Wo der Schmerz ruht
Am 16. und 17. Juli 1942 verhaftete die französische Polizei in Absprache mit der deutschen Besatzungsmacht mehr als dreizehntausend in Paris lebende Juden. Die Erwachsenen ohne Kinder wurden in ein Sammellager ...
Am 16. und 17. Juli 1942 verhaftete die französische Polizei in Absprache mit der deutschen Besatzungsmacht mehr als dreizehntausend in Paris lebende Juden. Die Erwachsenen ohne Kinder wurden in ein Sammellager nordöstlich von Paris gebracht, die restlichen Personen, unter ihnen über viertausend Kinder sowie fast dreitausend Frauen, erst fünf Tage lang in einer Halle gefangen gehalten, um danach in diverse Durchgangslager verlegt zu werden, von wo aus sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in die Vernichtungslager in den Osten deponiert wurden. Rachel Jedinak, geborene Rachel Psankiewicz, ist zusammen mit ihrer Mutter sowie der älteren Schwester Louise verhaftet worden. Sie überlebte die erste Massenverhaftung, die als sogenannte Razzia vom Vélodrome d‘Hiver in die Geschichte einging. In dem vorliegenden Buch berichtet sie als Zeitzeugin von dieser grausamen Zeit und davon, warum und wie ihr die Flucht gelungen ist.
So schmal wie das Büchlein ist, so erschütternd und schmerzhaft ist, was Rachel Jedinak beschreibt. Dabei bedient sie sich der Sprache der Kinder, wie sie selbst eines war, als das Grauen seinen Anfang nahm. Nicht immer war sie in der Lage, überhaupt zu begreifen, was damals geschah, was absolut verständlich ist, wenn man bedenkt, dass manch erwachsener Mensch kaum in der Lage ist, die damaligen Zustände nachzuvollziehen, geschweige denn zu verstehen. Umso wichtiger waren und bleiben solche Zeitberichte. Gegen das Vergessen.