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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2017

Wovon Okapis träumen

Was man von hier aus sehen kann
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Ein gediegener Roman! Perfekt geschrieben und sehr originell. Dennoch tat ich mich anfangs schwer, da die Atmosphäre des Romans so leicht und gleichzeitig so schwer wirkt. Mir kommt diese dörfliche Szenerie ...

Ein gediegener Roman! Perfekt geschrieben und sehr originell. Dennoch tat ich mich anfangs schwer, da die Atmosphäre des Romans so leicht und gleichzeitig so schwer wirkt. Mir kommt diese dörfliche Szenerie wie aus der Welt gefallen vor und anscheinend ist die Handlung in der Vergangenheit, vermutlich die achtziger Jahre angesiedelt, jedenfalls gibt es noch die D-Mark.

Von Anfang an überzeugen die Figuren. Nicht nur die anfangs 10jährige Luise und ihr Freund Martin, auch besonders ihre Großmutter Selma und der Optiker, der ein guter Freund ist. Obwohl gerade die beiden eigentlich zu gut sind als das es noch glaubhaft wäre.
Auch die eigentümliche Art zu reden, den die meisten der Figuren, selbst Luises Eltern haben, verwundert.
Das ist vielleicht etwas übertrieben.

Spätestens als Luise dann im zweiten Teil des Buches mit Anfangs zwanzig so gut wie erwachsen ist, bin ich voll drin im Buch. Jetzt dominiert Luises Liebesgeschichte mit Frederik, einem buddhistischen Mönch.

Dann gibt es noch den Hund Alaska, der Luise in vielen Szenen begleitet.
8 Jahre später geht es weiter.
Die Art der Romanaufteilung in 3 Teile überzeugt voll.

Mariana Lekys Art zu schreiben ist nicht untypisch für die neue deutsche zeitgenössische Literatur und sie hat doch auch einen eigenen Stil. Es würde mich nicht wundern, wenn “Was man von hier aus sehen kann” für den deutschen Buchpreis nominiert würde.

Veröffentlicht am 16.06.2017

zahm

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Als der Schriftsteller Anthony Peardew stirbt, hinterlässt er seiner Assistentin Laura sein Haus und viele gefundene Gegenstände, die er jahrelang gesammelt hat. Testamentarisch bittet er Laura, diese ...


Als der Schriftsteller Anthony Peardew stirbt, hinterlässt er seiner Assistentin Laura sein Haus und viele gefundene Gegenstände, die er jahrelang gesammelt hat. Testamentarisch bittet er Laura, diese Gegenstände. so weit wie möglich, den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben. Das führt zu der geschickten Erzählweise, kleine Geschichten dieser Menschen einzuschieben. Jetzt sind natürlich manche dieser kleinen Geschichten interessanter als andere, aber durch die Kürze der Storys wird Langeweile vermieden.
Weiterhin ist ein Hauptthema, zum Leben zu finden. Die passive Laura, die ihr Studium geschmissen hatte und deren Ehe gescheitert war, beschließt, aktiv zu leben. Dazu gehört auch die Freundschaft zum Gärtner Freddie, aus der mehr werden könnte und dass sie sich liebevoll um ein 19jährigs Nachbarmädchen mit Downsyndrom kümmert. Sunshine, wie das Mädchen sich nennt, ist durch ihre Arglosigkeit und Zutraulichkeit eine positive Figur im Buch. Natürlich überschlagen sich in dem Zusammenhang auch die Klischees. Daran sollte man sich nicht stören.
Bücher dieser Art gab es schon oft und das Rezept funktioniert immer noch, da viele Leser darauf anspringen.

Mit dem Verleger Bommer und seine Assistentin Eunice gibt es einen weiteren Handlungsstrang. Mich hat es leider ziemlich gestört, dass man lange kaum Zusammenhänge zum Hauptplot finden kann. Schließlich habe ich die beiden aber doch gemocht.

