Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2023

Schwere Zeiten

Die Unwürdigen
0

Roy Jacobsen ist einer der etabliertesten Schriftsteller Norwegens, von dem man schon starke Romane gelesen hat, wie beispielsweise Das Dorf der Wunder oder Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte.
Auch ...

Roy Jacobsen ist einer der etabliertesten Schriftsteller Norwegens, von dem man schon starke Romane gelesen hat, wie beispielsweise Das Dorf der Wunder oder Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte.
Auch das neue Buch ist wieder ein wichtiger Roman, der zeigt, wie Jugendlich in schwierigen und chaotischen Zeiten gegen Ende der Besatzung in Norwegen und in der Nachkriegszeit aufwachsen müssen. Roy Jacobsen ist ein Meister der Details.
Es werden mehrere Jugendliche gezeigt, aber zentral im Mittelpunkt steht Carl. Zu seinen Freunden gehören Olav und Roah und andere. Sie haben es nicht leicht, finden aber ihre Wege um zu überleben.
Das hervorragend gemachte Cover mit den ernst dreinblickenden Kindern gibt Hinweise darauf, wie man sie sich vorstellen kann.
Ganz einfach macht der Autor es seinen Lesern nicht, nahe an die Figuren ran zukommen. Carl wirkt verschlossen und seine inneren Gedanken erfährt man nicht durchgehend. Dabei sind seine emotionalen Bewegungen erahnbar.
Das ist Roy Jacobsens stilistische Besonderheit des Erzählens. Die Beschreibungen der Handlung sind sehr ruhig gehalten, fast gemächlich.
Man kann das Buch dennoch empfehlen, denn es ist sorgfältig gemacht und hat viele ausdrucksstarke Passagen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.09.2023

Gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands

Traumland
0

In Traumland erzählt Adam Soboczynski von sich und wie er mit seinen Eltern 1981 aus Polen nach Deutschland gekommen ist.

Er erzählt mit einer große Geste der Lakonie.
Dadurch kann er offen erzählen, ...

In Traumland erzählt Adam Soboczynski von sich und wie er mit seinen Eltern 1981 aus Polen nach Deutschland gekommen ist.

Er erzählt mit einer große Geste der Lakonie.
Dadurch kann er offen erzählen, bleibt aber zum Teil auch zurückhaltend.
Am Anfang erzählt er von der Heimat. Er geht weit zurück bis vor seine Geburt. Sein Vater war 1970 bereits als 21jähriger Streikender auf der Danziger Leninwerft und später Mitglied der Solidarność. Die Mutter hat deutsche Wurzeln.
Und so zieht die kleine Familie schließlich nach Deutschland. Vom Land der Opfer in ein Land der Täter.
Die Schulzeit in der Provinz nimmt er stoisch, ernüchtert wahr.
Nach dem Studium beginnt zu schreiben und wird arbeitet schließlich bei einer bekannten Zeitung.

Seine eigene Karriere als Journalist und Literaturkritiker spart Adam Soboczynski im Buch aber weitgehend aus. Man erfährt daher von der Literaturbranche keine Intimitäten.
Seine Beobachtungen sind mehr oder weniger exemplarisch und zeigen ein gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands in diesen Zeiten.
Beim Erzählen springt der Autor auch mal wieder in die Gegenwart und wertet vieles von heute aus gesehen.

Es ist ein interessantes Erinnerungsbuch.

Veröffentlicht am 16.09.2023

Der Weg einer radikalen Frau

Meine Männer
0

Meine Männer ist ein Buch einer Norwegischen Autorin: Victoria Kielleand, und es erzählt von einer Serienmörderin.1876 ist sie siebzehn Jahre alt.
Es ist ein Buch, dass nicht nur durch eine ungewöhnliche ...

