Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2019

Politik im Wechsel

Machtverschiebung
0

Moderat nostalgisch berichtet der Journalist Günter Bannas von den politischen Jahren des Wechsels von Bonnnach Berlin. Bannas ist ein erfahrener, bedächtiger Journalist. Was er schreibt ist gut durchdacht, ...

Moderat nostalgisch berichtet der Journalist Günter Bannas von den politischen Jahren des Wechsels von Bonnnach Berlin. Bannas ist ein erfahrener, bedächtiger Journalist. Was er schreibt ist gut durchdacht, nicht immer so dramatisch wie die politischen Sachbücher der neueren Genration, aber das gefällt mir ganz gut.
Dadurch das er einen großen Zeitraum betrachtet, deckt er viel vom politischen Leben in Deutschland ab. Bannas kennt sich aus, seine Schlussfolgerungen sind fundiert.
Manchmal ist es überraschend, wie rasch es zwischen den Jahrzehnten hin und her geht. Eben noch wurde das Verhältnis Helmut Schmidt / Willy Brandt betrachtet, sind wir dann ganz aktuell bei Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer,
Ab und zu sind auch Fotos zwischengeschaltet, immer in schwarzweiß. Das ist nicht schlecht gemacht.
Maßstabsetzend die Vergleiche Merkel und Schröder.
Anekdoten gibt es auch, z.B. über Kanzler und Fußball.

Ein interessantes Buch!

Veröffentlicht am 06.05.2019

leider klischeebelastet

Sommertage auf Capri (Capri 1)
0

Sommertage auf Capri ist ein Liebesroman, der wie selbstverständlich alle Klischees erfüllt und das hat mich in dem Ausmaß dann doch sehr gestört.
Das Neapel-Bild der bayrischen Autorin Roberta Gregorio ...

Sommertage auf Capri ist ein Liebesroman, der wie selbstverständlich alle Klischees erfüllt und das hat mich in dem Ausmaß dann doch sehr gestört.
Das Neapel-Bild der bayrischen Autorin Roberta Gregorio unterscheidet sich stark von dem einer Elena Ferrante. Man merkt selbst in den guten Passagen am Anfang, dass hier eine Touristin schreibt und keine Einheimische. Als Liebesroman funktioniert das Buch unzulänglich, denn zwischen Velia und dem auf Capri lebenden Ennio zündet es nur behaupteterweise. In Prosa umgesetzt wurde das kaum. Da fand ich eigentlich die Leidenschaft zwischen Velia und dem deutschen Nicholas noch glaubhafter, auch wenn die beiden nicht so gut zusammenpassten.
Es gab gute Ansätze, aber wie die Autorin wenig davon nutzte hat mich enttäuscht. Wenigstens war das Buch sehr kurz.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Angenehm zu lesen

Suddenly Forbidden (Gray Springs University 1)
0

Ella Fields ist eine Autorin von Romances. Suddenly forbidden ist ihr neues Buch.
Daisy war schon immer in Quinn verliebt, aber als 16jährige kam es zur Trennung. Jetzt treffen sie sich im College wieder, ...

Ella Fields ist eine Autorin von Romances. Suddenly forbidden ist ihr neues Buch.
Daisy war schon immer in Quinn verliebt, aber als 16jährige kam es zur Trennung. Jetzt treffen sie sich im College wieder, doch Quinn geht inzwischen mit Daisys bester Freundin.
Der Liebesroman nutzt zwischen den Passagen mit Handlung in der Gegenwart auch welche aus der Kindheit der Protagonisten, sogar mit wechselnden Erzählerperspektiven. Diese Erzählform ist gut geeignet, Emotionen komplexer auszudrücken. Schauplatz ist ein College, was in letzter Zeit bei Liebesromanen beliebt ist für die junge Liebe, für mich okay. Es ist Band 1 von Gray Springs University und in sich abgeschlossen. Das Genre wird nicht neu erfunden, aber es ist ein angenehm zu lesendes Buch.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Der Wert der Erinnerungen

Lügenleben
0

Sayed Kashua ist ein in Israel geborener Schriftsteller arabischer Herkunft, der 2014 in die USA emigrierte. Er hat mehrere Romane geschrieben, darunter das bekannte Tanzende Araber. Sein neuer Roman Lügenleben ...

