Eine ruhige Geschichte mit starker Atmosphäre und sanftem Ton.
Halbinsel„Halbinsel“ ist ein stiller, eindringlicher Roman über eine Mutter-Tochter-Beziehung, über Erschöpfung, Zukunftsangst und das Ringen um Nähe – zwischen zwei Menschen und zwei Generationen.
Kristine Bilkau, ...
„Halbinsel“ ist ein stiller, eindringlicher Roman über eine Mutter-Tochter-Beziehung, über Erschöpfung, Zukunftsangst und das Ringen um Nähe – zwischen zwei Menschen und zwei Generationen.
Kristine Bilkau, geboren 1974 in Hamburg, wurde mit ihrem Debütroman „Die Glücklichen“ bekannt und vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane zeichnen sich durch ein feines Gespür für gesellschaftliche und persönliche Umbrüche aus. Bilkau studierte Geschichte in Hamburg und New Orleans, arbeitet als Journalistin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Mit „Halbinsel“ wurde sie 2025 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Worum geht’s genau?
Annett lebt seit vielen Jahren allein auf einer Halbinsel an der Nordsee, wo sie nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Tochter Linn großgezogen hat. Diese ist inzwischen Mitte zwanzig und hat sich in internationalen Umweltprojekten engagiert – voller Tatendrang und Ideale. Doch nach einem Zusammenbruch bei einer Tagung kehrt sie erschöpft zurück in ihr Elternhaus. Was als kurze Erholung geplant war, wird zu einem längeren Aufenthalt – und zu einer schmerzhaften Auseinandersetzung mit sich selbst, mit alten und neuen Erwartungen, mit Schuld, Nähe und Distanz. Zwischen Wattenmeer, Möwengeschrei und aufkommenden Herbststürmen spitzen sich die Spannungen zwischen Mutter und Tochter zu – eine Generation muss lernen, die andere zu verstehen.
Meine Meinung
Ich habe „Halbinsel“ als Rezensionsexemplar angefordert und diese Entscheidung nicht bereut. Sowohl das stimmungsvolle Cover als auch der Klappentext haben mich sofort angesprochen. Es ist eine stille Geschichte, die von der intensiven Mutter-Tochter-Beziehung getragen wird, aber ebenso Themen wie Trauer, Klima- und Zukunftsangst und die Suche nach sich selbst verhandelt.
Mich hat vor allem beeindruckt, wie authentisch und feinfühlig die Charaktere gezeichnet sind. Ich konnte mich sehr gut in beide Hauptfiguren – Annett und Linn – hineinversetzen. Besonders berührt haben mich die inneren Dialoge Annetts mit ihrem verstorbenen Mann, die wie leise Gedanken wirken und ihre Einsamkeit sowie ihren Wunsch nach Verbindung greifbar machen.
Kristine Bilkau schreibt schnörkellos und dennoch poetisch. Ihr Stil ist ruhig, reflektiert und stets auf den Punkt. Der Roman ließ sich schnell und angenehm lesen – gerade weil er sprachlich so klar und gleichzeitig einfühlsam ist.
Trotzdem gibt es auch einen kleinen Kritikpunkt: Am Ende war ich mir nicht ganz sicher, was der Roman letztlich vermitteln will. Vieles bleibt offen, manches verschwimmt in der Stimmung, und inhaltlich fehlt es etwas an klarer Richtung.
Fazit
„Halbinsel“ ist ein sanfter, sprachlich sehr starker Roman über Nähe, Erschöpfung und das Verstehen zwischen den Generationen. Auch wenn er inhaltlich nicht lange nachhallt, habe ich ihn mit großem Interesse gelesen. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.