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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2021

Ein gutes Bad in Selbstmitleid

Der Brand
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Der Brand handelt von einer eingeschlafenen Ehe, komplizierten Familienbeziehungen und etwas vom Wandel der Gesellschaft.
Rahel, eine Psychologin, und Peter, ein Professor, haben sich irgendwie auseinandergelebt ...

Der Brand handelt von einer eingeschlafenen Ehe, komplizierten Familienbeziehungen und etwas vom Wandel der Gesellschaft.
Rahel, eine Psychologin, und Peter, ein Professor, haben sich irgendwie auseinandergelebt und helfen nun einem befreundeten Paar aus, indem sie drei Wochen lang auf ihren Hof aufpassen. Das Buch ist dementsprechend in die einzelnen Tage ihres Aufenthalts auf dem Hof eingeteilt, was den Lesefluss sehr leicht macht. Der Schreibstil ist ebenfalls angenehm, nicht umgangssprachlich und gleichzeitig nicht steif.

Mit den Charakteren kann ich letztendlich auch nach dem gesamten Buch nichts anfangen. Rahel ist ein sehr schwieriger Mensch und sucht ganz gerne Fehler in anderen. Peter hat teilweise merkwürdig alte Vorstellungen, die ihm das Leben an der Uni und auch mit seiner Frau schwer machen. Auch wenn an einigen Stellen versucht wird, zu reflektieren, lässt sich die innere Handlung beschreiben als "die anderen sind schuld, die Jugend ist zu verweichlicht, wir haben eine Generation von Narzissten herangezogen, früher baute man auf Tatsachen und jetzt nur auf Konstrukte, wir Ossis haben es ja sowieso ach so viel schwerer". Ganz ehrlich, das ist anstrengend. Es fehlt eine kritische Beleuchtung der einzelnen Situationen, obwohl die Autorin das scheinbar versucht. Die Beleuchtung bleibt extrem einseitig, man kommt quasi nie aus Rahels Kopf raus – und in Rahels Kopf hat man gerne mal das Gefühl, dass sie nicht erst 49, sondern eher 65 ist.

Das Buch ist insgesamt durchaus gut gemacht, es ist interessant zu lesen und man hat Stoff zum Nachdenken, jedoch hat es an zu vielen Stellen den Charakter eines Seitenhiebs auf alles, was nicht aus den 70ern und aus dem Osten kommt. Zeiten ändern sich und das Buch zerfließt im Selbstmitleid darüber, ohne konkret Verbesserungen vorzuschlagen.

Veröffentlicht am 31.08.2021

Schwierig

Wo das Licht herkommt
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Leider ist "Wo das Licht herkommt" seit längerer Zeit das erste Buch, das mich enttäuscht. Aber zunächst einmal die positiven Punkte: Das Cover sieht vor allem live wirklich hübsch aus und das ...

Leider ist "Wo das Licht herkommt" seit längerer Zeit das erste Buch, das mich enttäuscht. Aber zunächst einmal die positiven Punkte: Das Cover sieht vor allem live wirklich hübsch aus und das gesamte Buch fühlt sich sehr wertig an. Der Hauptcharakter, Philipp(a), ist an sich durchaus ein sehr sympathischer Mensch, der durch Klugheit, Tapferkeit und entschlossenes Handeln von sich zu überzeugen weiß.

Nun kommen wir zu den negativen Aspekten. Trotz der Sympathie wurde ich mit Philippa nicht wirklich warm, vielleicht einfach nur, weil die Handlung oft eher seltsam, verworren und dadurch unrealistisch ist – und genau da haben wir das Kernproblem. Clementine Skorpil hat einen, aus meiner Sicht, sehr eigensinnigen Schreibstil. Eigensinnig ist in diesem Fall allerdings nicht gut, ganz und gar nicht gut sogar. Es gibt so unglaublich viele Zeitsprünge, dass es mir kaum möglich war, der Handlung wirklich ordentlich zu folgen. Man weiß selten, wo man überhaupt ist, sowohl örtlich als auch zeitlich gesehen. Der Schreibstil und damit die gesamte Geschichte wirken sehr durcheinander, als hätte jemand ganz viele Notizen zu einer Geschichte gemacht, diese dann aber nicht richtig geordnet. Ebenso missfällt mir der Sprachstil, der viel zu stark in den österreichischen, umgangssprachlichen Dialekt fällt. Damit kann ich in dieser Menge einfach nichts anfangen.

Insgesamt ist das Buch für mich enttäuschend und ich war froh, als ich es endlich zuendegelesen habe.

Veröffentlicht am 29.08.2021

Interessant

Die Nachricht
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Ruth hat ihren Ehemann bei einem Unfall verloren und versucht nun seit einigen Jahren, mit dem Verlust zu leben. Da ihr Ehemann sie anscheinend vor seinem Tod mit einer anderen Frau betrogen hat, hegt ...

Ruth hat ihren Ehemann bei einem Unfall verloren und versucht nun seit einigen Jahren, mit dem Verlust zu leben. Da ihr Ehemann sie anscheinend vor seinem Tod mit einer anderen Frau betrogen hat, hegt sie noch immer auch einen Groll gegen ihn. Eines Tages bekommt sie eine anonyme Hassnachricht – und es bleibt nicht nur bei einer und auch nicht nur mit ihr selbst als Adressatin. Was folgt ist eine Zei, die immer wieder von der Frage geprägt ist, wer ihr diese Nachrichten schreibt und warum. Die Rolle der Frau in der heutigen Zeit ist das Leitthema des Buchs.