Der Roman ist in einem verhaltenen, aber geschmeidigen Ton gehalten. Das ist nicht gerade Hochliteratur, das sollte man auch nicht erwarten.
Die Liebesgeschichte zwischen Laura und Freddie hat mich nicht so beeindruckt wie die Zuneigung, die Eunice ihren Bommer gegenüberbrachte.

Mich hat in der Ausgangsposition vor allen die Unlogik irritiert. Warum hat Mr.Peardew die Gegenstände jahrelang gehortet anstatt sie zeitnah zurückzugeben? Die Besitzer hatten ja keine Chance, ihre Sachen von ihm zurückzubekommen. Warum soll sich jetzt Laura ins Zeug legen? Oder habe ich da was überlesen bzw. überhört, denn ich habe das Hörbuch mit 6 CDs, gelesen von Sprecherlegende Rufus Beck, gehört.
Das Hörbuch war ganz ordentlich gelesen, es gibt keine deutlichen Schwächen, aber allzu aufregend war es auch nicht.
Ich fand das Hörbuch mittelmäßig, war aber dennoch zufrieden, da ich auch nicht mehr erwartet hatte.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Die Welt der Toten in Irland

Der Freund der Toten
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Der Freund der Toten ist ein raffiniert durchkonstruierter Roman, bei dem es auf jeden Satz ankommt. Es kommt vor, dass Sätze wiederkehren, unter anderen Bedingungen. Das sind für den aufmerksamen Leser ...

Der Freund der Toten ist ein raffiniert durchkonstruierter Roman, bei dem es auf jeden Satz ankommt. Es kommt vor, dass Sätze wiederkehren, unter anderen Bedingungen. Das sind für den aufmerksamen Leser immer wider besondere Lesemomente.
Die Atmosphäre speist sich aus dem Schauplatz und der irischen Mythologie, in der es Trolle gibt und die Toten allgegenwärtig. Das verleiht dem Thriller mit Krimiplot die außergewöhnliche Note.
Die Autorin verfügt außerdem über das Talent, eigenwillige und eigenständige, originelle Figuren zu entwerfen. Das gilt neben der Hauptfigur Mahony, der im irischen Dorf Mulderrig über den Verbleib seiner Mutter forscht, vor allen für die exzentrische Mrs Cauley, eine ehemalige Schauspielerin, die im Dorf lebt und nicht selten mit sarkastischen Bemerkungen auffällt. Sie ist ein ganz besonderer Charakter.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass ich mich manchmal schwer mit dem Buch tat. Ein Grund ist die Zeit der Handlung, 1976, die mir gediegen vorkommt. Dann musste ich mich zwingen, mich wieder auf das Außergewöhnliche der Handlung einzulassen.
Den Sinn des deutschen Titel „Der Freund der Toten“ verstehe ich nicht ganz.
Sprachlich ist Himself, so der Originaltitel, sehr interessant. Obwohl ich von der deutschen Übersetzung überzeugt bin, würde ich manche Passagen auch gerne im Original lesen. Man darf gespannt sein, was von Jess Kidd noch folgen wird, dieser Roman jedenfalls bekommt schon jetzt viel Aufmerksamkeit.

Veröffentlicht am 08.06.2017

heller und angenehmer Erzählton

Lost in Fuseta
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Lost in Fuseta ist bestimmt kein besonders spannender Krimi, aber darum geht es ja auch nicht. Der Fall steht nicht im Vordergrund. Den ermordeten Privatdetektiv hatte ich im Verlaufe des Buches fast vergessen.
Man ...

