahe annehmen, die Handlung sei in den 1950ern angesiedelt, wozu auch das farbenfrohe und Fernweh weckende Cover beiträgt, wenn Aurel jedoch Handy und Computer rausholt, wird man schnell eines besseren belehrt. Dieser angenehm zu lesende Krimi erfreut mit einem durchaus ernsthaften Fall und seinem etwas verschrobenen Ermittler.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Goya Saal

Goyas Ungeheuer
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Comisaria María Ruiz ist nach einer Sache vom Dienst suspendiert. Bald soll die Anhörung der Internen stattfinden und sie hofft, dass sie dann wieder durchstarten kann. Als einige tote Tiere aufgefunden ...

Comisaria María Ruiz ist nach einer Sache vom Dienst suspendiert. Bald soll die Anhörung der Internen stattfinden und sie hofft, dass sie dann wieder durchstarten kann. Als einige tote Tiere aufgefunden werden, geht das Gerücht, es könne sich um rituelle Taten gehandelt haben. Ruiz ist schon klar, dass sie keine Nachforschungen anstellen darf und Kontakt mit den Kollegen darf sie auch nicht aufnehmen. Ganz so eng muss man das vielleicht nicht sehen. Als jedoch die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ist es mit Ruiz Zurückhaltung vorbei, obwohl ihr Team alles versucht, sie von dem Fall fernzuhalten, damit sie ihre Situation nicht noch schlimmer macht.

Dieser Band ist als Einzelband ausgewiesen, obwohl es eine Reihe um Comisaria María Ruiz gibt. Möglicherweise weil Ruiz hier wegen der Suspendierung nicht mit ihrem Team ermitteln kann. So ein Alleingang muss nicht die beste Lösung sein. Mit Energie und Weitblick geht Ruiz dennoch auf Mörderjagd. Die junge Frau kann bald identifiziert werden, es handelte sich um Sara, eine Kunststudentin, die sich besonders für den Maler Goya interessierte. Sie wollte seinen unbekannteren Werke eine Bühne geben. Doch warum musste sie sterben? María Ruiz begibt sich in ein sogar ihr weniger bekanntes Madrid.

Nicht ganz so häufig, aber doch immer wieder mal gibt es Kriminalromane, die mit der Welt der Kund in Verbindung stehen. Oft erweisen sie sich als interessant und lehrreich. Man erfährt etwas über großartige Kunstwerke, deren Existenz auf besondere Art mit einer Tat oder einem Täter in Verbindung steht. Nicht nur dem Leser, auch dem Ermittler kann sich so viel Neues offenbaren. Wenn sich wie hier noch ein packender und vielschichtiger Fall entwickelt, bleiben kaum noch Wünsche offen. Vielleicht hätte man sich eine weniger gradlinige Auflösung erhofft, dafür bekommt man am Schluss jedoch eine Überraschung geboten, mit der wirklich nicht zu rechnen war und die einem zu vielen im Nachhinein nicht ganz sinnvollen Mutmaßungen angeregt hat.

Dieser sehr informative und unterhaltsame Kriminalroman wird gerne empfohlen und wenigstens ein Besuch auf der Website des Prado dazu.

Veröffentlicht am 01.09.2022

Harmonie

Amsel, Drossel, tot und starr
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Natürlich ist es in der Harmonie nicht so ordentlich wie in der Kleingartenanlage von Pankow, dafür ist es gemütlich. Daher sind Manne Novak und Caro von Ribbek, die gerade eine Detektei gegründet haben, ...

Natürlich ist es in der Harmonie nicht so ordentlich wie in der Kleingartenanlage von Pankow, dafür ist es gemütlich. Daher sind Manne Novak und Caro von Ribbek, die gerade eine Detektei gegründet haben, überrascht als Schmidtchen von dem Pankowern sie bittet, in einem Brandfall zu ermitteln. Die Gartenlaube eines Vorstandsmitglieds hat gebrannt und Schmidtchen befürchtet, er könnte in Verdacht geraten. Denn wie viele im Verein konnte er Mike Reuter nicht leiden. Der Tag, an dem Reuter seine Kündigung einreichte, war einer der schönsten Tage in Schmidtchens Leben. Und dann nimmt der einfach die Kündigung zurück. Schmidtchen war stinksauer und nun brennt die Hütte.

Ihr zweiter Auftritt beginnt für Manne Novak, den Ex-Polizisten, und Caro von Ribbek, mit einer vermeintlich harmlosen Brandsache. Doch schon als sie sich an die Brandstelle mogeln, um nach Spuren zu suchen, findet Caro eine Leiche in dem Gartenhäuschen. Das muss sie erstmal verdauen und so einfach ist es auch nicht, die Gartenfreunde vom Betreten der Brandstelle, die sich als Tatort erwiesen hat, abzuhalten. Sie selbst lassen sich nicht vom Ermitteln abhalten, da kann Kommissar Lohmeyer machen, was er will. Da Manne und Caro immer noch in Schmidtchens Auftrag unterwegs sind, beginnen sie mit den Befragungen der Laubenpieper.

Dieses Hörbuch wird sehr lebendig vorgetragen von Uve Teschner, der es sehr gut versteht, den Protagonisten eine Stimme zu geben. Auch ohne Kenntnis des ersten Teils findet man sich in der Gartenkolonie der Pankower gut zurecht. Was natürlich nicht davon abhält, auf den ersten Band neugierig zu werden. Auf angenehme Weise taucht man ein in die Welt der Gartenfreunde, ein zusammengewürfeltes Häufchen unterschiedlichster Persönlichkeiten, die ein gemeinsames Interesse haben. Wie es in so einem Verein halt ist, mag nicht jeder jeden, aber dass einer ein Mörder ist, kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Und dann noch die Querelen mit der Polizei in Person von Kommissar Lohmeyer, der einfach nicht mit Manne und Caro zusammenarbeiten will. Da hört man gerne länger, um zu erfahren, welchen Grund es gab, Reuter zu ermorden.