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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2021

Spannend bis zum letzten Wort

Ein Wort, um dich zu retten
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Meinung

Zu Beginn des Romans „Ein Wort, um dich zu retten“ beschreibt der Autor das Leben eines Schriftstellers, Nathan Fawles. Es sind Zeitungsartikel über ihn, Interviews mit ihm, die ein Bild eines ...

Meinung

Zu Beginn des Romans „Ein Wort, um dich zu retten“ beschreibt der Autor das Leben eines Schriftstellers, Nathan Fawles. Es sind Zeitungsartikel über ihn, Interviews mit ihm, die ein Bild eines Schriftstellers entstehen lassen, der sich plötzlich aus der Öffentlichkeit zurückzog und das Schreiben aufgab. Dem gegenüber steht Raphaël Bataille, dessen erster Roman eine Reihe von Absagen erhalten hat und der nun auf die Meinung seines schriftstellerischen Idols hofft. Ein naiver und gutgläubiger junger Mann, der voller Enthusiasmus auf die Insel kommt.

Auf den ersten Blick scheint Fawles ein Eigenbrödler zu sein, der die Gesellschaft anderer nicht sonderlich schätzt. Umso überraschender ist es, als er Mathilde in sein Haus lässt, obwohl er weiß, dass sie Journalistin ist. Es ist bis zum Ende nicht zu durchschauen, welche Absichten Mathilde verfolgt. Nur eines ist mir sofort klar gewesen, sie verfolgt nicht die gleichen Motive, wie ihre journalistischen Kollegen.

Die Rolle des Charakters Raphaël ist mir nach der Beendigung des Romans nicht ganz schlüssig. Zum einen ist er einer der Erzähler, der noch voller Idealismus steckt, den sein Vorbild längst verloren hat. Zum anderen ist er im Prinzip nur jemand, der Informationen aus den neuen Medien sammelt. Da Fawles keinen Internetzugang besitzt, ist Raphaël ihm natürlich eine Hilfe. Im Zusammenhang der Erzählung scheint mir Raphaël Schicksal sinnlos und damit unverständlich. Jedoch ist es für mich die einzige, kleine Ungereimtheit im Roman.

Was sehr beschaulich beginnt, entwickelt sich im weiteren Verlauf in eine erschreckende Geschichte über Verrat, Korruption und Verlust. Hinzu kommen noch schreckliche Verbrechen, die teils aus einem großen Schmerz heraus verübt wurden. Nur sehr langsam lichtet der Roman den Nebel, der die Verbrechen umgibt und legt stückchenweise die Wahrheit in all ihren grausamen Facetten frei. Ab der Buchhälfte konnte ich es kaum noch aus der Hand legen, zu groß war meine Neugier, wie die Geschichte sich weiterentwickeln wird.

Es ist Mussos Markenzeichen seinen Erzählungen immer neue Wendungen zu geben, damit es dem/der Leser:in unmöglich ist, das Ende auch nur ansatzweise vorherzusehen. Das schätze ich an seinen Romanen. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Die Abgründe seiner Figuren zeigen sich meist erst gegen Ende des Buches. Geschickt wechselt der Autor die Erzählperspektive, sodass wir nach und nach die Charaktere besser kennenlernen. Mussos Charaktere sind in ihrem Handeln und Denken sehr lebensnah gezeichnet. „Ein Wort, um dich zu retten“ beginnt mit Zeitungsartikeln und Interviews von Nathan Fawles, wird dann weiter aus Raphaëls Perspektive erzählt. Später ist Fawles der Erzähler, gefolgt von Mathilde sowie vom Polizist der Insel. Durch diese Wechsel erfahren wir das, was wir zu dem Zeitpunkt wissen sollen. Ich mag diese Perspektivwechsel, denn sie unterbrechen nie meinen Lesefluss, sondern halten die Spannung aufrecht.



