Gelungener 2. Teil!
Nachdem Merrily Watkins im ersten Teil der neuen Krimireihe bereits erfolgreich ermitteln durfte, wird sie nun im aktuellen Teil der Serie mit ganz anderen Phänomenen konfrontiert- sie wird vom neuen Bischof, ...
Nachdem Merrily Watkins im ersten Teil der neuen Krimireihe bereits erfolgreich ermitteln durfte, wird sie nun im aktuellen Teil der Serie mit ganz anderen Phänomenen konfrontiert- sie wird vom neuen Bischof, der sich nach außen hin sehr aufgeschlossen gibt und der "verstaubten Kirche" einen moderneren Anstrich verpassen möchte, kurzerhand zur Beraterin in spirituellen Grenzfragen, was dem früheren "Job" des Exorzisten gleichkommt, befördert.
Trotz eines "Crashkurses" durch Huw Owen, der Merrily und ihre kirchlichen Mitstreiter sein Wissen über paranormale Phänomene mitgibt, bleiben ihr dennoch nachdrückliche Zweifel, die sich bestärken, als Merrily dem erfahrenen Exorzisten der "alten Schule" ihrem betagten Vorgänger Kanonikus Dobbs begegnet, den der neue Bischof lieber heute als morgen in den verdienten Ruhestand schicken würde.
Dobbs würde lieber einen männlichen Nachfolger auf seinem Posten sehen, was er Merrily schriftlich auf ganz unnachahmliche Weise mitteilt.
Eines Nachts wird Merrily zum Sterbebett eines Mannes, der im Krankenhaus liegt gerufen- dort macht sie das erste Mal am eigenen Leib Erfahrungen mit dem Übersinnlichen, was sie endgültig davon überzeugt, dieser neuen Berufung nicht gewachsen zu sein. Alle Versuche jedoch, den Bischof davon zu überreden, dass jemand anderes als Merrily besser dafür geeignet sei, schlagen fehl. Merrily ist verzweifelt, ist es nicht nur ihre einzige Sorge- Ihre Tochter Jane lässt sich mit "Satanisten" ein und Lol, ihr bester Freund quält sich mit Vorwürfen herum, da er den Selbstmord seiner ihm anvertrauten Bekannten nicht hat verhindern können. Oder war es am Ende gar kein Selbstmord?
Nachdem man im ersten Teil der Reihe "Frucht der Sünde" bereits in die Welt von Dorfpfarrerin Merrily Watkins eintauchen durfte und mit den darin agierenden Haupt und Nebenakteuren bekannt gemacht wurde, geht es nun, im zweiten Teil gleich von Anfang richtig los.
Wunderbar ist wieder einmal die feinsinnige Charakterisierung der einzelnen Personen geraten.
Es gibt auch ein Wiedersehen mit Merrilys intelligenter, schlagfertiger aber sturer Tochter und Lol, dem besten Freund von Merrily und ehemaliger Musiker, der diesmal nicht mehr ganz so depressiv durchs Leben geht.
Die Hauptperson ist aber wieder Merrily Watkins und das ist auch gut so, denn ich liebe ihre ironischen, trockenen und manchmal auch spitzen Bemerkungen und ihre interessante, nüchterne Betrachtungsweise auf die Dinge und ihre Berufung.
Während im ersten Teil der Reihe die paranormalen Elemente zugunsten der Einführung und des Kriminalfalles eher eine untergeordnete, kleine Rolle spielten, ist es diesmal genau umgekehrt.
Merrily wird mehrfach und sehr massiv mit unerklärlichen Dingen konfrontiert- selbst einer sterbenden Seele gelingt es zunächst, sich in ihrem Körper einzunisten und es bedarf einiger Anstrengungen und auch Hilfe von ihren Freunden, dass sie nicht an ihrem neuen Job verzweifelt und weiterhin einen klaren Kopf behält.
Dem Autor gelingt es perfekt Merrilys Ängste und Unsicherheit hervorzuheben- auch die Konfliktsituation mit ihrer Tochter ist nachvollziehbar inszeniert und immer wieder lässt Phil Rickman den Leser auch an seinem recherchierten Wissen über magische Rituale, Exorzismus u.ä. teilhaben.
Da es geschickt in die Story eingeflochten wurde, vermisst man den mäßigen Kriminalanteil eigentlich weniger, denn die Geschichte an sich sorgt schon für wahre Gänsehautstimmung.
Am Ende fließen die einzelnen Handlungsstränge plötzlich zusammen und ergeben ein Gesamtbild, das den Leser endgültig überraschen wird.