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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2023

Grusel in der Isländischen Finsternis

NACHT
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Nur erfahrene Thriller-Leser und jene mit guten Nerven sollten dem Titel folgen und dieses Buch (auch) in der Nacht, oder wenn es draußen dunkel ist, lesen. Yrsa Sigurðardóttir bildet hier mit wenigen ...

Nur erfahrene Thriller-Leser und jene mit guten Nerven sollten dem Titel folgen und dieses Buch (auch) in der Nacht, oder wenn es draußen dunkel ist, lesen. Yrsa Sigurðardóttir bildet hier mit wenigen Charakteren ein fesselndes Setting. Eine Studentin, Sóldís, tritt ihre neue Stelle als Privatlehrerin und Hausmädchen auf einem abgelegenen kleinen isländischen Bauernhof an.

Doch dort leben keine “echten” Bauern, denn die Familie hat ihr Geld in Amerika gemacht. Die vier Personen isolieren sich auf dem Anwesen und auch die Töchter gehen nicht zur Schule.

Mit der Zeit findet Sóldís mehr über die Personen und ihre Stelle heraus. Sie ist nicht die Erste, die auf dem Hof arbeitet. Als dann immer öfter Dinge verschwinden und nicht mehr oder an anderer Stelle auftauchen, erscheint ihr der neue Job zunehmend als Falle…

Abwechselnd dazu begleiten wir die Polizei bei Ermittlungen auf eben jenem Hof. Beide Handlungsstränge laufen natürlich auf die Lösung zu, jedoch bremsen sie sich gegenseitig natürlich etwas aus. Das bringt manches Mal große Spannung, wobei der Strang der Ermittlungen nicht ganz so viel dazu beitragen kann wie die Rückblicke in die Vergangenheit rund um Sóldís.


“Nacht” ist nicht Teil einer Reihe und ebenso eigenständig wie “Schnee”. Die Autorin lässt jedoch Nebenfiguren auftreten, die Lesern von “Verschwiegen” und “Verlogen” kennen, einer Krimireihe von Eva Björg Ægisdóttir.

Veröffentlicht am 18.09.2023

Mehr als ein Mafia-Thriller

Skorpion
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Dass in der Finanzwelt nicht immer alles so ganz legal abläuft, ist grundsätzlich bekannt. Dass das organisierte Verbrechen gerne die Finger im Spiel hat, auch. Mit “Skorpion” zeigen die Autoren Matt Basanisi ...

Dass in der Finanzwelt nicht immer alles so ganz legal abläuft, ist grundsätzlich bekannt. Dass das organisierte Verbrechen gerne die Finger im Spiel hat, auch. Mit “Skorpion” zeigen die Autoren Matt Basanisi und Gerd Schneider, was alles möglich ist.

Dieser Thriller ist kein reines “Mafia-Buch” und auch keine Anleitung für Geldwäsche, aber der spannende Plot rund um David Keller, einen Ermittler der Schweizer Bundeskriminalpolizei, basiert auf vielen belegten Vorgängen.

Die harten Fakten sind im Buch gekonnt in fesselnde Szenen umgesetzt. Diese geben auch Einblicke in die Arbeit verschiedener Behörden, aber auch in die Gedankenwelt und Methoden der Verbrecher.

Die rund 400 Seiten sind schnell gelesen, aber gleichzeitig ermöglicht es die Geschichte auch, das Buch, wenn nötig, auch (fast) jederzeit wegzulegen. Es gibt nicht zu viele wichtige Protagonisten, was sehr hilft, den Überblick nach jeder Unterbrechung schnell wiederzugewinnen.

“Skorpion” ist für alle ideal, die an der Arbeit von internationalen Behörden interessiert sind und sich von den Finanzbegriffen nicht abschrecken lassen.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Agenten, Intrigen und ein Sprichwort

Der achte Kreis (Ishikli-Caner-Serie 1)
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Welche Bedrohung könnte groß genug sein, damit Militärischer Abschirmdienst Deutschland (MAD), Mossad und italienische Behörden dasselbe Ziel verfolgen? Mittendrin in diesem von Philipp Gravenbach entworfenen ...

Welche Bedrohung könnte groß genug sein, damit Militärischer Abschirmdienst Deutschland (MAD), Mossad und italienische Behörden dasselbe Ziel verfolgen? Mittendrin in diesem von Philipp Gravenbach entworfenen Szenario steckt mit Ishikli Caner zudem ein Mitglied der türkischen Mafia.

Sie ist eine Mischung aus Spionin und Soldatin und trifft nicht durch Zufall auf zwei Agenten des MAD. Doch von da an übernimmt eine andere Partei die Kontrolle über die Ereignisse.

Im Namen Gottes treiben bestimmte Kräfte im Vatikan Pläne voran, die letztlich auf Mustern aufbauen, gegen die sie, wenn andere sich ihrer bedienen, nur allzu gerne wettern. Der Zweck heiligt die Mittel. Nie war dieses Sprichwort zutreffender.

Ja, die Idee rund um Vatikan, Rom, Verschwörungen und Geheimpläne ist nicht neu und es wird auch in Zukunft solche Thriller geben. Für Fans des Genres ist “Der 8. Kreis” aber dennoch als unterhaltsam und dank der kurzen Kapitel und Schauplatzwechsel ein Pageturner.

