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Veröffentlicht am 17.06.2023

Spannende Grundidee mit zu vielen Nebenhandlungen

Die Spur der Aale
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Buchmeinung zu Florian Wacker – Die Spur der Aale

Die Spur der Aale ist ein Kriminalroman von Florian Wacker, der 2023 bei KiWi-Paperback erschienen ist.

Zum Autor:
Florian Wacker, geboren 1980 in Stuttgart, ...

Buchmeinung zu Florian Wacker – Die Spur der Aale

Die Spur der Aale ist ein Kriminalroman von Florian Wacker, der 2023 bei KiWi-Paperback erschienen ist.

Zum Autor:
Florian Wacker, geboren 1980 in Stuttgart, studierte Heilpädagogik und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bisherige Veröffentlichungen: »Albuquerque«, »Dahlenberger« und »Stromland«. Für seinen Roman »Weiße Finsternis« (2021) wurde er mit dem Robert Gernhardt Preis ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main und schreibt Prosa, Dramatik und Code.

Zum Inhalt:
Greta Vogelsang ist in Frankfurt Staatsanwältin im Bereich Naturschutz und Umweltvergehen. Während einer Bereitschaft wird sie zu einer Wasserleiche gerufen. Lars Mathissen war Zollfahnder am Frankfurter Flughafen und hatte der Staatsanwältin gegenüber Andeutungen über den Schmuggel von Glasaalen gemacht.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mein Interesse durch das ungewöhnliche Thema geweckt. Der Handel mit Jungaalen ist ein lukratives Geschäft mit extrem hohen Margen und geringer öffentlicher Aufmerksamkeit. Der Autor schildert aus der Sicht einiger Beteiligter, welchen Beitrag sie zum Handel leisten. Stück für Stück wird das Gesamtbild vervollständigt. Der Leser erkennt die Strukturen und die Probleme der Ermittler, die es oft mit verwandtschaftlich verbundenen Tätern zu tun haben. Diverse Nebenhandlungen ergänzen den Kriminalfall. Diese reichen von einen familiären Demenzfall über Strukturen innerhalb der Staatsanwaltschaften bis zur persönlichen Bedrohung. Greta Vogelsang wirkt kompetent und sympathisch, zumal sie sich ihre Erfolge mangels Connections eigenhändig erarbeiten musste. Sie schaut über den Tellerrand und sieht auch die Stärken und die Schwächen im jetzigen System. Der Schreibstil ist relativ nüchtern, aber zugleich auch empathisch. Viele der kleineren Täter ahnen nicht, welche Summen dank ihrer Hilfe bewegt und auch verdient werden. Am Ende wird es dramatisch mit dem Einsatz eines Sondereinsatzkommandos und bei Greta Vogelsang kommen Erinnerungen an ein Trauma aus ihrer jungen Erwachsenenzeit hoch. Auf diese Passagen hätte ich verzichten können, denn ich fand den Fall auch so echt spannend. Greta Vogelsang ist ein vielschichtiger Charakter mit Ecken und Kanten. Alle anderen Charaktere sind eher grob skizziert und mit einigen Klischees belastet.

Fazit:
Dieser Kriminalfall aus dem Bereich Umweltvergehen wird glaubwürdig mit einer komplexen Handlung und einer charismatischen Hauptfigur erzählt. Bei manchen Nebenhandlungen hatte ich das Gefühl, das der Autor zu viel in diesem Buch unterbringen wollte. Insgesamt hat mich der Titel gut unterhalten und ich bewerte ihn mit knappen vier von fünf Sternen (70 von 100 Punkten). Aufgrund der interessanten Thematik spreche ich auch eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Überraschender Stilwechsel zu mehr Action

Der Bojenmann
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Buchmeinung zu Kester Schlenz & Jan Jepsen – Der Bojenmann

Der Bojenmann ist ein Kriminalroman von Kester Schlenz & Jan Jepsen, der 2023 bei btb erschienen ist.

Zum Autor:
Kester Schlenz, geboren 1958, ...

Buchmeinung zu Kester Schlenz & Jan Jepsen – Der Bojenmann

Der Bojenmann ist ein Kriminalroman von Kester Schlenz & Jan Jepsen, der 2023 bei btb erschienen ist.

Zum Autor:
Kester Schlenz, geboren 1958, ist ein echtes Nordlicht. Sternzeichen Fische. Geboren in Kiel, aufgewachsen in Schleswig. Mit 16 Jahren samt Family in Richtung Hamburg gezogen. Dort auch studiert und Journalist geworden.
Jan Jepsen, geboren 1962, wurde in der Nacht der großen Hamburger Sturmflut gezeugt. Er wuchs – größtenteils in Gummistiefeln – in der ehemaligen Lotsensiedlung Övelgönne auf: „Unten am Hafen, wo die großen Schiffe schlafen.“ Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben, Reisen und die Fotografie.

