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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2022

Ein gemächlicher Start der sich zu einem Pageturner entwickelt

Die Vergessene
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Als großer Fan von Karin Slaughter war ihr neuestes Buch für mich quasi „Pflichtlektüre“. Es führt die in „Ein Teil von ihr“ begonnene Geschichte von Andrea Oliver und ihrer Familie fort. Den Vorgänger ...

Als großer Fan von Karin Slaughter war ihr neuestes Buch für mich quasi „Pflichtlektüre“. Es führt die in „Ein Teil von ihr“ begonnene Geschichte von Andrea Oliver und ihrer Familie fort. Den Vorgänger habe ich nicht gelesen, sondern die Netflix-Verfilmung gesehen, man kann aber auch komplett ohne Vorkenntnisse sehr gut einsteigen.

Für mich war das Buch allerdings kein typisches Karin Slaughter Werk. Ganz ungewohnt hat es sehr lange gedauert bis die Geschichte Fahrt aufgenommen hat und mich fesseln konnte. Die Autorin lässt es hier spürbar langsamer angehen, in den ersten Abschnitten gab es eher wenig Spannung, was für mich zu manchen Längen geführt hat. Kurz vor der Hälfte hat sich dann endlich der Sog entwickelt, den ich an ihren Büchern so sehr schätze und bis zum Ende entwickelte es sich schließlich doch noch zum Pageturner.

Die Handlung spielt in der Gegenwart und in den 1980er Jahren. Den Handlungsstrang in der Vergangenheit fand ich meist spannender, wobei in beiden Zeitebenen eben immer mal wieder recht Unerhebliches die Handlung aufblähte. Letztendlich hätten 100 Seiten weniger der Geschichte gut getan. Das Finale hingegen war dann erstaunlich kurz geraten und dadurch recht unspektakulär. Es muss natürlich nicht immer hollywoodreife Action sein, aber ein klein wenig mehr als das gebotene ist man von Karin Slaughter einfach gewohnt.

Auch die Charaktere konnten mich dieses Mal nicht zu 100% abholen, zu Andrea und ihren Kollegen fand ich erst spät Bezug. Der als sehr charismatisch beschriebene Sektenführer blieb blass, warum sich die Menschen ihm anschlossen habe ich nicht nachvollziehen können. Die menschlichen Abgründe hingegen beschreibt Slaughter wieder absolut großartig. Letztendlich ist das alles Meckern auf sehr hohem Niveau, denn „Die Vergessene“ ist trotz allem solider und erschütternder Thriller.

Dass im Buch mal die US Marshalls im Mittelpunkt stehen und man dadurch einen Einblick in das US-Marshall-System erhält hat mir sehr gut gefallen. Welche Aufgaben und Befugnisse sie haben ist wirklich interessant. Hier sehe ich sehr viel Potential für eine mögliche Fortsetzung der beiden Bücher.

Fazit
Ein guter Thriller, aber mit ihren Spitzentiteln kann das Buch diesmal nicht mithalten. Es wird zwar nicht mein Lieblingsbuch, doch sollte die Reihe noch eine weitere Fortsetzung erhalten werde ich diese auf jeden Fall auch lesen!

Veröffentlicht am 31.08.2022

Skurril, unglaublich witzig, einfach genial

The Stranger Times
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Hätte ich dieses genial witzige Hörbuch doch mal eher gehört! Es ist eine Mischung aus britischem Humor, Fantasy und einer Prise Krimi. Sprecherin Sascha Icks liest das Buch so dermaßen gut, dass es einfach ...

Hätte ich dieses genial witzige Hörbuch doch mal eher gehört! Es ist eine Mischung aus britischem Humor, Fantasy und einer Prise Krimi. Sprecherin Sascha Icks liest das Buch so dermaßen gut, dass es einfach nur einen riesen Spaß macht ihr zuzuhören. Mit ihren Stimmvariationen schafft sie es den Charakteren Leben und Persönlichkeit einzuhauchen und ist dabei immer angenehm zu hören. Eine weibliche Sprecherin, bei der ich absolut nichts zu meckern habe, das gab es bisher noch nicht!