Meine Männer ist ein Buch einer Norwegischen Autorin: Victoria Kielleand, und es erzählt von einer Serienmörderin.1876 ist sie siebzehn Jahre alt.
Es ist ein Buch, dass nicht nur durch eine ungewöhnliche Protagonistin überrascht sondern auch durch die eigenwillige Stilistik. Es ist eine sehr dichte Sprache voller Intensität.In manchen Sätzen vielleicht zu viel. Da wirkt es übertrieben. Es gibt aber auch viele Abschnitte, die überzeugen. Mich überzeugten viele Passagen über das Leben in den USA. Die Handlung springt relativ viel in den Zeiten.

Wir sind im 19.Jahrhundert. Brynhilds Weg führt sie aus Norwegen in die USA. Hier wird sie zur Bella und später zu Belle. Aber sie bleibt eine rätselhafte, schwer fassbare Figur. Es bleibt das Gefühl großer Einsamkeit!

Belle Gunness gab es wirlich. Victoria Kielland macht aber eine literarische Fantasie aus ihr und zeigt die Getriebenheit einer Frau. Es wird meiner Auffassung nach aber nie zum Thriller. Es ist ein Psychogram, das nicht erklärt und das auch nicht will.

Veröffentlicht am 15.09.2023

Noir vom Feinsten

Die Höfe
0

An diesem Roman mag ich den Erzählstil mit wechselnden Perspektiven.
Die drei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren wechseln sich ab mit dem Berichten der Handlung.

Der Anfang mit der Krankenpflegerin ...

An diesem Roman mag ich den Erzählstil mit wechselnden Perspektiven.
Die drei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren wechseln sich ab mit dem Berichten der Handlung.

Der Anfang mit der Krankenpflegerin Git ist sogar eine Art Lebensbeichte.
Sie ist nicht weit entfernt von dem, was mit dem bösen Wort White Trash bezeichnet wird, doch immerhin ist sie tough.
Sie schuftet sich ab, um sich und ihre Tochter durchzubringen.
Dann verbringt sie eine Nacht mit einem miesen Typen, der am Morgen danach tot aufgefunden wird. Git hat Bedenken, für die Täterin gehalten zu werden.

Zweite Erzählerin ist Delia Mariola, die ermittelnde Kommissarin, die ebenfalls ein Kind hat.
Und dann gibt es noch den zynischen Connor, ein Drogendealer und ein Kumpel des ermordeten. Connor macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Drogengeld des Toten.

Der Handlungsort prägt die Stimmung des Buches mit. Es ist eine wirtschaftlich heruntergekommene Stadt namens Baxter.

Das Buch lässt sich gut und schnell lesen. Durch den Wechsel der Erzähler bleibt der Roman lebendig und einigermaßen temporeich.
A.F.Carter ist stark beim Entwerfen seiner Figuren und das Drama nimmt seinen Lauf.

Veröffentlicht am 14.09.2023

Das Buch mit dem Hahn auf dem Cover.

Als wir an Wunder glaubten
0

Helga Bürster schreibt ihren Roman „Als wir an Wunder glaubten“, den sie ins Jahr 1949 legt, so, dass es glaubhaftes Bild dieser schweren Zeit zeigt. Wie die Leuten reden und sich verhalten ist sowohl ...

Helga Bürster schreibt ihren Roman „Als wir an Wunder glaubten“, den sie ins Jahr 1949 legt, so, dass es glaubhaftes Bild dieser schweren Zeit zeigt. Wie die Leuten reden und sich verhalten ist sowohl typisch für die Zeit, aber auch für die Gegend, in Nähe von Moorlandschaft.
Sowohl das Dorf als auch die Landschaft lernt man beim Lesen kennen.
Das Personal des Romans ist die Stärke des Buches.
Da ist die 11jährige Betty Abels, dann Edith, ihre Mutter und die Nachbarin Annie.
Schwer mitgenommen kehrt deren Mann Josef aus dem Krieg zurück. Er ist in einem schlechten Zustand.

Man denkt manchmal, dass Buch wäre altmodisch geschrieben, aber das stimmt eigentlich nicht. Es ist gut strukturiert und zeigt glaubhaft eine schwere Zeit. Man spürt, dass Helga Bürster eine erfahrene Autorin ist.
Das Lesen war nicht durchgehend ein Vergnügen, aber beeindruckt hat mich das Buch!