Zum Inhalt:
Die hölzerne Kunstfigur Bojenmann ist über Nacht durch eine aufwendig hergerichtete Leiche ersetzt worden. Thies Knudsen und sein Team vom LKA in Altona ermitteln. Zusätzlich sucht er Rat bei seinem Freund Oke Andersen, einem ehemaligen Lotsen, denn es bleibt nicht bei einem Toten.

Meine Meinung:
Thies Knudsen und Dörte Eichhorn sind ein eingespieltes Ermittlerteam, das Kompetenz ausstrahlt und sympathisch wirkt. Oke Andersen kennt sich wie kaum ein anderer im Hafengebiet aus und überrascht mit ungewöhnlichen Denkansätzen. Die Geschichte wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt, unter anderem auch aus der des Täters. Ich habe viel Neues über das Hafengebiet, die Seemannsmission Duckdalben, die Situation der Seeleute auf Containerschiffen und auch über die Plastifizierung von Leichen erfahren. Die Erzählung ist atmosphärisch und oft mit einer Prise trockenen Humors versehen. Das Erzähltempo ist gemächlich und die Spannung hält sich lange Zeit in Grenzen. Es wird planvoll ermittelt und langsam werden Fortschritte erzielt. Dann erfolgt ein drastischer Stilwechsel und Actionelemente spielen eine Rolle.
Am Ende steht eine plausible und nachvollziehbare Auflösung, auch wenn noch offene Fragen bleiben.
Der Stilwechsel in Richtung Action bringt Tempo und Spannung, hat mich aber dennoch nicht überzeugt. Der ruhige Stil davor hat mich deutlich mehr mitgenommen.

Fazit:
Der Stilwechsel der Erzählung hin zu mehr Action hat mir nicht gefallen, weil er dem ruhigen Charakter der Geschichte entgegensteht. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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Veröffentlicht am 18.05.2023

Nur der zeitlich frühere Teil konnte mich überzeugen

Der treue Spion
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Buchmeinung zu Uta Seeburg – Der treue Spion

Der treue Spion ist ein Historischer Kriminalroman von Uta Seeburg, der 2023 bei HarperCollins erschienen ist. Dies ist der dritte Band der Serie um den preußischen ...

Buchmeinung zu Uta Seeburg – Der treue Spion

Der treue Spion ist ein Historischer Kriminalroman von Uta Seeburg, der 2023 bei HarperCollins erschienen ist. Dies ist der dritte Band der Serie um den preußischen Major Wilhelm Gryszinski im bayrischen Polizeidienst.

Zum Autor:
Uta Seeburg ist Berlinerin und lebt in München. Sie arbeitete bereits als Werbetexterin, Drehbuchautorin und Redakteurin, widmet sich aber heute ausschließlich der Schriftstellerei. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin wohnt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen.

Zum Inhalt:
1896 ermittelt Major Gryszinski im Fall eines verschwundenen Diplomaten in München, kann den Fall aber nicht komplett aufklären. 20 Jahre später ist sein Sohn Fritz als Soldat vor Verdun unterwegs. Dort wird er als Spion angeworben und beginnt sich auf eine gefährliche Tour durch Europa, die am Ende den ungelösten Fall seines Vaters aufklärt.

Meine Meinung:
Der Schreibstil der Autorin nutzt altertümliche Begriffe und Ausdrücke, die dem damaligen Zeitgeist zum Leben verhelfen. Zeitlich wechseln sich Episoden aus 1896 und 1916 immer wieder ab. Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel des jeweils agierenden Gryszinski erzählt und verdeutlicht die jeweilige Gefühlswelt. 1896 geht es vergleichsweise ruhig zu, wenn Major Gryszinski seine polizeilichen Ermittlungsmethoden einsetzt. Bei seinem Sohn hatte in eher den Eindruck eines Abenteuerromans, der mit viel Fantasie erzählt wird, aber auch wenig realistisch wirkt. Der Teil, der 1896 spielt, hat mich gefesselt und sehr gut unterhalten. Die Mutation des Sohnes zu einer Art James Bond in Kriegszeiten konnte das nicht. Natürlich habe ich trotzdem mit der Hauptfigur mitgefiebert, aber die Auflösung war mir dann doch zu abgehoben.

Fazit:
Dieser Titel besteht aus zwei Geschichten, von der mich nur die von 1896 überzeugen konnte. Bei der Spionagestory habe ich bald das Interesse verloren. Deshalb bewerte ich das Gesamtwerk mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Spannung kommt erst spät auf

Dänische Dämmerung
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Buchmeinung zu Lynn Andersen – Dänische Dämmerung

Dänische Dämmerung ist ein Kriminalroman von Lynn Andersen, der 2020 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Lynn Andersen ist Journalistin, Werbetexterin ...

