🍰 ✎ Oriana Fallaci - Brief an ein nie geborenes Kind
Als ich dieses Buch damals beim Stöbern entdeckte, habe ich nicht mit dieser krassen Lektüre gerechnet. Mir war Oriana Fallaci vorher unbekannt und wusste daher nicht, auf was ich mich da einlassen würde.
Auch ...
Als ich dieses Buch damals beim Stöbern entdeckte, habe ich nicht mit dieser krassen Lektüre gerechnet. Mir war Oriana Fallaci vorher unbekannt und wusste daher nicht, auf was ich mich da einlassen würde.
Auch nach den ersten Seiten war ich noch eher abgeschreckt, obwohl ich da schon anfing, mir Textstellen zu markieren. Es hat die typische kleine, enggeschriebene Schrift von früher, sodass ich dachte, dass Buch dauert mal wieder ewig, obwohl ich nur was Kleines für Zwischendurch wollte.
Irgendwann jedoch hatte mich der Monolog absolut in seinem Bann.
Die Frau beschreibt wirklich alle Gefühle, die in ihr vorgehen. Sie lässt keins aus, beschönigt nicht ein einziges. Für und Wider. Frei oder gebunden. Ja oder nein.
Ich denke, jede werdende Mama, jeder werdende Papa und auch Frauen und Männern, die darüber nachdenken, ob sie ein Kind in diese Welt setzen möchten, werden mit (fast) all diesen Emotionen überschwemmt.
"Mutterschaft ist keine moralische Pflicht. Sie ist eine bewußte Entscheidung." (S. 101)
Frau Fallaci hat nicht nur ein schwieriges Thema super umgesetzt, sondern traut sich auch das zu sagen, was viele lieber totschweigen. Worte, die sich die meisten nicht trauen, öffentlich zu sagen, werden einem hier vor den Latz geknallt.
"Weil ich dich satt habe!" (S. 69)
Ich behaupte, jeder nimmt aus diesen Zeilen etwas mit - egal ob Frau oder Mann, egal ob jung oder alt, egal ob Eltern oder werdende Eltern oder Kinderlose.
Die Schriftstellerin weiß einfach, wie sie jemanden erreicht, wie sie das auf den Punkt bringt, was sie sagen möchte.
Dies ist zwar mein erstes, aber definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen.
©2016 Mademoiselle Cake
Zitate:
"[...] es ist nicht die Angst vor den andern. Die andern kümmern mich nicht. Es ist nicht die Angst vor Gott. An Gott glaube ich nicht. Nicht die Angst vor dem Schmerz. Den fürchte ich nicht. Es ist die Angst vor dir, vor dem Zufall, der dich aus dem Nichts gerissen hat, um dich an meinen Leib zu hängen." (S. 7)
"Viele Frauen stelle sich die Frage: warum eigentlich ein Kind in die Welt setzen? Damit es Hunger und Kälte leidet, damit es betrogen und beleidigt wird, damit es von Krieg oder Krankheit gemordet wird?" (S. 9)
"Es hieße, dir vormachen, Kind, das Leben sei ein weicher Teppich, auf dem man barfuß laufen kann, und nicht eine Straße voller Steine. Steine, über die man stolpert und fällt, an denen man sich verletzt. Steine, vor denen man sich mit eisernen Schuhen schützen muß. Und nicht einmal das ist ausreichend, denn während du deine Füße schützt, gibt es immer irgendeinen, der einen Stein aufhebt, um ihn dir an den Kopf zu werfen." (S. 17)
"Der du die übelste aller Wahrheiten noch gar nicht kennst: die Welt ändert sich und bleibt wie zuvor." (S. 59)
"Aber genügt es, an die Liebe zu glauben, wenn man nicht an das Leben glaubt?" (S.107)