Wer beispielsweise “Illuminati” gelesen hat, wird vertraute Orte wiederentdecken, aber aufgrund der Zeit, die zwischen der Entstehung beider Bücher liegt (mehr als 20 Jahre!) und dem damit einhergehenden technischen Fortschritt, gibt es bei diesem Thriller auch vieles, das nicht vergleichbar ist.

“Der 8. Kreis” ist aber ebenso wie “Illuminati” der Start einer Serie, die Fortsetzung ist bereits im Entstehen.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein kunstvoller Historienkrimi

Der Tod reist mit
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Je länger man in “Der Tod reist mit” liest, desto mehr vergisst man, dass das Buch erst kürzlich geschrieben wurde. Tom Hindle entführt uns ins Jahr 1924. Abgesehen von wenigen Szenen und Rückblicken findet ...

Je länger man in “Der Tod reist mit” liest, desto mehr vergisst man, dass das Buch erst kürzlich geschrieben wurde. Tom Hindle entführt uns ins Jahr 1924. Abgesehen von wenigen Szenen und Rückblicken findet die Handlung komplett auf der “Endeavor” statt, einem Passagierdampfer, der von Großbritannien nach New York unterwegs ist.

Das Schiff fasst 2000 Personen, was einerseits beeindruckend ist und andererseits bald zum Problem wird. Nämlich als einer der Passagiere umkommt. Glücklicherweise ist auch ein Ermittler unter den Passagieren, James Temple, der dem Kapitän seine Dienste anbietet.

Begleitet von Offizier Timothy Birch hat er nun vier Tage Zeit, die Umstände zu klären, wobei er natürlich davon ausgeht, dass es kein Unfall war. Sollten die beiden den Fall nicht rechtzeitig klären können, würde ein eventueller Mörder natürlich einfach von Bord spazieren und untertauchen.

Auf mehr als 470 Seiten führt der Autor den Leser gemeinsam mit den beiden Protagonisten durch die edlen und die weniger schönen Gänge und Räumlichkeiten des Schiffes. Nach und nach erfahren die beiden Männer, was sich in den Tagen an Bord alles zutrug und sie lernen sich auch gegenseitig besser kennen.

Was mit großer gegenseitiger Ablehnung beginnt, entwickelt sich nach und nach zumindest zu einem grundsätzlich respektvollen Verhältnis. Aus der heutigen Perspektive auch sehr spannend ist, wie die beiden vorgehen (müssen) und auf welche Hindernisse sie stoßen.

Wie findet man eine Person auf einem so großen Schiff, wenn man sie nicht eben auf dem Handy anrufen kann? Will man Informationen über eine Person einholen, gibt es außer den Befragungen (die widersprüchlich sein können) nur wenige Unterlagen wie beispielsweise das Schiffsbuch. Auch eine Spurensicherung oder Autopsie ist hier natürlich nicht vorhanden.

In dieser Welt braucht es zur Lösung eines Falles sehr viel Feingefühl und Menschenkenntnis. Temple und Birch werden diesbezüglich oft auf die Probe gestellt, was zwischendurch auch amüsant zu lesen ist. Doch Vorsicht - auch der Leser selbst hat hier eine Prüfung zu bestehen.

Veröffentlicht am 07.07.2023

Ein mörderisch guter Urlaub

Spur des Verrats
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In zwei europäische Großstädte des Jahres 1910 entführt uns Matthias Wittekindt mit diesem historischen Kriminalroman. Der Major des Preußischen Auslandsgeheimdienstes, Albert Craemer, wird kurz vor seinem ...

In zwei europäische Großstädte des Jahres 1910 entführt uns Matthias Wittekindt mit diesem historischen Kriminalroman. Der Major des Preußischen Auslandsgeheimdienstes, Albert Craemer, wird kurz vor seinem Urlaub noch in eine Ermittlung einbezogen.

Im Berliner Zoo gab es am helllichten Tag eine Schießerei. Noch bevor genau geklärt werden kann, wer hier auf wen und warum schoss, tritt Craemer mit seiner Frau die Zugreise nach Kopenhagen an. Er reist allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken dorthin, denn er will bei einer Tagung nützliche Kontakte knüpfen.

Seine Frau Helmine durchschaut sein Geheimnis und plant ihrerseits ein wenig Zeit fürs Kontakteknüpfen ein. Die durchaus unterhaltsame und fortschrittliche Beziehung der beiden ist ein tragendes Element dieses Krimis.

Und wie der Zufall es will, zieht es die Beteiligten der Schießerei auch nach Norden. Und da Alberts Mitarbeiter sich an deren Fersen geheftet haben, landen sie ebenfalls in Kopenhagen. Dank ein paar witziger Wendungen landen alle Hauptfiguren am Ende am selben Platz und alles gipfelt in einem komisch-ernsten Showdown.

Generell tanzt dieses Buch gekonnt auf der feinen Linie zwischen spannendem Historienkrimi und leichter Parodie mancher damaliger Methoden. Auch die Charaktere sind allesamt voll skurriler Eigenschaften und sie entdecken immer wieder neue Seiten an sich selbst. Auch der Schreibstil passt in die Epoche, er ist - angepasst an die Epoche - hin und wieder umständlich, aber dennoch gut zu lesen.