Sayed Kashua ist ein in Israel geborener Schriftsteller arabischer Herkunft, der 2014 in die USA emigrierte. Er hat mehrere Romane geschrieben, darunter das bekannte Tanzende Araber. Sein neuer Roman Lügenleben hat einige autobiografische Wurzeln.

Der Icherzähler Said ist ein ebenfalls ein israelischer Araber, der aus Tira in der Nähe von Jerusalem stammt. Er berichtet seine Geschichte, die ihn ins Exil nach Amerika führte.
Als junger Mann gab es einen entscheidenden Vorfall, der das Leben mehrerer Menschen veränderte und das ihn mit Schuld ausfüllt, die ihn jahrelange begleitet.
Das Buch nimmt seine Spannung daraus, das man erst allmählich erfährt, was damals geschehen ist, was den Protagonisten zum Exil zwang. Das bedeutete den Verlust der Heimat und eigentlich auch der Existenz.
Said ist Journalist und Schriftsteller, eigentlich Ghostwriter, doch in den USA bekommt er keine Aufträge. Nach 13 Jahren kehrt er kurzzeitig zurück nach Israel, weil sein Vater schwer erkrankt ist. Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte, die in Form eines Berichts dient, indem er seine Erinnerungen zurückfließen lässt. Verlust, Trauer und Melancholie bestimmen den Erzählton.
Die Beziehungsprobleme der Figuren lassen sich nicht einfach lösen, sie sind erstarrt und oft sprachlos. Said und seine introvertierte Frau können nicht über die Vergangenheit sprechen, obwohl sie immer gegenwärtig ist und als innerer Konflikt ungelöst bleibt.

In diesem Buch erfährt man viel vom Leben palästinischer Familien in Israel. Die literarische Qualität ist stark.
Der aus dem Hebräischen übersetzte Roman war die letzte Übersetzungsarbeit von der großartigen Mirjam Pressler.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Ohne Wahrheit ist die Demokratie verstümmelt

Der Tod der Wahrheit
0

Der politische und Gesellschaftliche Zustand der westlichen Welt ist in einem Zustand, den man noch vor 10 Jahren nicht erwartet hätte. Lügen und Fake-News dominieren und werden allgemein von einer Mehrheit ...

Der politische und Gesellschaftliche Zustand der westlichen Welt ist in einem Zustand, den man noch vor 10 Jahren nicht erwartet hätte. Lügen und Fake-News dominieren und werden allgemein von einer Mehrheit akzeptiert.
Aufschlussreich der Untertitel dieses Buches: Notes on Falsehood in the Age of Trump

Bemerkenswert, dass die Pulitzerpreisträgerin und ehemals gefürchtete New-York-Times-Literaturkritikerin Michiko Kakutani inzwischen politische Texte schreibt. Sie scheut auch keine Polemik. Es wundert auch nicht, dass es immer wieder auch literarische Verweise und treffsichere Zitate im Text gibt. Man kann sogar sagen, dass Literatur die Wurzeln für Michiko Kakutanis Denken in diesem Buch gab. Es gibt sogar einmal einen ausführlichen Ausflug in die Philosophie, z.B. Hanna Arendt, dem Dekonstruktivismus von Derrida und dem Vorfall um Paul de Man. Den kritischen Ansatz, den Folgen des Dekonstruktivismus mitverantwortlich zu machen, folge ich aber nicht.
Viele andere Zusammenhänge stellt die Autorin aber souverän zusammen. Immer wieder wird sich auf Georg Orwell bezogen, auf Huxley, Philip Roth, Stefan Zweig, Klemperer, Thomas Pynchon, David Foster Wallace und viele andere.
Es ist ein sehr amerikanisches Buch, in dem Donald Trumps Methode des Lügens in den Vordergrund gestellt und analysiert wird.

Ein Fazit sehe ich in dem Satz:
„Einfache Gegenmittel gibt es nicht, entscheidend ist aber, dass die Bürger sich gegen den Zynismus und die Resignation wehren, auf die Autokraten und machthungrige Politiker angewiesen sind, um den Widerstand zu untergraben.“

Ein lesenswertes Buch!