Spannend bis zum letzten Wort
Ein Wort, um dich zu rettenMeinung
Zu Beginn des Romans „Ein Wort, um dich zu retten“ beschreibt der Autor das Leben eines Schriftstellers, Nathan Fawles. Es sind Zeitungsartikel über ihn, Interviews mit ihm, die ein Bild eines ...
Meinung
Zu Beginn des Romans „Ein Wort, um dich zu retten“ beschreibt der Autor das Leben eines Schriftstellers, Nathan Fawles. Es sind Zeitungsartikel über ihn, Interviews mit ihm, die ein Bild eines Schriftstellers entstehen lassen, der sich plötzlich aus der Öffentlichkeit zurückzog und das Schreiben aufgab. Dem gegenüber steht Raphaël Bataille, dessen erster Roman eine Reihe von Absagen erhalten hat und der nun auf die Meinung seines schriftstellerischen Idols hofft. Ein naiver und gutgläubiger junger Mann, der voller Enthusiasmus auf die Insel kommt.
Auf den ersten Blick scheint Fawles ein Eigenbrödler zu sein, der die Gesellschaft anderer nicht sonderlich schätzt. Umso überraschender ist es, als er Mathilde in sein Haus lässt, obwohl er weiß, dass sie Journalistin ist. Es ist bis zum Ende nicht zu durchschauen, welche Absichten Mathilde verfolgt. Nur eines ist mir sofort klar gewesen, sie verfolgt nicht die gleichen Motive, wie ihre journalistischen Kollegen.
Die Rolle des Charakters Raphaël ist mir nach der Beendigung des Romans nicht ganz schlüssig. Zum einen ist er einer der Erzähler, der noch voller Idealismus steckt, den sein Vorbild längst verloren hat. Zum anderen ist er im Prinzip nur jemand, der Informationen aus den neuen Medien sammelt. Da Fawles keinen Internetzugang besitzt, ist Raphaël ihm natürlich eine Hilfe. Im Zusammenhang der Erzählung scheint mir Raphaël Schicksal sinnlos und damit unverständlich. Jedoch ist es für mich die einzige, kleine Ungereimtheit im Roman.
Was sehr beschaulich beginnt, entwickelt sich im weiteren Verlauf in eine erschreckende Geschichte über Verrat, Korruption und Verlust. Hinzu kommen noch schreckliche Verbrechen, die teils aus einem großen Schmerz heraus verübt wurden. Nur sehr langsam lichtet der Roman den Nebel, der die Verbrechen umgibt und legt stückchenweise die Wahrheit in all ihren grausamen Facetten frei. Ab der Buchhälfte konnte ich es kaum noch aus der Hand legen, zu groß war meine Neugier, wie die Geschichte sich weiterentwickeln wird.
Es ist Mussos Markenzeichen seinen Erzählungen immer neue Wendungen zu geben, damit es dem/der Leser:in unmöglich ist, das Ende auch nur ansatzweise vorherzusehen. Das schätze ich an seinen Romanen. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Die Abgründe seiner Figuren zeigen sich meist erst gegen Ende des Buches. Geschickt wechselt der Autor die Erzählperspektive, sodass wir nach und nach die Charaktere besser kennenlernen. Mussos Charaktere sind in ihrem Handeln und Denken sehr lebensnah gezeichnet. „Ein Wort, um dich zu retten“ beginnt mit Zeitungsartikeln und Interviews von Nathan Fawles, wird dann weiter aus Raphaëls Perspektive erzählt. Später ist Fawles der Erzähler, gefolgt von Mathilde sowie vom Polizist der Insel. Durch diese Wechsel erfahren wir das, was wir zu dem Zeitpunkt wissen sollen. Ich mag diese Perspektivwechsel, denn sie unterbrechen nie meinen Lesefluss, sondern halten die Spannung aufrecht.
Fazit
Spannend, ausgefeilt bis ins kleinste Detail.