Lost in Fuseta ist bestimmt kein besonders spannender Krimi, aber darum geht es ja auch nicht. Der Fall steht nicht im Vordergrund. Den ermordeten Privatdetektiv hatte ich im Verlaufe des Buches fast vergessen.
Man lernt durch viele spezifische Details in diesen Roman etwas von Portugal kennen. Das Buch ist angenehm zu lesen bzw. zu hören, denn ich hatte mich von das Hörbuch, gelesen von Andreas Pietschmann, entschieden. Dieser Sprecher beeindruckt mit der Ruhe mit der er vollkommen entspannt liest. Man kann seiner Stimme lange am Stück zuhören, ohne sich zu langweilen. Ich fand Andreas Pietschmann schon als Sprecher von Jonathan Troppers Sieben verdammt lange Jahre gut, nach dieser Produktion rutscht er bei mir in die Elite unter den Sprechern.
In den Dialogen gelingt es ihm, den Figuren stimmlich eine spezifische Färbung zu geben, und das ohne groß die Stimme zu verstellen.
Die Dialoge sind oft humorvoll und originell. Eine Stärke des Buches!
Auch der Humor wird gut eingesetzt, nicht aufgesetzt und nur einige Klischees werden eingesetzt.
Schließlich wird der Fall dann doch wieder interessanter. Es läuft auf einen Trinkwasserskandal hinaus und Umweltrelevanz wird eigentlich wichtiger als nur ein simpler Mord.

Mit dem deutschen Kriminalkommissar Leander Lost gelangt eine skurrile Figur an die Algarve. In Portugal wirkt er wie ein Fremdkörper, zuerst kommt er mit seinen neuen Kollegen nur schlecht zurecht. Er irritiert seinen Kollegen Graciana Rosado und Carlos Esteves
Doch Leander schafft es schließlich, ein Teil der für ihn neuen Umgebung zu werden. Aber nicht nur er ist eine sympathische Figur, sondern das ganze Team, in das er sich fügt. Ich mag die Leichtigkeit und die Entspanntheit, die komischen Momente und die Erzählintelligenz des Buches. Der Roman strahlt mit seinem warmen Ton die Helligkeit Portugals aus.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Bleibt in Ansätzen stecken

Roofer
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Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie ...

Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie auf Baugerüsten in erheblicher Höhe herumturnen, absturzgefahr ist stets gegeben. Sie filmen das und stellen es in youtube ein. Auf diese Leute stösst Alice durch ihre flippige Freundin Nasti, die sich in einen der Jungs verliebt und bereit für eine Mutpürobe ist. Es soll ein Liebesbeweis sein. . Die Szenen bei den Mutproben sind auch tatsächlich nicht schlecht beschrieben, das ist bildhaft gestaltet, obwohl manches zu aufgesetzt wirkt, selbst im ersten Kapitel merkt man das schon: "Und in meinem Kopf klatscht ein Körper auf Asphalt. In Endlosschleife. Immer wieder."
Mich beeindruckt das sprachlich nicht. Routiniert geschrieben ist das schon, wenn auch wenig aufregend.

Das Erwartbare wird geboten, aber wenig überraschendes.
Täuschend ist der Klappentext, bei dem man erwarten könnte, die Icherzählerin Alice bzw. ihre beste Freundin würden auch zu Roofern, aber ganz so ist das nicht.

Allzu ins Detail wird bei den Jugendlichen nicht gegangen.Sie sind weitgehend. profillos gezeichnet.
Selbst Alice mit ihren familiären und schulischen Problemen ist eine wenig originelle Figur. Nasti wird leicht klischehaft geschildert. leider wird es dadurch langweilig, da man kaum mit den Figuren mitlebt.
Es gibt dann noch Nikolas, der als Jugendlicher auf der Straße lebt. Da gibt es berührende Passagen, wenn er etwa seine Granny besucht und Gedichte liest, aber eigentlich wird auch aus dieser Figur viel zu wenig gemacht. Es werden Ansätze gebildet, aber nicht weiter ausgebaut. Als Leser frage ich moich da, was ich damit anfangen soll.

Die Roofers gehen Risiken ein, die Autorin weniger! Insgesamt ist der Roman sowohl sprachlich als auch inhaltlich limitiert. Ich kann ihn nicht empfehlen.