Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2017

ausgewogen

Tiefe Schuld
0

Tiefe Schuld ist ein Krimi, konventionell geschrieben, aber mit interessanten Themen.
Es wird offenbar realistisch die Arbeit auf einem Polizeirevier gezeigt, dazu gehören neben dem Leiter der Mordkommission ...

Tiefe Schuld ist ein Krimi, konventionell geschrieben, aber mit interessanten Themen.
Es wird offenbar realistisch die Arbeit auf einem Polizeirevier gezeigt, dazu gehören neben dem Leiter der Mordkommission diverse Kriminalkommissare. Insbesondere werden die Beziehung zwischen den Beamten vertieft.
Dazu gehört aber auch Tonis Gefühl, von den Kollegen geschnitten zu werden, da sie ihren gewalttätigen Freund Mike angezeigt hat, der selbst Polizist ist. Das verunsichert sie, lässt aber auch Wut entstehen.
Toni leidet noch sehr unter der gescheiterten Beziehung und den Misshandlungen, die sie erleiden musste. Aber sie will kein Opfer sein.
Sie ist deutlich als die Figur angelegt, mit der der Leser emotionell mitfühlt.
Wegen ihren Erfahrungen ist sie innerlich stark an dem aktuellen Mordfall beteiligt. Eine Frau wurde ermordet, die deutliche Spuren von Misshandlungen am Körper trägt. Zuerst ist da der Ehemann der Ermordeten verdächtig, aber als Leser ahnt man, dass es nicht so einfach ist. Manuela Obermeier lenkt ihre Leser geschickt durch die Handlung. Private Probleme der Hauptfigur halten sich die Waage mit den Schwierigkeiten der Ermittlung. Das ist ausgewogen gestaltet.
Die Nebenfiguren sind interessant, zum Beispiel Sören, Hans, Contutto oder der Rechtsmediziner Dr. Mulder
An einigen Stellen im Buch tat es mir Leid, dass ich den erste Teil um Toni Stieglitz nicht gelesen habe, da die Vorgeschichte doch ziemlich wichtig ist.

Veröffentlicht am 08.07.2017

düster

Teufelskälte
0

Wieder einmal ein Autor der als neuer Stern am Krimi und Thriller-Himmel gehandelt wird. Davon gibt es viele. So etwas ist für mich kein Maßstab. Zu sagen ist, dass Gard Sveen weiß wie man einen Thriller ...

Wieder einmal ein Autor der als neuer Stern am Krimi und Thriller-Himmel gehandelt wird. Davon gibt es viele. So etwas ist für mich kein Maßstab. Zu sagen ist, dass Gard Sveen weiß wie man einen Thriller gestaltet, sich beim Aufbau aber viel Zeit lässt.
Den Vorgängerroman „Der letzte Pilger“ kenne ich nicht, kann daher nicht sagen, ob es da wissenswerte Elemente gibt. Der Protagonist Tommy Bergmann ist ein bedächtiger Ermittler, manchmal melancholisch, aber dadurch noch lange kein Wallander (zum Glück). Ganz interessant ist die Nebenfigur, seine Kollegin Susanne, die alleinerziehende Mutter ist. Ihre Privaten Sorgen spielen eine Rolle.
Als Ermittlerteam sind die beiden zuerst einmal nicht so beeindruckend, aber sie bleiben dran m Fall.
Interessant ist weiterhin, dass der Ursprung des Falls lang zurück liegt, in der Vergangenheit, die auch Tommy betraf. Das weckt die Geister der seiner eigenen Vergangenheit, der er sich stellen muss.
Ob der seit Jahren in der Psychiatrie einsitzende Andras Rask wirklich der Mörder oder nur ein irrer ist, bleibt lange offen. Diese Figur beeindruckte mich weniger, ein Hannibal Lecter ist er nicht.

Trotz einer gewissen Langsamkeit im Erzähltempo wird es nicht langweilig. Das ist vermutlich ein typisches Merkmal für nordische Kriminalliteratur.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Sprachlich fein geschliffen

Liebe wird überschätzt
0

Die Autorin hat schon ein paar Bücher, hat sich aber noch nicht auf dem deutschen Buchmarkt durchgesetzt. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sie das mit diesem Erzählungsband schafft. Die kurze Prosa ...

Die Autorin hat schon ein paar Bücher, hat sich aber noch nicht auf dem deutschen Buchmarkt durchgesetzt. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sie das mit diesem Erzählungsband schafft. Die kurze Prosa ist ihre Spezialität. Man merkt, dass die Autorin Sprachwissenschaftlerin ist.
Es sind einige Kurzgeschichten erhalten, die auf den ersten Blick nicht voll erfassbar scheinen. Sentimentalität will die Autorin nicht zulassen. Diese Widerspenstigkeit ist nur eine scheinbare Schwäche. Mehrfach lesen ist zu empfehlen.

Die erste Geschichte lässt nach gutem Beginn zum Ende hin ziemlich nach, da die Litanei der Tochter der Protagonisten auch den Leser wie eine kalte Dusche erwischt.
Das ist aber sicher Absicht der Autorin und eine Methode, die sie noch wiederholen wird. Bei der zweiten Story „Der Tag nach dem Fest“ gefällt mir die strukturelle Komposition und die Erzählstimme, obzwar sie recht selbstreferenziell ist.

