Die bisherigen Romane von Peter V. Bretts Dämonen-Zyklus sind mir über die letzten Jahre, wo ich diese Bücher gelesen habe, sehr ans Herz gewachsen, da sowohl der Autor, welcher übrigens im April 2018 wieder nach Deutschland kommt, als auch seine entworfenen Charaktere sehr sympathisch sind. Außerdem bestach sein Weltenbau durch Innovation und viel Abwechslung, weshalb es für mich nur eine Frage der Zeit gewesen ist, bis ich mich wieder in die Welt voller Dämonen stürze. Das Erscheinen des 5. Buches Das Leuchten der Magie habe ich jetzt zum Anlass genommen, um mir das dritte Abenteuer Die Flammen der Dämmerung zu Gemüte zu führen und wurde leider bitterlich enttäuscht.
Im Fokus des dritten Romans stand, analog zu den ersten beiden Romanen, wieder ein Charakter, dessen Vergangenheit wir detaillierter kennenlernen durften. Nachdem wir bereits die Vergangenheit von Arlen Strohballen und Ahmann asu Hoshkamin am’Jardir am’Kaji in den Bänden eins und zwei erlebt haben, war jetzt endlich auch erste Frau an der Reihe (okay, Leeshas Vergangenheit hat man ebenfalls in Band 1 etwas näher kennengelernt) vordergründig an der Reihe. Die Rede ist von Inevera, der ersten und mächtigsten Gemahlin von Ahmann Jardir. Man erfährt, wie sie von einer unbedeutenden Korbflechterin zur mächtigsten Frau im krasianischen Reich aufsteigt, welche Mittel sie für diesen Aufstieg einsetzt und wie skrupellos sie dabei vorzugehen weiß.
Darüber hinaus geht es selbstverständlich mit der eigentlichen Handlung voran. Das Tal der Holzfäller wappnet sich immer stärker gegen die Bedrohung durch die Dämonen, es entsteht ein riesiges Bollwerk gegen die Armeen des Hork und durch diese Kampfkraft wird das Tal gleichzeitig auch zum Magneten von allerlei Begehrlichkeiten und gerät somit vermehrt in den Fokus der Geschichte. Sowohl das krasianische Heer als auch die mächtigen Nordmänner und ganz normale Menschen wollen sich das Tal zu eigen machen, wodurch es nicht nur zu Konflikten gegen die Dämonen, sondern zusehends auch zu Konflikten unter den Menschen gibt. Dabei wird jedoch die stetig ansteigende Gefahr durch die Dämonen, insbesondere die neuen Dämonen unterschätzt, da die innerpolitischen Konflikte in den Vordergrund rücken. Kann sich die Menschheit dennoch gegen die dämonische Bedrohung behaupten?
Vorab muss ich sagen, dass ich es wirklich spannend finde, wie Peter V. Brett an seine Geschichte herangeht. Mir gefällt es wahnsinnig gut, die Vergangenheit der jeweiligen Protagonisten hautnah und aus deren Perspektive mitzuerleben, weshalb ich die zahlreichen Rückblicke sehr zu schätzen weiß. Dadurch erhält der Leser einen viel besseren Eindruck der jeweiligen Person und kann umso besser nachvollziehen, wieso die jeweilige Person so handelt, wie sie es tut. Daher habe ich mich auch sehr gefreut mitzuerleben, wie die sehr mysteriöse Inevera zu der mächtigsten Frau im krasianischen Reich herangewachsen ist. Doch durch die parallele Entwicklung der Protagonisten in der Vergangenheit bis zum aktuellen Geschehen sind Überschneidungen unvermeidlich. So muss man u.a. leider bereits zum dritten Mal miterleben, wie Arlen nach Krasia reist und dort einiges erlebt. Während es in Roman zwei als nette Wiederholung und Erinnerung noch als nützlich abgetan werden konnte, so war es in Band drei doch mittlerweile eher nervig, da sich die Überschneidungen mit Sicherheit über mehrere hundert Seiten erstreckt haben, auch wenn das nicht kontinuierlich, sondern in mehreren Episoden geschehen ist. Hier wurde viel zu viel erneut und zu ausführlich erzählt, ohne der Handlung wirklich nützlich zu sein.
Zudem hat es mich unglaublich genervt, dass die Frauen oft nur eine einzige Waffe haben, derer sie sich bedienen können und das ist Sex. Bereits während der Ausbildung von Inevera und ihrer Weggefährten wird oft und sehr ausführlich beschrieben, wie sie in den Kissenzimmern ausgebildet worden sind, um fantastische Liebhaberinnen zu werden, um ihren Gemahlen später zu dienen. Hier wurden die Frauen in meinen Augen zu oft einfach als Sexobjekte angesehen, die sich nur durch den Beischlaf gegen die Männer behaupten konnten. So verführt Inevera Ahmann und benutzt ihren Körper, um das zu bekommen, was sie will. Das gleiche macht sie übrigens auch mit einem Kontrahenten von Ahmann. Einfach traurig, dass hier nur der Blick auf diesen Aspekt gelegt worden ist. Dabei hat Peter V. Brett doch gezeigt, was Frauen können, denn die Frauen im Norden, von Leesha bis hin zu Renna sind eigenständige und starke Persönlichkeiten, die sich gegen die Männer behaupten können. Ich weiß einfach nicht, warum die krasianischen Frauen so herabgestuft werden. Dies fand ich absolut nicht gut!
Apropos Renna. Während ich sie eben noch als starke Protagonistin beschrieben habe, muss ich andererseits auch sagen, dass sie mir einfach unfassbar auf die Nerven gegangen ist. Nicht, weil sie sich selbst zu behaupten weiß. Das fand ich gut. Ich mochte es einfach nicht, wie rücksichtslos sie vorgegangen ist, um das zu bekommen, was sie will. Sie geht brutal und ohne Reue gegen jeden vor, ist eiskalt und man kann sie einfach nur hassen. Ich habe selten eine Person in einem Buch erlebt, die ich so wenig ausstehen konnte wie Renna. Dagegen ist Prof. Umbridge aus Harry Potter fast schon liebenswert. Selbstverständlich will sie sich beweisen, aber ihre Fehltritte häufen sich im Verlauf der Handlung arg und trotzdem will sie partout nichts dazulernen, was mich absolut gestört hat.
Auch die eigentliche Handlung ist trotz des enormen Umfangs des Romans von über 1.000 Seiten doch recht dünn. Es gibt Rückblicke, Sexszenen, Schlachten gegen Dämonen und das wars. Auch wenn es neue Dämonen gibt, die eingeführt werden und eine noch stärkere Bedrohung der Menschen darstellen als ohnehin schon, für die Handlung ist das irgendwie irrelevant. Ich könnte jetzt nicht sagen, dass sonderlich viel passiert ist. Letztendlich befindet man sich immer noch da, wo man am Anfang des Buchs gewesen ist. Wahnsinnig enttäuschend. Ich hoffe, dass dieser Band nur ein Ausrutscher gewesen ist, da so viel schief gelaufen ist, was in den vorangegangenen Bänden besser war. Peter V. Brett, was hast du uns hier nur angetan?
Fazit zu Die Flammen der Dämmerung von Peter V. Brett
Zu viele Wiederholungen, zu viel Zeit in den Kissenzimmern, nervige Protagonisten (insb. Renna Gerber) und trotz des enormen Umfangs von über 1.000 Seiten viel zu wenig neues. Hier ist leider viel zu viel schief gelaufen. Band 3 des Dämonen-Zyklus ist leider der bis dato schlechteste Teil der Reihe. Enttäuschend!