Fazit

Spannend, ausgefeilt bis ins kleinste Detail.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Hoffnungsvoll

Jeder Anfang mit dir
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Inhalt

Seit Kindheitstagen sind Luke und Josh beste Freunde. Sie verbindet die Faszination der medizinischen Forschung. Während ihres Studiums der Neurowissenschaften in Boston, freunden sie sich mit ...

Inhalt

Seit Kindheitstagen sind Luke und Josh beste Freunde. Sie verbindet die Faszination der medizinischen Forschung. Während ihres Studiums der Neurowissenschaften in Boston, freunden sie sich mit ihrer Kommilitonin Hope an. Jeder aus dem Trio besitzt ein außergewöhnliches, wissenschaftliches Talent. Schnell wird ihr Professor auf die Drei aufmerksam. Neben seiner Stelle an der Universität, ist Professor Flinch Leiter eines Forschungszentrum, das ungewöhnlichen Ideen von Studenten fördert und sie während ihres Studiums finanziell unterstützt. Luke und Josh forschen seit einiger Zeit an einem Verfahren, dass die Erinnerungen vom Gehirn auf einen Speicher überträgt, sodass nie wieder eine Erinnerung und die damit verbundene Emotion verloren geht. Durch die Unterstützung Flinch kommen sie schneller voran.

Josh und Hope verlieben sich ineinander und verleben eine glückliche Zeit. Bis die Ärzte bei Hope einen bösartigen Gehirntumor feststellen. Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Nun liegen alle Hoffnungen auf dem frisch entwickelten Neurolink, der Hopes Gedächtnis in allen Facetten gespeichert hat. Wenn die Zeit reif ist, soll Hopes Wesen auf einen anderen Körper übertragen werden. Josh glaubt fest daran, dass sie eines Tages wieder zueinanderfinden. Wird es gelingen Zeit und Tod mit der Erfindung des Neurolinks zu überwinden?


Meinung

Wie in jedem seiner Romane erzählt Marc Levy auch in „Jeder Anfang mit dir“ von der großen Liebe und von Freundschaft, die allen Grenzen trotzt. Diesmal macht Levy die Künstlichen Intelligenz zum Thema. Was vor einigen Jahren noch wie Science Fiction geklungen hätte, ist heute absolut vorstellbar. Ein Neurolink, der unser gesamtes Gedächtnis speichert, inklusive dazugehöriger emotionaler Verbindungen, scheint im Bereich des Möglichen und ist dennoch bislang noch Zukunftsmusik.

Hier setzt der Autor an und inszeniert eine Geschichte rund um Freundschaft, Liebe und medizinisch Machbarem. Als Leser habe ich die Entwicklung von Josh' und Hopes Liebe verfolgt und war fasziniert von den Forschungen der drei Freunde. Als Hopes Tumor entdeckt wird, ist das natürlich ein heftiger Schlag für sie, deren Leben gerade erst beginnt. Doch die Freunde meistern es tapfer und entwickeln einen Plan, um den Tod zu überlisten. Ob es wirklich gelingen wird, weiß zum Zeitpunkt von Hopes Tod niemand. Gerade mit Hope habe ich sehr mitgelitten, und auch ihre Hoffnung geteilt.

Nach dem ersten Teil, der mit Hopes Tod endet, beginnt der zweite Teil. Die berühmte Pianistin Melody möchte vor allem den Ansprüchen ihres Vaters gerecht werden. Ihr Kalender ist voll von Konzertterminen. Für ein Privatleben fehlt ihr die Zeit. Sie ist dreißig Jahre alt, als sie nach einem Konzert bei einem Hubschrauberabsturz schwer verletzt wird. Nach monatelangen Krankenhausaufenthalten wird sie entlassen. Zurück im Haus ihrer Eltern fühlt sie sich fremd. Melody fehlt die Erinnerung an ihre Eltern und ihre Vergangenheit. Nachts träumt sie von einem völlig anderem Leben. Erst mit der Zeit versteht Melody, dass ihre Person und das vom Neurolink übertragene Gedächtnis nicht zusammenpassen.

