Es war ein großes Glück für die beiden Schwestern Eleonore und Sonia, dass sie beim Diebstahl auf dem Stuttgarter Wochenmarkt erwischt wurden. Dadurch konnten sie Katharina, die Königin von Württemberg, kennen lernen, die sie dann aus Mitleid als Küchenmägde ins Schloss holte. Während Eleonore sich rasch einfügt, Freude an der Arbeit hat und später sogar als Zuckerbäckerin zum Einsatz kommt, drückt sich Sonia vor jeglicher Arbeit und versucht, sich mit Hinterlist und Tücke durchs Leben zu mogeln. Als dann der Holzträger Leonhard mit Eleonore nach Russland auswandern will, lehnt diese aus Rücksicht auf ihre Schwester ab. Währenddessen versucht die aus Russland stammende Königin Katharina nach dem Vorbild ihrer Heimat die Armut in Württemberg zu bekämpfen …
Die Autorin Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Nach dem Gymnasium absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Übersetzerin und Wirtschaftskorrespondentin. Nachdem sie einige Jahre im Import- und Exportgeschäft tätig war, begann sie in den 1990er Jahren mit dem Schreiben historischer Romane. Diese wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von weit über 2,5 Millionen Exemplaren. Im Jahr 2015 wandte sie sich der Gegenwartsliteratur zu. Heute lebt Petra Durst-Benning mit ihrer Familie südlich von Stuttgart auf dem Land.
In ihrem Roman „Die Zuckerbäckerin“ schildert Petra Durst-Benning das Leben zweier ungleicher Schwestern zwischen 1816 und 1820 am Königlichen Hof in Stuttgart sowie das von Katharina, der zweiten Frau Wilhelm I. von Württemberg. Es vermischen sich hier Fiktion und Fakten, wie die Autorin selbst im Nachwort erklärt. Während die Geschichte von Eleonore und Sonia frei erfunden ist, ist das Schicksal der Katharina Pawlowna aus dem Haus Romanow geschichtlich belegt und gut recherchiert. Von 1816 bis 1819 war sie Königin von Württemberg. In ihrem Denken und Handeln der Zeit weit voraus, gründete sie während einer Notzeit (Missernten, Hungersnot) den ersten Wohtätigkeitsverein. Auch das Katharinenstift, das Katharinenhospital in Stuttgart und die Württembergische Landessparkasse gehen auf sie zurück, was im Buch sehr geschickt in die Handlung eingeflochten ist.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht, flüssig, gefühlvoll - ohne ins Kitschige abzudriften - und liest sich sehr angenehm. Sie versteht es gut, Menschen zu beschreiben und sie mit liebens- oder hassenswerten Eigenschaften auszustatten. Dadurch kann man als Leser tief in das Geschehen eintauchen und sich mit den Protagonisten freuen oder auch mir ihnen leiden. Die geschilderten historischen Tatsachen wecken die Neugierde, noch mehr über Katharina und die damalige Zeit zu erfahren, zumal hier ihre Bemühungen zu Bekämpfung der Armut in Württemberg sehr realistisch beschrieben sind.
Der Prolog zu Beginn nimmt bereits ein Teil des Schlusses vorweg, was ich eigentlich sehr schade fand, da es einen Teil der Spannung nimmt. Ein Nachwort mit interessanten historischen Fakten und ein Anhang mit zahlreichen Rezepten der Zuckerbäckerin, die gut erläutert und einfach nach zu kochen bzw. zu backen sind, vervollständigen das rundum gelungene Werk.
Fazit: Eine Lektüre zum Entspannen, leicht geschrieben und flüssig zu lesen.