Buchmeinung zu Lynn Andersen – Dänische Dämmerung

Dänische Dämmerung ist ein Kriminalroman von Lynn Andersen, der 2020 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Lynn Andersen ist Journalistin, Werbetexterin und Autorin. Sie arbeitete einige Jahre als Reporterin und leitende Redakteurin bei einer Berliner Boulevardzeitung und ging dann der Liebe wegen in ihre Heimat bei Münster zurück, wo sie heute mit ihrer Familie lebt. Seit ihrer Kindheit verbrachte sie unzählige Urlaube in Dänemark.

Zum Inhalt:
Als seine Frau verschwindet, macht sich Kommissar Konermann auf die Suche. Er findet ihre Spur in einer dänischen Ferienhaussiedlung wieder, in der ein Doppelmord geschah.

Meine Meinung:
Der Einstieg ging bei mir eher schleppend, weil diesem Krimi zu Beginn fast jedes Tempo fehlt. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und spielt zu verschiedenen Zeitpunkten, die über mehrere Jahre verteilt sind. Für den Leser werden die Hintergründe bald erzählt, aber Kommissar Konermann und seine dänischen Kollegen tappen weiter im Dunkeln. Konermann wurde mir nicht sonderlich sympathisch, aber er ist hartnäckig und scheint seine Frau zu lieben. Am Ende werden tragische Ereignisse enthüllt, die in einem passenden Showdown münden.
Mir gefiel der Aufbau des Romans nicht besonders, da Spannungselemente lange Zeit kaum eine Rolle spiele. Das psychologische Konstrukt hingegen empfand ich als gelungen.

Fazit:
Der ungewöhnliche Aufbau des Falles lässt erst spät Spannung aufkommen. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Setzt lange zu sehr auf die Schilderung der Gegensätze der Hauptfiguren

Die Schatten von Edinburgh
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Buchmeinung zu Oscar de Muriel – Die Schatten von Edinburgh

Die Schatten von Edinburgh ist ein Kriminalroman von Oscar de Muriel, der 2017 im Goldmann Verlag in der Übersetzung von Peter Beyer erschienen ...

Buchmeinung zu Oscar de Muriel – Die Schatten von Edinburgh

Die Schatten von Edinburgh ist ein Kriminalroman von Oscar de Muriel, der 2017 im Goldmann Verlag in der Übersetzung von Peter Beyer erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet The Strings of Murder und ist 2015 erschienen.

Zum Autor:
Oscar de Muriel wurde in Mexico City geboren und zog nach England, um seinen Doktor zu machen. Er ist Chemiker, Übersetzer und Violinist und lebt heute in Cheshire. Mit seiner viktorianischen Krimireihe um das brillante Ermittlerduo Frey und McGray feiert er in seiner neuen Heimat und darüber hinaus große Erfolge.

Zum Inhalt:
Edinburgh, 1888. Der begnadete Ermittler Ian Frey wird von London nach Schottland zwangsversetzt um mit Inspector McGray einen Fall mit mystischen Anklängen zu lösen. Beide Ermittler mögen sich nicht, finden aber einen Weg zur Zusammenarbeit.

Meine Meinung:
Ian Frey ist die Hauptfigur, der als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt. Er ist ein kultivierter Mensch, den Wissenschaften zugetan und als Ermittler überaus erfolgreich. Schottland ist sicherlich nicht sein Wunschort aber Inspector McGray ist für ihn eine Zumutung und er ist sein Chef in Edinburgh. Er ist ungehobelt, fragt eine Wahrsagerin um Rat und isst in Kaschemmen, aber er bietet Frey und seiner Bediensteten eine Unterkunft in seinem Haus. Bei den Gegensätzen war es mir zu viel, etwas mehr Gemeinsamkeiten wären glaubwürdiger gewesen. Trotz der permanenten Streitereien kommen sich die beiden Ermittler im Laufe der Zeit näher, auch weil sie sich vorsichtig öffnen. Der Fall selber ist ein Locked-Room-Mystery mit einer toten Geigenspieler in einem von innen abgeschlossenen Raum. Frey und McGray müssen ihr gesamtes Können zusammenwerfen, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Der Autor macht sich immer wieder einen Spaß daraus, Frey an Orte zu bringen, die er niemals freiwillig aufsuchen würde. Auf die Schilderung der Örtlichkeiten und der Nebenhandlungen wird viel Zeit verwendet, so dass das Tempo eher gemächlich und die Spannung gering war. Im letzten Drittel des Titels ziehen Tempo und Spannung deutlich an. Der Fall wird überzeugend aufgeklärt, aber bis Frey und McGray Freunde werden wird es noch dauern.

Fazit:
Ein atmosphärischer Kriminalroman mit einer speziellen Sicht eines kultivierten Engländers auf das zurückgebliebene Schottland, der seine Zeit braucht bis er auf Fahrt kommt. Das letzte Drittel hat mir gut gefallen, aber insgesamt bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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