Marc Levy schreibt über die wichtigen Themen im Leben; die Liebe und die Freundschaft. Ich konnte in die Erzählung eintauchen. Schnell wurden die Charakteren zu guten Bekannten. Luke blieb bis zur letzten Seite etwas undurchsichtig und unnahbar, was seinen Charakter jedoch eher unterstrichen hat. Auch die wissenschaftlichen Abschnitte, in denen die Figuren im Zentrum forschen, konnte ich gut nachvollziehen, obwohl ich naturwissenschaftlich nicht sonderlich bewandert bin. Mit Spannung verfolgte ich ihre Entwicklung, die mir in naher Zukunft durchaus möglich scheint.

Im Schlusswort formuliert Levy seine Arbeit mit diesen Worten

„Schreiben heißt, sich alles vorstellen zu können.“


Das hat der Roman wieder eindrucksvoll bewiesen.


Fazit

Marc Levy schafft es mit jedem Buch auf's Neue mich zu begeistern. Auch dieses Mal ist es ihm gelungen ein komplexes Thema unterhaltsam zu beleuchten. Was für den einen ein Schreckensszenario ist, kann für einen anderen die einzige Hoffnung sein.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Poetische Schreibweise, unübersichtliche Handlung

Sieben Richtige
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Meinung

Der Roman „Sieben Richtige“ besteht aus einzelnen Episoden, die Handlung ist das Leben. Die Wege der Figuren kreuzen sich mal bewusst, mal unbewusst. Auf eine gewisse Weise sind alle miteinander ...

Meinung

Der Roman „Sieben Richtige“ besteht aus einzelnen Episoden, die Handlung ist das Leben. Die Wege der Figuren kreuzen sich mal bewusst, mal unbewusst. Auf eine gewisse Weise sind alle miteinander verbunden. Die Charakter des Romans erlebt Einschnitte und Schicksalsschläge, sind meist dazu gezwungen auf das Leben reagieren, statt zu agieren. Die einzelnen Episoden sind miteinander verflochten, ein Erzählstrang greift in den nächsten. Von besondere Bedeutung für alle Geschichten ist das Überleben der kleinen Greta, die zu Beginn einen schweren Unfall erleidet.

Das Buch teilt sich in sechs Hauptkapiteln mit einer unterschiedlichen Anzahl von Unterkapiteln auf. In einer herrlichen, poetischen Sprache erzählt der Autor von den Erlebnisse seiner Figuren. Dabei fokussiert er sich auf die kleinen Dinge des Lebens, die am Ende doch die größten Veränderungen hervorbringen. Es sind die fast unsichtbaren, kleinen Details, welche der Autor in wundervoller Weise beschreibt.

In der Gegenwart beginnend, springen die Geschichten im Verlauf des Buchs weit in die Zukunft und dann wiederum in die Vergangenheit. Mich hat dieses Hin und Her der Zeiten oftmals aus meinen Lesefluss gebracht. Häufig musste ich wieder zurückblättern, um mir Zusammenhänge noch einmal vor Augen zu führen. Auch wenn der Schreibstil des Romans mich berührte, empfand ich die Handlungen häufig als ein großes Durcheinander. Die Idee des Romans habe ich verstanden, dennoch ist die Umsetzung für mich nur bedingt gelungen.

Der Beginn des Buchs hat mir ausgesprochen gut gefallen, da ich solche Episoden Romane gerne lese. Jedoch wurden mir die Verbindungspunkte der Figuren im weiteren Verlauf des Romans zu konfus. Je größer die Zeitsprünge in die Zukunft wurden, desto unübersichtlicher wurden die jeweiligen Handlungsstränge. Der Roman startet in der Gegenwart und endet im Jahr 2050 (oder später?). Irgendwann habe ich die Überblick verloren und es war mir zu mühsam ständig zurückzublättern.


Fazit

Der Sprachstil hat mich begeistert, jedoch gilt das nicht für die Erzählung an sich. Zu viele Wechsel sowohl in den Zeitebenen als auch bei den agierenden Figuren, sodass ich des Öfteren den Überblick beim Lesen verloren haben.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

zu oberflächlich

Lebe deine Intention
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Inhalt

Die Autorin Susana Garcia Ferreira hat sich getraut ihre Leben in neue Bahnen zu führen und beschreibt in „Lebe deine Intention“, wie sie es geschafft hat mit der Kraft des Mondes ihre Wünsche ...

