Bilderbuch für Erwachsene
Mariam Aladra bekommt ein Kind. Die Wehen setzen früher als geplant ein und so findet die Geburt ihres Sohnes unter einer Straßenbrücke statt. Soweit die kurze Handlung von Rafik Schamis Weihnachtsgeschichte ...
Mariam Aladra bekommt ein Kind. Die Wehen setzen früher als geplant ein und so findet die Geburt ihres Sohnes unter einer Straßenbrücke statt. Soweit die kurze Handlung von Rafik Schamis Weihnachtsgeschichte „Die Geburt“, die dieses Jahr als Bilderbuch für Erwachsene erschienen ist.
Rafik Schami spielt dabei mit der arabischen Märchentradition, indem er sehr konkrete Fakten wie Namen und Orte mit märchenhaftem Erzählen vermischt. Schon im ersten Satz des Büchleins ist dieser Ton angeschlagen: „Es war oder es war nicht“, so beginnt Schamis „Die Geburt“.
Dass Mariam Aladra aus der westjordanischen Stadt Bir Zait stammt, ist da kein Zufall. Von hier sollen bereits die Märchen aus Tausendundeiner Nacht stammen. Auch nicht, dass Cousin Jusuf plant, in Mannheim ein Restaurant zu eröffnen, in dem er vor dem Schließen seinen Gästen eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen will.
Das Spiel mit Traditionen zeigt sich auch in den Anspielungen auf die biblische Weihnachtsgeschichte. Hier gelingt es Schami, „falsche Fährten“ zu legen – Jusuf ist eben nicht der biblische Josef, und Mariam trifft sich eben nicht mit der schwangeren Elisabeth, sondern mit einer (nicht schwangeren) Claire. Dass die heiligen drei Könige auch ganz anders aussehen, überrascht nicht.
Die Geschichte selbst hat mich – vor allem aufgrund ihrer Kürze – nicht so sehr angesprochen oder gar berührt. Dies gelang aber den Illustrationen von Mehrdad Zaeri. Ganz in blau gehalten haben sie mich mit ihrem Charme in ihren Bann gezogen.