Liebe hat viele Fassetten. Und so vielschichtig wie die Liebe präsentiert sich dieses Buch von Valeria Parrella, in dem die Autorin in acht unterschiedlichen Erzählungen und Kurzgeschichten über die Liebe zu den eigenen Kindern, körperliche Liebe, zum Leben und zu Gott feinfühlig, laut, aber auch leise berichtet. Da ist die Liebe einer verheirateten Frau zu einem anderen Mann, deren Lebenslüge erst zusammenbricht, als dieser unerwartet stirbt und die eigene Tochter der verblüfften Eltern im Sommerurlaub deren Verlogenheit vorwirft. Da ist die Nonne, die ihre Liebe zu Gott aufgibt, um einem verlassenen Neugeborenen Mutter zu sein. Da ist die an Krebs schwer erkrankte Tochter, die ihren Eltern in der ihr verbliebenen Zeit den Sinn des Lebens näher bringt. Aber auch die Geschichte zweier Eltern, die die Liebe zu ihrem behinderten Sohn jeder auf seine Weise erlebt und interpretiert. Diese Geschichten sind mir persönlich am stärksten in Erinnerung gebliebe und haben mich sehr bewegt. Ich lese persönlich selten Kurzgeschichten oder Erzählungen. Aber ich war sehr neugierig auf die Autorin, da sie wohl in Italien schon den bekannten und gefeierten Autorinnen zählt. Das Cover ist wunderbar gestaltet und nimmt das Thema in seiner Vielschichtigkeit bereits eindringlich vorweg. Jede Geschichte ist anders erzählt und unterschiedlich lang und intensiv, manche leicht philosophisch angehaucht. Am stärksten bewegt hat mich allerdings die Sprache der Autorin. Die Geschichten sind nicht aufdringlich und hart. Sie sind sehr feinfühlig und sensibel erzählt. Viele Worte klingen wie Poesie. Überhaupt hat man manchmal das Gefühl die Erzählungen klingen so ganz anders als die meiste Gegenwartsliteratur. Hier schreibt wirklich eine Autorin, die von Sprache und die Art Geschichten zu vermitteln etwas versteht. Ich würde sogar behaupten, dass man nach so mancher Geschichte wirklich kurz innehält und über das Geschriebene reflektiert. Manche sind allerdings auch auf den ersten Blick nicht vollkommen erfassbar, was aber von der Autorin sicherlich auch so gewollt ist. Liebe ist nun mal nichts, was man leichtfertig abtut, manches tut weh, manches kompliziert, vieles wird erst begriffen, wenn es schon längst verloren ist. Genau ist der Sinn, den die Autorin vermitteln möchte. Daher zählt für mich dieses Werk schon jetzt zu den kleinen Schätzen in meinem Bücherregal. Fazit: Wunderbar feinfühlig erzählte Geschichten über die Liebe und ihre Fasetten. Bewegend, tiefsinnig und nichts für leichte Literaturliebhaber.