Inhalt

Die Autorin Susana Garcia Ferreira hat sich getraut ihre Leben in neue Bahnen zu führen und beschreibt in „Lebe deine Intention“, wie sie es geschafft hat mit der Kraft des Mondes ihre Wünsche zu manifestieren. Von einem gut bezahlten Arbeitsplatz ist sie in die Selbständigkeit gewechselt, hat eine Scheidung hinter sich gebracht und ihr Leben somit von Grund auf verändert. Von ihren Erfahrungen und Rückschlägen berichtet sie in ihrem Buch. Nun lebt sie schon seit einigen Jahren ihre Intention und hilft anderen Menschen in Seminaren oder eben mit Büchern, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, um ein erfüllteres Leben zu leben.

Die Autorin hat für sich die Kraft der Natur und speziell die Kraft des Mondes entdeckt, um ihre Wünsche und Ziele zu manifestieren. Dabei stehe die Fragen „Was tut mir gut“ und „Was brauche ich“ ganz vorn. An diesen Fragen richtet sich ihre Methode aus. Sie nutzt den Zyklus des Mondes, um in sich zu gehen, sich diese Fragen zu stellen, um dann mit Energie ihre Ziele und Wünsche umzusetzen. So überprüft sie in regelmäßigen Abständen, ob sie ihre Ziele konsequent verfolgt oder sich mit Nichtigkeiten aufhält.


Meinung

Das Buch „Lebe deine Intention“ ist mit Fotos und Illustrationen ganz wunderbar gestaltet. Der Schreibstil der Autorin ist unkompliziert und durch ihre eigenen Erfahrungen, die sie immer wieder einfließen lässt, bekommt man einen Bezug zur Autorin. Sie gibt Tipps und hat Tricks parat, wie man sich mit seinem Unterbewusstsein am besten in Verbindung setzt.

Das Buch eignet sich für naturnahe Menschen, die ihr Leben ändern möchten und damit beginnen, sich mit den Themen Wünsche manifestieren und Intuition auseinanderzusetzen. Für Menschen, die sich schon länger mit diesen Themen beschäftigen, enthält das Buch kaum neue Ansätze. Von Meditation bis zum Führen eines Tagebuchs, findet man alles, was in solchen Ratgebern eben steht. Natürlich beruft die Autorin sich auf den Mond als Taktgeber. Es befindet sich auch eine gut gemachte, erklärende Zeichnung der Mondphasen und der Jahreszeiten in dem Buch, dennoch habe ich im Grunde kein AHA Erlebnis gehabt.

Ob man sich nun für die Mondphasen oder eine anderen Rhythmus entscheidet, wichtig ist, dass man an sich arbeitet und dran bleibt. Zu dem Aspekt fehlen in dem Buch konkrete Anleitungen. Die Methode ist zu oberflächlich beschrieben, um mich wirklich dazu zu bewegen, es auszuprobieren. Ebenso empfinde ich die Berichte über persönliche Erfahrungen als zu schwammig. Ich hätte mir auch hier mehr Konkretes gewünscht.


Fazit

Für Menschen, die sich bisher wenig oder gar nicht mit diesen Themen beschäftigt haben, ist das Buch ein guter Einstieg und kann gute Impulse geben. Alle anderen lesen nichts Neues. Meiner Meinung nach fehlt es der Methode an Substanz, denn das Wesentliche ist ja nicht der Rhythmus, sondern was kann ich konkret tun, um mein Leben zu ändern.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

politisch zu einseitig, literarisch zu wenig

Der ehemalige Sohn
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Inhalt

Franzisk ist ein lebensfroher, junger Mann. Auf dem Weg zu einem Konzert gerät er in eine Massenpanik, wird schwer verletzt und fällt ins Koma. Schon bald geben die Ärzte die Hoffnung auf seine ...