Ein Blatt wie die „Stranger Times“ ist natürlich kein Arbeitgeber um den sich die Journalisten reißen und so sind die Mitarbeiter hier oft mangels Alternativen oder nach einem steilen beruflichen Abstieg gelandet. Allen voran der übellaunige und ständig vor sich hin fluchende Chefredakteur Vincent Banecroft. Dennoch passen sie perfekt zur Zeitung und auch wenn nicht jeder von ihnen an Übersinnliches glaubt, tun sie alles um die wöchentliche Ausgabe bestmöglich zu befüllen. Obwohl teilweise recht skurril sind die Charaktere toll ausgearbeitet und gerade durch ihre Eigenheiten absolut sympathisch. Die Truppe ist mir schnell ans Herz gewachsen! Obwohl Hannah zwar meist im Mittelpunkt steht finden auch die anderen Charaktere ausreichend Platz in der Geschichte und ihr Teamwork ist nötig um die Probleme vor denen sie recht bald stehen zu lösen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Im ersten Drittel ist es nur vereinzelt Übersinnlich, zum Ende hin jagt eine Situation die nächste und es gibt eine Reihe von neuen Erkenntnissen für die Helden und den Leser. Mit Schwung und ohne Vorwarnung landen sie mitten in Manchesters magischer Parallelgesellschaft.

Fazit
Von mir gibt es eine große Lese- und/oder Hörempfehlung! Seit Ben Aaronovitch ist es das Beste was ich im Urban Fantasy Genre gelesen habe! Auf die nachfolgenden Bände bin ich sehr gespannt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2022

Packend und informativ

Die Nackten fürchten kein Wasser
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Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert, die gleichzeitig die wichtigsten Zwischenpunkte der Flucht sind. Zu Beginn wird viel über das Leben in Kabul, die Familien von Omar und Matthieu und wie die beiden ...

Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert, die gleichzeitig die wichtigsten Zwischenpunkte der Flucht sind. Zu Beginn wird viel über das Leben in Kabul, die Familien von Omar und Matthieu und wie die beiden sich kennenlernten berichtet. Auch in Aikins Arbeit als Kriegsreporter gibt es einen kleinen Einblick.

Um Omar begleiten zu können muss Matthieu Aikins sich als Afghane ausgeben, denn als Kanadier wäre er ein lohnenswertes Entführungsopfer. Zum Glück wird er optisch ohnehin meist für einen Einheimischen gehalten und hat lange genug im Land gelebt um Sprache und Kultur sehr gut zu kennen. Also nennt er sich fortan Habib und erfindet einen passenden Lebenslauf.

Für Omar ist das Vorhaben von Beginn an bitterernst, Aikins hingegen hätte die Möglichkeit sich jederzeit von einem Freund seinen Pass bringen zu lassen uns ins nächste Flugzeug zu steigen. Trotzdem gerät er zusammen mit Omar mehrmals in gefährliche Situationen, etwa wenn sie in einem Schlauchboot von der Türkei Richtung Griechenland unterwegs sind.

Wo sich die Wege der beiden Trennen, berichtet Aikins über seine eigenen Erlebnisse und fügt anschließend Omars an. Ein wenig enttäuscht war ich, dass er beim gefährlichsten Teil der Flucht gar nicht dabei war. Omar reist alleine vom Iran über die Berge in die Türkei, so dass dieser Teil der Flucht im Buch nur als Nacherzählung recht kurz beschrieben ist. Hier hatte ich mir tiefere Einblicke erwartet. Sehr umfangreich ist das Buch hingegen, was Hintergrundwissen und Zahlen und Daten angeht. Auch andere Flüchtlinge kommen immer wieder zu Wort, Aikins berichtet über sie sehr sachlich und beschreibt was den Menschen widerfahren ist, ohne zu Werten.

Fazit
Ein spannender und packender Tatsachenbericht der zugleich viel Hintergrundwissen bringt.

Veröffentlicht am 11.08.2022

Zu belanglose Geschichte mit sehr oberflächlichen Charakteren

Der Pfau
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Was der Klappentext verspricht klingt sehr vielversprechend: britischer Humor, eine Gruppe von Bankern beim Teambuilding in den schottischen Highlands und turbulente Erlebnisse. Davon halten konnte das ...

Was der Klappentext verspricht klingt sehr vielversprechend: britischer Humor, eine Gruppe von Bankern beim Teambuilding in den schottischen Highlands und turbulente Erlebnisse. Davon halten konnte das Buch leider so gut wie gar nichts. Die Geschichte entwickelt sich nur zäh, immer wieder beschreibt die Autorin offensichtliche Sachverhalte und lässt ihre Protagonisten immer wieder dieselben Gedanken durchkauen. Zusätzlich gibt es eingeschobene Kapitel in denen nochmal zusammengefasst wird welchen Wissensstand und welche Vermutungen hat jeder der Protagonisten zu den Vorfällen hat. So komplex, dass man sich das nicht merken könnte ist die Geschichte allerdings nicht, daher fand ich die vielen Wiederholungen sehr ermüdend.

