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Veröffentlicht am 01.06.2019

Journalismus ohne Kompromisse

Die Dinge beim Namen nennen
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Die Dinge beim Namen nennen ist ein mächtiger Essayband einer feministisch geprägten US-amerikanischen Autorin und feministische Themen sind Bestandteil der meisten Essays. Dabei ist es ein sehr US-amerikanisches ...

Die Dinge beim Namen nennen ist ein mächtiger Essayband einer feministisch geprägten US-amerikanischen Autorin und feministische Themen sind Bestandteil der meisten Essays. Dabei ist es ein sehr US-amerikanisches Buch, dass die Probleme des heutigen USA deutlich aufzeigt.

Wie der Titel, erst Recht der Originaltitel “Call them by their true names” andeutet, sind die Texte auf eindeutige, klare Art verfasst. Das gehört zu Rebecca Solnits Stil. Die Essays sind alles andere als gemütlich oder versöhnlich. Schon gar nicht mit Donald Trump, den die Autorin sehr treffend portraitiert und seine üblen Methoden klar beim Namen nennt. Hier wird nichts geschöntes durchgelassen.
Besonders am Anfang des Buches analysiert Solnit Trump und Hillary Clinton und den Wahlkampf 2016. Es ist doch interessant, zu bemerken, das Hillary Clinton aufgrund des amerikanischen Wahlsystems verloren hat, obwohl sie 2,9 Millionen mehr Stimmen als Trump hatte. Und es sollte nicht vergessen werden, welche unfairen Methoden im Wahlkamp angewendet wurden. Das setzte neue, verherrende Maßstäbe.

Aber es gibt noch mehr Themen im Buch. Rebecca Solnit schreibt über Obdachlosigkeit, über die Todesstrafe und über Rassismus.
Rebecca Solnit lebt in San Francisco, das daher im Buch eine große Rolle spielte, zum Beispiel der Vorfall um Alex Nieto, der von 4 Polizisten erschossen wurde und der darauffolgende Prozess, der viel enthüllte.

Sehr informativ war auch der Artikel über den Standing Rock-Protest.

Das Buch besitzt 320 Seiten und ist damit ein mächtiges Werk.
Es ist ein in seiner eindeutigen Art ein radikales, bewegendes Buch: Politisch, betont feministisch und engagiert, aber nicht bequem.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Tommy und Tuppence

N oder M?
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Die Tommy und Tuppence-Romane sind eine Besonderheit im Werk der Autorin, da es nur relativ wenig Teile der Reihe gab, diese aber über den Lebensweg verteilt waren. So zählten sie zu den frühen wie zu ...

Die Tommy und Tuppence-Romane sind eine Besonderheit im Werk der Autorin, da es nur relativ wenig Teile der Reihe gab, diese aber über den Lebensweg verteilt waren. So zählten sie zu den frühen wie zu dem letzten Roman von A.Christie überhaupt.
M oder N ist ein mittlerer Teil und 1940 angesiedelt. Da der Roman auch zu dieser Zeit entstanden ist, besitzt er eine glaubhafte Authentizität.

Tommy und Tuppence Beresford engagieren sich inkognito für den Geheimdienst um einen Verräter in eigenen Reihen zu entlarven.
Die beiden Protagonisten haben unterschiedliches Temperament und ergänzen sich gut. Tuppence wagt mehrmals der besonnene Tommy und sie ist der Kopf des Teams.
Ihre teils ironischen Dialoge sind der Reiz an dem Roman. Die eigentliche Spionagegeschichte ist eher von der Stange, wobei das Rätselraten, wer der oder die Verräter sind, schon reizvoll sein kann.

Erfreulich, dass sich ein Verlag so treu um das Werk der Autorin kümmert und auch unbekanntere Romane neu herausgibt.

Der Roman wurde übrigens auch als Teil der Fernsehserie Partners in Crime verfilmt, wenn auch nicht gerade werkgetreu.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Kampf um Louna

Nie wieder ohne dich
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Das Autorenteam Sabrina Bombarde sind die Eltern von Louna, einem Mädchen das wenige Monate nach Geburt ins Krankenhaus wegen einer seltenen Erbkrankheit ins Krankenhaus musste. Die Behörden werteten das ...

