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Veröffentlicht am 02.07.2022

Eine neue Zeit

Samson und Nadjeschda
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Ein Zeit des Umbruchs, eine gefährliche Zeit, das Leben kann von jetzt auf gleich zu Ende sein. 1919 in Kiew, vorher russisches Zarenreich jetzt auf dem Weg zur Sowjetunion. Keiner weiß so genau was richtig ...

Ein Zeit des Umbruchs, eine gefährliche Zeit, das Leben kann von jetzt auf gleich zu Ende sein. 1919 in Kiew, vorher russisches Zarenreich jetzt auf dem Weg zur Sowjetunion. Keiner weiß so genau was richtig und was falsch ist, jeder handelt nach Gefühl oder hängt sein Fähnchen in den Wind.
Samson ist ein intelligenter junger Mann, friedlich und seit kurzen ganz allein. Mutter und Schwester starben in den Kriegsjahren an Krankheiten und der Vater wurde auf offener Straße erschlagen. Er verliert dabei ein Ohr. Seitdem hört er anders und denkt anders.
Nadjeschda ist eine junge Frau die er durch Zufall kennen lernt. Sie ist zielstrebig und von der neuen Ordnung restlos überzeugt, Wo Samson zweifelt, zeigt sie die Richtung gemeinsam machen sie das Beste aus der Situation. Samson landet bei der Miliz weil er schreiben und lesen kann. Dann hat er seinen ersten Fall. Ein silberner Knochen und ein qualitativ sehr guter Anzug.
Die Atmosphäre ist düster, passt zu den Vorstellungen die man von dieser Zeit hat. Schwermütig wie russische Geschichten, Romane oder Musik. Ein Hauch von Traurigkeit gepaart mit einem Jetzt erst recht.
Der Kriminalfall ist ungewöhnlich, was Samson alles bedenken muss und wo er sich Informationen beschafft. Wie Nadjeschda hinter ihm steht, immer geradeaus blickend, während Samson auch hinten Augen und vor allem Ohren hat.
Die Zeit an sich ist schwer vorstellbar, der Autor vermittelt aber mir als Leserin ein leises Gefühl das ich die beiden ein Stück weit begleite. Ich bekam eine Ahnung davon was ich als Nächstes erwarten durfte und war dann trotz der so verschiedenen Umstände ( meine Behaglichkeit gegen die Ungewissheit und Angst ) mitten im Geschehen.
Weitere Fälle von diesem Paar würde ich mir wünschen.

Veröffentlicht am 28.06.2022

Ein indisches Frauenleben

Die Hennakünstlerin
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Lakshmi ist aus ihrer arrangierten Ehe geflohen, in der Großstadt Jaipur wird sie zu einer angesehenen Künstlerin die die Frauen mit Henna Tattoos schmückt. Eine aufwendige und diffizile Arbeit ...

Lakshmi ist aus ihrer arrangierten Ehe geflohen, in der Großstadt Jaipur wird sie zu einer angesehenen Künstlerin die die Frauen mit Henna Tattoos schmückt. Eine aufwendige und diffizile Arbeit auf der Haut. Sie geht in allen reichen Häusern ein und aus. Sie erfährt viel aus den jeweiligen Familien und auch viel Klatsch. Dieses Wissen nutzt sie um neue Kundinnen zu bekommen. Vor allem hat sie auch ein ungeheures Kräuterwissen, sie hilft bei kleineren Beschwerden und kann auch für ein schöneres Aussehen sorgen. Über ihre Vergangenheit schweigt sie, bis sie sie einholt.
Als Europäer wissen wir meistens wenig über die indische Kultur, besonders über die Zeit nach der Unabhängigkeit.
Hier wird ein kleiner Ausschnitt erzählt. Das Frauen in dieser Kultur weniger zählen als in anderen ist auch oft heute noch so. Deshalb ist der Kampf und die Arbeit von Lakshmi um so höher zu bewerten. Sie muss jeden Tag kämpfen bis zur Erschöpfung und ist trotzdem nicht gleichgestellt mit ihren Kundinnen.
Als Leserin habe ich viel über diese für mich abstrakte Gedankenwelt erfahren, eine Mischung aus Traditionen und Aberglauben. Geld und Einfluss aber vor allem die richtige Kaste sind über Lebens wichtig.
Immer wieder habe ich die Kraft und den Mut bewundert. Die Zurückhaltung, Demut und die Fähigkeit sich zu beherrschen, um ihren Träumen zu folgen fand ich großartig.
Der Erzählstil war eher pragmatisch, trotzdem hat er mich mitgenommen in eine fremde Welt. Denn ohne diesen Pragmatismus hätte Lakshmi nicht überlebt. Das Buch hat ein versöhnliches Ende, darüber habe ich mich sehr gefreut, denn die Figur hat diesen Schluss mehr als verdient.

Veröffentlicht am 24.06.2022

In zwei Jahren um die Welt

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt
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Clärrenore reist mit zwei Mechanikern, einen Fotografen und ihrem Hund um die Welt. Es ist ein bisher nie dagewesenes Abenteuer, durch Wüsten über zugefrorene Seen, über Berge und alles was die Natur an ...

Clärrenore reist mit zwei Mechanikern, einen Fotografen und ihrem Hund um die Welt. Es ist ein bisher nie dagewesenes Abenteuer, durch Wüsten über zugefrorene Seen, über Berge und alles was die Natur an Widrigkeiten zu bieten hat. Sie will beweisen das es einer Frau möglich ist, das solche Strapazen nicht am Geschlecht sondern an mangelnder Vorbereitung und Durchhaltevermögen scheitern. Sie ist gut vorbereitet, hat das nötige Wissen und den wichtigen Ehrgeiz. Sie muss sich immer wieder gegen die Klischees durchsetzen, nicht nur in ihrer Familie auch unterwegs. Am Ende hat sie es geschafft und wider Erwarten auch noch einen Partner für den Rest des Lebens gefunden.