Die dritte Geschichte handelt überaschenderweis in einem Kloster. Sie überzeugt durch die starke Hauptfigur und dem Storyverlauf. Für mich der Höhepunkt des Bandes, da sie detailreich, zum Teil auch drastisch erzählt wird und konsequent abschließt. Man spürt die Energie, die von Valeria Parrellas Prosa ausgeht.
Das gilt auch für die nächste Geschichte Behave, die etwas von einer tragischen Familiengeschichte hat, dann aber durch die Sätze des Sohnes geerdet wird und so vor Rührseligkeit schützt.
Es folgen noch ein paar Stories, meist kürzere.

Nicht jede Geschichte reißt zu Begeisterungsstürmen hin, aber bei den meisten bleibt einiges hängen und man merkt, wie man auch später noch über die Inhalte nachdenkt.

Veröffentlicht am 04.07.2017

Wovon Okapis träumen

Was man von hier aus sehen kann
0

Ein gediegener Roman! Perfekt geschrieben und sehr originell. Dennoch tat ich mich anfangs schwer, da die Atmosphäre des Romans so leicht und gleichzeitig so schwer wirkt. Mir kommt diese dörfliche Szenerie ...

Ein gediegener Roman! Perfekt geschrieben und sehr originell. Dennoch tat ich mich anfangs schwer, da die Atmosphäre des Romans so leicht und gleichzeitig so schwer wirkt. Mir kommt diese dörfliche Szenerie wie aus der Welt gefallen vor und anscheinend ist die Handlung in der Vergangenheit, vermutlich die achtziger Jahre angesiedelt, jedenfalls gibt es noch die D-Mark.

Von Anfang an überzeugen die Figuren. Nicht nur die anfangs 10jährige Luise und ihr Freund Martin, auch besonders ihre Großmutter Selma und der Optiker, der ein guter Freund ist. Obwohl gerade die beiden eigentlich zu gut sind als das es noch glaubhaft wäre.
Auch die eigentümliche Art zu reden, den die meisten der Figuren, selbst Luises Eltern haben, verwundert.
Das ist vielleicht etwas übertrieben.

Spätestens als Luise dann im zweiten Teil des Buches mit Anfangs zwanzig so gut wie erwachsen ist, bin ich voll drin im Buch. Jetzt dominiert Luises Liebesgeschichte mit Frederik, einem buddhistischen Mönch.

Dann gibt es noch den Hund Alaska, der Luise in vielen Szenen begleitet.
8 Jahre später geht es weiter.
Die Art der Romanaufteilung in 3 Teile überzeugt voll.

Mariana Lekys Art zu schreiben ist nicht untypisch für die neue deutsche zeitgenössische Literatur und sie hat doch auch einen eigenen Stil. Es würde mich nicht wundern, wenn “Was man von hier aus sehen kann” für den deutschen Buchpreis nominiert würde.

Veröffentlicht am 16.06.2017

zahm

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
0


Als der Schriftsteller Anthony Peardew stirbt, hinterlässt er seiner Assistentin Laura sein Haus und viele gefundene Gegenstände, die er jahrelang gesammelt hat. Testamentarisch bittet er Laura, diese ...


Als der Schriftsteller Anthony Peardew stirbt, hinterlässt er seiner Assistentin Laura sein Haus und viele gefundene Gegenstände, die er jahrelang gesammelt hat. Testamentarisch bittet er Laura, diese Gegenstände. so weit wie möglich, den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben. Das führt zu der geschickten Erzählweise, kleine Geschichten dieser Menschen einzuschieben. Jetzt sind natürlich manche dieser kleinen Geschichten interessanter als andere, aber durch die Kürze der Storys wird Langeweile vermieden.
Weiterhin ist ein Hauptthema, zum Leben zu finden. Die passive Laura, die ihr Studium geschmissen hatte und deren Ehe gescheitert war, beschließt, aktiv zu leben. Dazu gehört auch die Freundschaft zum Gärtner Freddie, aus der mehr werden könnte und dass sie sich liebevoll um ein 19jährigs Nachbarmädchen mit Downsyndrom kümmert. Sunshine, wie das Mädchen sich nennt, ist durch ihre Arglosigkeit und Zutraulichkeit eine positive Figur im Buch. Natürlich überschlagen sich in dem Zusammenhang auch die Klischees. Daran sollte man sich nicht stören.
Bücher dieser Art gab es schon oft und das Rezept funktioniert immer noch, da viele Leser darauf anspringen.

Mit dem Verleger Bommer und seine Assistentin Eunice gibt es einen weiteren Handlungsstrang. Mich hat es leider ziemlich gestört, dass man lange kaum Zusammenhänge zum Hauptplot finden kann. Schließlich habe ich die beiden aber doch gemocht.

Der Roman ist in einem verhaltenen, aber geschmeidigen Ton gehalten. Das ist nicht gerade Hochliteratur, das sollte man auch nicht erwarten.
Die Liebesgeschichte zwischen Laura und Freddie hat mich nicht so beeindruckt wie die Zuneigung, die Eunice ihren Bommer gegenüberbrachte.

Mich hat in der Ausgangsposition vor allen die Unlogik irritiert. Warum hat Mr.Peardew die Gegenstände jahrelang gehortet anstatt sie zeitnah zurückzugeben? Die Besitzer hatten ja keine Chance, ihre Sachen von ihm zurückzubekommen. Warum soll sich jetzt Laura ins Zeug legen? Oder habe ich da was überlesen bzw. überhört, denn ich habe das Hörbuch mit 6 CDs, gelesen von Sprecherlegende Rufus Beck, gehört.
Das Hörbuch war ganz ordentlich gelesen, es gibt keine deutlichen Schwächen, aber allzu aufregend war es auch nicht.
Ich fand das Hörbuch mittelmäßig, war aber dennoch zufrieden, da ich auch nicht mehr erwartet hatte.