Ruth ist ein eher seltsamer, oft gar nicht wirklich sympathischer Charakter. Einige ihrer Familienmitglieder und Freunde sind hingegen sehr sympathisch und wahre Felsen in der Brandung. An vielen Stellen und aus vielen Sichten wird das Frausein in der heutigen Welt reflektiert. Teils sehr verständlich und authentisch, teils sehr seltsam (Beispiel: Ein Mann schaut Ruth missbilligend beim Austreten einer Zigarette an. Sie schickt ihm darauf eine Kusshand und raucht noch eine Zigarette, quasi um "es ihm zu zeigen". Eigentlich ist sie in diesem Moment auf einen ganz anderen Mann (vollkommen zurecht) sauer. Die gerechtfertigte Kritik an der ekligen Umweltverschmutzung wird in ein "Ich hasse alle Männer und benehme mich wie ein trotziges Kleinkind" gedreht.).

Es ist nicht einfach, Ruth und ihren Umgang mit den Hassnachrichten zu verstehen. Dennoch ist es äußerst interessant, die Entwicklung der Handlung zu verfolgen. Die Autorin schafft es, dass der Leser jedem misstraut und sich Ruth auf diese Weise trotz ihres schwierigen Charakters nähert. Die Sprache und der Schreibstil lassen sich leicht lesen und die eher kurzen Abschnitte empfand ich als sehr angenehm.

Insgesamt ist "Die Nachricht" ein lesenswertes Buch mit wichtigen Aussagen, die viel Reflexion erfordern.

Veröffentlicht am 17.08.2021

Geschwisterliebe

Die letzten Romantiker
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"Die letzten Romantiker" handelt von der Liebe – aber entgegen dem Eindruck, den der Titel weckt, viel weniger von der romantischen Liebe und viel mehr von der Liebe zwischen Geschwistern, zwischen Generationen ...

"Die letzten Romantiker" handelt von der Liebe – aber entgegen dem Eindruck, den der Titel weckt, viel weniger von der romantischen Liebe und viel mehr von der Liebe zwischen Geschwistern, zwischen Generationen und vom Verlust.

Das Buch spielt im Jahr 2079. Die betagte Fiona hat ihren letzten Auftritt, eine dichterische Lesung, und nutzt diese letzte Chance, um ihre Familiengeschichte zu erzählen. Somit bekommt der Leser die Geschichte von vier Geschwistern, Renee, Caroline, Joe und Fiona, zwischen den 1980ern und den 2020ern geboten. Fiona und ihre Geschwister verlieren ihren Vater sehr früh, ihre Mutter verfällt einer Depression und die Kinder müssen zusehen, wie sie allein zurechtkommen. Jeder schlägt in seinem Leben seinen eigenen Weg ein, innerlich sind die Geschwister jedoch eng verbunden. Die Wunden, die sie in ihrer Kindheit erlitten haben, werden bei jedem der Geschwister anders sichtbar und diese Wunden führen zu weiterem Verlust, an der jeder Einzelne und die gesamte Familie beinahe zerbricht.

Das Buch schafft es, die Charaktere greifbar und verständlich darzustellen. Es fällt nicht schwer, sie zu mögen, aber es fällt auch nicht schwer, zu erkennen, wie viele Probleme jeder Einzelne mit sich trägt. Die Liebe zwischen den Geschwistern und der unermessliche Schmerz, den sie zwischenzeitlich mitbringt, sind nachfühlbar. Der Schreibstil lässt sich angenehm lesen und kommt ohne hochgestochene Phrasen (und sogar fast ohne Kitsch) aus, ohne der umgangssprachlichen Langeweile zu verfallen.

Insgesamt ist das Buch ein sehr lesenswertes Werk.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2021

Mittelmäßig schlecht

Sag mir, wer ich bin
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"Sag mir wer ich bin" handelt von Sally, die als 16jährige ein Märtyrium durchstehen muss, das sie auch noch viele Jahre später verfolgt und im Leben einschränkt. Sie entwickelt viele unangenehme Marotten ...

"Sag mir wer ich bin" handelt von Sally, die als 16jährige ein Märtyrium durchstehen muss, das sie auch noch viele Jahre später verfolgt und im Leben einschränkt. Sie entwickelt viele unangenehme Marotten und traut sich im Grunde genommen nichts. Ihre Umgebung versucht, sie aus ihrem Leid herauszuholen, doch sie arbeitet nicht mit und flüchtet sich immer mehr in ihre Verrücktheit.

Der Roman hat aus meiner Sicht viele Schwächen. Die Charaktere wirken inkonsistent und irrational und als Leser erhält man kaum Zugang zu ihnen. Merkwürdige Geschlechterrollen werden unreflektiert propagiert, was vielleicht zu den 80ern passt, ich weiß es nicht. Der Versuch, eine spannende psychologische Hintergrundgeschichte aufzubauen ist nie wirklich gelungen, alles erscheint konstruiert und unverständlich. Der Schreibstil ist eintönig und nichts Besonderes. Alles in allem ein mittelmäßiges Buch, das eine Triggerwarnung tragen sollte.