Es ist ein rasanter Reisebericht, gemeinsam mit Fräulein Stinnes und ihre Begleiter rasen wir von einem Ort zum anderen. Wir sehen wenig von der Kultur und den historischen Stätten in den jeweiligen Ländern. Wir erfahren ab und zu etwas über die Lebensumstände der Menschen vor Ort. Wir lernen zumindestens theoretisch wie man ein Autor repariert, wie man am besten vergorene Milch trinkt oder wie man die Höhenkrankheit überlebt.

Es ist ein Reisebericht der auf Tatsachen beruht, Die Personen und diese Fahrt hat es gegeben. Hier wurde es etwas ausgeschmückt, Emotionalität eingefügt.

Der Schreibstil erinnert etwas an die Reiseberichte von Karl May. Rasant von einem Ort zum anderen, ungewöhnliche Hilfe vor Ort und vor allem; Hilf dir selbst dann hilft dir Gott.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2022

Neuanfang

Fishergirl's Luck
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Anna hat sich von ihrem langjährigen Freund getrennt und sucht am Ende der Welt einen Neuanfang. Ohne irgendwelches Wissen hat sie in einem kleinen Fischerdorf ein Haus gekauft um erstmal wieder zur Ruhe ...

Anna hat sich von ihrem langjährigen Freund getrennt und sucht am Ende der Welt einen Neuanfang. Ohne irgendwelches Wissen hat sie in einem kleinen Fischerdorf ein Haus gekauft um erstmal wieder zur Ruhe zu kommen. In Schottland ist sie schließlich weit weg vom hektischen London.
Von Ruhe und Stille ist wenig zu spüren, das Wetter allein sorgt für sehr viel Unruhe und Lärm. Dafür sind die Nachbarn nett und hilfsbereit. Bis auf einen, aber den gibt es immer.
Es ist die Geschichte von einem Neuanfang in jeder Hinsicht. Nicht immer alles hinnehmen, auch mal die eigene Meinung durchsetzen. Wieder ich sein. Eine Mammutaufgabe. Die Anna aber ziemlich schnell und gut bewältigt. Vor allem findet sie ihre Freude am Kochen wieder. Diese Fähigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Die Menschen sind sympathisch auch der alte Grantler gewinnt am Schluss meine Sympathie. Das Meer und die Delphine sind sowieso ein Höhepunkt.
Die Geschichte ist leicht geschrieben, ein reiner Unterhaltungsroman obwohl schwerwiegende Themen wie Trauerbewältigung, toxische Beziehungen angeschnitten werden. Andere Details wie Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt werden dagegen ausführlicher behandelt.

Veröffentlicht am 09.06.2022

Verknüpfungen

Fischers Frau
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Mia lebt sehr zurückgezogen und nur für ihre Arbeit. Sie ist Expertin für alte Stoffe, egal am Stück oder nur noch ein paar Fasern aus einem Steingrab. Da bekommt sie einen alten Teppich auf ...

Mia lebt sehr zurückgezogen und nur für ihre Arbeit. Sie ist Expertin für alte Stoffe, egal am Stück oder nur noch ein paar Fasern aus einem Steingrab. Da bekommt sie einen alten Teppich auf ihren Schreibtisch, vor hundert Jahren an der Ostsee geknüpft. Eine Besonderheit denn der Teppich ist grün und nicht wie sonst sandfarben. Bei genauen Hinsehen entdeckt Mia in dem Teppich eine ganze Geschichte vom Meer, in der Bordüre ist eine Chiffre. Um die Geschichte des Teppichs und seine Hersteller zu erfahren begibt sich Mia auf eine Reise.
In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es für die Ostseefischer ein Fangverbot weil die Fische auszusterben drohten. Damit sie nicht verhungerten, sollten sie Teppiche knüpfen, Netze werden schließlich auch geknotet. Die Knüpferin Nina soll ihnen die Technik beibringen.
In diesem Buch erzählt die Autorin die Geschichte dieser beiden Frauen Nina und Mia. Die Lebenserfahrungen sind ungewöhnlich. Beide haben Erfahrungen mit Ausgrenzung, Gewalt und Flucht. Wie sie damit umgehen ist sehr verschieden.
Das Thema ist sehr spannend und für mich neu, von diesen Teppichen habe ich vorher noch nie gehört, man kann sie in Museen anschauen.
Im Anfang war der Text schwierig zu lesen. Die Autorin liebt lange Sätze. Etwas wo für ich in der Schule immer Punktabzug bekam. Vielleicht habe ich mich deshalb schnell an diesen Schreibstil gewöhnt. Es ist außerdem die Erzählweise, sie ist zurückhaltend, fast emotionslos, als ob die Angst der Figuren vor einem falschen Wort sich auf die Schriftstellerin übertragen hat.
Die Gefühle muss man sich als Leser/in dazu denken. Dann wird es eine berührende und nachdenklich machende Geschichte. Den Eindruck der Geschichte auch nach dem Ende hinter her zu forschen war bei mir sehr intensiv. Der Gedanke das die Fischer vom offenen Meer kommend, auf einmal in ihren kleinen Katen den Lebensunterhalt für die Familien verdienen mussten ist so unvorstellbar. Auch über die Arbeit von Mia möchte ich gern mehr wissen. Für mich nicht nur ein spannendes Buch sondern auch eins mit Mehrwert.