Auch die Story plätschert vor sich hin. Die Banker führen belanglose Gespräche, erledigen lediglich zwei Teambuilding Aufgaben und sind abgesehen davon nur mit Spazierengehen und Essen beschäftigt. Das Ganze ist dabei sehr trocken geschrieben und liest sich fast wie ein überlanger Sketch. Worauf die Autorin hinaus wollte hat sich mir nicht erschlossen. Dabei hätte es durchaus einige gute Ideen gegeben, doch gerade diese Handlungsstränge wurden nicht vertieft. Auch für witzige Dialoge wäre Potential vorhanden gewesen.

Der subtile Humor war so subtil, dass er mir komplett verborgen blieb, dabei liebe ich ihn eigentlich so sehr. Die Charaktere wurden bis zum Ende nicht greifbar und blieben eindimensional. Sie zu unterscheiden fiel mir schwer. Der eine ist verheiratet, der andere hat immer gute Laune, aber das reichte nicht um in meinem Kopf eigenständige Personen entstehen zu lassen.

Bis zum Ende durchgehalten habe ich nur, weil ich immer darauf gewartet und gehofft habe, dass da doch noch etwas kommen muss. Irgendetwas, worauf die ganze Geschichte hinausläuft. Leider kam aber nichts mehr.

Fazit
Für meinen Geschmack war die Geschichte zu belanglos und den Protagonisten fehlte es an Ausarbeitung und Tiefe. Daher war das Buch für mich leider ein Fehlgriff. ⠀

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2022

Ein Must Read!

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Cho Nam-Joo erzählt in ihrem Buch die Lebensgeschichte einer vollkommen durchschnittlichen südkoreanischen Frau und thematisiert dabei die grundlegende Benachteiligung von Frauen in Südkorea. Die Erlebnisse ...

Cho Nam-Joo erzählt in ihrem Buch die Lebensgeschichte einer vollkommen durchschnittlichen südkoreanischen Frau und thematisiert dabei die grundlegende Benachteiligung von Frauen in Südkorea. Die Erlebnisse ihrer Protagonistin Jiyoung sind distanziert und eher sachlich erzählt, an einigen Stellen berichtet die Autorin aus Statistiken, es ist ein Roman mit Tendenzen zum Sachbuch. Das macht den Inhalt aber nicht weniger beklemmend. Ich kann sehr gut verstehen, warum das Buch in Südkorea Massenproteste auslöste.

Gleich zu Beginn erlebt der Leser Jiyoungs seltsames Verhalten, der Rest des Buches führt dann in ihre Vergangenheit und erzählt von Kindheit und Jugend, der Schulzeit und dem Einstieg ins Berufsleben.

Jiyoung führt ein Leben das von einer gesellschaftlich vorgegebenen Selbstaufgabe geprägt ist. Seit ihrer Geburt hatte sie sich den Männern in ihrem Umfeld unterzuordnen und ihr Leben so zu führen wie diese es von ihr erwarten. Als Kind wurden sie und ihre Schwester dem Bruder gegenüber benachteiligt, der stets besseres Essen erhielt und verwöhnt wurde, während die beiden Mädchen zurückstecken mussten um dem Bruder diese bevorzugte Behandlung zu ermöglichen. Im Studium lernt sie, dass sie zwar Studentenvereinigungen beitreten kann, aber nur um die männlichen Mitglieder zu unterhalten, bei Entscheidungen mitreden darf sie nicht. Wenn sie in der U-Bahn belästigt oder auf dem nächtlichen Nachhauseweg bedrängt wird, fragt der Vater zuerst, was sie falsch gemacht und ob sie das provoziert hat. Es sind viele kleine Stiche die Jiyoung täglich aushalten muss und die schließlich zu ihrer Psychose führen. Gerade, dass die Autorin mit Jiyoung den ganz normalen Durchschnitt zeigt macht das Buch umso stärker, denn es steht nicht für das Leben nur einer einzelnen sondern von tausenden Frauen, es zeigt was in einer ganzen Gesellschaft falsch läuft.