Inhalt

Franzisk ist ein lebensfroher, junger Mann. Auf dem Weg zu einem Konzert gerät er in eine Massenpanik, wird schwer verletzt und fällt ins Koma. Schon bald geben die Ärzte die Hoffnung auf seine Genesung auf. Auch seine Mutter und seine Freunde verlieren den Glauben daran, dass Franzisk jemals wieder aufwacht. Einzig seine Großmutter setzt alle Hebel in Bewegung, in der festen Überzeugung, dass ihr Enkel eines Tages wieder gesund wird.

Nach fast zehn Jahren geschieht dieses Wunder und Franzisk erwacht. Er muss feststellen, dass sich in all den Jahren, in denen er schlief, in seinem Land kaum etwas verändert hat. Es ist, als ob Belarus mit ihm geschlafen hätte.



Meinung

Der Roman „Der ehemalige Sohn“ von Sasha Filipenko erschien schon im Jahre 2014 in Russland und bekam dort einen renommierten Literaturpreis. Aufgrund dessen waren meine Erwartungen an den Roman zugegebenermaßen hoch. Jedoch war ich nicht darauf gefasst, dass sich schon nach ungefähr fünfzig Seiten die Enttäuschung anbahnt. Über weite Strecken des Buches empfand ich den Schreibstil als anstrengend. Zudem habe ich mich des Öfteren gefragt, welches Ziel der Autor mit seinem Roman verfolgt. Die Frage wurde für mich unzureichend, aber einfach beantwortet: Hauptsache Kritik an Belarus.

Am meisten vermisste ich eine tiefer gehende Erzählung, schlüssige Handlungen und vielschichtige Charaktere. Das alles hat der Roman leider nur ansatzweise zu bieten. Die Figuren sind an Eindimensionalität kaum zu überbieten und die gesamte Geschichte klebt vehement an der Oberfläche fest. Bis zur letzten Seite, habe ich keine Ahnung, welcher Mensch die Hauptfigur Franzisk eigentlich ist. Zu Beginn erschien er mir als ein verwöhnter, leichtlebiger junger Mann. Viel mehr habe ich auch im Verlauf des Romans nicht über ihn erfahren. Ähnlich ergeht es mir mit den weiteren Charakteren in diesem Buch.

Belarus ist eine Diktatur, das lässt sich nicht schön reden, aber diese Art und Weise der Darstellung entspricht lediglich der Sicht des Autors, der sich keinerlei Mühe gemacht hat, andere Perspektiven mit einfließen zu lassen. Dementsprechend fungieren die Charaktere entweder als Sprachrohr oder als Feindbild. Es gibt in dem Buch eine einzige richtige Meinung, die des Autors, und darauf ist alles ausgerichtet. Es ist eine politisch sehr einseitige, kritische Haltung zum Staat. Einen differenzierten Blick auf das Land sucht man in diesem Roman vergebens. Es gibt schwarz, es gibt weiß, aber absolut keine Grautöne, keinerlei Schattierungen. Mich hat es beim fortschreitenden Lesen immer mehr gestört, dass mir das Buch diese einseitige, undifferenzierte Sichtweise auf fast dogmatische Weise überstülpen möchte.

Da ich eine Freundin mit Verwandtschaft in Minsk, Belarus, habe, sprach ich mit ihr über das Land und habe dadurch einen wesentlich besseren Eindruck vom Leben dort bekommen. Dieses Gespräch hat auch meine Vermutung der eindimensionalen Betrachtungsweise bestätigt. Damit möchte ich keinesfalls eine Diktatur gutheißen, dennoch finde ich es wichtig mehr als eine Perspektive zuzulassen, um wenigstens den Versuch zu machen, ein ganzheitliches Bild abzubilden. Genau das habe ich im gesamten Roman vermisst.


Fazit

Vielversprechender Ansatz, allerdings zwingt der Autor Leser:innen seine Sichtweise auf, und erschafft weder eine lesenswerte Erzählung noch Charaktere mit Erinnerungswert.

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