Das Autorenteam Sabrina Bombarde sind die Eltern von Louna, einem Mädchen das wenige Monate nach Geburt ins Krankenhaus wegen einer seltenen Erbkrankheit ins Krankenhaus musste. Die Behörden werteten das fälschlicherweise als Folgen einer Misshandlung. Den Eltern wurde das Baby ungerechtfertigt weggenommen, kam in Pflege und es dauerte eine jahrelange Rechtsstreit bis die Unschuld bewiesen war und die Familie wieder zusammengeführt wurde. Klar wird, wenn man sich nicht sofort gegen übermächtige Instanzen wehrt, ist es vielleicht schnell zu spät.
Es ist ein sehr klagender Text, zwar verständlich, aber manchmal wundert an sich, das wirklich alle gegen das Paar gewesen sein sollten, Ärzte, Pflegepersonal, Polizei, Richter etc.
Eigentlich muss man auch Verständnis dafür haben, dass sich Behörden kümmern.
Aber vermutlich ist es wirklich so, dass eins das andere nach sich zieht und es Yoan Bombardie und Sabrina Dietsch so vorkam, als würde sich alles gegen sie verschwören. Es war eine große Ungerechtigkeit.
Zum Glück sind sie jetzt wieder zusammen und ich hoffe, es geht ihnen gut.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Was wirklich zählt

Der Himmel ist nicht weit
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Catherine Ryan Hyde schreibt erfolgreich gefühlvolle Romane mit Niveau. Der Himmel ist nicht weit gehört auch dazu.
Eine Anwältin aus der Stadt beschließt ihren Beruf aufzugeben und aufs Land zu ziehen. ...

Catherine Ryan Hyde schreibt erfolgreich gefühlvolle Romane mit Niveau. Der Himmel ist nicht weit gehört auch dazu.
Eine Anwältin aus der Stadt beschließt ihren Beruf aufzugeben und aufs Land zu ziehen. In ihrem Landhaus sind aber eine junge Mutter (Pattie) und ihre 5jährige Tochter Willa und Rosie bringt es nicht über sich, sie rauszuschmeißen.
Dann tauchen auch noch andere Leute auf, die auf ihrem Land kampieren. Ein junger Ex-Soldat, ein achtzigjähriger Mann und dann auch noch ein altes Pferd namens Ernst.

Schließlich besucht auch noch ihr erwachsener Sohn sie, von dem sie sich entfremdet hatte.

Wie langsam aus dieser Gesellschaft eine Familie wird, ist anrührend zu lesen.

Es gibt auch viele amüsante Passagen, z.B. mit Ernst, der auch gerne mal die Scheibenwischer von Rosies teurem Auto frisst.
Die Autorin vergibt aber auch Chance. Wie sich Rosies Beziehung zu ihrem Sohn bessert wird ausführlich beschrieben, dafür gibt es kaum noch Szenen zwischen Rosie und Pattie und Willa.
Ich habe den Roman gerne gelesen, aber es bleibt ein Bedauern darüber, dass manche Potenziale verschenkt wurden. Dennoch ist es ein angenehm zu lesender, gut unterhaltender Roman.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Mehr als 50 Gräber

Die Nickel Boys
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Die Nickel Boys ist der neue Roman des vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Schriftstellers Colson Whitehead, der hiermit ein wichtige Thema der Zeitgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts aufnimmt. ...

Die Nickel Boys ist der neue Roman des vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Schriftstellers Colson Whitehead, der hiermit ein wichtige Thema der Zeitgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts aufnimmt.
1962 ist eine besondere Zeit für die afroamerikanischen Menschen. Martin Luther King beeinflusste sie. Auch der junge Elwood Curtis ist von ihm beeindruckt. Aber der alltägliche Rassismus ist überall spürbar, Rasentrennung ist noch nicht angeschafft.

Elwood ist ein guter Schüler, aber durch einen Zufall kommt er schuldlos in die Jugendreformschule der Nickel Akademie. Ein Ort, in der Misshandlungen an der Tagesordnung sind. Eine rassistische Hölle, in der es vorkommt, dass manche Kids für immer verschwinden.
Mehr als 50 nicht gekennzeichnete Gräber werden nach Schließung der Anstalt gefunden.

Die Nickel-Boys hat nicht ganz die Wucht von Underground Railroad, aber er hat auch ein wichtiges Thema und mit dem sensiblen Elwood, der unvorbereitet in diese abartige Umgebung kommt, eine funktionierende Hauptfigur. Er ist klug, aber hilflos. Man kann ihn gut verstehen und die passende Sprache des Romans ermöglicht es, sich mit ihm zu identifizieren.
Der Roman schafft es gut, zu zeigen, was die Situation bei den Betroffenen auslöst und wie es sie prägt. Das ergibt sich zum Beispiel auch in den Diskussionen zwischen Elwood und seinem ebenfalls einsitzenden Freund Turner. Ist es wichtiger einfach nur zu überleben, egal wie oder ist es genauso wichtig, seine Anständigkeit nicht zu verlieren, um sich selbst nicht zu verlieren.

Mich hat das Buch so beeindruckt, das ich gleich noch ein älteres Buch (John Henry Days) von Colson Whitehead bestellt habe.

Die Hörbuchausgabe wird von Torben Kessler gelesen, der vor kurzen schon sehr mit Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker überzeugt hatte und für mich momentan zu den Top-Sprechern anspruchsvoller Unterhaltungsliteratur gehört.