Obwohl auch dieser vierte Teil der Serie durchaus für wohlige Gruselmomente sorgt, finden sich leider auch einige Längen darin
Als Merrily Watkins einem Fall von angeblicher Besessenheit nachgehen soll, der einem Kirchenmitglied des Kanonikus Becketts widerfahren ist, reagiert sie zunächst verhalten und vorsichtig auf dessen Vermutung.
Amy, ...
Als Merrily Watkins einem Fall von angeblicher Besessenheit nachgehen soll, der einem Kirchenmitglied des Kanonikus Becketts widerfahren ist, reagiert sie zunächst verhalten und vorsichtig auf dessen Vermutung.
Amy, die Adoptivtochter der beinahe schon fast fanatisch gläubigen Shelbones, hat sich bei einem Gottesdienst direkt im Altarraum übergeben und legt seitdem ein recht abweisendes Verhalten in Glaubenfragen an den Tag.
Um den Shelbones einen Gefallen zu tun, und um sie zu beruhigen, vereinbart Merrily einen Termin mit den besorgten Eltern und möchte eigentlich nur unter vier Augen mit Amy sprechen. Doch diese weigert sich lautstark und so muss Merrily unverrichteter Dinge wieder gehen.
Doch nur kurze Zeit später stellt sich heraus, dass Amy und Merrilys Tochter Jane etwas verbindet. Beide haben an einer Art geheimen Geisterseance mit zwei weiteren Mitschülern teilgenommen von der nun auch der Bischoff erfährt, der keineswegs amüsiert über diese "Veranstaltung" ist. Vor allem, als Amy plötzlich behauptet, Jane wäre die Rädelsführerin gewesen und hätte sie zu diesen Treffen gezwungen, bei denen Amy mit ihrer ermordeten Mutter in Kontakt getreten war.
Am meisten trifft diese Aussage jedoch Merrily, die geglaubt hatte, dass sie sich langsam besser mit ihrer Tochter verstehen und endlich auch eine Vertrauensbasis zwischen ihnen herrschen würde. Doch Jane macht währenddessen in Wales mit ihrem neuen Freund Eirion Urlaub und so kann Merrily sie nicht sogleich erreichen.
Zu gleichen Zeit macht auch der Musiker Lol auf dem Land eine Begegnung der dritten Art, als er eines Tages über ein Hopfenfeld läuft, begegnet er dort einer nackten Frau.
Zunächst schiebt er diesen Vorfall auf seine überspannte Phantasie, doch nur wenig später erfährt er von den Dorfbewohnern etwas über eine Art Hopfenfraugeist, der sich in der Vergangenheit immer nur zeigte, wenn Unheil drohte.
Schnell ist Lol klar, dass in diesem Dorf nicht alles eitel Sonnenschein ist. Er erfährt des weiteren einiges über Romabräuche, einen brutalen Mord an einem alten Mann, der ein Buch über die Roma schreiben wollte und eine schwelende Familienfehde, die selbst in der Gegenwart noch Bestand hat.
Als dann noch Merrily von dem Besitzer eines Hauses an diesen Ort gerufen wird, da es in seinen Räumen spuken soll, kommt es zu einer Verkettung von folgenschweren Ereignissen, die für Merrilys Karriere das baldige Ende bedeuten können…
Der vierte Teil der Merrily Watkins Reihe führt seine Leser wieder einmal ins dörfliche England, wo die Romanheldin es diesmal mit Aberglauben, Romabräuchen, spiritistischen Sitzungen und Besessenheit zu tun bekommt, aber auch mit intriganten Dörflern und einem rätselhaften Mord.
Stand Merrily bislang immer im Mittelpunkt des Geschehens, übernimmt in diesem Teil der Reihe jedoch definitiv Lol, der sensible Musiker, das Ruder bzw. steht er im Mittelpunkt, denn alles, was er in dem Dorf in dem er sich aufhält erfährt, bildet praktisch den Grundstein der Story, ohne zuviel verraten zu wollen.
Diese Wendung gefiel mir recht gut, allerdings fand ich es sehr schade, dass der Autor Merrily eigentlich typische berufliche Anfängerfehler auf den Leib schreibt- es mag vielleicht menschlich wirken, dürfte nach ihren bisherigen Erfahrungen jedoch nicht mehr vorkommen.
Auch blitzt Merrilys typisch trockener, sarkastischer Humor leider diesmal nur sehr selten durch.
Interessant sind Phil Rickmans Ausführungen über die Romabräuche und auch über die Hopfengewinnung geworden, die perfekt in die Geschichte integriert wurde, ohne belehrend zu wirken.
Obwohl auch dieser vierte Teil der Serie durchaus für wohlige Gruselmomente sorgt, finden sich leider auch einige Längen darin. Und mir fehlten zu einer Bestbewertung trotz des spannenden letzten Drittels, einfach mehr knorrige, eigenwillige Dörfler, die in den Vorgängerbänden stets für diverse Schmunzelmomente sorgten.
Pluspunkte sind jedoch, dass Lol, Jane und auch Eirion immer mehr in die Geschichten miteinbezogen werden und sich langsam aber sicher eine familiäre Stimmung zwischen allen Hauptfiguren der Serie einschleicht.
Am Ende versteht es der Autor wieder einmal meisterhaft alle Handlungsfäden zusammenzuführen und den Leser voller Erwartung auf den nächsten Band zurückzulassen.